Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

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Halman
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman »

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der entscheidene Faktor scheint mir die Frage zu sein, ob bspw. die Schwerverse in einem historischen Kontext gelesen und so in der Vergangenheit belassen werden, oder ob sie im Literalsinn auf die Gegenwart normativ übertragen werden. Im Grunde lässt sich auch die Streitdiskussion zwischen Novalis und mir auf diese Streitfrage zurückführen.
So ist es. Dieser historischen Lesart bedient sich auch Reza Aslan in seinem Buch, welches ich Dir empfohlen habe. Das ist auch die richtige Vorgehensweise, denn wie kann ein Text ohne Berücksichtigung des Kontextes richtig verstanden werden?
Gar nicht! Allerdings gibt es verschiedene hermeneutische Zugänge. Haben die koranischen Verse konkrete Bedeutungen für bestimmte historische Kontexte (bpsw. die Schwerverse in Sure 9), oder sind sie allgemeingültig und universell, da ja der Quran von Allah vom Himmel herabgesandt wurde. Sollte das ewige, verbalinspirierte Wort Allahs nicht normativ, unfehlbar und allgemein verbindlich sein?

Die Hermeneutik hängt meiner Meinung nach von der grundlegenden religiösen Glaubensauffassung ab. Und diese wird maßgeblich von der religiösen Strömung beeinflusst, welcher der Gläubige angehört. Ist er Schiit? Dann misstraut er höchstwahrscheinlich den Hadithen, welche von Aischa überliefert wurden und verehrt wahrscheinlich Ali ibn Abu Talib.
Welcher schiitischen Rechtschule folgt er? Falls er im Iran lebt, dann folgt er vermutlich der Zwölfer-Schia und verehrt die zwölf Imane.
Ist er Türke? Dann könnte er Alevit sein. Sie sind so anders, sie haben nicht einmal Moscheen.
Ist der Sunnit? Dann könnte er ein sufistischer Mystiker sein. Wahrscheinlicher ist, dass er einer der vier sunnitischen Rechtsschulen folgt.
Welcher Rechtsschule folgt er? Folgt er überhaupt einer? Soweit ich weiß folgen Salafisten keiner Rechtschule.

Die persönliche Religiösität wird in der Regel stark von der institutionalisierten Religion beeinflusst und der dort vertretenen Exegese. Beim Islam ist es die Koranexegese, die Tafsīr (تفسير); im sunnitischen Islam basiert sie meines Wissens auf At-Tabarî.

Meine Islamkritik richtet sich NIEMALS gegen die vielfältgen Muslime, sondern betrifft fast immer den sunntischen Islam als institutionalisiertes Glaubenssystem (mit Ausname der sunntisch-sufistischen Strömungen) und insbesondere den Salafismus und Islamismus.
Novalis hat geschrieben:Der Koran ist genau so wenig vom Himmel gefallen, wie die biblischen Texte. Hinter allen Worten steht eine historische Lebenswirklichkeit (im Falle des Koran eine Offenbarungsperiode von insgesamt 23 Jahren im 7. Jahrhundert und nun schon 1400 Jahre Differenz zur modernen Gesellschaft). In der Koranexegese gibt es darum die Lehre der Offenbarungsanlässe (Asbāb an-nuzūl, arabisch أسباب النزول „Anlässe des Herabkommens“).
In dem Artikel Der Koran: Verse für Krieg und Frieden von Christa Zöchling erklärt die Journalistin:
Nach islamischem Selbstverständnis stand der Koran auf einer Tafel im Himmel geschrieben und wurde erstmals im Jahr 610 unserer Zeitrechnung in der sogenannten "Nacht der Bestimmung im neunten Monat des Mondjahres, dem Ramadan, auf einen glücklich verheirateten Kaufmann und Karawanenführer in Mekka, den späteren Propheten Mohammed, herabgesandt.
Ergänzend verweise ich auf meinen Beitrag vom Mo 4. Apr 2016, 21:17. Dort zitierte ich aus aus einem Buch zu Islam vom SPIEGEL-Buchverlag.
Novalis hat geschrieben:Hinzu kommt, dass es immer der Mensch ist, der einen Text deutet. Schon Ali ibn Abu Talib (der Schwiegersohn von Muhammad) sagte „Nicht der Koran spricht, es sind die Menschen, die ihn sprechen lassen“.
Damit beziehst Du dich auf einen sehr bedeutenen Kalifen, welcher von den Schiiten, Alawiten und Aleviten verehrt wird. Doch die Sunniten sehen ihn ihn einen Verräter.
Was sagt die Sunnah über das Verhältnis von Ali und Aischa?

Texte werden nicht nur von einzelnen Menschen gedeutet, sondern auch von Rechtschulen, dem sehr viele Gläubige folgen.
Novalis hat geschrieben:Die Art und Weise wie ein Mensch den Text auslegt sagt vorallem etwas über den Ausleger aus ...
Und diese sind vorwiegend einflussreiche Rechtschulen. So sagen die sunntischen Auslegungen etwas über die vier Rechtschulen der Sunniten aus, welche insbesondere von der sehr einflussreichen Azhar-Universität vertreten werden.

Ein Beispiel aus der Christenheit: Ich verstehe die Felsenzusage (Mt 16,18) Jesu an Petrus nicht so, dass damit das Papsttum begründet würde. Darin würden mir vermutlich die Protestanten zustimmen, doch ich vertrete offenkundig auch biblische begründete Standpunkte, welcher die Mehrheit der Christenheit widerspricht:
Bild
Grafikquelle

Sogesehen gehöre ich im obigen "Kuchen" zu dem einen Prozent "sonstige" und bin nicht repräsentativ. So mag ich zwar meine individuelle Religiöstät und die Bibel verteidigen können, aber mitnichten könnte ich z.B. Kritik am Papsttum an der römisch-katholische Kirche damit entkräften, indem ich die Felsenzusage protestantisch auslege.
Wie repräsentativ ist Deine moderate Sicht des Islam in der islamischen Welt? Vermutlich teilen sie viele liberale Muslime. Doch wie sieht es in den islamischen Staaten der OIC aus?
Der normale Wahnsinn des Islam ist im Bild zu sehen.
Bild
Zitat von Henryk M. Broder:
Die Kairoer Erklärung fußt vom ersten bis zum letzten Absatz auf der Scharia und stellt fest, diese sei die „einzig zuständige Quelle für die Auslegung oder Erklärung jedes einzelnen Artikels dieser Erklärung“, das Recht auf freie Meinungsäußerung etwa gilt nur insoweit, wie es nicht die Grundsätze der Scharia verletzt. Es sei verboten, „die Heiligkeit und Würde der Propheten zu verletzen, die moralischen und ethischen Werte auszuhöhlen und die Gesellschaft zu entzweien, sie zu korrumpieren, ihr zu schaden oder ihren Glauben zu schwächen“.

Auf diese Erklärung der Menschenrechte, die nichts anderes als eine Ausführungsbestimmung zur Scharia ist, berufen sich Politiker in Teheran, Islamabad, Riad und Ankara, wenn sie behaupten, auch in ihren Ländern würden Menschenrechte gelten. Wenn Homosexuelle aufgehängt, Ehebrecherinnen gesteinigt, Dissidenten ausgepeitscht, Gotteslästerer zum Tode verurteilt und kritische Journalisten eingekerkert werden, liegen keine Verstöße gegen Menschenrechte vor, denn diese Strafen werden im Einklang mit der Scharia verkündet und vollstreckt. Und die ist die Grundlage der Menschenrechte.
Novalis hat geschrieben:Dazu sei noch gesagt, dass sich der Koran selbst als ein „Diskurs“ versteht: „Siehe, es ist ein wahrhaft edler Diskurs” (56:77) Nun, was ist das eigentlich? „Der Begriff Diskurs (von lateinisch discursus „Umherlaufen“) wurde ursprünglich in der Bedeutung „erörternder Vortrag“ oder „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet.“ (Wiki) Es ist also nicht so, dass der Koran absolutistisch irgendetwas von oben herab sagt, dem der Leser dann bedenkenlos zustimmen muss, sondern er versteht sich inhaltlich, als eine Einladung zu einem „hin und her gehenden Gespräch“. Ich persönlich sehe es so, dass die wirkliche Botschaft und Intention dieser Offenbarung keineswegs gewaltfördernd ist, aber es gibt eine bestimmte Auslegung, die aktuell tatsächlich Gewalt produziert – und da ist scharfe Kritik angebracht. Die darf dann auch mal so deutlich sein, wie die von Hamed Abdel Samad.
Wer bestimmt, wie dieser edle Diskurs geführt wird? Die Mullahkratieim im Iran für die Imamiten? Die Imame in den Koranschulen? Die vom Westen finanzierten Wahhabiten? Wieviel „Diskurs“ bleibt beim Auswendiglernen von Koransuren, dem ewigen und ungeschaffenen Wort Allahs?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
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Halman
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman »

