Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite
Verfasst: Do 4. Jan 2024, 14:55
Community für Menschen auf der Suche nach Gott
https://4religion.org/
Hat man. Aber es gab nicht diese Betroffenheitslyrik und Empörungs-Hedonistik.
Vorschlag:
Man verdeutscht "Narrativ" neuerdings mit "Erzählung". Was hältst Du davon?
Ganz so weit sind wir, glaube ich, noch nicht. Obwohl: Es wäre nicht das erste Mal, dass meine Einschätzungen von der Wirklichkeit überholt wurden.
Ich glaube da eher, wir sind da schon viele weiter, der Rubicon wurde da doch eigentlich schon vor Jahren überschritten.
Die Laien treffen hier die weitreichenden Entscheidungen, wie "meine homosexuelle Beziehung ist keine Sünde", also ist die Laien-Interpretation entscheidend. Du hast das aber mehrfach auf den 2+4-Vertrag bezogen. Und da stimmt das nicht, da waren Profis am Werk, die genau wussten, worauf sie sich einlassen.Hiob hat geschrieben: ↑Sa 30. Dez 2023, 17:20 Ich habe verstanden, dass für Dich der Umstand, dass homosexuelle Paare in ihrer fundamental-theologischen Gering-Belastbarkeit nicht nur sich selbst, sondern ihre Verbindung als gesegnet verstehen, von großer Bedeutung ist. Das kann ich echt nachvollziehen. In diesem Kontext stimme ich (stellvertretend für Betroffene) Deinem Satz zu: "Die "Laien-Interpretation" ist von diesem Gesichtspunkt die entscheidende". Ich sehe nicht, warum Du Dich hier falsch verstanden fühlst.
Klar hätte man sich sagen können, dass das propagandistisch ausgeschlachtet wird. Tja ... ja.Hiob hat geschrieben: ↑Sa 30. Dez 2023, 17:20Ah - ok. - Formal ist dies ohnehin richtig, aber meinst Du wirklich, dass die Russen dies so sehen? Noch anders: Meinst Du, dass Russlandkenner jemals daran gezweifelt haben, dass die Russen so empfinden würden? Helmut Schmitt hat kurz vor seinem Tod gemeint (/kann man in youtube hören), dass auch er als Russe beunruhigt wäre, wenn nach und nach die NATO-Stellungen immer näher kämen. - Mit anderen Worten: Was bringt es, wenn man sich einredet, dies sei ein Vertragswerk gewesen, das in Ordnung sei, wenn man gleichzeitig 100tausende Tote an der ukrainisch-russischen Front hat, die Folge dessen sind, dass dieses Vertragswerk offenbar nicht auf eine win-win-orientierte europäische Sicherheitsarchitektur angelegt war?
Ich meine die Binnenkolonisation, z. B. Sibirien, Gebiete der Tartaren, etc.. Ich hab doch geschrieben "von Moskowien" aus. All diese Völker in Asien wurden kolonisiert.Hiob hat geschrieben: ↑Sa 30. Dez 2023, 17:20 Ich bin jetzt tatsächlich überfragt, wo Russland außerhalb seines eigentlichen Staatsgebiets Kolonien hatte. Meinst Du Kuba? - Oder meinst Du angrenzende Gebiete anderer Ethnien? Das gibt es in der Tat - man schaue nur nach China mit seinen Uiguren oder eben nach Russland mit seinen Usbekistans, etc oder nach Amerika, wo die USA den Norden Mexikos annektiert hat. Das kann man böse finden, aber es ist normal.
Das folgende hast Du überlesen:Hiob hat geschrieben: ↑Sa 30. Dez 2023, 17:20Das ist nicht russland-spezifisch. Die Hälfte der Menschen in New Mexico spricht spanisch, in Puerto Rico sogar über 90%. Der Nationalstaats-Gedanke ist nicht mehr erste Wahl. Allerdings waren manche Gebietsgewinne mit Gewalt verbunden - aber das ist so seit 10.000 Jahren.
Es ist per se natürlich kein Problem, dass Russland kulturell und ethnisch heterogen ist. Es wird aber zum Problem, wenn Putin auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker pocht und damit nur die ethnischen Russen meint, als deren Retter er sich aufführt.
