Eigentlich ist das hier alles off-topic und es ist schön, dass wir langsam zum Thema zurückkommen, da will ich eigentlich nicht unterbrechen...
Aber: Man muss sehr aufpassen, damit man Hiob nicht noch in seinem Urteil bestätigt, man würde ihn falsch interpretieren.
Formal gesehen sagt er, dass die Wahrheit unabhängig von unseren Überzeugungen ist. Wahr ist für ihn eine Überzeugung, wenn sie mit der Wirklichkeit übereinstimmt (Korrespondenztheorie).
Für Hiob gibt es aber fundamental gesehen keinen Zugang zur Wirklichkeit. Wir wissen schlichtweg nicht, was "ontisch" der Fall ist. Aber für seinen Also kann niemand von sich behaupten, die Wahrheit zu kennen.
Aber nun erlauben wir uns doch, gewisse unserer Überzeugungen, wenn es sehr gute, allgemein zugängliche Beweise für sie gibt, als "Wahrheit" zu bezeichnen. (Definition 1)
Und wahrscheinlich hattest du dieses Verständnis von "Wahrheit" im Sinn: Etwas, das Konsens bei vernünftigen Menschen, die die Beweise gewissenhaft und ernsthaft überprüfen, produziert.
Aber hier kommt nun sein Fundamentismus ins Spiel. Genau das soll nicht gehen. Wir übersehen dabei, dass wir die Beweise immer auf der Basis unserer Vorannahmen interpretieren. "Wahrheit" (sensu Definition 1) kann nur Konsens bei Menschen produzieren, die die Vorannahmen teilen.
In diesem Sinne gebe ich dir recht, dass es nach Hiob katholische, jüdische, islamische, säkulare etc. Wahrheiten gibt. Im Grunde entsprechen die seinen "systemischen Wahrheiten.
Ich hoffe, dass diese Ausführungen nun endlich seinen Standpunkt korrekt wiedergeben.
Der Relativist ist damit wie ein Lehrer, der allen Schülern 1en gibt. Hiob wie einer, der allen 6en gibt - niemand wird seinen Standards gerecht. So diametral entgegengesetzt das Verhalten ist, läuft's im Endeffekt auf das Gleiche hinaus. Bei ersterem Lehrer direkt. Bei letzterem Lehrer können sich alle Schüler sagen: "Ich bin nicht doof, selbst Leon das Genie hat ne 6 gekriegt."
Du bist übrigens nicht der/die erste(r) die diesen Fehler" machst. Das ist noch vielen anderen passiert. Leider denkt sich Hiob dann nicht "Da muss was dran sein!" sondern "Oh, die moderne Zeit, keiner versteht mich, sie machen genau das Gegenteil aus dem, was ich sage!".
Moral von der Geschichte: Die Schädlichkeit und Gefährlichkeit der Korrespondenztheorie und des Fundamentismus wurde sehr, SEHR eindrucksvoll vorgeführt.