Dualismus

Rund um Bibel und Glaube
Rembremerding

Re: Dualismus

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 12:08 Gnostischer Dualismus wäre wie Zeus gegen Hades. - Aber nochmals: Sei vorsichtig mit dem Wort "Dualismus": Du wirst kaum einen finden, der diesen Begriff gnostisch versteht.
Im Grunde war Dualismus schon vor Christus. Zeus und Hades - beides antike Götter, die man sich wohlgesinnt halten muss oder besänftigen. Zeus war eben nicht nur gut, und Hades nicht nur böse. Die Statue des unbekannten Gottes, den Paulus am Areopag antraf, sollte eine Versicherung der Athener sein, damit möglichst alle Götzen verehrt werden, damit nicht ein ungeehrter sie vernichte.
Der Mensch sah und spürte das Gute und Böse ihn ihm. Er leitete daraus ab, dass beides getrennt voneinander auch einem bösen und guten Gott geschuldet sein muss.
Die Erlösung des Herrn umfasste auch die Erlösung vor Dualismus, schwarz-weiß. Nun wurde offenbar, dass es nur einen allmächtigen Gott gibt, und der auch noch allein die Liebe. Die Natur, die Schöpfung verlor plötzlich alles dämonenhafte, es gab kein unentrinnbares Schicksal mehr, nur mehr ein Ziel in Gottes Liebe in der Ewigkeit. Geborgenheit in der Welt und in der Seele machte sich breit. Plötzlich war das Sklavenschicksal keines mehr und wurde erträglich, man war nicht mehr hilflos bösen Mächten ausgeliefert, man konnte in sich als Wiedergeborener dem Guten folgen. Deshalb gingen viele für diesen Glauben bereitwillig in den Tod. Im Tod war man nicht der Rachsucht ausgeliefert, sondern der Barmherzigkeit. Kein drohender Gott musste besänftigt werden, allein ein liebender Gott geliebt. Wer sich versöhnte, hatte nicht verloren, weil er sich nicht dem Bösen, dem Reich der Finsternis, stellte, oder böses mit Bösem vergeltet, sondern hatte gewonnen, weil er das Gute, die Liebe zum siegen in das Böse hineintrug und nicht mehr selbst für Vergeltung zuständig war.
Dualismus löste sich auf - da ist nur mehr die Liebe.
Das ist aber normal - das macht jeder. -
Christen und die Kirche mach(t)en es aber anders: sie lasen die Evangelien und erkannten darin, dass es der Hl. Geist ist, der in ihnen wirkt und Lehre samt Gemeindeleben gestaltet. Das ist ein wertvolles Erbe unser jüdischen Geschwister, bei denen es ebenso ist und war.
Timmi

Re: Dualismus

Beitrag von Timmi »

Hiob hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 12:42 Philosophie und geistliches Reden ist zumindestens in der Gegenwart nicht dasselbe. - Ich habe wirklich den Eindruck, dass "Ihr" (wer auch immer davon betroffen ist) Furcht vor geistlicher Tiefe habt. - Man ist in seinem umgrenzten denominationalen Raum, der einem Sicherheit gibt - alles darüber Hinausgehende muss dann des Teufels sein. - So kommt es mir vor.
Och nö, Hiob, wie sollen wir Angst vor etwas haben, was wir gar nicht kennen ;-) :lol:

Aber Spaß beiseite, 'geistliche Tiefe' ist ja nun wirklich Empfindungssache, der man sich nicht einfach so öffnet, sondern an Bedingungen geknüpft ist. Eine Zurückweisung kann also außer 'Furcht' noch viele andere Gründe haben. Wir haben alle unsere Zeiten, Themen, Vorlieben, Gelegenheiten und Fähigkeiten und vertrautes Terrain ist doch was wunderbares. Wer den philosophischen Sumpf vermeidet, kann nicht darin versinken. Also wenn das nichts ist! Und geistliche Tiefe, na ja, der Austausch von allseits bekannten Dualismus-Erwägungen hat nicht wirklich das Potential eine geistlich tiefe Befriedigung zu erzeugen. Da kenne ich andere, weitaus spannendere Überlegungen zu diesem Thema und außerdem wenn für Christen gilt, dass Gott mehr als genug ist, dann braucht es keinen Weisheits-Wettbewerb wer nun tiefer, höher, klüger oder differenzierter denkt.
Selbstkritisch frage ich mich, ob ich mit meinem universalen Gottesverständnis daran rütteln darf - da muss ich drüber nachdenken. --- Denn jeder hat seine Glaubens-Insel in der Welt, von der man gerade Nicht-Schwimmer vielleicht nicht geistlich umpflanzen sollte. - Vielleicht kann der Mensch seine Früchte nur auf SEINER Insel ernten. - Das ist übrigens der Grund, warum ich nie gegen Denominationen wettere (wenn es nicht gerade Wohlstands-Evangelikale sind). - Suum cuique.
Das ist ja das Problem, du siehst andere als Nicht-Schwimmer, dabei schwimmen sie nur in eine andere Richtung - nämlich ans rettende Ufer, während du das tiefe Wasser mit den gefährlichen Strudeln und Untergrundströmungen liebst. Wenn jemand pflanzt, dann Gott und die Früchte sind für alle gleich.
Hiob
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Re: Dualismus