Eben sehe ich, dass Du Deinen Beitrag geändert hast. Dies nehme ich als Anlass für diesen Nachtrag.
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der entscheidene Faktor scheint mir die Frage zu sein, ob bspw. die Schwerverse in einem historischen Kontext gelesen und so in der Vergangenheit belassen werden, oder ob sie im Literalsinn auf die Gegenwart normativ übertragen werden. Im Grunde lässt sich auch die Streitdiskussion zwischen Novalis und mir auf diese Streitfrage zurückführen.
So ist es. Dieser historischen Lesart bedient sich auch Reza Aslan in seinem Buch, welches ich Dir empfohlen habe. ...
Ein sehr mutiger Mann. Dazu unten mehr.
Novalis hat geschrieben:... Ich persönlich sehe es so, dass die wirkliche Botschaft und Intention dieser Offenbarung keineswegs gewaltfördernd ist, aber es gibt eine bestimmte Auslegung, die aktuell tatsächlich Gewalt produziert – und da ist scharfe Kritik angebracht. Die darf dann auch mal so deutlich sein, wie die von Hamed Abdel Samad (der von einem islamischen Faschismus spricht). An der Art und Weise, wie sie mit solch einer Kritik umgehen, kann man ablesen ob sie wirklich bewusstseinsmäßig in der Moderne angekommen sind oder nicht. Ich würde mich durchaus freuen, wenn es mehr solche Gespräche geben würde, wie zwischen Prof. Dr. Mouhanad Khorchide und Hamed Abdel Samad im SRF (Sternstunde Religion):
Diese Diskussion hatte ich mir mal vor einiger Zeit angesehen. Eine "Sternstunde" in der öffentlichen Islamdebatte. Gabriele Krone-Schmalz sagte mal sinngemäß, dass Streitgespräche mit dem "Florett" ausgefochten werden sollten, nicht mit "Keulen".
An dieser Stelle möchte ich nochmals aus dem Artiekl Der Koran: Verse für Krieg und Frieden von Christa Zöchling zitieren:
Islamische Theologen, welche die Ansicht äußern, Gott habe zu Mohammed in Metaphern gesprochen, die auf die heutige Zeit übertragen werden müssen, werden von Gelehrten im arabischen Raum schnell der Häresie bezichtigt. Solche Lehrmeinungen haben es auch in Europa nicht leicht. Der österreichische Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide wurde wegen seines 2013 erschienenen Buches "Islam ist Barmherzigkeit von Dutzenden muslimischen Verbänden in Deutschland angegriffen und aufgefordert seine Professur zurückzulegen. Ähnlich ergeht es dem Wiener Religionspädagogen Ednan Aslan, der meint, es genüge nicht, wenn sich Muslime von Terrorattentaten dis-tanzieren. "Wir müssten uns von den religiösen Inhalten distanzieren, auf die gewaltbereite Muslime sich berufen. Aslan ist wegen solcher Aussagen Shitstorms von konservativen muslimischen Pressuregroups ausgesetzt und bekommt Morddrohungen.
Es gehört sehr viel Mut dazu, für eine Neuerung im Islam einzutreten. Dies lässt viele Stimmen verstummen.
Novalis hat geschrieben:Streitkultur ist großartig - solange es nicht nur Streit ist :wave: Eine wichtige Erkenntnis aus dem Gespräch: es gibt unterschiedliche Lesarten und Erzählungen, auch sehr viele unterschiedliche (oder sogar sehr widersprüchliche) Vorstellungen darüber, was für ein Mensch Muhammad war (wie Hamed Abdel-Samad selbst zugibt :P ). Die bekannteste Biografie des Propheten (ibn Isḥāq) entstand 200 Jahre nach dem Tod des Propheten. Demnach ist die Biografie selbst von vornherein als ein Narrativ zu verstehen, welches über ihn erzählt wurde, da zu dieser Zeit kein Augenzeuge mehr lebte. „Der“ Islam ist nicht das Problem, sondern bestimmte Narrative. Beispielsweise waren mit den „Ungläubigen“ damals der Stamm der Quraiš gemeint, die Muslime zuvor verfolgt haben, weshalb sie sich dann zur Wehr gesetzt haben. Sie haben also um ihre Existenz gekämpft (im Grunde hatten die Muslime damals ihre eigene Regierung – und wenn eine Regierung angegriffen wird, dann ergreift sie Maßnahmen der Verteidigung). Wer das heute ahistorisch aus dem Kontext reißt, der missbraucht diesen Text.
Mouhanad Khorchide lehrt einen erneuerten Zugang zu den vielen islamischen Narrativen der Sunnah. Doch im sunnitischen Islam gelten allgemein anerkannten Quellen, insbesondere die Prophetenbiographie von Ibn Ishaq und Sahih Al-Buchari. Dazu unten mehr.
Novalis hat geschrieben:In der arabischen Stammesgesellschaft des 7. Jahrhunderts waren blutige Stammeskonflikte normal. In diese wurden die Muslime verwickelt. Um die Hintergründe noch etwas klarer zu machen: die Quraiš waren damals die „Hüter der Schlüssel“ über die Kaʿba in Mekka. Zwar wurde in der Stadt auch Handel betrieben, aber andere Städte waren viel wichtigere Handelszentren. Mekka war vergleichsweise abgelegen. Viele Menschen sind nur nach Mekka gereist aus religiösen Gründen, weil es ein Pilgerzentrum war. Nicht nur für einen Gott, sondern für sehr viele Götter. Diesen Polytheismus hat Muhammad kritisiert und abgelehnt, was die Quraiš als Angriff empfunden haben, denn sie haben davon profitiert. Außerdem kritisierte er die soziale Ungerechtigkeit der damaligen Gesellschaft. Anfangs haben die Quraiš das hingenommen, als die Bewegung jedoch weiter wuchs, sahen sie ihre Machtbasis gefährdet und bekämpften die Muslime (eine rein menschlich verständliche Handlung).
Das war die Zuckerguss-Version. Der Völkermord an den Banu Quraiza war nach den o.g. Quellen unverhältnismäßig und brutal.
Hierbei handelt es sich zweifellos um die blutigste Episode der Gründungszeit des Islam. Sie beschreibt den Völkermord an einem jüdischen Stamm in Medina. Danach existierte dieser Stamm nicht mehr.

Der Hintergrund dieser Geschichte stellt sich wie folgt dar. Nachdem Mohammed von Mekka nach Medina auswanderte und sich selbst zum politischen und militärischen Führer ernannte, griff er die Handelskarawanen der Mekkaner an. Der erste große Erfolg war ein Überfall auf eine Karawane, der zu einem verheerenden Krieg eskalierte, welcher als Schlacht von Badr bekannt wurde.

Bei einem ihrer Gegenangriffe, um der wachsenden Bedrohung durch Mohammed und die Muslime Einhalt zu gebieten, belagerten die Mekkaner Medina. Mohammed ließ einen Graben um Medina ziehen, weshalb dieser Angriff als “Grabenschlacht” in die Geschichte einging. Sie wurde von Ibn Ishaq in seiner Biographie von Mohammed auf Seite 450 bis Seite 483 sowie in einer Reihe von Hadithen festgehalten.

Eine Online-Zusammenfassung der Erzählung von Ibn Ishaq finden Sie hier und hier.

Während der Grabenschlacht fanden keine tatsächlichen Kämpfe statt, allerdings wurden Intrigen gesponnen. In einer dieser Intrigen spielte der jüdische Stamm der Banu Quraiza eine Rolle. Hierbei handelte es sich um den einzig verbliebenen jüdischen Stamm in Medina, nachdem Mohammed die zwei anderen großen jüdischen Stämme, die Banu Qainuqa und die Banu Nadir, vertrieben hatte.

