Studie zur Mitte der Gesellschaft

Politik und Weltgeschehen
Faust

Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von Faust »

Magdalena61 hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 01:04billigste Propagandepolemik
Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.
Ein deutsches Sprichwort :engel: :devil:
Rembremerding hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 07:33Man ist entsetzt über seine Realität (z.B. AfD-Wähler wollen eine Diktatur) und Herzenshaltung, kompensiert dies aber mit einer Verklärung seiner Motive und dem Aufbau eines genügend großen und schrecklichen Feindbilds, gegen das man kämpfen muss
Ich denke, dass der Aufstieg einer rechten Partei in Deutschland seit langer Zeit vorbereitet wurde. Sie haben nur auf den richtigen Augenblick gewartet. Der Verlag Antaios auf dem Rittergut Schnellroda ist das intellektuelle Zentrum der Neuen Rechten in Deutschland. Es gibt eine europaweite Vernetzung der extremen Rechten in Europa bis ins bürgerliche Lager hinein. Götz Kubitschek traf sich mit Vertretern der neofaschistischen Bewegung CasaPound in Italien. Der Name bezieht sich auf den Schriftsteller Ezra Pound, einen Anhänger Mussolinis.

„Kubitschek hat es geschafft, sich als Vordenker der Neuen Rechten wirkungsvoll in Szene zu setzen. Er ist aber vor allem ein einflussreicher Taktiker“, sagt der Magdeburger Rechtsextremismus-Experte David Begrich. Eine Erklärung dafür liegt in Kubitscheks Vergangenheit. Er studierte auf Lehramt, nahm als Offizier der Reserve an einem Bundeswehreinsatz in Bosnien teil. Dass ihn die Zeit beim Militär geprägt hat, merkt man. An der oft militärischen Sprache in Reden, an seinem Hang zu Autorität und Ordnung, auch an seiner Neigung zum Strategischen. In seinem wohl wichtigsten Werk geht es vor allem um Strategie. Es ist ein kleines Büchlein namens „Provokation“, erschienen im Jahr 2007. Der Soziologe Thomas Wagner bezeichnet es als eine der „einflussreichsten Publikationen der radikalen Rechten der jüngeren Zeit“. Darin propagiert Kubitschek das Unerwartete, den gezielten Regelverstoß. Er wendet die Methode damals auch selbst an, gründet die „Konservativ Subversive Aktion“, stört 2008 zusammen mit anderen etwa eine Lesung von Günter Grass. Im Grunde ist es die rechte Adaption linker Proteststrategien. Seine Überlegung sei gewesen, „wie sich eine in wesentlichen Feldern machtlose Gruppe Gehör verschaffen kann“, sagt Kubitschek im Gespräch.

Vor diesem Hintergrund muss man auch seine Beziehung zu den „Identitären“ verstehen, die sich als hippe, rechte Aktivisten präsentieren. Kubitschek hat sich stets gewünscht, dass seine Provokationsmethode Nachahmer finden würde. 2012 lernt er den Österreicher Martin Sellner kennen, den Anführer der deutschsprachigen Identitären. Kubitschek wird für Sellner eine Art Mentor. Die Identitären klettern in den Jahren darauf aufs Brandenburger Tor, blockieren die CDU-Zentrale in Berlin, mauern eine Moschee in Parchim zu. Kubitschek sagt, es habe ihn stolz gemacht, dass sein Bändchen „Provokation“ bei Protestaktionen in die Kamera gehalten wurde. Auch für die AfD, glaubt Kubitschek, sei „Provokation lange der Schlüssel zum Erfolg gewesen“. Es verwundert insofern nicht, dass neben Höcke eine Reihe von AfD-Politikern regelmäßig in Schnellroda zu Gast ist – etwa der einflussreiche brandenburgische AfD-Chef Andreas Kalbitz. Auch mit Parteichef Alexander Gauland tauscht sich Kubitschek aus.

[...]