Ja, sie flippen aus, wie ein Kind, das anderen Kindern das Spielzeug geklaut hat und es nun wieder hergeben soll.Hiob hat geschrieben: ↑Sa 30. Dez 2023, 17:20Man stelle sich aus Sicht Russlands vor: Russland will eine Freihandelszone, die trotz mannigfacher gegenseitiger Absichtserklärungen nicht angegangen wird (warum wohl?) - statttdessen gibt es ein Abkommen nur mit der Ukraine. Die Message dabei ist: "Wir, der Westen, wollen keine paneuropäische/paneurasische Sicherheitsarchitektur, sondern einen Bindung von möglichst vielen Staaten westlich von Russland an den Westen." Und da soll Russland nicht ausflippen?
Wie kannst Du das nur immer noch ernst nehmen, nach all dem was passiert ist?Hiob hat geschrieben: ↑Sa 30. Dez 2023, 17:20 Würde mich wundern. Stelle Dir eine EU vor, die in engem Austausch mit Russland ist und somit Planungssicherheit und gute Preise bei Rohstoffen hat und umgekehrt Technologie-Transfer betreibt. Meinst Du, Russland würde damit ohne konkreten Grund Waffen bauen? Russland hat seine Waffenkammern erst wieder so richtig reaktiviert, als die westlichen Spannungen systemisch wurden.
Niemand kann "entscheiden", was Sünde ist. Dieser Ansatz ist schlicht falsch. - Die Laien MEINEN, sie würden nicht sündigen. Habe ich kein Problem damit. Aber das ändert doch geistlich nichts in der Sache.
Das ist ein merkwürdiges Unterscheidungskriterium. Geh vielleicht davon aus, dass es Teil des professionellen Handwerks ist, Dinge offen zu lassen, weil man zu einem Zeitpunkt x, an dem man ein Papier präsentieren möchte, nicht alle Punkte einvernehmlich klären kann.
Diese Gefahr besteht immer. Natürlich wissen die Profis, dass beide Seiten bei Bedarf ihr Narrativ stricken.
Auch das ist durchaus richtig. Andererseits hat Putin Anfang der 2000er positive Asapekte im Kopf gehabt (Freihandelszone, Reisefreiheit, etc.). Und er wollte, das ist richtig, dass Belarus und die Ukraine als Puffer zwischen beiden (damals aufgeweichten) Blöcken bestehen bleiben. Darauf konnte er völkerrechtlich nicht bestehen, aber der Westen hätte dies respektieren können, indem er Interesse an einer gesamteuropäischen/paneurasischen Friedensordnung gezeigt hätte.
Unter "Kolonie" versteht man eigentlich Besitzungen, die nicht mit dem Kernland verbunden sind. Als Karl der Große die Sachsen besiegt hat, war Sachsen für ihn keine Kolonie, sondern Teil seines Reiches. Sind für Dich New Mexiko und Texas kolonisierte Länder der USA? Was ist der Unterschied zwischen Tartaren und Sibiren im Osten und Spaniern im Süden? Einverleibt ist einverleibt.
Das ist medial auch nicht zu empfehlen. Aber de facto läuft es so. Dieses Thema ist Teil der großen Auseinandersetzung zwischen Republikanern und Demokraten in den USA.
So gut kenne ich Russland nicht. Ich höre nur von meinem (deutsch-)russischen Umfeld, dass man in der Sowjetunion (und so viel ich weiß, auch noch heute in Russland) im Ausweis/Pass eine ethnische Zugehörigkeit hat. Also "Russischer Staatsbürger/Russe oder Tartar oder Deutscher oder Jude". Ob dies automatisch als diskriminierend zu verstehen ist, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass ein Durchschnitts-Tartar/Deutsche/Jude in Russland mehr diskriminiert wird als ein Durchschnitts-Schwarzer in den USA.
Da ist insofern was dran, dass Russland eine Doktrin hat, wonach größere Russenansammlungen in anderen Staaten den Schutz Russlands genießen - was natürlich eine Ausrede ist, im Ernstfall einzugreifen. (Bei den Amerikanern macht man dasselbe anders, indem man bei Bedarf das Zauberwort "National Interest" bemüht, was über dem Völkerrecht stehen kann.) Deshalb wäre ja ein ambitioniertes Interesse an einer europäischen Friedensordnung so wichtig gewesen. Denn den "Ernstfall" gibt es nicht, wenn man handelsmäßig und gesellschaftlich so verbandelt ist, dass man überhaupt keinen Ernstfall will. Aber diese innereuropäische Entspanntheit wollten die USA nicht. Da müssen jetzt alle durch.
