Naqual hat geschrieben: ↑Di 14. Dez 2021, 18:30
Ich versuche jetzt mal einen "übergreifenden roten Faden" zu finden. Denn auch viele Christen reden ja von Eins-sein mit Gott ( Jesus sagte in etwa - ohne jetzt groß nachzuschauen - dass er und der Vater eins sind, so auch seine Nachfolger und er eins sind).
Die wenigste, die sich Christen nennen, denken so. Die meisten weisen das empört von sich.
Dieses "Eins-mit-Christus" zeichnet sich jetzt durch was aus? Durch einen euphorischen Zustand oder einen tristen? Oder was?
Wir sollen dauerhaft eins sein mit Gott. Das ist die Erlösung, die Jesus Christus lehrt. Und das ist selbstverständlich ein Zustand in dem kein Mangel herrscht.
Denn wären sie eins mit Gott (oder Christus, je nach Sprachwelt), dann würden sie ständig für alle Fürsorge empfinden und für alle anderen da sein. Nicht für sich selbst (das Selbst wird zum gesunden Instrument den Nächsten zu "lieben").
Der Zustand des Einsseins ist göttlich. Einem Gott macht niemand Vorschriften. Wenn jemand, der eins ist mit Gott etwas tut, dann doch in erster Linie andere auf die Erlösung aufmerksam machen, weil ja alles andere an Gutem nicht wirklich hilft.
Ich kenne keinen, der eins ist. Auch keine Christen.
Ich auch nicht. Aber welche, die auf dem Weg sind und welche die Fortgeschrittener als andere sind.
Jedenfalls dann nicht, wenn man von einem dauerhaften Zustand spricht. Kurze emotionale Höhen und Verschiebungen eines Bewusstseinszustandes jetzt mal ausgenommen, die aber in allen Religionen vorkommen.
Richtig. Aber das sollte man nicht abwerten. Alles fängt klein an.
Und der meditative Rückzug ins eigene Selbst ist - wenn es NUR das ist, ist der falsche Weg. Weil das Selbst muss sich letztlich (bei Einheit mit Gott) im anderen finden.
So wie Gott nicht von der Welt berührt wird - da transzendent - muss sich auch der nach Erlösung Strebende auf sein wahres Wesen besinnen, sonst bleibt er dem Leiden unterworfen.
Und die Liebe Gottes im Menschen ist nicht einfach ein Glücksgefühl, sondern vieles in der Verantwortung für andere: auch ein grausames Erfassen des Leids des anderen in einem Selbst. Und da zucken die Kandidaten höherer Weihen schnell zurück.
Wie gesagt, die mit den "höheren Weihen", kennen den Weg der Erlösung und lehren sie anderen.
Der Christ möchte, so mein Verdacht, gar nicht eins-mit-Gott sein. Er möchte in den Himmel. Für sich. Weil da so schön ist. Und bloß nicht in die Hölle, da so schrecklich. Und schon verharrt er genauso in seinem eigenen Selbst (mit dem schon biologisch vorgegebenen Egoismus) wie der Meditierende, der NUR in sich verharrt.
Der gewöhnliche Christ überwindet nicht die Welt, sondern flieht tatsächlich vor der Verantwortung in einen Himmel, in den er angeblich nach den Tod gelange. Er ist weder Fisch noch Fleisch.