Re: Heiliger Geist, oder?
Verfasst: Fr 10. Jul 2020, 11:08
Ist der Unterschied zum reinen Gewissen jetzt so riesig ?Hiob hat geschrieben: ↑Mi 8. Jul 2020, 14:15 ]Da würde ich heftig widersprechen. Erneut eine Geschichte aus "Narnja", in der eines der Mädchen zu Aslan (= Jesus) sagt "Ich habe lange einem anderen als Dir gedient, weil ich Dich nicht kannte", worauf dieser sagt "Ich habe Dich dabei beobachtet und gesehen, dass Du reinen Herzens (HG) gedient hast, weshalb ich Dir diese Zeit anrechne, als hättest Du mir gedient". "Narnja" ist von einem tiefen Christen, C.S. Lewis, geschrieben.
Was wird denn gelegentlich als "wiedergeboren" bezeichnet ? Ich halte mich für immun gegen inflationäre Begriffsverwendungen die eher leeren Signifikanten gleichen.Hiob hat geschrieben: ↑Mi 8. Jul 2020, 14:15Mir ist nach wie vor nicht klar, was "wiedergeboren" sein soll. --- Wenn "wiedergeboren" heißt, dass der Mensch in tiefsten "Wissen" der Existenz Gottes im Dasein geborgen ist ("Was kann mir passieren vor dem Hintergrund Gottes?"), bin auch ich wiedergeboren. Dann aber bin ich misstrauisch gegen das, was gelegentlich als "wiedergeboren" bezeichnet wird. --- Wenn "wiedergeboren" denominationale Exklusivitäten sind, bin ich noch misstrauischer. - Auch hier hat das Böse seine Finger drin.
Jesus erlag aber am Ende doch. Andere Gekreuzigte sollen wohl tagelang am Kreuz gehangen haben. Kritiker verweisen manchmal darauf, dass auch andere Leute wie Jesus oder sogar noch mehr gelitten haben. Leid ist aber nicht gegeneinander abwägbar. Nun heißt es halt in Hebräer 4,15 dass Jesus gleich wie wir versucht wurde. Das wär so sinnnlos und zudem unfair gewesen, hätte ihm Gott irgendeine Art Immunität eingepflanzt.
Weitgehend d’accord.
Der Vater ist trotzdem auf dem Thron und Jesus zu seiner Rechten. Die Gottheit Jesu ist das Bekenntnis, was er für mich ist. Das ist keine Wesenssubstanz, sondern ein Beziehungsverhältnis. Das ist abstrakt und geistig, so wie man Namen von Ländern und Personen nicht in ihren Molekülen aufspüren kann.
Ja in Bezug auf mein Verhältnis zur Gottheit, nicht im kosmischen Maßstab.
Nach Hebräer 2,17 musste er in allem den Brüdern gleich werden. Das Blut der Opfertiere konnte Sünde nicht hinwegnehmen (Hebräer 10,4). Die Opfer waren nur Erinnerungen an die Sünde, Mahnungen an die eigene Sündhaftigkeit. Ebenso hätte ein Übermensch die Sünde nicht hinweg nehmen können. Er musste von gleicher Art, gleichem Wesen und gleichem Blut sein. Die Opferfunktion hat was mit Empathie zu tun. Tiere sind den Menschen zu wenig wert und Halbgötter sind unerreichbar. Mit einem der immun ist, kann man kein Mitgefühl haben. Jesu Opfertod im stillen Kämmerlein würde niemandem nützen, deswegen muss die Geschichte verkündet werden.
Recht zu haben hat Jesus ans Kreuz gebracht. Und er war nicht mal rechthaberisch.
Das ist schon wieder etwas leicht anderes, als den HG selbst spüren zu glauben. Im HG zu wandeln, darunter verstehe ich ein Gefühl der Erleichterung, weil das Gewissen befreit ist. Der Begriff Freimut/Freimütigkeit spielt im NT eine große Rolle. Aber woher sollte ich wissen, dass das mit einem HG zu tun hat ? Das weiss ich nur aus der Bibel. Ohne die Bibel, ohne die Verkündigung könnte das niemand reflektieren.
Erich Fromm äußerte einen Gedanken, der so ziemlich meiner Einstellung entspricht.
Zur Klarstellung: Wie ich den
Begriff »religiös« hier verwende, bezeichnet er weder ein Sys-
tem, das notwendigerweise mit einem Gottesbegriff oder mit
Idolen operiert noch gar ein System, das den Anspruch er-
hebt, eine Religion zu sein, sondern jedes von einer Gruppe
geteilte System des Denkens und Handelns, das dem ein-
zelnen einen Rahmen der Orientierung und ein Objekt der
Verehrung bietet. In diesem weitgefaßten Sinn ist in der Tat
keine Gesellschaft der Vergangenheit, der Gegenwart und
selbst der Zukunft vorstellbar, die nicht »religiös« wäre.
Quelle : Erich Fromm - Haben oder Sein