Hiob hat geschrieben: ↑Do 23. Dez 2021, 07:56
Trotzdem darf der Staat eine Impfpflicht verordnen - bei Masern und anderen Krankheiten gibt es das ja schon.
Die Masernimpfpflicht wird immer wieder gerne als Beispiel genommen. Allerdings merke ich persönlich davon überhaupt nichts. Wo ich hin gehe oder wo ich her gehe, wurde ich noch nie danach gefragt. Mit einer allgemeinen Impfpflicht hat das nach meinem Verständnis also wenig zu tun.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 23. Dez 2021, 07:56
2) Wir haben eine Vertrauenskrise in Bezug auf Kommunikation. Die Medien erscheinen als Magd der Wissenschaft und als Parteigänger von gesellschaftlichen Trends - wie soll man denen glauben, wenn es mal eng wird.
3) Medien wissen in der Regel nicht, was Wissenschaft ist und was es nicht ist - das wissen oft Wissenschaftler selber nicht.
4) Wir haben erzwungenen Neusprech - Wissenschafts-Jargons werden auf die Allgemeinsprache übertragen und die Medien übernehmen es einfach. - Wer nicht mitmacht, gilt als unaufgeklärt, selbst wenn er das Gegenteil ist.
Meine Quellen sind hauptsächlich die Öffentlich Rechtlichen Medien. So einseitig, wie du das jetzt darstellst, sind die nicht. Es braucht keinen Ken Jebsen, Gunnar Kaiser oder Nachdenkseiten, um Zweifel an Moral und Kompetenz von Staat, Verwaltung und Wirtschaft zu bekommen. Die ÖR liefern genug Stoff dafür. Allerdings muss man auch schon ein wenig über den Tellerand und engen Zeitrahmen von Tagesschau und heute Journal hinaus schauen.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 23. Dez 2021, 07:56
5) Umgekehrt müssen sich Impfverweigerer gefallen lassen, dass ihre Argumente Schrott sein könnten. - Aber es gibt halt keine Vertrauens-Instanz, auf die beide Seiten hören würden.
So ziemlich jedes Argument was normensetzende Allgemeingültigkeit fordert, kann nur Schrott sein. Es gibt da wirklich nur ganz ganz wenige Ausnahmen. Daher halte ich auch nix vom Kategorischen Imperativ.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 23. Dez 2021, 07:56Klar - aber man kann der Politik nun wirklich nicht vorwerfen, dass sie eine Bedrohung erfindet, um die Pharma zu füttern.
Die Politik sicher nicht, aber einzelne Politiker, die dazu auch noch Lobbyisten sind, schon. Es ist also anders rum, dass die Pharmaindustrie eine Weltanschauung in Gesundheitsfragen und Krankheitsursachen konstruiert und damit auch Politiker beeinflusst. Glaubst du nicht ? Dann empfehle ich an dieser Stelle wiederholt das Buch von
Ethan Watters - Crazy like us.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 23. Dez 2021, 07:56Allein der Gedanke, dies als Mutprobe zu thematisieren, zeigt mir, wie dekadent unsere Gesellschaft geworden ist. - Ich frage mich wirklich, wie Deutschland in einigen Jahrzehnten dasteht - es schwant nichts Gutes.
Ich sprach da eher von einer unterbewussten Ebene. Ich nannte ja diesen Widerspruch zwischen einerseits Verharmlosung und andererseits Glorifizierung. Wenn sich solche Spannungen offenbaren, ist eigentlich klar, dass wir es mit Ideologien zu tun haben. Ideologien müssen nicht schlecht sein, aber sie sind per Definition kritisierbar und nie allgemeingültig. Was sich als alternativlos und allgemeingültig darstellt ist die größte und übelste aller Ideologien.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 23. Dez 2021, 07:56Psychologisch richtig. - Aber wie kann es überhaupt so weit kommen? - Es gibt heute noch Menschen, die Kriegszeit und Nachkriegszeit erlebt haben. - Da hatte offenbar psychologisch eine Beinamputation ohne Narkose denselben Stellenwert wie heute ein Impfpiks. - Verstehst Du, warum ich mir Sorgen mache?
Ich vermute, dass dahinter eine allgemeine Identitätskrise steckt. Man kann sich heute nicht mehr ernsthaft auf Patriotismus berufen, es gibt auch kein europäisches Einheitsgefühl unter den Menschen. Die EU ist nur ein von oben herab geredetes Narrativ. Viele kennen nich tmal mehr ihre Nachbarn, obwohl sie tausende auf der Welt verstreute Freunde in dern Sozialen Medien haben. Den lebenslangen Beruf gibt es kaum noch. Alles ist im ständigen Wechsel und Umbruch. Identitäten werden ständig in Frage gestellt, Zugehörigten permanent zerrissen. Die Pandemiemaßnahmen machen das alles nur noch schlimmer. Da gibt einem der Impfstatus wenigstens so ein bisschen das Gefühl der Zugehörigkeit und einer richtig getroffenen Entscheidung mit allgemeiner Anerkennung und Gültigkeit.
Für wesentlich halte ich auch, was ich in deinem Punkt zuvor eben ansprach. Die Sache mit der Ideologie. Die größte und übelste aller Ideologien bekämpft andere Ideologien bis aufs Blut. Sie will sämtliche Ideologien auflösen. Ideologien sind aber wesentlich für die persönliche Identität.
Natürlich gibt sie sich gegenüber einigen Ideologien tolerant, wenn es traditionelle Religionen betrifft. Aber diese gehören für sie ins Privatleben verbannt und haben in ihrem angeblich Ideologiefreien Raum nichts zu suchen.