Die Mekkaner baten die Banu Quraiza um Erlaubnis, über ihre befestigte Siedlung, die nicht vom Graben umfasst wurde, sondern Teil der Befestigung vor Angriffen von außen war, in Medina einzufallen. Angesichts des Blutvergießens, das mit der Ankunft Mohammeds in Medina eingesetzt hatte, sowie der Vertreibung der anderen jüdischen Stämme ist es nicht verwunderlich, dass unter den Führern der Banu Quraiza eine Debatte über ihre Zukunft und die Einhaltung der militärischen Vereinbarung, die sie mit Mohammed getroffen hatten, entbrannte.

Am Ende zogen die Mekkaner kampflos ab. Schon kurze Zeit später belagerte Mohammed die Siedlung der Banu Quraiza und bevor sie verhungerten kapitulierten sie.
Was meinst Du dazu?
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Novas
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas »

Halman hat geschrieben:Das war die Zuckerguss-Version. Der Völkermord an den Banu Quraiza war nach den o.g. Quellen unverhältnismäßig und brutal.
Hierbei handelt es sich zweifellos um die blutigste Episode der Gründungszeit des Islam
Mit Zuckerguss hat das nichts zu tun, denn im Koran werden Kriegsszenen beschrieben und die sind immer hässlich. Die Realität des Krieges ist es, dass Menschen getötet werden. Deshalb sollte soetwas auch vermieden werden und der Weg des Friedens [salam] bevorzugt (Gewalt nur als Mittel der Verteidigung, eine grundlegende Ethik, die auch jeder beigebracht bekommt der Kampfsport lernt), aber für die Muslime bestand damals nur eine Wahl: entweder sie verteidigen sich oder sie werden vernichtet. Pazifismus war deshalb keine Option. Allgemein ist es verfehlt, wenn der Islam einseitig als eine Religion der Gewalt gesehen wird, ebenso wenig ist er einseitig eine Religion des Friedens, denn das hängt von der Auslegung ab. Der Islam war im Vergleich zum vorislamischen Arabien ein sehr großer zivilisatorischer Sprung (Hans Küng bezeichnet den Islam als eine der ethischen Hochreligionen). Wenn man schon Gewalt thematisieren möchte, so muss man das in einem sehr viel größeren Zusammenhang tun. Zum Thema „Religion und Gewalt“ zitiere ich gerne diese Worte von Prof. Hans Küng:

Schon früh gründeten die Araber dieser ganzen nordafrikanischen Küste entlang in strategisch günstiger Lage wie hier Wehrklöster nach dem Vorbild byzantinischer Klosterfestungen. Das Ribat, das Wehrkloster von Monastir, hat den Namen vom griechischen „monasterion“, Kloster, eine der ältesten und imposantesten Festungsanlagen der Muslime in Nordafrika. Von hier aus führten sie ihre Kriege gegen das nahe christliche Sizilien. Aber ich möchte keinesfalls den Eindruck erwecken, als ob es Glaubenskriege nur im Islam gegeben hätte. Glaubenskriege gab es auch im Judentum im Namen Gottes. Natürlich im Christentum die Kreuzzüge und auch die kolonialen Eroberungen und Missionierungen beinahe der ganzen islamischen Welt: ein Trauma für die Muslime bis heute!

In allen Religionen stellt sich das Problem von Gewalt. In allen Religionen gibt es Gewalt. Besonders aber gibt es Gewalt in den prophetischen Religionen, die nach außen orientiert sind, aktiv, kämpferisch, missionarisch. […] Und bis heute wird natürlich der Koran zitiert mit seinen Aufforderungen zum „Djihad“. […] Djihad meint wörtlich „Anstrengung“: moralische Anstrengung für Gott, gegen die eigene Unvollkommenheit. Und nur im äußersten Fall soll nach der Auffassung vieler Muslime dieses „Sichabmühen auf dem Weg zu Gott“ verstanden werden als eine „Verpflichtung zum Kampf gegen die ungläubigen Feinde“.
Hans Küng – Spurensuche, Die Weltreligionen auf dem Weg 2: Judentum, Christentum, Islam, S. 167 f.
Ungekürzte Taschenbuchausgabe, November 2005, © 1999 Piper Verlag GmbH, München
Kommen wir nun zu den Banu Quraiza. Da ist es ebenfalls wichtig den historischen Kontext zu beachten: die Banu Quraiza waren einer der drei einflussreichsten jüdischen Stämme von Yathrib/Medina. Während der „Grabenschlacht“, die Du erwähnt hast, haben sie sich auf die Seite der Mekkaner gestellt. Sie waren vermutlich überzeugt davon, dass die Muslime verlieren werden. Fakt ist, dass sie in Kriegszeiten Verrat begingen, sich mit dem Feind verbündet haben, um die Niederlage der Muslime herbei zu führen. Das wurde nach damals geltendem Recht bestraft. Dabei griffen sie auf eine altarabische Tradition zurück: sie wählten einen „hakam“ (Schiedsrichter), den Schaich des Stammes der Banū Aus ( بنو أوس ) Sa´d ibn Mu´adh, der sich dann für dieses harte Urteil entschied, welches allerdings durchaus im Rahmen des damaligen Rechtsverständnisses war (vergleiche damit das Gesetz aus dem Alten Testament - (Deuteronomium 20:13-14))

Dazu schreibt die Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong:
Eine ähnliche Sichtweise vertritt auch die bereits oben zitierte Karen Armstrong. In ihrer vielbeachteten Propheten-Biographie „Muhammad“ geht sie eingehend auf das Thema ein. Nach Armstrong schien die Entscheidung von Sad ibn Muadh damals kein Entsetzten hervorgerufen haben, was nachdrücklich ein Indiz dafür ist, dass die Entscheidung in Einklang mit den normativen Prinzipien gestanden haben muss. Auch soll das weitere Leben der jüdischen Bevölkerung in Medina nach der Tragödie diese Annahme weiterhin bestärken: „Noch zu Muhammads Lebzeiten blieben kleinere jüdische Stämme auch nach 627 in Medina und hatten keinerlei Repressalien zu befürchten“ (Armstrong, Karen: Muhammad, Gebundene Ausgabe Diederichs 1993 S. 287). Die historischen Quellen beinhalten unzweideutig Belege vom jüdischen Leben auch nach dem Ableben des Propheten. Man denke hierbei an den Juden Abu s-Sahim al-Yahudi, der dem Propheten gegen seinen Brustpanzer Getreide verpfändete (siehe hierzu mit ausgiebigen Quellenangaben: Schöller, Marco: Exegetisches Denken und Prophetenbiographie, S. 326).

„Muhammad war zum Führer einer Stammesgruppe geworden, die nicht durch Blutsverwandtschaft, sondern durch eine gemeinsame Ideologie verbunden war, was für die arabische Gesellschaft eine erstaunliche Erneuerung bedeutete. Niemand wurde gezwungen, zur Religion des Koran überzutreten, aber Muslime, Heiden und Juden gehörten alle der einen „umma“(Gemeinschaft) an, durften sich nicht angreifen und hatten geschworen, sich gegenseitig zu beschützen“ (Armstrong, Karen: Kleine Geschichte des Islam, S. 28).
Quelle

Die Banu Quraiza wurden offenbar vertragsbrüchig. Sehr wichtig ist auch – ich wiederhole das extra noch mal – dass mit „Ungläubigen“ in Wahrheit nicht nur Menschen gemeint sind, so wie es heute zumeist verstanden wird, die nur nicht glauben, wie zum Beispiel Atheisten. Deutlich wird das, wenn man genauer betrachtet, welche Eigenschaften (!) im Zusammenhang mit diesem Begriff erwähnt werden. „Glaube“ wird mit rechtschaffenem Handeln und einem edlen, barmherzigen und wahrhaftigen Charakter assoziiert und der Begriff Unglaube meint dementsprechend die Negation dieses rechtschaffenen Handelns. In der damaligen historischen Situation wurde das auf den Konflikt mit den Quraisch bezogen, welche die Gemeinschaft (umma) der Muslime auslöschen wollten.

