Historisch-Kritische Methodik

Rund um Bibel und Glaube
SilverBullet
Beiträge: 2229
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von SilverBullet »

@ProfDrVonUndZu
Doch es hat mit ihnen zu tun, denn es geht um das flächendeckende Messias-Thema in der gewaltorientierten Form.

Forsch selbst mal nach, auf was das Wort „Christus“ zurückgeht und schon hat bereits der Name etwas damit zu tun. (im Matthäus-Ev wird explizit „Christus“ als Name eingesetzt – sehr verdächtig, denn das geht schlichtweg nicht, wenn es drum herum lauter Messias-Gestalten gibt)

Hast du eine HKM-Begründung, warum „Christen“ nichts mit Zeloten zu tun haben müssen?
Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 3516
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

SilverBullet hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 19:19 Hast du eine HKM-Begründung, warum „Christen“ nichts mit Zeloten zu tun haben müssen?
Ich habe nur biblische Begründungen. Die Kirchenväter folgen keiner gewaltverherrlichenden Tradition, da Jesus und seine Jünger sich davon ebenfalls distanzierten. Sie wird nur als Negativ-Beispiel genannt.
SilverBullet
Beiträge: 2229
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von SilverBullet »

@ProfDrVonUndZu
Wo möchtest du in der Bibel, bei den "Kirchenvätern" oder bei den "Apologenten" auch nur die leiseste Distanzierung von der gewaltorientierten Messias-Strategie der Zeloten finden können?
Wer nur die christliche Literatur kennt, hat schlicht keine Ahnung, wer die Zeloten waren.

Ich frag dich mal:
Was für eine Haltung hatten Zeloten zum Martyrium, ein Thema, auf das Christen derart stolz sind, dass sie es als Argument für ihren Glauben verwenden?
Was sagt die HKM dazu?

Ist dir aufgefallen, dass es laut Christentum immer nur Jesus-Christen-Verfolgungen gab, aber nirgends von Zeloten-Verfolgungen gesprochen wird,
dabei waren dies die Kriegsfeinde Roms und wurden mit all den Gewalttaten (einschliesslich Wilde Tiere in der Area, Folter und Kreuzigung) "beschenkt", die Christen für sich "beanspruchen".
Auch hier gilt wieder: wie korrigiert die HKM dieses schräge Bild?
Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 3516
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Deine Fragen müssen andere beantworten. Ich hatte nur bemerkt, dass die Kirchenväter anscheinend zur Tempelzerstörung keine andere Quelle hatten, als Josephus Schriften. Es sind uns ja auch sonst keine weiteren Quellen bekannt.
SilverBullet
Beiträge: 2229
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von SilverBullet »

@ProfDrVonUndZu
Was, wenn sie sie nicht beantworten können, sind es dann gute Fragen, vielleicht derart gut, dass es Konsequenzen geben müsste, sagen für die HKM, als einer "Wissenschaft" oder gleich für die Religion insgesamt?

Ich häng noch eine Frage dran:
Wieso gibt es nirgendwo eine Quelle zu einer friedlichen Messiasbewegung?
Mit Mühe und Not zaubert man sich Kleinstpassagen zu "Jesus" aus, von Christen abgeschriebenen Texten zusammen, aber die Gruppe der friedlichen Messiasanhänger ist niemandem aufgefallen.
Du beanspruchst ja diese "Liebes- und Friedensbotschaft" als Abgrenzung - nur leider ist im ersten Jahrhundert nichts davon vorhanden.
Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 3516
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Was kritisierst du überhaupt ? Den Text des NT, oder die Interpretation der HKM ? Ich bin kein Apologet der HKM, sondern ein Verfechter von nachvollziehbaren Methoden. Die Ergebnisse der Bibelwissenschaft finde ich allerdings nicht immer nachvollziehbar. Da gibt es wohl auch sakrosankte Traditionen und eine Vergessenheit der eigenen Ideengeschichte.
SilverBullet
Beiträge: 2229
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von SilverBullet »

@ProfDrVonUndZu
Es geht hier um Wissenschaft und da verlange ich Korrektheit, und zwar in einer Form, dass ich als Nicht-Gläubiger mit den Ergebnissen arbeiten kann,
ohne dass ich mich erst erneut in die Details einarbeiten muss.

Anhand meiner Fragen wird dir aufgefallen sein, dass dies bei der HKM nicht so ganz zu funktionieren scheint.
Werden hier Probleme aufgedeckt, dann ist es leider unvermeidlich, dass das erdachte Bild der Vergangenheit korrigiert werden muss.

Bei Wissenschaft geht es um Qualitätssicherung und "historischer Jesus" passt hier schwerlich rein - aber vielleicht täusche ich mich ja und es taucht ein Experte auf, der mir alles erklärt.
Benutzeravatar
PeB
Beiträge: 6270
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von PeB »

Zippo hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 12:44 Daß die Wunder z.Bsp. des NT in Frage gestellt werden, daß ist ja eine Folge dessen, daß ungläubige Menschen von diesen Dingen lesen und nicht, daß Aussagen der Bibel in ihrem historischen Umfeld betrachtet werden.
Es hängt ursächlich mit der Methodik zusammen, da die HKM sich "wissenschaftlich" darstellt und Wissenschaft ausschließlich beweisbare Vorgänge innerhalb der Natur als Grundlage annimmt. Sie schließt übersinnliche Begebenheiten aus. Die HKM als Methode muss daher Übersinnliches ausschließen, sonst kann sie nicht als wissenschaftlich gelten.
We were talking about the love that's gone so cold
And the people who gain the world and lose their soul
(The Beatles, 1967)
Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 3516
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

SilverBullet hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 20:26 Es geht hier um Wissenschaft und da verlange ich Korrektheit, und zwar in einer Form, dass ich als Nicht-Gläubiger mit den Ergebnissen arbeiten kann,
ohne dass ich mich erst erneut in die Details einarbeiten muss.
Ich vermute, du erwartest von der Wissenschaft etwas, was Hiob oben als ontische Wahrheit bezeichnet hat. Da kann ich dir nicht helfen. Vor allen in populärwissenschaftlichen Arbeiten und im Jouurnalismus scheint man ebenfalls diesem ontischen Fehlschluss auf den Leim zu gehen. Begriffe wie "historischer Jesus", die benutze ich für gewöhnlich gar nicht, weil dahinter wiederum haufenweise ideologische Prämissen stecken.
SilverBullet
Beiträge: 2229
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von SilverBullet »

@ProfDrVonUndZu
Wenn eine Analyseaktivität den Status "Wissenschaft" derart beansprucht, dass sie ein Bild der Vergangenheit zeichnen können will, dann muss bei diesem Vorgehen sauber begründet werden, wieso ein Text hierfür geeignet sein soll.
(Nimm die "Winnetou"-Texte als Grundlage her und spring in die Vergangenheit - werden wir dann mit dem "historischen Winnetou" beschenkt?)

Bei der HKM gibt es in Bezug auf das Neue Testament lediglich eine Konfessionsabhängige Entscheidung, dass der Sprung vom Text in eine alte Realität möglich sein soll, mehr auch nicht.
Es wird so dargestellt, dass hierbei eine "Extraktion" der historischen Ereignisse erfolgen können soll und wie du an meinen Fragen siehst, ist das Eis eher schon gebrochen, als dass es gerade noch hält.

Ich stelle die HKM unter den Verdacht ein kirchliches Wissenschaftstheater zu sein, das eine Art "modernes Glaubensangebot" an die Mitglieder sein soll - insgesamt eine "Wissenschaftsabdeckung innerhalb einer herkömmlichen Konfession".
Antworten