Reinhold hat geschrieben: ↑Sa 7. Jan 2023, 19:28
Thaddäus hat geschrieben: ↑Sa 7. Jan 2023, 11:59 In der Jerusalemer Urgemeinde und bei den frühesten Christen vor Paulus existieren keine vergleichbaren Vorstellungen über eine Seele, die unsterblich ist. Das ist alles antike Philosophie, die erst von Paulus und seinen Anhängern übernommen wurde.
Vorweg-schön dich wieder zu lesen Thaddi.
Aber mit Verlaub-der Apostel Paulus der gem. Apostg. 9;15 von Jesus -der wie du richtig erkannt hast nicht an eine unsterbliche Seele glaubte-als wertvolles Gefäß-sprich Werkzeug gebraucht wurde-hat ihm so einen Bären aufgebunden?
In Apostg. 9:15 sagt nämlich Jesus höchstpersönlich folgendes zu dem ängstigen Ananias:
15 Doch der Herr sagte: "Geh nur hin! Denn gerade ihn habe ich als Werkzeug für mich ausgewählt. Er soll meinen Namen bei Nichtjuden und ihren Königen genauso bekannt machen wie bei den Israeliten.
Und den Nichtjuden sollte Paulus dann etwas von einer unsterblichen Seele vorgauckeln-gell?
Mitnichten-der Apostel Paulus wies die griechische Philosophie zurück, denn er glaubte nicht an eine unsterbliche Seele. Statt dessen hatte er einen festen Glauben an ein künftiges Leben und schrieb deshalb unter Inspiration:
1.Kor.15:26
„Als letzter Feind wird der Tod zunichte gemacht“
Habe die Ehre
Tja, das hat bisher ja noch nicht so toll geklappt.
Aber sei's drum.
Natürlich hatte Paulus etwas gegen die Philosophie und die Philosophen! Die haben ihm nämlich auflaufen lassen auf der Agora in Athen und ihn kurz darauf herzlich ausgelacht vor dem Areopag. Dort - also vor Gericht - musste er nämlich antreten, weil ihm - meiner philologischen Ansicht nach -
Asebie vorgeworfen wurde, also Frevel gegen die Götter. Paulus hatte sich in Athen auf die Agora, den Marktplatz, gewagt und dort angefangen über seinen neuen Glauben zu schwadronieren. Die dort traditionell versammelten Philosophen standen neuen Ideen und spannenden Ansichten stets aufgeschlossen gegenüber. Allerdings waren sie philosophisch und vor allem in Logik geschult und erkannten sehr schnell, wenn jemand nur wirr daherplapperte und - ohne wirkliche philosphische Kenntnisse - nur in philosophischen Versatzstücken redete. Deshalb bezeichneten sie Paulus abschätzig als "Körnerpicker" (weil er nur einzelne philosophische Begriffe herauspickte). Eigentlich wollte Paulus aber Eindruck bei den Philosophen schinden mit seiner Glaubenslehre, was ihm freilich gänzlich misslang. Die stoischen und epikureischen Philosophen auf der Agora waren geschult an den präzisen und komplexen Argumentationen platonischer Dialoge, allen voran dem Phaidon. Paulus' Erzählungen kamen ihnen derart wirr und unzusammenhängend vor, dass einer der Philosophen auf der Agora dazwischenrief, dass er glaube, dieser Redner wolle ihnen wohl von einem neuen Gott erzählen, - was ja auch stimmte, denn vermutlich erzählte Paulus von dem Tischler und Rabbi Jesus, der vor einiger Zeit hingerichtet worden war und dann angeblich als Gott wieder auferstanden. In Athen war es allerdings verboten neue Götter einzuführen (denn das war ein Frevel gegen die alten Götter, also Asebie). Und so, vom Geschwätz des Paulus auf der Agora ermüdet, der offenbar von hingerichteten Göttern erzählte - was von jedem Griechen nur als ein Witz verstanden werden konnte - wurde Paulus angeschwärzt und musste sofort vor Gericht. Der Verfasser der Apostelgeschichte wusste augenscheinlich nicht, dass der Areopag schon seit geraumer Zeit nicht mehr der Gerichtsort in Athen war, der lag mittlerweile woanders. Also machte er den Fehler, Paulus nicht nur
vor dem Areopag (der Richterversammlung), sondern auch
auf dem Areopg (dem Gerichtshügel) auftreten zu lassen. Und dort hielt Paulus dann seine famose Verteidigungsrede gegen die Anschuldigung, er führe neue Götter ein. In der nahm er Bezug auf ein Standbild in Athen für den
unbekannten Gott, und dieser unbekannte Gott sollte nun Jesus oder JHWH oder beide sein, so genau weiß man das nicht. Jedenfalls wollte Paulus darauf hinaus - und das hat der Verfasser dieser Apologie tatsächlich klug hinbekommen - dass er - Paulus - eben keine neuen Götter eingeführt habe. Die Apologie des Paulus, die offensichtlich so klug sein sollte wie die Apologie des Sokrates, dem ebenfalls Frevel gegen die Götter vorgeworfen worden war, ist in der Tat von jemanden verfasst worden, der sich viel Mühe gab den Eindruck zu erwecken, Paulus könne eine Rede halten, die es mit der eines Sokrates aufnehmen könnte. Was übrigens der Beweis ist, dass Paulus diese Rede vor dem Areopag nie gehalten hat. Sie ist eine literarische Konstruktion.
Sei ihm wie ihm sei. Als Paulus anfing von der Auferstehung der Toten zu reden, wurde es den Athenern endgültig zu viel und sie komplementierten Paulus aus dem Gebäude mit den Worten: "Davon wollen wir ein andermal hören". Haha, das ist natürlich nie passiert. Es gelang Paulus nicht, in Athen eine Gemeinde zu gründen und nur drei Leute konnte er bekehren. Den Athenern war Paulus einfach zu doof.
Na, da habe ich dir doch gleich eine schöne Sonntagspredigt verfasst!