Die Eigenschaften von „Ungläubigen“ (Kāfir ist das arabische Wort und das ist selbst nur eine Übersetzung) werden im Koran folgendermaßen beschrieben:

Halten sich nicht an Friedensverträge, die sie unterschrieben haben, kooperieren mit den Feinden. (9:4) Geben keine Acht auf die Rechte der Anderen, wie Freiheit, Sicherheit und Wohlstand der Gesellschaft. (9:7, 9:45–49) Sie würden sogar Profites wegen die Beziehungen der Verwandten trennen. (9:8) Sind äußerst aggressiv und tätlich. (9:12-13, 2:191) Treiben Menschen aus dem Land fort und beginnen mit fadenscheinigen Gründen einen Krieg. (9:13, 60:7-9) Die Bestimmungen der Gesellschaft bewerten sie nach ihrem eigenen Interesse, und führen sie nach eigenem Interesse aus. (9:37) Wollen nicht, dass andere es besser haben als sie selbst, prahlen mit ihren Erfolgen. (9:50) Leben ihre Religion, der sie angehören, nicht angemessen und nur oberflächlich aus und wollen lediglich gesehen werden. Sie geben die Spenden nicht von Herzen und sind in Wahrheit Heuchler. (9:52–54, 9:63–66, 107:4) Befolgen ihre eigene Meinung, Ideologie oder Religion nicht, alles bleibt beim Wörtlichen. (62:5) Provozieren Streit und Missverständnisse in der Gesellschaft durch Täuschung. (9:56-59) Geben ihren Freunden ein falsches Vertrauen und lügen; wenn die Situation ernst wird, lassen sie sie im Stich, stehen nicht zu ihrem Wort. (59:11–20, 9:56–57, 96:16) Sind gierig, äußerst geizig und gehen dem Geld nach; ordnen sich ihren eigenen Gelüsten unter. (9:58–59, 9:76–77) Spornen einander nicht zu rechtschaffenen Eigenschaften an. (9:67–68) Ermorden oder versuchen Gottes Propheten und diejenigen zu ermorden, die für die Gerechtigkeit kämpfen. (4:155; 5:70; 8:30) Sehen in den guten Taten der Menschen stets das Lückenhafte, sehen auf jene herab, die keine Hilfe anbieten können aufgrund der fehlenden nötigen Mittel. (9:79) Sind dazu geneigt, das kleinste bis zum größten Lebewesen zu ermorden, sind barbarisch/erbarmungslos. (91:11–14) Sind (im Herzen) unselig und elend. Werden auf eine allegorische Weise mit den Toten verglichen. (35:22, 6:122; 27:80; 30:52, 87:11–13)
https://www.alrahman.de/die-eigenschaft ... laeubigen/

usw […]

Kurz gesagt: nach heutigem Verständnis ist von Menschen die Rede, die einen schlechten Charakter haben und alle guten und heiligen Werte negieren und verachten. Das Problem ist hier also ganz klar die Begriffsverwirrung.
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Halman
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman »

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das war die Zuckerguss-Version. Der Völkermord an den Banu Quraiza war nach den o.g. Quellen unverhältnismäßig und brutal.
Hierbei handelt es sich zweifellos um die blutigste Episode der Gründungszeit des Islam
Mit Zuckerguss hat das nichts zu tun, denn im Koran werden Kriegsszenen beschrieben und die sind immer hässlich. Die Realität des Krieges ist es, dass Menschen getötet werden. Deshalb sollte soetwas auch vermieden werden und der Weg des Friedens [salam] bevorzugt (Gewalt nur als Mittel der Verteidigung, eine grundlegende Ethik, die auch jeder beigebracht bekommt der Kampfsport lernt), aber für die Muslime bestand damals nur eine Wahl: entweder sie verteidigen sich oder sie werden vernichtet. Pazifismus war deshalb keine Option.
Für die Stämme, die sich gegen die Aggression von Mohammed und seinen Sahāba verteidigen mussten, trifft dies sicher zu. Ab der medinisischen Phase traten Mohammed als Feldherr und seine Gefährten als Eroberer der arabischen Halbinsel auf.
Stelle doch bitte die Geschichte ehrlich dar, Novalis. Was soll denn diese Euphemisierung? Mohammed unterwarf die arabische Halbinsel als Feldheer (630 - 632 n. Chr.) und der erste Kalif, Abu Bakr, setze sein Werk fort, indem er Heere aussandte (632 - 634 n. Chr.).
Novalis hat geschrieben:Allgemein ist es verfehlt, wenn der Islam einseitig als eine Religion der Gewalt gesehen wird, ebenso wenig ist er einseitig eine Religion des Friedens, denn das hängt von der Auslegung ab.
Welche Auslegung wird denn im Mainstream des sunnitischen Islam (85% der Muslime sind Sunniten) vertreten? Auf welche Quellen stützen sie sich?
Meines Wissens u.a. auf die anerkannte Hadith-Sammlung von Sahih Al-Bukhari, wie folgende "authentische" Hadith:
Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: "Mir wurde der Befehl erteilt, dass ich gegen die Menschen solange kämpfen soll, bis sie sagen: "la ilaha illa-llah (= kein Gott ist da außer Allah)". Wer dann dies sagt, der rettet sein Leben und Vermögen vor mir, es sei denn, dass er gegen das Recht verstößt und die Abrechnung mit ihm ist (letzten Endes) Allah überlassen. ... "(Vgl. dazu Hadith Nr. 0025)
Diese Hadith harmoniert mit Sure 9:29 und wird meines Wissens als Eroberungsbefehl verstanden. Wie anders sollte man diese Worte auch sonst auslegen können?
Durch die Schwertverse (Sure 9:5; 29; 111) gilt Sure 2.256 gem. der Tafsīr von Al Tabari nur für die Menschen, welche sich dem Islam unterwerfen. Nach Al Qurtobi gilt der Vers sogar als abrogiert.
Diesbezüglich verweise ich auf das Video von Sabatina James:

Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman »

Mit dem Völkermord an den Banu Quraiza begann der Antijudaismus im Islam.
Ibn Ishaq berichtet auf Seite 464:
Schließlich mussten sich die Quraiza ergeben und der Prophet ließ sie im Gehöft der Bint Harith, einer Frau vom Stamme Nadjjar, einsperren. Sodann begab er sich zum Markt von Medina, dort, wo heute noch der Markt ist, und befahl, einige Gräben auszuheben. Als dies geschehen war, wurden die Quraiza geholt und Gruppe um Gruppe in den Gräben enthauptet. Darunter befanden sich auch der Feind Gottes Huyayy ibn Akhtab und das Stammesoberhaupt Ka`b ibn Asad. Insgesamt waren es 600 oder 700 Männer, einige behaupten sogar, es seien zwischen 800 und 900 gewesen. Als sie damals in Gruppen zum Propheten geführt wurden, fragten sie Ka`b: „Was glaubst du, wird man mit uns tun?“ „Werdet ihr es denn nie begreifen?“ rief Ka`b, „seht ihr denn nicht, dass der Rufer niemals aufhört zu rufen und dass diejenigen, die weggebracht werden, nie mehr zurückkehren. Es ist der Tod, bei Gott!“

Alle Männer (600 bis 800) wurden enthauptet. Die Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei gezwungen. Über die Unterscheidung eines Jungen (versklavt) von einem Mann (getötet) gibt der folgende Hadith von Abu Dawud 38.4390 Auskunft:
Atiyyah al-Qurazi berichtete: “Ich war unter den Gefangenen der Banu Quraiza. Ihre Begleiter untersuchten uns. Diejenigen, deren Haare schon gewachsen waren, wurden ermordet und diejenigen, die noch keine Haare hatten, blieben am Leben. Ich war unter denjenigen, die noch keine Haare hatten. “
Schau doch bitte, was diesbezüglich in der Jüdischen Rundschau steht. Daraus ein Zitat:
627 ziehen die vertriebenen Juden zusammen mit einem großen mekkanischen Heer unter dem Befehl von Abu Safyan gegen Medina. Ein von einem genialen Verteidiger in aller Eile ausgehobener Graben rund um die Stadt rettet die Belagerten. Die Belagerer ziehen unverrichteter Dinge ab. In der solchermaßen geretteten Stadt darf der Prophet sich ungezügelt seiner Rache hingeben. Der letzte, in Medina verbliebene jüdische Stamm, die Banu Quraiza, ungefähr 600 bis 700 Männer (die Frauen und Kinder zählen nicht), schlägt sein Angebot, zum Islam überzutreten und dadurch das eigene Leben zu retten, aus.

Mohammed nimmt blutig Rache an ihnen. Es ist ein Tag, an den Juden sich seither schaudernd erinnern: Alle männlichen Juden müssen in ein eigens für sie ausgehobenes Massengrab steigen, – und sie werden in seiner Gegenwart durch Enthaupten hingerichtet.

