Spice hat geschrieben: ↑Do 30. Jan 2025, 11:28
Nein. In der Mystik geht es nicht um "Gestalt", sondern gerade um das Gestaltlose, es geht um die Lebensqualität. Mystik ist höchstes Empfinden. Ein moderner Mystiker und Theologe, der nich nur theoetisch daherredet:
https://manfredreichelt.wordpress.com/2 ... qualitaet/
Daraus:
Ich kenne viele, oder besser gesagt, die meisten derer, die meinen, sie seien Christen und hätten den „rechten Glauben“ (zu den sie natürlich andere bekehren möchten), die nach Jahrzehnten nicht glücklicher sind als zum Zeitpunkt, da sie sich bekehrten. Viele sind sogar mürrisch und unzufrieden geworden. Die Welt erscheint ihnen so schlecht, dass sie nicht mehr leben möchten.
Das alles kann ich nicht als Frucht des Heiligen Geistes ansehen, denn diese ist, nach Paulus, „ Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Enthaltsamkeit „ (Gal 5,22). Glaube ist keine Weltflucht, kein Sehnen, endlich von der Erde gehen zu können, sondern ein Absterben unserer Sünden, d.h. falschen Bestrebungen, sodass wir – ganz gleich, wo wir uns befinden – heil, gesund und glücklich sein können. Glaube ist Hingabe an unsere ewige Natur und damit ein Loslassenkönnen unserer selbst, d.h. aller unter dem Zepter der Angst und Sorge stehenden Bemühungen um physischen Lebenserhalt und materielles Wohlergehen. Jesus sagte es so: „Wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden“ (Mt 16,25). Nicht länger müssen wir unter äusserem oder inneren Druck handeln. Erst recht nicht in unserer westlichen Welt, wo jeder Mensch ein Dach über dem Kopf und alles Nötige zum Leben hat (1. Tim 6,8-10). Nicht die Dinge dieser Welt machen glücklich, sondern die Liebe zu ihnen macht uns von ihnen abhängig. Wir sind dann ein Spielball äusserer Faktoren. Deshalb fragte Jesus im Anschluss an obige Worte: Wie will ein Mensch seine an die Schöpfungsinhalte verfallene Seele wieder lösen? (Mt. 16,26)
Das Heil besteht in der Loslösung. (..)
Man muss sich nicht loslösen aus allen weltlichen Verträgen, man kann aber. Also Stück für Stück schauen, was brauche ich wirklich. Man kann die weltlichen Abhängigkeiten abbauen, alles was meine Zeit raubt, die ich sinnvoller verbringen kann.
Viele mystisch Praktizierende heute nutzen ihre Freizeit sinnvoll, haben eine Meditationsbank oder ein festes Kissen zuhause für die tägliche Einkehr. Den Atem beobachten und in Distanz Gedanken hochkommen lassen, das führt zum Erkennen des Egos. Man wird gewahr, so wunderbar bin ich ja gar nicht. Man schaut seinen eigenen Müll an und irgendwann kommt das Erkennen, es reicht. Das lasse ich los. Und es gelingt nicht, man bittet Gott. Diese Einkehr eröffnet ein klares Sehen und ein klares Bekennen.
Auch der Stolz (ich bin ein echter Rechtgläubiger) könnte als Einbildung erkannt werden.