Travis hat geschrieben: ↑Sa 17. Sep 2022, 11:41
Zippo hat geschrieben: ↑Fr 16. Sep 2022, 21:34Gruß Thomas
Hallo Thomas,
vorweg danke ich Dir für diesen Thread. Eine solche Situation zu bemerken und ins Fragen zu kommen ist immer eine gute Gelegenheit die eigene Position zu bestimmen. Das ging Hiob auch so. Er erkannte am Ende, wen er da auf die Anklagebank setzte und kehrte um.
Ich finde das Handeln Gottes an Hiob eigentlich lieblos. Und die Antwort, die Hiob erhält, finde ich eigenartig. Mußte Hiob nicht denken: "was geht mich an, daß du die Welt geschaffen hast und damit auch manches Leid. Mich interessiert, warum ich leiden muß, wo ich doch immer treu und redlich war und mir keiner Schuld bewußt bin ?". Gott nennt dem Hiob nicht die Umstände und Gründe für seine schwere Prüfung.
Aber überwältigt von der Gegenwart Gottes, tritt das ganze Leid Hiobs in den Hintergrund und seine Fragen, die er Gott stellen wollte, werden nicht gestellt und er spricht sich sogar schuldig. Hiob 42,1...
Seine anklagende Haltung weicht der Ehrfurcht. Kann man seine jetzige Haltung als Liebe bezeichnen oder hat der Hiob seinen Gott am Ende doch nicht mehr so geliebt, wie vorher, wo er sich von Gott treu umsorgt sah ?
Travis
Wenn ich mir solche Frage stelle, stelle ich sie dem, der sie beantworten kann. Gott ist Liebe und entsprechend ist sein Wort voller Hilfestellungen, Beispiele, Erklärungen und Ratschlägen. Er hat uns mit seinem Wort all Deine Fragen beantwortet und es ist der Heilige Geist, der den persönlichen Bezug zu jedem einzelnen herstellt, bis zum heutigen Tag. Denn es ist ein Geist, ein Herr, ein Glaube und ein Leib.
Gott ist die Liebe sagt 1 Joh 4,16. Das kommt den meisten Menschen seltsam vor. Beim Betrachten der Schöpfung kann der Eindruck entstehen, daß hier jemand sehr liebevoll gestaltet hat. Aber wenn man sonst so die Welt betrachtet, dann kommen doch eher bedenken, was die Liebe Gottes angeht.
Das Wort Gottes ist von großer Tiefe und wirklich sehr interessant. Das lese ich allerdings erst, nachdem ich mit 34 Jahren zum Glauben an den Herrn Jesus Christus kam.
Zum Glück habe ich anfangs nicht so viel über das Leid Jesu nachgedacht, sonst wäre mir diese Liebe auch sehr merkwürdig vorgekommen.
Aber seither begleitet mich sein Geist und die guten Engel helfen mir und das gibt bei aller Not auch ein Gefühl der Geborgenheit und es gibt Führung und Beistand in allen Lebenslagen. Natürlich wird die Geborgenheit manchmal auch für eine Zeit getrübt, dann kommen mahnende Stimmen, später Reue, Umkehr, weil ich sich schlecht fühle und schuldig. Denn in solchen Zeiten mache ich viele böse Worte und liebe Gott gar nicht mehr so sehr.
Travis
Als ich Deine Zeilen las, musste ich an Psalm 23 denken. Viele lern(t)en ihn auswendig, es wurden viele Lieder darüber gedichtet und viele Bücher dazu geschrieben. Je länger ich für Gott lebe, je mehr verstehe ich diesen Psalm. Mit "verstehen" meine ich den Bezug in die Realität meines eigenen Lebens. Darin sagt uns Gott so viel über das Leben, den Weg den wir gehen, die Positionen die Menschen und die Gott einnimmt.