Selbst für die an Gewalt gewöhnten arabischen Zeitgenossen eine drastische Tat. ...
Dazu verweise ich auf "authentische Hadithe aus Sahih al-Bukhari 2925 (die Isnād basiert auf Abdullah bin `Umar)
حَدَّثَنَا إِسْحَاقُ بْنُ مُحَمَّدٍ الْفَرْوِيُّ، حَدَّثَنَا مَالِكٌ، عَنْ نَافِعٍ، عَنْ عَبْدِ اللَّهِ بْنِ عُمَرَ ـ رضى الله عنهما ـ أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم قَالَ ‏ "‏ تُقَاتِلُونَ الْيَهُودَ حَتَّى يَخْتَبِيَ أَحَدُهُمْ وَرَاءَ الْحَجَرِ فَيَقُولُ يَا عَبْدَ اللَّهِ هَذَا يَهُودِيٌّ وَرَائِي فَاقْتُلْهُ ‏"‏‏.‏

Allah's Messenger (ﷺ) said, "You (i.e. Muslims) will fight with the Jews until some of them will hide behind stones. The stones will (betray them) saying, 'O `Abdullah (i.e. slave of Allah)! There is a Jew hiding behind me; so kill him.'"
Analog auch Sahih al-Bukhari 2926 (Isnād basiert auf Abu Huraira).
حَدَّثَنَا إِسْحَاقُ بْنُ إِبْرَاهِيمَ، أَخْبَرَنَا جَرِيرٌ، عَنْ عُمَارَةَ بْنِ الْقَعْقَاعِ، عَنْ أَبِي زُرْعَةَ، عَنْ أَبِي هُرَيْرَةَ ـ رضى الله عنه ـ عَنْ رَسُولِ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم قَالَ ‏ "‏ لاَ تَقُومُ السَّاعَةُ حَتَّى تُقَاتِلُوا الْيَهُودَ حَتَّى يَقُولَ الْحَجَرُ وَرَاءَهُ الْيَهُودِيُّ يَا مُسْلِمُ، هَذَا يَهُودِيٌّ وَرَائِي فَاقْتُلْهُ ‏"‏‏.

Allah's Messenger (ﷺ) said, "The Hour will not be established until you fight with the Jews, and the stone behind which a Jew will be hiding will say. "O Muslim! There is a Jew hiding behind me, so kill him."
Analog auch Sahih al-Bukhari:
'Abdullah Ibn 'Umar, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: "Ihr werdet gegen die Juden solange kämpfen, bis sich der eine von ihnen hinter einem Stein versteckt und dieser (Stein) spricht: »Du Diener Allahs, hier ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt, so töte ihn.«"(Siehe Hadith Nr.2926)

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: "Die Stunde wird nicht kommen, bis ihr gegen die Juden solange kämpft, und bis der Stein, hinter dem sich der Jude versteckt hat, spricht: »Du Muslim, hier ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt, so töte ihn.«"(Siehe Hadith Nr.2925)
Der Antijudaismus ist also durch die sunnitischen Quellen sehr gut belegt und daher tief im Denken vieler Sunniten (leider auch bei Schiiten im Iran) verankert.
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Novas
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas »

Halman hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das war die Zuckerguss-Version. Der Völkermord an den Banu Quraiza war nach den o.g. Quellen unverhältnismäßig und brutal.
Hierbei handelt es sich zweifellos um die blutigste Episode der Gründungszeit des Islam
Mit Zuckerguss hat das nichts zu tun, denn im Koran werden Kriegsszenen beschrieben und die sind immer hässlich. Die Realität des Krieges ist es, dass Menschen getötet werden. Deshalb sollte soetwas auch vermieden werden und der Weg des Friedens [salam] bevorzugt (Gewalt nur als Mittel der Verteidigung, eine grundlegende Ethik, die auch jeder beigebracht bekommt der Kampfsport lernt), aber für die Muslime bestand damals nur eine Wahl: entweder sie verteidigen sich oder sie werden vernichtet. Pazifismus war deshalb keine Option.
Für die Stämme, die sich gegen die Aggression von Mohammed und seinen Sahāba verteidigen mussten, trifft dies sicher zu. Ab der medinisischen Phase traten Mohammed als Feldherr und seine Gefährten als Eroberer der arabischen Halbinsel auf.
Stelle doch bitte die Geschichte ehrlich dar, Novalis. Was soll denn diese Euphemisierung? Mohammed unterwarf die arabische Halbinsel als Feldheer (630 - 632 n. Chr.) und der erste Kalif, Abu Bakr, setze sein Werk fort, indem er Heere aussandte (632 - 634 n. Chr.)

Eine Verfälschung der Geschichte ist es, wenn die Muslime einseitig als niederträchtige Aggressoren dargestellt werden, denn so ist es ganz einfach nicht gewesen. Ich differenziere. Exakt das ist ein Zeichen von Ehrlichkeit. Hier wäre es angebracht, wenn Du meinen Rat ernst nehmen und das Buch von Reza Aslan lesen würdest, denn das ist eine ausgezeichnete wissenschaftlich fundierte Darstellung des Glaubens der Muslime von Muhammad zur Gegenwart (mit zahllosen Quellverweisen auf weiterführende Literatur, die überprüft werden kann). Darin sagt er am Schluss:
Der 11. September gab aber auch Anstoß zu einem lebendigen innerislamischen Diskurs über die Bedeutung und die Botschaft des Islam im 21. Jahrhundert. Jener verhängnisvolle Tag entfachte einen muslimischen Bürgerkrieg (fitna), der - ähnlich um den Machtkampf um die Deutungshoheit des Islams nach dem Tod des Propheten - die muslimische Gemeinschaft in einander bekämpfende Parteien spaltet.

Es bleibt abzuwarten, wer das nächste Kapitel in der Geschichte des Islam schreiben wird. Aber es lässt sich schon heute sagen, wer den Krieg zwischen den Kräften der Reform und den Kräften der Gegenreform letzlich gewinnen wird. Als Muhammad vor tausendvierhundert Jahren in Mekka eine Revolution in Gang setzte, um die archaischen, starren und ungerechten Verhältnisse der Stammesgesellschaft durch die radikal neue Vision der von Gott geschenkten Moral und der sozialen Gleichheit zu ersetzen, zerriß er das Gewebe der traditionellen arabischen Gesellschaft.

Erst nach Jahren der Gewalt und der Zerstörung konnte der Hidschaz von seinen "falschen Idolen" befreit werden. Und es wird noch viele Jahre dauern, ehe der Islam von seinen neuen falschen Idolen der Frömmelei und des Fanatismus befreit ist, die von jenen angebetet werden, welche Muhammads Vision der Toleranz und Eintracht durch ihre eigenen Ideen von Haß und Zwietracht ersetzt haben. Doch diese Befreiung wird kommen, die Reform ist nicht mehr aufzuhalten. Die Zeit der islamischen Reformation hat begonnen. Wir leben mitten in ihr.

~ Reza Aslan, Kein Gott außer Gott, S. 290
Ich gebe ihm Recht: die Reformation (oder Erneuerung) ist unausweichlich, weil das der natürliche Gang der Dinge ist. Die Innovation kann für eine Weile unterdrückt, aber niemals dauerhaft aufgehalten werden. Wie Aslan hier richtig sagt, ist der Islam gegenwärtig zwischen Traditionalisten und Reformern gespalten. Die einen wollen eine islamische Aufklärung und die anderen wollen sie um jeden Preis verhindern. Schon alleine deshalb kann "der" Islam nicht unser Feind sein, weil es eben keine homogene Gruppe ist.