Auch die Autoren, deren Bücher Kubitschek verlegt, passen zum Teil nicht zum Image des kultivierten Rechtsintellektuellen. Da ist etwa Thor von Waldstein, der einst im Bundesvorstand der NPD saß und den Holocaust als „US-amerikanisches Kulturprodukt“ bezeichnete. Oder Akif Pirincci, Autor des Buchs „Umvolkung“, der Flüchtlinge als „Moslem-Müllhalde“ beschimpfte und wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Wie steht Kubitschek dazu? Pirincci sei kein Vordenker der AfD, sondern ein Schriftsteller „mit einem hochprovokanten Sound“, sagt Kubitschek. „Deswegen finde ich es tolerabel, was er sagt, obwohl ich es selbst nie so sagen würde.“
tagesspiegel.de: Götz Kubitschek - der Stratege der Neuen Rechten

@Magdalena: mich würde interessieren, was du über diese rechte Propaganda denkst und weshalb du darüber nicht besorgt bist? Inzwischen sollten die Alarmglocken klingen.
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lovetrail
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Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von lovetrail »

Martin Sellner ist ein Phänomen muss man sagen. Trotz dem man ihn mit Prozessen überzieht, medial fertig zu machen versucht, seine Konton immer wieder kündigt, seine Wohnung durchsucht und sein digitales Equipment beschlagnahmt, private Aufzeichnungen der Presse zuspielt usw trotz allem bleibt der Typ charakterfest, freundlich, besonnen und eloquent.

Man muss eigentlich zu ihm halten, sonst hat man weder Herz noch Verstand. Es ist wie in einem Thriller, wo der Protagonist böse Machenschaften aufdeckt, worauf dann die Schergen des Systems hinter ihm her sind.

:-)
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Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von Faust »

lovetrail hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 20:51 Martin Sellner ist ein Phänomen muss man sagen. Trotz dem man ihn mit Prozessen überzieht, medial fertig zu machen versucht, seine Konton immer wieder kündigt, seine Wohnung durchsucht und sein digitales Equipment beschlagnahmt, private Aufzeichnungen der Presse zuspielt usw trotz allem bleibt der Typ charakterfest, freundlich, besonnen und eloquent.

Man muss eigentlich zu ihm halten, sonst hat man weder Herz noch Verstand. Es ist wie in einem Thriller, wo der Protagonist böse Machenschaften aufdeckt, worauf dann die Schergen des Systems hinter ihm her sind.

:-)

Solche Aussagen von dir wundern mich nicht. Deine Verschwörungstheorien passen sehr gut zu den Reichsbürgern und mich würde es nicht wundern, wenn du dich in dieser Szene bewegst.
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lovetrail
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Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von lovetrail »

Faust hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 20:59
Solche Aussagen von dir wundern mich nicht. Deine Verschwörungstheorien passen sehr gut zu den Reichsbürgern und mich würde es nicht wundern, wenn du dich in dieser Szene bewegst.
Mit Reichsbürgern hatte ich bisher noch nichts zu tun.

Es ist auch nicht so, dass ich mich politisch festlegen würde. Ich bewege mich eigentlich mehr in der links-alternativen Szene. Als Christ möchte ich mit allen Richtungen Kontakt halten (dürfen) und versuche auch die Standpunkte zu vermitteln. Natürlich sind nicht wenige Linke total irritiert, wenn man die Identitäre Bewegung nicht verteufelt. Aber das beruht eben mE auf medialer Vorverurteilung und nicht wirklicher Kenntnis. Martin Sellner ist sogar bekennender Christ (katholisch).
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Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von Hiob »

lovetrail hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 21:05 von lovetrail » Fr 3. Mai 2019, 21:05

Faust hat geschrieben: ↑
Fr 3. Mai 2019, 20:59

Solche Aussagen von dir wundern mich nicht. Deine Verschwörungstheorien passen sehr gut zu den Reichsbürgern und mich würde es nicht wundern, wenn du dich in dieser Szene bewegst.

Mit Reichsbürgern hatte ich bisher noch nichts zu tun.