Viele jahre frage ich mich, wie jemand im Angesicht seiner Feinde (Situationen die ich als Bedrohung einstufe) Hunger haben kann? Denn ich neige eher dazu nervös zu werden, was mir gehörig auf den Appetit schlägt. Wie kann es sein, dass ich Trost erfahre, wie es in Psalm 23 beschrieben wird. Ich hielt es wirklich für unmöglich. Aber ist es das generell? Ist Psalm 23 lebensfremd, Helden vorbehalten oder am Ende ein reines Märchen? Oder kommt es mir nur so vor, weil ich selbst noch nicht den vollen Zugang dazu habe?
Travis, stell dir vor, du wärst ein Schaf. Du weidest auf einer grünen Aue und du ahnst ja nicht, was da für böse Wölfe die Herde umkreisen.
König David hat bei dem Psalm, eine Schafherde betrachtend, an sein eigenes Leben gedacht. Er war selbst auch Hirtenjunge gewesen und hatte für seinen Vater Isai die Herde vor bösen Tieren bewahrt. 1 Sam 17,34-36 Da hat sich auch das große Gottvertrauen Davids entwickelt, mit dem er dann gegen den Goliath angetreten ist.
Den Appetit hat es den Kriegern damals nicht verschlagen, denn David war eigentlich gekommen, um seinen Brüdern etwas zu essen zu bringen. 1 Sam 17,17-18
Ich selbst komme mir auch jeden Tag umzingelt vor und ich merke diese unguten Geister und weiß, wenn da nicht noch Gottes schützdende Hand wäre, dann wäre es um mich geschehen. Ps 91,....11....Gottes Engel bilden den Schutz und auch das Bleiben unter dem Schirm Gottes. Da habe ich nicht mehr alles gemacht, was mir einfiel und habe mich von Gottes Hand führen lassen.
Travis
Psalm 23 spricht ja nicht nur von Leid. Im Gegenteil. Aber es verschweigt Leid, Bedrohung und Gefahr auch nicht. Jeshua hat seinen Jüngern im Grunde das gleiche gesagt. In der Zeit als ich mich Christus zuwenden durfte, stand Leid nicht auf der Tagesordnung was die regelmäßige Predigt oder die Bibelstunden anging. Ich kann das gut verstehen, denn der Segen, die Fülle, seine Führung, Bewahrung, seine Stärkung und den Sinn den nur er einem Menschen gibt, übertreffen das Leid um Längen. Dennoch hat Jeshua nie verschwiegen, wie schwer das Leben als sein Nachfolger hier auf Erden werden kann und wird. Für solche Phasen sind seine Zusagen wie die in Psalm 23, wichtig. Auch wenn die Gefühle eine andere Sprache sprechen, unser Denken dunkel geworden und unser Leben beladen ist, sind wir nicht allein. Er bewahrt uns vor vielem, aber eben nicht vor allem. Die Erlösung des Leibes steht erst noch bevor. Darauf laufen wir zu, dahin streben wird und bis zu diesem Moment rufen wir Menschen auf, sich mit Gott zu versöhnen.
Soweit, erstmal ganz kurz.
Die Nachfolge kann so manches Leid beinhalten und je ernster wir es meinen, und je mehr wir die Wahrheit treffen, und tun was Gott von uns will Eph 2,10, desto mehr werden wir von der Gegenseite angegriffen. Eph 6,11...
Meine Gemeindeaktivitäten sind hierbei aber drastisch zurückgegangen. Früher habe ich hin und wieder Kalender verteilt, Traktate. Ja, ich war sogar bei den Gideons und habe an den Schulen Bibeln verteilt. Das fiel dann erst mal flach.
Eine zeitlang habe ich meinen kranken, gläubigen Arbeitskollegen besucht, der nach 2 jähriger Krankheitsphase gestorben ist, eine ältere Dame habe ich wöchentlich besucht, bis sie zu ihrer Tochter gezogen ist. Das fiel dann auch erst mal weg.
Man kann doch auch Gott lieben, indem man den Nächsten liebt ?
Gruß Thomas