Diese Informationen über ihn sind vermutlich erwähnenswert:
Im Programm von NBC News „Meet the Press“ zum Anschlag auf Charlie Hebdo kam Reza Aslan am 11. Januar 2015 als der Direktor des Rates für amerikanische-islamische Beziehungen (CAIR) zu Wort, und er bezeichnete die radikale saudische Ideologie des Wahabismus als Ursprung der Terrorgruppen Boko Haram, Islamischer Staat, al-Qaida und die Taliban. Saudi-Arabien habe über 100 Milliarden Dollar in den letzten 20-30 Jahren ausgegeben, um diese Ideologie weltweit zu verbreiten. Es sollte für die Taten dieser extremistischen Gruppen zur Verantwortung gezogen werden, forderte Reza Aslan. Die offizielle Meldung des CAIR ließ verlauten, dass die brutale und feige Attacke aus Charlie Hebdo aufs strengste verurteilt werden muss. Alle Angriffe auf die Meinungsfreiheit seien falsch, auch Rede, die Religion oder religiöse Figuren verspottet, müsse geschützt werden. Die richtige Antwort wäre nicht eine Glaubensrichtung zu marginalisieren, sondern Extremisten auf allen Seiten zu marginalisieren, die eine Spaltung der Gesellschaft hervorrufen wollen. [4][5]diese Ideologie weltweit zu verbreiten. Es sollte für die Taten dieser extremistischen Gruppen zur Verantwortung gezogen werden, forderte Reza Aslan. Die offizielle Meldung des CAIR ließ verlauten, dass die brutale und feige Attacke aus Charlie Hebdo aufs strengste verurteilt werden muss. Alle Angriffe auf die Meinungsfreiheit seien falsch, auch Rede, die Religion oder religiöse Figuren verspottet, müsse geschützt werden. Die richtige Antwort wäre nicht eine Glaubensrichtung zu marginalisieren, sondern Extremisten auf allen Seiten zu marginalisieren, die eine Spaltung der Gesellschaft hervorrufen wollen. [4][5
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Reza_Aslan

Nicht "der" Islam ist das Problem, sondern der Wahabismus. Diese Ideologie, von den Saudis finanziert, ist offenbar der Nährboden des Extremismus.
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Novas
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas »

Halman hat geschrieben:Mit demVölkermord an den Banu Quraiza begann der Antijudaismus im Islam.
Ibn Ishaq berichtet auf Seite 464:
In diesem Falle könntest Du die Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong lesen. Sie schrieb auch ein Buch über die Rolle der Gewalt in der Geschichte der Religionen (mit dem vielsagenden Titel Fields of Blood). Gegen die antijüdische Sichtweise spricht erstens der Koran ...
2:62: Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die dem Judentum angehören, und die Christen und die Säbier – wer immer an Gott und den Jüngsten Tag glaubt und rechtschaffen handelt, – die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, und keine Furcht soll sie überkommen, noch werden sie traurig sein. (Siehe auch: 5:69)
und zweitens die Tatsache, dass es eine „Verfassung von Medina“ gab, in welcher den Juden grundlegende Rechte zugesprochen wurden.
Ausschlaggebend waren die folgenden Paragraphen im Vertrag:
25. „Die Juden von den Bani Auf bilden eine Gemeinschaft mit den Gläubigen. Die Juden haben ihre Religion und die Muslime die ihrige. Dies gilt für ihre Schutzbürger wie für sie selbst, es sei denn, jemand begeht Unrecht oder Übertretung; denn ein solcher schadet nur sich selbst und seinen Angehörigen“.
26. „Und die Juden der Banu Nadhir … , und die Juden der Banu Haritha…, und die Juden der Bani Sa‘ida…, und die Juden der Bani Dschuschan…, und die Juden der Banu Aus …, und die Juden der Banu Tha‘laba sollen die gleichen Rechte und Pflichten haben wie die Juden der Bani Auf. Wer jedoch Unrecht oder Übertretung begeht, der schadet nur sich selbst und seinen Angehörigen“ (Ibn Ishaq, Muhammad: Das Leben des Propheten, S. 112 – 113, Spohr Verlag)
Quelle

Die Frage ist also: weshalb ging Muhammad - trotz dieses sozialen Vertrages - kriegerisch gegen die Banu Quraiza vor? Hier der dazu gehörige historische Anlass
In seiner umfangreichen Biographien–Sammlung „Kitab at-tabaqat al-kabir“ (Das große Klassenbuch) schildert Ibn Sad (784 – 845) eingehend den historischen Anlass der Auseinandersetzung zwischen den Muslimen und dem Stamm der Banu Quraiza (siehe zum Werk von Ibn Sad: Bobzin, Hartmut: Mohammed, S. 47 – 49). Bemerkenswerterweise berichtet in diesem Werk ein jüdisches Stammesmitglied der Banu Quraiza namens Amr ibn Su´da von diesem tragischen Ereignis. Es ist deshalb bemerkenswert, weil Amr ibn Su´da ein direkter Zeitzeuge jenes Geschehens war. An seine Gemeinde gerichtet sagte ibn Su´da: „Ihr Jüdische Gemeinde! Ihr hattet mit Muhammad eine Vereinbarung unterzeichnet. Darin wurde bekundet, dass ihr seine Feinde [aus Mekka] keinesfalls unterstützen und bei spontanem Angriff ihm zur Seite stehen und gemeinsam gegen die Angreifer vorgehen würdet. Ihr [gemeint sind die Banu Quraiza] habt diese Vereinbarung einseitig gebrochen. Ich jedenfalls werde da nicht mitmachen und auch unter keinen Umständen Verrat üben“ (Ibn Sad: Kitab at-tabaqat al-kabir, Bd. 5, Siyer Yayinlari, S. 422). Ibn Su´da spielte in diesem Zusammenhang explizit auf den Paragraphen 44 in der Erklärung der Verfassung von Medina an. Dort wurde zuvor folgendes mit den Juden vereinbart: „Und die Bündnispartner sollen einander gegen alle beistehen, die Yathrib [Medina] überfallen“.
Daraus schlussfolgere ich, dass nicht Antijudaismus die Ursache war, sondern der Vertragsbruch. In ihrer Biographie über den Propheten schreibt Karen Armstrong, so sehr dieses Urteil uns heute schockiere, so wenig sei es nach der Stammesethik der damaligen Zeit als unrechtmäßig oder unmoralisch empfunden worden. Dafür spricht auch die Tatsache, dass nach diesem Vorfall immer noch Juden mit ihren muslimischen Nachbarn zusammen lebten.
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Halman
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Halman »

Der Völkermord an den Banu Quraiza war auch für die frühmittelalterlichen Verhältnisse extrem grausam.
Die Ex-Moslems aus Belgien kommentieren Karen Armstrongs Ausführungen wie folgt:
Karen Armstrong gibt auf Seite 208 in ihrem Bestseller “Mohammed: Eine Biographie des Propheten” eine ziemlich verzerrte Erklärung ab (unsere Kommentare werden grün hervorgehoben):
Die islamische Umma entkam nur knapp ihrer Auslöschung [in Wirklichkeit fanden keine Kämpfe statt, weil die Banu Quraiza den Feinden aus Mekka den Zugang zu Medina verwehrten. Nach den Ausführungen von Karen Armstrong wäre es für die Banu Quraiza sinnvoll gewesen, dem Feind der Muslime zu helfen, um dem Völkermord zu entkommen, den sie befürchteten] bei der Belagerung und die Emotionen kochten hoch [die Emotionen kochten so hoch, dass Mohammed in Ruhe ein Bad nahm; man hätte erwarten können, dass ein Prophet Allahs sich nicht von negativen und brutalen Emotionen leiten lässt, sondern von Barmherzigkeit]. Quraiza [Karen Armstrong meint wohl die Quraisch aus Mekka, und nicht die Quraiza] hatten Medina fast zerstört [in Wirklichkeit sind sie nicht einmal in Medina eingedrungen, sondern kehrten nach Mekka zurück, sie waren demnach weit davon entfernt, die Stadt zu zerstören]. Wenn Mohammed sie [die Banu Quraiza] hätte gehen lassen [d.h.: sie zu vertreiben anstatt zu töten], hätten sie sofort den jüdischen Aufstand in Chaibar organisiert [es gab keine Anzeichen dafür, dass die Juden in Chaibar die Absicht hatten, Medina anzugreifen, sie kümmerten sich um ihre täglichen Geschäfte. Natürlich erwähnt Karen Armstrong nicht, dass viele Juden nach Chaibar gezogen sind, nachdem sie von Mohammed aus Medina vertrieben wurden], und einen weiteren Angriff auf Medina durchgeführt [durch den Gebrauch des Wortes “weiteren” unterstellt Karen Armstrong, dass die Juden von Chaibar bereits einen Angriff auf Medina durchgeführt haben, was nicht stimmt. Ein weiterer Angriff bedeutet: der erste Angriff durch die Mekkaner und der zweite (angebliche) Angriff durch die Juden von Chaibar. Nun, die Chancen auf Erfolg eines solchen Angriffs waren nach der Vertreibung der Banu Quraiza nicht besonders hoch, da Mohammed ihre Festung, die damals den einzigen Zugang zu Medina bot, übernommen hatte]: Beim nächsten Mal würden die Muslime möglicherweise nicht so viel Glück haben und der blutige Überlebenskampf würde mit mehr Leid und mehr Toten auf unbestimmte Zeit fortgeführt werden. [[Das sind natürlich alles Spekulationen von Karen Armstrong, und hier müssen wir uns wieder fragen, was bewegt sie dazu, eine solche Gräueltat zu rechtfertigen?]
(Zur besseren Übersichtlichkeit habe ich Armstrongs Aussagen fett hervorgehoben.)

