Die Last des Trivialen

Christliche Musik & Lobpreis
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lovetrail
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

Mich würde interessieren, warum man es hier ertragen muss, dass interessante Threads durch eine Fülle an trivialen Meldungen untergehen, welche primär von einem user stammen.
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
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Magdalena61
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von Magdalena61 »

lovetrail hat geschrieben: Sa 10. Aug 2019, 09:24Die Musik müsste aus der gemeinsamen geistlichen Erfahrung hervorwachsen: Und zwar inhaltlich und auch formal.
Das wäre sicher ein interessantes Projekt.
Man kann nicht einfach fertige Musikstile übernehmen und in die Gemeinde setzen und dann auch noch zu wenig gießen.
:) Sie tun es, weil sie nichts anderes haben.

Irgendwelche Fragmente vorhandener Stilmittel wird man wohl verwenden müssen.
Wenn dabei etwas Neues, Gutes herauskommt- super.
Die Großkirchen haben da natürlich einen Vorteil, weil sie Jahrhunderte-lang kulturbildend waren.
Die alte Kirchenmusik (vor J.S. Bach) ist nicht schlecht. Außerhalb der Kirche hat sie kaum eine Chance. Bestenfalls noch in Konzerten, aber nicht flächendeckend.

Und die moderneren Lieder für den Gottesdienst sind überall in demselben Stil gehalten.
Als das anfing, in der katholischen Kirche, war ich begeistert:


In solchen Gottesdiensten war ich dann voll mit dabei und vergaß die Zeit. Die Akustik war in dem großen hohen Kirchenschiff natürlich sehr gut.
Das ist mehr als 40 Jahre her.

Eine Tante, die in der RKK sehr engagiert war, schenkte uns ein LP mit Liedern von Pater Heinz Perne.
Leider ist ein Lied von dieser LP, mein Lieblingslied, nicht bei Youtube verfügbar. Es heißt "Heimkehr".
Hier kann man es hören, bei 48.36

Diese Schallplatte haben wir damals rauf- und runtergehört. "Es endet jede Nacht" und "Mitten unter euch", "Von Liebe reden wir", "Nun ruht die Arbeit"... alles realistisch, aus dem Leben gegriffen und irgendwie-- tröstlich.

Für dich sind solche Titel wohl auch eher "Kitsch", zu einfach, zu anspruchslos.
Für mich sind sie Zeugnisse eines kindlichen Glaubens, eines bedingungslosen Vertrauens in Gott. Sie gehören zu meinem Leben.
Mit dem Kitsch ist es ja so ähnlich wie mit der Sünde. Man weiß es von sich selber nicht so recht. Man muss sozusagen überführt werden und ein Bekehrungserlebnis haben. Damit will ich nicht sagen, dass ich selber nicht auch anfällig für Kitsch wäre.
Wie definiert man "Kitsch"?

Du nimmst es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich sage: Die Musik, die du hier vorgestellt hast, wäre überhaupt nichts für mich.

So etwas war "angesagt" in den Kreisen, in denen ich einige Jahre verkehrte-- bei den "Hippies", den Ausgeflippten, den Rebellen und Unangepassten-- ich konnte mich nicht daran gewöhnen.

Wenn jemand mit einer solchen Musik seinen Glauben bezeugen möchte, weil ihn dieser Musikstil fasziniert, dann ist das o.k. -- Ich würde da aber nicht oft mit dabei sein wollen. :)
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lovetrail
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

Pater Heinz Perne klingt ok. ;-)
Du nimmst es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich sage: Die Musik, die du hier vorgestellt hast, wäre überhaupt nichts für mich.

So etwas war "angesagt" in den Kreisen, in denen ich einige Jahre verkehrte-- bei den "Hippies", den Ausgeflippten, den Rebellen und Unangepassten-- ich konnte mich nicht daran gewöhnen.
Hm, ich finde dass diese Unangepassten sehr viel mit echten Christen gemeinsam haben. zB dass sie nicht die Welt lieben und was in ihr ist.

