Claymore hat geschrieben: ↑Sa 3. Feb 2024, 17:04
Glauben ist also die tolle Lösung? Hast Du die ganze Einleitung von Descartes' Meditationen vergessen?
Das sind wieder mal Nebelkerzen. Der Mensch ist gezwungen, etwas zu glauben oder nicht zu glauben, wenn er keine absolute Wahrheit ermitteln kann. Ändert daran die Einleitung der Meditationes etwas?
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 3. Feb 2024, 17:04
Na ja, Descartes' ganze Motivation war doch von den Vorurteilen und bloßen Meinungen wegzukommen, die man durch seine Erziehung und generell seine Kultur einfach so aufgenommen hat. Aus gutem Grund, denn die Erfahrung zeigt, was solcher Glaube anrichten kann.
Da hat Descartes doch recht. Was hat das mit obigem zu tun?
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 3. Feb 2024, 17:04
Wirklich atemberaubend, dass so etwas ernsthaft vorgeschlagen wird.
Dann mach halt auch was draus, wenn es schon atemberaubend ist <Ironie aus>. Im Ernst: Du steigst (wie dies in der modernen Philosophie üblich ist) genau da erst ein, wo es zu spät ist, sich die eigentliche Grundsatzfrage zu stellen. Erneut: Was fällt Dir anderes ein als "Glaube", wenn Du etwas ontisch nicht festmachen kannst? Natürlich kannst Du alles Mögliche methodisch (letztlich anthropozentrisch) festmachen, aber das ist halt kategorial etwas anderes als etwas ontisch festzumachen, was für das Subjekt nicht geht. Deshalb muss man den Gap zwischen methodischer Ermittlung (oder auch auf emotionaler Ebene) und "was ist wirklich der Fall" durch Glaube überbrücken. Es geht nicht anders. Auch wenn man es nicht begreift, geht es nicht anders.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 3. Feb 2024, 17:04
Von daher geht's nicht darum, dass man die Wahrnehmungsebene verabsolutiert, sondern sie nicht als irrelevant / unsicher zu degradieren, sodass man darauf sein "Ontisch" draufklatschen kann
Das wäre auch unpraktikabel. Viel wichtiger ist, dass man sich immer der Relations-Bedingtheit bewusst ist. Wenn zwei Menschen von einem Bären verfolgt werden, reicht es für den einen Menschen, schneller zu sein als der andere. Insofern sind relative Gegebenheiten schon wichtig. Dies in Frage zu stellen, stand nie zur Debatte.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 3. Feb 2024, 17:04
D.h. ich habe eine Rechtfertigung zu glauben, dass ich nicht Opfer eines Dämons bin oder in der Matrix lebe. Und wenn dies wahr ist, dann weiß ich es.
Aber Du weißt nicht, ob es wahr ist, es sei denn, Du definierst es als wahr. Die Kausalität ist andersrum, als Du denkst, nämlich: "Weil mich meine Wahrnehmung wissen lässt, dass x, bezeichne ich x als Wahrheit".
Nun nehme ich praktischerweise genauso wie Du an, dass die von Dir zitierten Beispiele auch ontisch wahr sind - aber nur deshalb, weil ich GLAUBE, dass uns unser (anthropozentrisch!) Gehirn nicht täuscht. - Wären wir Ingenieurs-Kollegen oder beide Naturwissenschaftler, würden über solche Dinge nicht diskutieren, weil wir uns aus Gründen der Disziplin innerhalb unserer professionellen Systeme bewegen würden, also einig wären, wenn wir gleich professionell wären.
Unsere Probleme hier tauchen nur dann auf, wenn man bereit ist, ganz Grundsätzliches zu hinterfragen. Dies ist allerdings insofern wichtig, als dass es einem Auskunft über eigene Grundlagen gibt.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 3. Feb 2024, 17:04
Auf dreiste und zynische Weise ein Kriegsverbrechen zu leugnen ist kein "framen"
Es ist schwer, die Wahrheit zu ermitteln, wenn sich propagandistisch zwei Framings gegenüberstehen und Profis dahinterstecken. Insofern sind wir schon wieder beim Thema: Ich GLAUBE, dass in diesem Fall die westlichen Quellen näher an der Wahrheit sind - einfach nach Abwägen dessen, was man so hört. Beim nächsten Fall kann es anders sein.
Mit anderen Worten: Unsere Mainstream-Medien sind trotz vieler ausgezeichneter journalistischer Leistungen nicht pauschal als glaubwürdig anzusehen, weil bei zu vielen Themen vorab geframed wird. In den USA ist es noch schlimmer (man schaue sich nur die Murdoch-Presse an).
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 3. Feb 2024, 17:04
Du hast irgendwelche Behauptungen aufgestellt, ohne irgendwelche echten Begründungen, sondern kamst nur mit fiktiven (!) Beispielen von Studien über Extremismus an.
Du vermischst hier zwei Sachen:
1) Das Extremismus-Beispiel zeigte, dass "wissenschaftliches Wissen/Nachweise" bei identischer Fragestellung komplett gegensätzlich sein können - je nach voraus-gesetztem Modell. Dieses Statement gilt in der Regel NICHT in der Naturwissenschaft, aber um so öfter in gesellschafts-wissenschaftlichen und philologischen Disziplinen. Journalisten sind in der Regel diesbezüglich bildungsfern und verfassen deshalb bei bestem Gewissen und zudem provozierend selbstbewusst oft Artikel, deren Aussagen wissenschaftlich gestützt wirken, aber inhaltlich falsch sind.
2) Das Thema "sexueller Missbrauch" hat mit 1) zwar zu tun, aber eher am Rande. Bei 2) geht es konkret darum, dass die Medien in aller Regel grobe Verstöße gegen Grundlagen in Sachen semantischer und historischer Wahrheit begangen haben und zudem die Rechtskultur und somit letztlich die Verfassung missachtet haben. Warum? Weil es bei eigenen mangelnden Grundlagen um so leichter ist, sich zu Erfüllungsgehilfen von Narrativen zu machen, auf die hin man framed. Dies wäre ein eigener Thread - Du darfst davon ausgehen, dass ich dazu genug Beispiele gesammelt habe, die bei ergebnisoffenem Denken nicht ignoriert werden können.