Mohammeds Reaktion auf Ablehnung war unbarmherzig und hart.
Danach begann Mohammed, gegen die drei jüdischen Stämme in Medina mit Gewalt vorzugehen (9,29-30.39). Den ersten jüdischen Stamm Banu Qaynuqa vertrieb er im April 624 – weil eine arabische Frau angeblich durch einen Juden beleidigt worden war. Den zweiten jüdischen Stamm Banu Nadir vertrieb er 625 (Sure 59,4), wobei er dessen Landbesitz beschlagnahmte. Beim dritten jüdischen Stamm Banu Qurayza suchte er 627 eine Endlösung: die Angehörigen dieses Stammes hatten sich im Grabenkrieg neutral verhalten und wollten Mohammed nicht helfen. Obwohl sie sich ergaben, ließ Mohammed mindestens 600 Männer hinrichten und verkaufte Frauen und Kinder in die Sklaverei. Dieses Ereignis wird in islamischen Propagandapublikationen oft unterschlagen (z. B. „Die Geschichte des Islams“, Prof. Dr. Muhammed Hamidullah, Genf 1973, Band 1, S. 32/33). Auch andere jüdische Siedlungen bekämpfte er und zwang sie zumindest zu erheblichen jährlichen Naturalabgaben.
Der Grabenschlacht ging also die Vertreibung von zwei jüdischen Stämmen voraus. Mehr dazu im Artikel: Mohammed und seine Feinde.

Der Prophet läßt abschlachten, wer sich gegen ihn stellte. Im Wissenbloggt wird festgestellt:
Die gängige Meinung in der Forschung ist, dass die Quraiza sich während der Belagerung formal korrekt verhalten hätten. Bei den Arbeiten am Graben haben sie den Muslimen geholfen, indem sie ihnen Schaufeln zum Ausheben des Grabens liehen. Allerdings haben sie die Angreifer während der Belagerung mit Proviant versorgt und waren mit ihnen in Machenschaften verwickelt.
Wie im Wissenbloggt ausgeführt, baten die Quraiza Mohammed darum, wie die Banu Qainuqa und Banu Nadir abziehen zu dürfen. Dies wurde ihnen verweigert und die totale Kapitulation erzwungen.
Nun wollten sie Abu Lubaba, einen mit ihnen befreundeten Muslim, um Rat bitten. Auf ihre Frage, ob sie sich ergeben sollten, antwortete er ihnen mit "Ja", deutete allerdings auf seine Kehle, um dadurch zu indizieren, dass man sie töten würde.
Wo ist hier der Islam der Barmherzigkeit? Ich sehe ihn nicht. Vielmehr sehe ich im Islam Krieg und Hölle für die „Ungläubigen", denen natürlich allerlei schlechte Charaktereigenschaften unterstellt werden.
Khorchide behauptet, die Judenstamm Quraiza aus einer Oase Yatribs hätte bei der zweiwöchigen Belagerung militärischen Verrat begangen. Dagegen ist laut wikipedia die „gängige Meinung der Forschung", dass die Quraiza zumindest formal sich korrekt verhalten hätten. Zwar gaben sie den Angreifern Proviant, aber auch beim Ausheben des Schutzgrabens hatten sie geholfen. Jedenfalls stehen die Hinrichtung von 400 Männern und die Versklavung der Frauen und Kinder in keinem Verhältnis zu dem Vergehen der Quraiza.
Und diese Unverhältnismäßigkeit kennzeichnet den sunnitischen Islam bis heute. Daher schließe ich mich folgendem Fazit an:
Der Titel von Khorchides Buch ist in dieser Allgemeinheit eine Täuschung. Er sollte besser lauten: ‚Islam ist Barmherzigkeit allein für die Muslime'. Im Untertitel müsste es dann heißen: ‚Der Islam hält für die Nicht-Muslime Erniedrigung, Unterwerfung, Krieg und Höllenqualen parat'.
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas »

Halman hat geschrieben:
Khorchide behauptet, die Judenstamm Quraiza aus einer Oase Yatribs hätte bei der zweiwöchigen Belagerung militärischen Verrat begangen. Dagegen ist laut wikipedia die „gängige Meinung der Forschung", dass die Quraiza zumindest formal sich korrekt verhalten hätten. Zwar gaben sie den Angreifern Proviant, aber auch beim Ausheben des Schutzgrabens hatten sie geholfen. Jedenfalls stehen die Hinrichtung von 400 Männern und die Versklavung der Frauen und Kinder in keinem Verhältnis zu dem Vergehen der Quraiza.
Und diese Unverhältnismäßigkeit kennzeichnet den sunnitischen Islam bis heute. Daher schließe ich mich folgendem Fazit an:
Der Titel von Khorchides Buch ist in dieser Allgemeinheit eine Täuschung. Er sollte besser lauten: ‚Islam ist Barmherzigkeit allein für die Muslime'. Im Untertitel müsste es dann heißen: ‚Der Islam hält für die Nicht-Muslime Erniedrigung, Unterwerfung, Krieg und Höllenqualen parat'.
Das halte ich für Rabulistik. Diesen Vorwurf an Mouhanad Khorchide kann ich nicht nachvollziehen, da bei ihm vollkommen klar ist, dass die Barmherzigkeit das absolute Zentrum seiner Theologie ist. Dabei kann er sich auf den Koran beziehen:
„Und meine Barmherzigkeit umfaßt alle Dinge“ (Koran 7,156)
Nicht nur Muslime! :)
Danach begann Mohammed, gegen die drei jüdischen Stämme in Medina mit Gewalt vorzugehen (9,29-30.39). Den ersten jüdischen Stamm Banu Qaynuqa vertrieb er im April 624 – weil eine arabische Frau angeblich durch einen Juden beleidigt worden war. Den zweiten jüdischen Stamm Banu Nadir vertrieb er 625 (Sure 59,4), wobei er dessen Landbesitz beschlagnahmte. Beim dritten jüdischen Stamm Banu Qurayza suchte er 627 eine Endlösung: die Angehörigen dieses Stammes hatten sich im Grabenkrieg neutral verhalten und wollten Mohammed nicht helfen. Obwohl sie sich ergaben, ließ Mohammed mindestens 600 Männer hinrichten und verkaufte Frauen und Kinder in die Sklaverei. Dieses Ereignis wird in islamischen Propagandapublikationen oft unterschlagen (z. B. „Die Geschichte des Islams“, Prof. Dr. Muhammed Hamidullah, Genf 1973, Band 1, S. 32/33). Auch andere jüdische Siedlungen bekämpfte er und zwang sie zumindest zu erheblichen jährlichen Naturalabgaben.
Das ist so eben nicht richtig. Die Banu Qurayza haben sich keineswegs neutral verhalten. Die Überlieferung legt nahe, dass es einen Verrat gegeben hat. Außerdem unterschlägst Du, dass ein Schiedsrichter eingesetzt wurde, der das Urteil sprach. Sad ibn Muadh stammte vom Stamm der Aus ab, die gute Beziehungen zu den Banu Quraiza pflegten, weshalb sie zunächst erfreut waren über diese Wahl, weil sie sich nicht vorstellen konnten, von ihm hart bestraft zu werden. Entgegen aller Erwartungen entschied er sich für die Exekution:
„So entscheide ich, dass die Männer getötet und ihre Kinder und Frauen gefangengenommen werden und ihr Besitz aufgeteilt wird“(Ibn Ishaq: Das Leben des Propheten, Spohr Verlag 1999, S. 180).
Dabei ist auch zu beachten, dass der Schiedsspruch zur Hinrichtung der wehrfähigen Männer dem jüdischen Gesetz des Deuteronomium entspricht:
„Wenn sie der Herr, dein Gott, dir in die Hand gibt, so sollst du alles, was darin männlich ist, mit des Schwertes Schärfe erschlagen. Aber die Frauen, die Kinder, das Vieh und alles, was in der Stadt ist, und allen Raub sollst du unter euch austeilen“ (5. Buch Mose, 20:13-14).
und im Koran wird nahe gelegt die Schriftbesitzer nach ihren eigenen Gesetzen zu richten (möglicher Weise spielte diese Sure dabei eine Rolle):
„Dir haben Wir das Buch (den Koran) mit der Wahrheit geschickt. Es bestätigt die davor offenbarten Schriften und bewahrt sie. Richte unter den Schriftbesitzern nach der dir von Gott herabgesandten Offenbarung […]“ (Koran: 5:48))
Hartmut Bobzin schreibt in seiner „Mohammed“ Biografie:
„Mohammed hat im Interesse der Konsolidierung seiner Gemeinde gewiss konsequent und im Rahmen der damaligen in Arabien üblichen ethischen Normen gehandelt. Wäre sein Handeln „verwerflich“, d. h. gegen die geltende Norm, gewesen, so hätten seine Biographen, denen ja an einer grundsätzlich positiven Darstellung gelegen war, viel mehr verschwiegen“ (S. 107).
Dazu sei noch angemerkt, dass es auch die Auffassung gibt, dass es sich bei der Geschichte um nichts anderes als eine Fiktion handeln würde:
Dem Bericht von Ibn Ishaqs Propheten-Biographie über die bis zu 900 ermordeten Juden dürfe keinesfalls Glauben geschenkt werden, weil dieser bereits zu seiner Lebenszeit von angesehenen Gelehrten wie z. B: Malik ibn Anas (715-795) als „Lügner“ (kezzab) und „Antichrist“ (Deccalun mine´d-Decacileti) gebrandmarkt wurde. Selbst einer der bedeutendsten sunnitischen Autoritäten der Hadith-Wissenschaften, Ibn Hadschar al-ʿAsqalānī (1372-1449), ließ unweigerlich zu der tradierten Geschichte von Ibn Ishaq anmerken, dass dies nach seinem Empfinden „seltsame Geschehnisse seien“ (siehe hierzu auch: Ibrahim Sarmis, Hz. Muhammed´i dogru anlamak, S. 94 – 104 und die angegebenen Quellen dazu).
Quelle