Die Hamburger Band "Die Sterne" sang mal: "Was hat dich bloß so ruiniert? ... Hast du denn nie rebelliert?..." Das trifft es ganz gut, finde ich. Freilich meine ich nicht, dass man gegen Gott rebellieren soll, aber doch einen Abstand zu den Stilen und zum kommerziellen Selbstverständnis der Welt entfalten sollte. Am besten schon in der Jugend.



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lovetrail
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

Bei mir war es so, dass ich mit 16,17 Jahren entdeckte, dass ich die Welt schrecklich finde. Bis auf ein paar coole Sachen, war das meiste furchtbar. Von der Musik, über die Zeitungen, Moden,Politik usw. Später als Christ sah ich, dass ich damals gar nicht falsch gelegen bin aber nun verstand ich warum das so ist und dass es etwas Besseres gibt.
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Magdalena61
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von Magdalena61 »

lovetrail hat geschrieben: Mo 12. Aug 2019, 21:08 Pater Heinz Perne klingt ok. ;-)
Das hätte ichjetzt nicht erwartet. :)
Hm, ich finde dass diese Unangepassten sehr viel mit echten Christen gemeinsam haben. zB dass sie nicht die Welt lieben und was in ihr ist.
Vielleicht war es das, was mich an ihnen anzog.
Ein "rebellisches Kind" war ich nicht. Geborgen auch nicht- meine Eltern hatten immer gravierende wirtschaftliche Sorgen, und wir sind sehr häufig umgezogen. Aber die Welt, die man mir präsentierte, war mir zu eng. Zu unecht. "Trivial".
Es gab zwar auch schöne Momente. Und ich wußte, dass meine Familie oder andere Menschen, mit denen ich in Kontakt kam, niemandem vorsätzlich etwas Böses wollten. Die waren halt so einfach gestrickt (in meinen Augen).

Doch meistens war ich irgendwie traurig und zog mich dann in meine eigene Welt zurück. Bücher, Tiere, Pflanzen und die Musik waren mir bessere Freunde als die soziale Umgebung.

Man sprach nicht über Gefühle. Kinder hatten zu gehorchen und zu funktionieren. Kirche war mehr Pflicht und "Pharisäertum" als Nahrung für die Seele, so würde ich es heute rückblickend bezeichnen.

Die "Alternativen", oder viele davon, waren ebenfalls unzufrieden mit dem bloßen Funktionieren innerhalb "bürgerlicher Konventionen" und suchten nach authentischeren Lebensformen- nach einem Leben, das sich zu leben lohnte. Und ich suchte Gott.

Dass nicht wenige der freiheitsliebenden Systemverweigerer nicht willens oder auch gar nicht fähig waren, tragfähige Beziehungen aufzubauen und ihr Leben sinnvoll zu organisieren; Verantwortung zu übernehmen, erkannte ich erst später. Mit 16 ist man noch zu jung dafür.
Die Hamburger Band "Die Sterne" sang mal: "Was hat dich bloß so ruiniert?
Das kann man wirklich fragen. Wer oder was hatte diese jungen Menschen so kaputt gemacht?
Ich fürchte, von denen, die sich auf Alkohol, Drogen und Planlosigkeit einließen, haben nicht so arg viele den Absprung geschafft.
aber doch einen Abstand zu den Stilen und zum kommerziellen Selbstverständnis der Welt entfalten sollte. Am besten schon in der Jugend.
Um diesen Weg zu gehen, braucht man Alternativen.

Die FFF- Jünger suchen gerade danach. Es kann ein Anfang sein, die Gewohnheiten und Tabus der Gesellschaft kritisch zu hinterfragen und sich für eine "bessere Welt" einzusetzen.
LG
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

Magdalena61 hat geschrieben: Di 13. Aug 2019, 00:54
Die "Alternativen", oder viele davon, waren ebenfalls unzufrieden mit dem bloßen Funktionieren innerhalb "bürgerlicher Konventionen" und suchten nach authentischeren Lebensformen- nach einem Leben, das sich zu leben lohnte. Und ich suchte Gott.