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 12:55 Dualismus löste sich auf - da ist nur mehr die Liebe.
So lange etwas nicht EINS, sondern (mindestens) ZWEI ist, kann der Dualismus nichts lösen - deshalb ist er aufzulösen. - Aber: Er beherrscht nach wie vor das Dasein.
Rembremerding hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 12:55 Christen und die Kirche mach(t)en es aber anders: sie lasen die Evangelien und erkannten darin, dass es der Hl. Geist ist, der in ihnen wirkt und Lehre samt Gemeindeleben gestaltet.
Ja - wirklich ja. - Wenn da nicht so - nunja - Überraschendes wäre, was man darin als Hl. Geist erkennen kann. - Mir sind einfach die Unterschiede des Gottesverständnisses INNERHALB der Bibel-Rezeption zu groß - da stimmt was nicht.
Otto2 hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 13:11 du siehst andere als Nicht-Schwimmer, dabei schwimmen sie nur in eine andere Richtung - nämlich ans rettende Ufer, während du das tiefe Wasser mit den gefährlichen Strudeln und Untergrundströmungen liebst.
MANCHE sehe ich als Nichtschwimmer - aber auch das ist gottgewollt, wenn es so ist. - Und dann: Ans rettende Ufer schwimmen, klingt ein bißchen selfish, wenn gleichzeitig das Meer voller Menschen ist, die es nicht schaffen sollen. - Ich hasse es, wenn Menschen die Strickleiter hochziehen, nachdem sie an Bord sind/glauben, an Bord zu sein.

Ja - mit den Strudeln ist was dran. - Wenn man Dinge auf den Grund denkt, kommt das vor. - Aber die Strudel sind halt im Weg, wenn man ins ruhige Auge des Strudels will - nicht jeder ist damit gesegnet, dieses Auge erst gar nicht zu verlassen.
Timmi

Re: Dualismus

Beitrag von Timmi »

Hiob, nun könnten wir noch weitere plastische Bilder mit Worten malen, aber ich denke, es reicht soweit.

Falls mal das Bedürfnis besteht, eine Diskussion tiefgehend zu verflachen und Trivialität gefragt ist, kann ich ja mal wieder einspringen. :lol:
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Lena
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Re: Dualismus

Beitrag von Lena »

Rembremerding hat geschrieben: So 8. Nov 2020, 18:47 Es war sein Stolz, die Erkenntnis einmal einem Geschöpf untertan sein zu müssen, die ihn fallen ließ.
Gott ist doch kein Geschöpf?
Rembremerding

Re: Dualismus

Beitrag von Rembremerding »

Lena hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 17:43
Rembremerding hat geschrieben: So 8. Nov 2020, 18:47 Es war sein Stolz, die Erkenntnis einmal einem Geschöpf untertan sein zu müssen, die ihn fallen ließ.
Gott ist doch kein Geschöpf?
Natürlich nicht, jedoch sein Sohn wurde Geschöpf, kam ins Fleisch, erniedrigte sich, ist der Menschensohn und sitzt nun zur Rechten des Vaters.
am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von allem eingesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat;
er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt;
er ist umso viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt. (Hebr 1:2-4 NEÜ)
Rembremerding

