Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite
Verfasst: So 31. Dez 2023, 10:22
Das Wort "Gelddrucker" finde ich hier unangebracht, jedoch glaube auch ich, dass Friedman hier für eine fundamentale Policy der angelsächsischen Staaten spricht.
Ja, diese Umorientierung wird in zukünftigen Geschichtsbüchern stehen, weil sie ein gutes Symbol ist für den Bedeutungsverlust des Westens. China wird mit seinem Ansinnen, der amerikanischen westlichen Welt eine östliche Alternative gegenüberzustellen, auf Sicht erfolgreich sein. Es wäre aus meiner Sicht gescheiter gewesen, Russland durch eine entsprechende Politik in den nuller und 10er Jahren an sich zu binden (damit kritisiere ich nicht die deutsche Politik dieser Zeit, die meines Erachtens auf dem richtigen Weg war).
Da würde ich widersprechen. Es gibt bei uns nach wie vor ganz hervorragende Medien, aus denen man sich allerdings tatsächlich situativ herauspicken muss, was jetzt aufgeklärt frei und was narrativ getrieben gesagt wird. Mir wäre hier ein journalistischer Standard lieber, der Bericht und Kommentar deutlicher trennt. Narrativ getriebene Berichte sind de facto Kommentare - das ist nicht gut.
Die Idee einer Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok war schon gut, ist aber in weite Ferne gerückt.
Wer sich mit einem gewissen Anspruch zu Wort meldet, sollte in der Tat dazu beitragen, dass die Welt besser verstanden wird. Natürlich ist es gelegentlich schwer, rein objektiv zu berichten - bei jedem kann manchmal die eigene Gesinnung durchscheinen. Aber unterm Strich sollte man substantiell so argumentieren, dass ein geistig belastbares Gegenüber solche Argumente respektieren kann, selbst wenn er selbst andere Argumente vorzieht. Insofern ist eine harte Diskussion auf hohem Niveau mit einem Meinungsgegner interessanter als das Sich-gegenseitig-Recht-Geben unter Meinungsgenossen.
Das nennt man Realpolitik. Das tun China und die USA genauso. Damit kann man keinem einen Strick drehen.
Dass die USA nach dem 2. Weltkrieg die Führung in Europa übernommen hat, wurde von der Generation meiner Eltern und auch von meiner Generation positiv aufgenommen, weil eine demokratische USA wahrlich eine bessere Wahl war als eine stalinistische Sowjetunion. Ob die Unterschiede zwischen USA und Russland heute noch so groß sind wie damals, wäre zu prüfen. Wenn man beim ersten Anschein Putin und Trump gegenüberstellt, dann eher nicht.
Genau deshalb will ich doch eine Entkopplung von Narrativ-Versklavtheit und aufgeklärtem Nachdenken. Natürlich gilt dies auch für Menschen, die eher Sympathien für den Osten aufbringen.