Dass nicht wenige der freiheitsliebenden Systemverweigerer nicht willens oder auch gar nicht fähig waren, tragfähige Beziehungen aufzubauen und ihr Leben sinnvoll zu organisieren; Verantwortung zu übernehmen, erkannte ich erst später. Mit 16 ist man noch zu jung dafür.
Was mich an alternativen Gemeinschaften auch begeistert (hat) sind eben schöpferische, originelle Arten da zu sein.
Ist es nicht ein großes Glück für den Menschen sich schöpferisch auszudrücken? Gut, Kinder bekommen und eine Familie gründen ist natürlich auch schöpferisch.
Um wieviel mehr sollte die Gemeinde Gottes welche den heiligen Geist empfangen hat, schöpferisch sein?

Schöpferisch sein heisst für mich zB kreativ mit Gegebenheiten umgehen, originelle Wege finden, am Detail arbeiten, verspielt sein, emotional sein, Nähe zulassen können, Gemeinschaft finden...

Die FFF- Jünger suchen gerade danach. Es kann ein Anfang sein, die Gewohnheiten und Tabus der Gesellschaft kritisch zu hinterfragen und sich für eine "bessere Welt" einzusetzen.
Das ist mir zu sehr von oben gesteuert und auch inhaltlich nicht ganz sauber. (Da CO2 vermutlich nicht unser ökologisches Hauptproblem ist)

LG
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

Was ich noch nicht erwähnt habe: Die Trivialität hat natürlich auch damit zu tun, dass ein Großteil der Freikirchen von Amerika her mitgebaut wurden. Und Amerika ist eben auch der Vorreiter in Sachen Kommerzialisierung und "Franchising".

Amerikas Kultur ist dort am Spannendsten, wo sie ihre eigene Verschwörung reflektiert. Autoren wie Thomas Pynchon oder Phillip K. Dick fallen mir da ein.

Und so ist es auch im christlichen Bereich. Die "besten" christlichen Importe sind apokalyptisch, endzeitlich, kulturpessimistisch... Aber das führt eher ein Paralleldasein und kommt in den Mainstream-Churches kaum an. Zu beunruhigend sind diese Dinge für das sonntägliche "Entertainment".

LG
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Re: Die Last des Trivialen

Beitrag von lovetrail »

Einen wichtigen Aspekt möchte ich noch loswerden:

Dieser Hang zur Trivialität im Denken und Fühlen von freikirchlichen Christen dürfte auch einen tieferen Ursprung haben (neben den bisher genannten Faktoren):

Nämlich die Verwirrung die eintritt, wenn man seine eigenen Gedanken und Wahrnehmungen aufgibt und dafür fremde Schemata übernimmt. Und das vermutlich in bester Absicht, da es ja biblisch vorgezeichnet scheint: Also der alte Adam wird begraben und der neue Adam entsteht. (bzw wird ausgezogen - und neu angezogen).

Es mag nun vielerorts ein Druck entstehen, diesen "neuen Menschen" herzustellen bzw darzustellen, obwohl dieser innere Prozess gar nicht stattgefunden hat. Somit bleibt dann nur, dass man eine gewisse Gruppenkonformität, das Denken und Fühlen einer Gruppe übernimmt und keine eigenen Sensoren mehr hat bzw keine korrektiven eigenen Wahrnehmungen mehr hat.

Da mag auch hineinspielen, dass einerseits dieses Bild der Wiedergeburt überfrachtet wird, andererseits, dass es auch falsch verstanden wird. Denn wir haben auch andere Bilder in der Bibel: Jene von der Abwaschung der Sünde bzw Reinigung. Von der Heilung des Zerbrochenen. Diese letzteren Bilder implizieren keine vollkommen verwerfenswürdige Position des bisherigen Adam. Oder einfacher gesagt: Nicht alles was der natürliche Mensch denkt und fühlt ist falsch. Wie könnte er sonst überhaupt Schuld und Verantwortung tragen?

Bei der geistigen Wiedergeburt geschieht mE nicht eine völlige Auslöschung der alten Person, sondern eine Verklärung und Rettung in ein vollständiges, heiles Selbst, welches immer noch spezifisch und individuell ist.

Kurz gesagt: Wiedergeburt muss von Gehirnwäsche unterschieden werden. :shock:

LG
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