Die zwei Wissenschaftler Yehuda D. Nevo und Judith Koren gehen in ihrem Buch „Crossroads to Islam“ (2003) sogar so weit, Muhammad als historische Figur infrage zu stellen: „Mohammed (s) ist keine historische Figur und seine Biografie ist ein Produkt der Zeit [9. Jahrhundert], in der sie geschrieben wurde“. Ich persönlich denke, dass die Wahrheit in der Mitte zwischen den Extremen liegt: er war eine reale historische Persönlichkeit, doch viele Überlieferungen sind als Verzerrungen oder gar Fälschungen anzusehen. Vorallem die Ahadith sehe ich sehr kritisch. Dazu findet sich auf der Webseite „alrahman.de“ ein Beitrag:
Hier ist es lohnenswert zu betonen, dass das Wort ‚Erzählung‘ im Vers auf Arabisch „Hadith“ ist. Dies ist eine klare Botschaft an uns, welche eine klare und strikte Trennung zwischen dem Hadith Gottes, dem einzigen schönsten Hadith des Propheten (39:23), und den von Menschen dem Propheten untergejubelten Ahadith vornimmt: der Koran ist kein erdichteter Hadith wie die Ahadith von Bukhary und Konsorten, sondern eine Darlegung für alles – wirklich für alles, auch fürs Gebet und alle anderen Einzelheiten des Islam. Gottes Wort reicht aus.

Doch kehren wir zurück zur Ursprungsfrage. Mit dieser Frage zeigen sich die Hadith-Anhänger gänzlich unwissend über die zahlreichen Beleidigungen, welche die Ahadith über den Propheten beinhalten. Es sollte im wahrsten Sinne des Wortes ein Aufstand gegen die Ahadith geben und nicht gegen irgendwelche im Vergleich harmlosen, aber nicht weniger dummen Diffamierungen des Propheten in irgendwelchen Karikaturen oder Videos. Die Tiefe der Beleidigung des Propheten sitzt in den Ahadith tiefer und wer den Propheten echt liebt, der würde ihn davon freisprechen.

Aus diesem Grunde empfinde ich es als angebracht, einen Vergleich zwischen den komplett unterschiedlichen Bildern aufzuzeigen, die vom selben Propheten gezeichnet werden, aber einmal vom Koran und einmal von der Sunna abstammen.
https://www.alrahman.de/koranischer-ode ... -mohammed/

So denken gebildete Muslime darüber, die mit einer historisch-kritischen Haltung darauf schauen können. Es ist sehr erstaunlich, wie viele vollkommen widersprüchlichen Bilder über den Propheten existieren: was davon ist wirklich wahr? Das Buch von Reza Aslan hat mir sehr geholfen einen genaueren Einblick zu bekommen (und ich kann nur so viel sagen: das gleicht einem Krimi :lol: )
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Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?

Beitrag von Novas »

Halman hat geschrieben:Wo ist hier der Islam der Barmherzigkeit? Ich sehe ihn nicht
Was den Propheten angeht: für mich ist es klar, dass Muhammad menschlich und somit nicht fehlerlos oder ohne Sünde war (22:52, 48:2, 40:55) er beging auch religiöse oder weltliche Fehler (8:67-68, 66:1, 33:53, 80:1-10). Zwar verstehen ihn manche Muslime als "fehlerlosen/vollkommenen Menschen" ( معصوم - ma'Asuum) aber wesentlich ist: nirgends im Koran findet sich solch eine Aussage; einzig und allein Gott kann als ein vollkommenes Wesen gelten. Der Glaube der Muslime bezieht sich auf dieses vollkommene göttliche Wesen, während Muhammad "nur" sein Gesandter ist. Ein Gesandter, der mit Sicherheit Licht und Schattenseiten hatte. Dennoch wird im Koran gesagt, dass er ein schönes Vorbild (33:21) sei, weil er über großartige Tugendeigenschaften verfügte (68:4) und aus seinen Fehlern lernte. "Schönes Vorbild" bedeutet aber nicht "fehlerlos".
In den Hadith-Büchern finden sich jedoch viele Aussagen, die wirklich das genaue Gegenteil eines schönes Vorbilds darstellen. Die Vernunft sagt, dass da etwas nicht stimmen kann.
Es wird gesagt, dass jeder Hadith an einem einfachen Kriterium gemessen wird. Die Echtheit eines Hadiths beruhe auf der „Tadellosigkeit des Erzählers“! Die Gelehrten werden uns also mitteilen, dass beispielsweise Hadith Nr. 310 ein sahih Hadith ist, weil der Erzähler für einen guten Charakter überprüft worden sei. Es ist offensichtlich, dass die Einstufung eines Menschen als vertrauenswürdigen Gewährsmann von den eigenen subjektiven Wahrnehmungen abhängt. Für viele ist beispielsweise Abu Huraira ein außergewöhnlicher Mann, für andere ist er wiederum der Lügner schlecht hin. Wem vertrauen wir, welcher Gelehrte hat die höchste Autorität in dieser Frage? Wieso sollte Gott solch ein wichtiges Thema den Gelehrten mehrerer Generationen nach dem Propheten überlassen, als ob Seine Religion von ihnen abhängig wäre?

Wenn wir uns in Gedanken halten, dass diese „überprüfte“ Erzähler 14 Jahrhunderte vorher gelebt haben, können wir folgendes hinterfragen: „Wer hat sie überprüft? Zeitgenossen? Hadith-Gurus heute? Oder wer?“ Die Behauptung aufzustellen, die Tadellosigkeit eines Menschen, der 14 Jahrhunderte vorher gelebt hatte und den man nie sah oder nie von ihm hörte (außer diesen Hadith-Schreibern selber), mache die Authentizität aus, ist eine sehr naive und einseitige Vorgehensweise.
Nein! Dieser lächerliche Prozess, dieses Kriterium hätte viel früher verworfen werden sollen. Es ist mittelalterlich und total unwissenschaftlich. Es ist sehr absurd, dass das offensichtliche Kriterium (und überhaupt das einzig zulässige), woran die Authentizität jeglicher Ahadith getestet werden könnte, völlig ignoriert wird: der Vergleich des koranischen Inhalts mit den Hadith-Inhalten (der Koran gilt sowieso als authentisch überliefert – dieses Faktum wird von allen Abspaltungen des Islam akzeptiert). Allein dieses Kriterium verwirft bereits Tausende von Ahadith und schickt sie ins Nirwana; was übrig bleibt ist eine völlig harmonische Religion
https://www.alrahman.de/zuverlaessigkei ... ion-islam/
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