Es ist auch nicht so, dass ich mich politisch festlegen würde. Ich bewege mich eigentlich mehr in der links-alternativen Szene. Als Christ möchte ich mit allen Richtungen Kontakt halten (dürfen) und versuche auch die Standpunkte zu vermitteln. Natürlich sind nicht wenige Linke total irritiert, wenn man die Identitäre Bewegung nicht verteufelt. Aber das beruht eben mE auf medialer Vorverurteilung und nicht wirklicher Kenntnis. Martin Sellner ist sogar bekennender Christ (katholisch).
Ohne hier in eine Meinungs-Diskussion einzutreten (ich kenne Herrn Sellner nicht):

Was wir in Europa haben, ist ein Kampf um die zukünftige Meinungs-Führerschaft, bei dem auf beiden Seiten erbittert und unfair gearbeitet wird. - Interessant: Das hat primär NICHTS mit "Ausländern" zu tun - diese werden allenfalls bei Bedarf instrumentalisiert (was übrigens nicht ungefährlich ist, weil es gerade am Ende, wenn alle vom Kampf müde sind, nicht unüblich ist, sich auf Kosten der Opfer zu einigen: "Nicht Du, gegen den ich die ganze Zeit gekämpft habe, ist der Feind, sondern die Minderheit - einverstanden?" - "Einverstanden - abgemacht". - So entstehen Pogrome - aber das war jetzt nur nebenbei).

Es hat vielmehr um einen Kampf
a) zwischen einem überzogenen Gesellschafts-Bild der "Neuen Mitte" (die viele "links" nennen)
b) und dem traditionellen Gesellschaftsbild zu tun.
Bisher hatte a) zweifellos die Meinungs-Führerschaft und glaubt auch heute noch, dass nichts naheliegender sei als dieses. - b) hat aufgeholt und will übernehmen. ----- Das Problem aus MEINER Sicht: Beide Seiten liefern jeweils ein Ragout aus richtig guten Sachen und gefährlichem Schwachsinn ab, so dass man nicht einfach von "die Guten" und "die Bösen" reden kann. - Es wird wohl noch 10 Jahre dauern, bis sich die Gemäßigten auf beiden Seiten durchgesetzt haben, so dass Koalitionen möglich sind.
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Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von lovetrail »

Ja Hiob, das hast du treffend dargestellt, finde ich.

Wobei der Trend meiner Meinung schon nach links geht. Die Rechten sind da eigentlich noch ein letztes Aufbäumen gegen den Zeitgeist. Beinahe die gesamte Medienlandschaft ist links. Alternative Kanäle geraten immer mehr unter Druck und werden von Zensur bedroht, bzw von den social media sites gelöscht.

Man sieht an der Verfolgung der Identitären in Österreich (welche inhaltlich diesselben Punkte vertreten wie die derzeitige Regierung) wie stark der internationale Druck ist. Eine Hysterie ist losgebrochen und jeder muss sich nun distanzieren, was das Zeug hält. Das Ganze wurde losgetreten durch die Spende des Christ-Church-Attentäters an Martin Sellner (Chef der Identitären Österreichs).

LG
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Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von lovetrail »

Damit ihr euch mal selbst ein Bild über diesen "hochgefährlichen Mann" machen könnt (hoffe das ist erlaubt hier):

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Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von Hiob »

lovetrail hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 22:11 Wobei der Trend meiner Meinung schon nach links geht.
Das ist wirklich ein lustiges Thema, da ich das, was Du "links" nennst, als "saturiert-mittig" bezeichnen würde. - "Links" gibt es bei uns in Deutschland bei gerade mal knappen 10% der Bevölkerung (viele in der Partei DIE LINKE, einige JuSos der SPD) - das, was Du "links" nennst, ist aus deren Sicht "Klassenfeind".
lovetrail hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 22:11 Das Ganze wurde losgetreten durch die Spende des Christ-Church-Attentäters an Martin Sellner (Chef der Identitären Österreichs).
Ich weiß nicht, was die "Identitären" sagen und meinen - aber dafür kann nun wirklich keiner was.
lovetrail hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 22:11 Eine Hysterie ist losgebrochen und jeder muss sich nun distanzieren, was das Zeug hält.
Das ist unsere Medien-Gesellschaft. - Wenn Hysterien pro Adolf waren, entsetzt man sich, wenn es eigene Hysterien sind, sind sie gut - ich finde BEIDE schlecht, weil Hysterien immer unaufgeklärt sind.
Faust

Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von Faust »

lovetrail hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 21:05Natürlich sind nicht wenige Linke total irritiert, wenn man die Identitäre Bewegung nicht verteufelt. Aber das beruht eben mE auf medialer Vorverurteilung und nicht wirklicher Kenntnis. Martin Sellner ist sogar bekennender Christ (katholisch).
Klar, Martin Sellner macht einen sympathischen Eindruck und ist darum das medienfreundliche Gesicht der Rechtsextremen :) sie wollen schließlich rechtes Gedankengut in die Mitte der Gesellschaft tragen und dort dauerhaft verankern.
Das Operationsfeld der Identitären ist die „Metapolitik“: der vorpolitischem Raum. Dort wollen sie die Diskurshoheit und kulturellen Hegemonie erlangen, um einen Begriff von Antonio Gramsci zu verwenden. Was mich angeht, so fühle ich mich extrem gelangweilt von dem Links-Rechts-Schema. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts sollte nicht mehr mit dem begrifflichen Instrumentarium des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts beschrieben werden.
Die Identitären sind weder neu noch ungewöhnlich. Ideologie und Auftreten stehen in der Tradition des Faschismus.
zeit.de: Keine Überraschung, sondern in der Tradition des Faschismus
Rembremerding

Re: Studie zur Mitte der Gesellschaft

Beitrag von Rembremerding »

Faust hat geschrieben: Fr 3. Mai 2019, 22:29 Klar, Martin Sellner macht einen sympathischen Eindruck und ist darum das medienfreundliche Gesicht der Rechtsextremen
Er ist ein Rassist und Antisemit, das muss man wissen, wenn man ihm nachfolgt.

Aber auch er ist nur Manipulationsmasse, nach dem Motto:
"Da wo wir nicht sind, ist unser Feind..."

Hysterie und Dauerempörtheit sind die Auswüchse von Ideologien. Dort wird die Vernunft betäubt.
Die größten Lügner waren schon immer die glaubwürdigsten Demagogen. Alle nennen sie sich Demokraten und arbeiten dennoch nur auf eigene Rechnung. Und was sich Opposition nennt, sitzt im selben Zug, denn sobald sie an die Macht kommt, stellen sie die Rechnungen aus.

Sogenannte linken Revolutionäre suchen nach Bestätigung, Anerkennung, Bewunderung. Sind sie etabliert, wollen sie arrogant ihrem Narzissmus alle anderen unterordnen.
Jene angepassten Demokraten und ihren sogenannten liberalen Alternativen geht es allein um Erfolg, Überleben des Stärkeren, um gierig immer mehr Geld zu verdienen. Die nationalistische Variante davon will dasselbe zusätzlich mit Verbreitung von Angst und auch mit Krieg, denn auch am eigenen Stolz wollen sie verdienen und darin Bestätigung.

Keine Seite jedoch geht es um die Bedingungslosigkeit des Lebens. Es geht ihnen immer nur um die Dinge selbst. Alles muss Zweck haben und ihnen Nutzen bringen. Keinem geht es um das Sein an sich. Und weil das Volk das Heilige in sich ebenso immer mehr verliert, haben sie das Denken des Volkes auf ihrer Seite. Das verbindet sie und schafft sogar Abhängigkeit voneinander.

Deshalb sitzt man als Christ meist zwischen allen Stühlen: Weil man nüchtern bleibt und deshalb vernünftig und man die Ideologien durchschaut. Weil man um das Heilige im Menschen weiß, Gottes Liebe, die bedingungslos ist, für jede Rasse, für jedes Aussehen, mag man für Menschen noch so zweck- und nutzlos sein. Weil man das Leben empfängt und nicht nur duldet.

In jeden Menschen begegnen wir Christus. Behandeln wir sie so, als müssten wir ihnen in alle Ewigkeit in die Augen sehen.

Servus :wave:
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