Glaube vs Philosophie

Rund um Bibel und Glaube
Spice
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Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von Spice »

Michael hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:01
Spice hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 15:40 Es ist also nur die Frage, ob wir gute Philosophie/Theologie betreiben, d.h. ob wir alle existentiellen Elemente berücksichtigen oder schlechte Philosophie/Theologie.
So weit, so gut, wir sind wieder bei den Begrifflichkeiten. Es erklärt nicht, warum sich Paulus in Kol. 2:8 sehr scharf gegen die Philosophie stellt. Dazu hätte ich gerne eine weitere Meinung als die, welche ich mir selbst schon gebildet habe.
"Seht zu, dass nicht jemand sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christus." (Kol. 2,8) Die Philosophie gibt es nicht. Was Paulus hier meint, wird aus dem Kontext deutlich. Man soll sich durch alles das nicht verführen lassen, was von Christus wegführt, was also nur Weisheit der Welt ist. Ein,wenn auch sehr einfaches, Beispiel für die Weisheit dieser Welt ist: Lasst uns Fressen und Saufen, denn morgen sind wir tot. Oder, man muss im Leben zu etwas kommen. Oder, man darf sich nicht alles gefallen lassen usw.
Spice
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Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:13
Michael hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:01 Es erklärt nicht, warum sich Paulus in Kol. 2:8 sehr scharf gegen die Philosophie stellt.
Er stellt sich gegen die GRIECHISCHE Philosophie,
Nein, das gilt nicht allgemein. Plato und Aristoteles wurden von der Theologie (zurecht) rezipiert.
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Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:20 Nein, das gilt nicht allgemein. Plato und Aristoteles wurden von der Theologie (zurecht) rezipiert.
Ja - das sit aber nach Paulus. - Paulus bezieht sich auf das, was er auf dem Areopag erlebt.

Jetzt soll es gar nicht darum gehen, die greichische Philosophie zu verteufeln - es geht darum, dass sie zu den "letzten Fragen" keine Antworten geben kann, weil sie ganz anders ausgerichtet ist.
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Helmuth
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Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:13 Er stellt sich gegen die GRIECHISCHE Philosophie, die nicht theologisch unterlegt ist.
Das sagt er aber nicht, sondern das denkst du. Er stellt sich gegen alles was nicht gemäß Christus ist, und dazu bildet die Philosophie nur einen Bereich. Er redet auch von Menschenlehren und nennt sie Betrug. Die Theologie wieder kommt z.B. bei 1. Tim. 4:1 ganz schlecht weg, wobei das noch nicht alle Gedanken sind, die er dazu äußert.

Es gab halt damals kaum etwas anderes als „griechische“ Philosophie. Man kannte keinen Sir Karl Popper oder Immanuel Kant. Aber auch diese stehen nicht auf dem Fundament Christi, und sie sind weder Griechen noch vertreten sie antike griechische Denkmuster.

Paulus war also so radikal zunächst alles zu verwerfen, was der damaligen Denkwelt entsprach, nannte es regelrecht „Dreck“, um es auf ein völlig neues Fundament in Christus zu stellen und darin sind für ihn alle Schätze der Weisheit enthalten.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von Hiob »

Michael hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:50 Das sagt er aber nicht, sondern das denkst du.
Naja - er kann doch nicht alles sagen, was er denkt. Da sind wir schon auch gefragt.
Michael hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:50 Es gab halt damals kaum etwas anderes als „griechische“ Philosophie.
Eben.
Michael hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:50 Man kannte keinen Sir Karl Popper oder Immanuel Kant.
Eben.
Michael hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 16:50 Aber auch diese stehen nicht auf dem Fundament Christi, und sie sind weder Griechen noch vertreten sie antike griechische Denkmuster.
Richtig. - Natürlich gibt es inzwischen eigenständige europäische Philosophien.
Rembremerding

Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von Rembremerding »