Im Westen auch nichts. Da haben sich beidseitig konfrontative Muster durchgesetzt - und das lag am wenigsten an Europa. Europa fungiert hier als Stellvertreter für amerikanische Interessen. Gleichzeitig bin ich froh, dass die USA mit ihrem funktionierendem Militär für uns da ist. Aber es hätte nicht so weit kommen dürfen, dass es nötig ist.
Dass Putin die Russen an den Platz stellt, an denen die USA die Weißen sieht, sehe ich auch. Allerdings bin ich überfragt, ob es so etwas wie Selbstbestimmungsbestrebungen INNERHALB des russischen Staatsgebiets gibt.
NIEMAND kann entscheiden, wem er sich anschließt. Man kann seine Wünsche äußern, was wichtig ist. Aber entschieden wird bei denen, die Neue aufnehmen oder eben nicht aufnehmen. Hätte man ethnisch und historisch entschieden, hätte Europa auf jeden Fall die Baltenstaaten aufnehmen müssen. Von Belarus und der Ukraine hätte man die Finger lassen sollen und dies auch signalisieren müssen. Nicht dass es diese Länder nicht verdient hätten oder etwas falsch gemacht hätten, sondern aus übergeordnetem Interesse des Westens. Und da tickt der europäische Westen halt anders als die USA. Und somit haben wir wieder einen Eisernen Vorhang - Glückwunsch an alle, die ihn wollten.
Doch, natürlich. Trotzdem lohnt es sich hier, ins russische Denken einzusteigen, demnach sie von einer nicht verwestlichten Ukraine ausgingen. Da kann man natürlich sagen "Selber schuld, wenn Ihr davon ausgeht", aber dann sagt Russland "Wenn Ihr uns schon verarscht, können wir auch Verträge brechen". Ich vermute, dass Geschichtsschreiber in 100 Jahren sagen werden, dass die Abwendung Russlands vom Westen und dafür die Annäherung an Indien und China die amerikanische Übermachtszeit verkürzt haben.Claymore hat geschrieben: ↑Do 4. Jan 2024, 23:03 Die Ukraine wurde denuklearisiert. Sie haben ihre Atomwaffen an Russland übergeben. Dafür hat Russland 1994 die Souveränität der Ukraine garantiert, als Schutzmacht. Jetzt greift die Schutzmacht an. Solche Vertragsbrüche scheinen Dich eher weniger zu kümmern ...
Vor dieser Frage standen auch die Russen: Wie oft sollen wir uns noch vertrösten lassen, was die Einlösung von Absichtserklärungen angeht? - Funktioniert hätte ein Ausbau gegenseitiger Interessen - diesbezüglich hat Deutschland eine gute Politik gemacht (und hat dafür vom Westen viel Prügel einstecken müssen).
Richtig wäre "Wandel durch Handel" gewesen, was ja der deutsche Kurs war. Wäre dies ein einvernehmliches gesamtwestliches NArrativ gewesen, müsste man heute nicht soviel in Rüstung investieren und auf Wohlstand verzichten. Das Ding ist noch nicht rum. - Meinst Du ernsthaft, dass Russland in Polen oder sonstwo eingerückt wäre, wenn Nordstream 2 gelaufen wäre und der Handel floriert hätte? Ich kann es nicht komplett ausschließen, aber als masochistisch sind mir die Russen eigentlich nicht bekannt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_KolonisationHiob hat geschrieben: ↑Fr 5. Jan 2024, 00:04 Unter "Kolonie" versteht man eigentlich Besitzungen, die nicht mit dem Kernland verbunden sind. Als Karl der Große die Sachsen besiegt hat, war Sachsen für ihn keine Kolonie, sondern Teil seines Reiches. Sind für Dich New Mexiko und Texas kolonisierte Länder der USA? Was ist der Unterschied zwischen Tartaren und Sibiren im Osten und Spaniern im Süden? Einverleibt ist einverleibt.