Re: Dualismus

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 15:27 So lange etwas nicht EINS, sondern (mindestens) ZWEI ist, kann der Dualismus nichts lösen - deshalb ist er aufzulösen. - Aber: Er beherrscht nach wie vor das Dasein.
Dualismus löst nicht - er bindet. Jesus ist der Erlöser und eins mit dem Vater.
Deshalb:
Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, (Joh 17:21a NEÜ)
Im Vater und im Sohn eins sein, heißt im Hl. Geist eins zu sein. Da ist in der Liebe nichts Böses mehr.
Jedoch erhalten wir auch im Dasein einen Vorgeschmack, eine Möglichkeit erlöst zu sein, im eins sein:
Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir! (Joh 17:11b)
Mir sind einfach die Unterschiede des Gottesverständnisses INNERHALB der Bibel-Rezeption zu groß - da stimmt was nicht.
Eben aus mindestens zwei Gründen:
1. Zuvor das Gottesbild, dann Versuch von diesem der Bestätigung durch die Bibel
2. Verlassen der apostolischen Lehre, dem Wirken des Hl. Geistes in seiner Kirche.
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Re: Dualismus

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 19:23 Mir sind einfach die Unterschiede des Gottesverständnisses INNERHALB der Bibel-Rezeption zu groß - da stimmt was nicht.

Eben aus mindestens zwei Gründen:
1. Zuvor das Gottesbild, dann Versuch von diesem der Bestätigung durch die Bibel
2. Verlassen der apostolischen Lehre, dem Wirken des Hl. Geistes in seiner Kirche.
So sehr ich Dir aus verschiedenen Gründen am Ende zustimme, so sehr sind Deine 2 argumente objektiv nicht tauglich. - Denn dazu könnte ich jederzeit sagen:

zu 1) Das ist bei jedem so (meine ich tatsächlich)

zu 2) Seit wann ist die apostolische Lehre der Maßstab für Wahrheit? -- Da würdest Du als Katholik antworten: Schon immer. -Aber außer Katholiken würde das - naturgemäß - keiner unterschreiben.

MEINE Antwort auf die Frage nach den großen Unterschieden des Gottesverständnisses INNERHALB der Bibel-Rezeption wäre:
Jeder Mensch zieht an einem heilsgeschichtlichen Strang, aber jeweils an einer anderen Stelle (manchmal auch in unterschiedliche Richtung). - Unterschiedliche Denominationen sind also Ausdruck eines damit verbundenen geistlichen Erkenntnisstands.

Das Mütterchen, das Gott spürt und jeden Tag den Rosenkranz betet/beten will.
Der Moderne, der Gott als Projektion seiner eigenen Vorstellung versteht (weil er so formatiert ist, dass er sich gar nichts anders vorstellen kann).

Beide tun, was sie können - suum cuique.
Rembremerding

Re: Dualismus

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 19:43
zu 2) Seit wann ist die apostolische Lehre der Maßstab für Wahrheit? --
Hier verengst du. Auf was, als jenes, was die Apostel aufgeschrieben und mündlich weitergegeben haben, soll eine Bibel oder Bibelinterpretation in der Kirche des Hl. Geistes (das ist die Kirche des Herrn, zu der sich jeder Christ bekennen kann), sich sonst beziehen? Und darauf fusst eben auch die Lehre der Apostel, wie sie etwa Paulus in seinen Briefen ausführt.
Bedenke, dass schon Paulus, die Apostel und die Evangelisten die Hebräische Bibel interpretierten!
Unterschiedliche Denominationen sind also Ausdruck eines damit verbundenen geistlichen Erkenntnisstands.
In diesem Sinn stimme ich zu, weil Welt-/Geistesgeschichte eben immer Heilsgeschichte ist.
Man kann noch weiter gehen: Auch der Islam ist nicht Produkt einer "Unaufmerksamkeit" Gottes.
Hiob
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Re: Dualismus

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 20:02 Auf was, als jenes, was die Apostel aufgeschrieben und mündlich weitergegeben haben, soll eine Bibel oder Bibelinterpretation in der Kirche des Hl. Geistes (das ist die Kirche des Herrn, zu der sich jeder Christ bekennen kann)
Ja - aber da argumentierst Du sehr katholisch-exklusiv - da werden sehr viele NICHT folgen.
Rembremerding hat geschrieben: Di 10. Nov 2020, 20:02 In diesem Sinn stimme ich zu, weil Welt-/Geistesgeschichte eben immer Heilsgeschichte ist.
Man kann noch weiter gehen: Auch der Islam ist nicht Produkt einer "Unaufmerksamkeit" Gottes.
Eben. - Noch ein Schritt obendrauf: Die Welt ist so gefügt, dass diese unterschiedlichen heilsgeschichtlichen Phasen abgebildet werden - es MUSS also alles vertreten sein - so wie Judas sein MUSSTE.
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