Die wichtigsten philosophischen Strömungen seiner Zeit werden in Apg 17:18 genannt:
Einige von den epikureischen und stoischen Philosophen diskutierten mit ihm und manche sagten: Was will denn dieser Schwätzer? Andere aber: Er scheint ein Verkünder fremder Gottheiten zu sein. Denn er verkündete das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung.
Beide Schulen konkurrierten, die einen waren grob darauf aus, aus dem Leben alles zu holen, bevor man stirbt, die anderen waren "stoisch", also gegen Gefühle im Übermaß. Die ersten werden etwa noch hier angesprochen:
Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott der Bauch und ihre Ehre besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. Phil 3:19
Die Stoiker eher hier:
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 1Kor 3:16
Dies, weil sie den Leib als Gefängnis des Körpers sahen und ihn vernachlässigten. Bevor man groß leidet, so eine Lehrart, ist Selbstmord angebracht.
Sie waren es auch, die beim Wort des Paulus hellhörig wurden, weil er von der Auferstehung sprach. Das kannten sie auch: Die Auferstehung des reinen Geistes, nachdem der Körper abgelegt.
Beides sind Lehren, die durch Nachdenken entstanden. Beide kannten keine Erlösung und Beziehung zu einer göttlichen Person, die Stoa nur abstrakt zu den Göttern. Dennoch kann man die Stoa als eine der menschenfreundlichsten philosophischen Lebensanschauungen der antiken Zeit betrachten. Allerdings entdeckt man schnell jene Hoffnungslosigkeit, in Bezug auf die letzten Dinge und die Ewigkeit.
Wie Stoiker ticken kann man hervorragend in Marc Aurels "Selbstbetrachtungen" nachlesen. Man wird überrascht sein, wieviel christlicher Lebensstil dort zu finden ist, obwohl der römische Kaiser und Spätstoiker den Christen gegenüber sehr kritisch eingestellt war, ohne sie aber groß zu verfolgen.
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Helmuth
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Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von Helmuth »

Rem, wo bleibt die Antwort auf meine Frage, warum sich Paulus gegen die Philosophie ausspricht? Was denkst du? Bitte dazu deine Meinung.

Feststehen sollte, dass er Andersdenkende nach seiner Bekehrung nicht mehr verfolgte. Dann wendete sich das Blatt vom Verfolger zum Verfolgten, und dazu gehörten nicht nur Juden, sondern auch etliche Griechen.
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Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von lovetrail »

Im Kolosserbrief ist mE mit "Philosophie" nicht eine abstrakte griechische Philosophie gemeint sondern eher gnostische Strömungen, welche sich mit den "Elementen des Kosmos", also mit Engelmächten (und sog. Archonten) einließen.

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
Rembremerding

Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von Rembremerding »

Michael hat geschrieben: Mi 29. Jul 2020, 20:48 Rem, wo bleibt die Antwort auf meine Frage, warum sich Paulus gegen die Philosophie ausspricht? Was denkst du? Bitte dazu deine Meinung.
Wegen falscher Sicht auf die Auferstehung, Erlösung durch eigenes Bemühen zum besseren Menschen, Verachtung des Leibes, Ausleben der Begierden, Lüste und Gefühle. War doch aus dem vorhergehenden Beitrag ersichtlich, dachte ich. Im Grunde deswegen, weil sie zwar an Götter glaubten (das taten die hellenistischen Philosophen der epikureischen und stoischen Schule), aber niemals annahmen, dass Götter zu Menschen werden, sterben und auferstehen, um dadurch die Menschheit erlösen zu können.
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lovetrail
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Re: Glaube vs Philosophie

Beitrag von lovetrail »

Generell gesehen würde ich Philosophie, als Handwerkszeug, nicht zu gering achten.

Gerade was Reflexionsfähigkeit, Konsistenz der Auslegung und Analyse der begrifflichen Bedeutungen anbelangt, kann Philosophie gute Dienste leisten.

Es ist ähnlich wie mit "der Musik". Technisches Können und musiktheoretisches Wissen sind gute musische Voraussetzungen, aber für sich allein genommen (ohne Inspiration) können sie nur blenden.

LG
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