Das ist im Ganzen wohldurchdacht, was du da schreibst Michael.
Michael hat geschrieben: ↑Mi 2. Okt 2019, 12:39
Das Statement Rembremerdings: "Irrlehre = die Trinität zu verleugnen." widerspiegelt eindrucksvoll was Indoktrination ausmacht. Er elaubt nicht, dass mich der Heilige Geist davon überzeugt, sondern will es mit Menschenmacht errzwingen. Klarer kann Indoktrination nicht vorexerziert werden und die Folge dieser Manipulation lehrt uns die Kirchengeschichte.
Das Problem dabei ist, dass der Heilige Geist allzuoft als Totschlagargument diente und dient - eben auch weil er als Letzter Teil der Trinitätslehre wurde. Das war er ja nicht immer, sondern erst dadurch wurde sie zur Trinitätslehre. Selbstverständlich haben auch die Gegnder der Trinitätslehre im Namen des Heiligen Geistes gesprochen, schließlich wurden sie selbst auch mit der "trinitarischen" Taufformel getauft, die wesentlich älter ist als die Trinitätslehre.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes wurde auch Erasmus getauft.
Erasmus und seine Fragen an Luther nach dem Heilige Geist
Erasmus, von Rotterdam: Vom freien Willen, De libero arbitrio. 1524 hat geschrieben:Ib 7. Nicht möchte ich dieses eigens gegen Luther gesagt haben, den ich zwar persönlich nicht kenne, dessen Schriften mich jedoch in mannigfacher Weise angeregt haben; ich sage es vielmehr gegen gewisse andere Leute, die mir näher bekannt sind und die uns sogleich, wenn einmal das Verständnis eines Schriftwortes strittig ist und wenn wir von Rechtgläubigen der alten Zeit eine Auslegung vorbringen, ins Wort fallen und sagen: „es waren nur Menschen". Wenn wir fragen, an welchem Merkmal denn die richtige Schriftauslegung zu erkennen sei, da doch auf beiden Seiten nur Menschen stehen, antworten sie: „am Merkmal des Heiligen Geistes". Fragt man, warum der Heilige Geist gerade der Seite gefehlt haben sollte, von der einige auch durch Wundertaten weltberühmt geworden sind, und nicht ihnen selbst, dann antworten sie, als hätte es während vieler hundert Jahre kein Evangelium in der Welt gegeben. Vermißt man bei ihnen einen Lebenswandel, der dem Heiligen Geiste entspräche, dann geben sie zur Antwort, sie seien durch den Glauben gerecht, nicht durch Werke. Vermißt man Wunder, dann sagen sie, die hätten schon lange aufgehört und seien auch nicht mehr nötig, da jetzt das Licht der Heiligen Schrift so wunderbar leuchte. Wenn man dann bestreitet, daß die Schrift sich klar und verständlich zu unserer Sache äußert, in der so viele ausgezeichnete Männer blind gewesen sein sollen, dann hat man sich vollends im Kreise bewegt.
Ib 8. Gesetzt, daß wirklich derjenige, der den Heiligen Geist hat, des Sinnes der Heiligen Schrift sicher sei: wie aber könnte auch mir die Gewißheit werden, die jener zu haben vorgibt? Was soll ich machen, wenn seitens mehrerer Leute verschiedene Sinndeutungen vorgebracht werden und wenn jeder einzelne schwört, er habe den Heiligen Geist? Außerdem kann, da der Heilige Geist nicht ein und denselben Leuten alles eingibt, auch der in irgendeinem Punkt sich irren und täuschen, der den Heiligen Geist hat. Dies sei denen erwidert, die so unbedenklich die Schriftauslegung der Kirchenväter verwerfen und die ihre eigene uns entgegensetzen, als wäre sie ihnen durch ein Orakel mitgeteilt. Schließlich den Fall gesetzt, Christi Geist habe es zugelassen, daß sein Volk in weniger wesentlichen Fragen, wovon nicht gerade das Heil des Menschen abhängt, sich irren kann: wer könnte glauben, daß dieser Geist viele hundert Jahre lang einen Irrtum seiner Kirche absichtlich übersehen habe und daß er von all den frommen und heiligen Vätern keinen einzigen für würdig genug gehalten habe, um ihm das zu inspirieren, was angeblich das Hauptstück der ganzen evangelischen Lehre ist?
Ib 9. Doch nun – damit wir endlich zum Schluß kommen – mögen die anderen selber entscheiden, was sie für sich in Anspruch nehmen wollen: ich für mein Teil maße mir weder eine besondere Lehre noch eine besondere Heiligkeit an noch verlasse ich mich auf meinen Geistbesitz; ich will jedoch mit schlichter Emsigkeit zur Sprache bringen, was mich innerlich bewegt. Sollte jemand es unternehmen, mich zu belehren, dann würde ich mich wissentlich der Wahrheit nicht widersetzen. Sollten meine Gegner es aber vorziehen, mich zu schmähen, obwohl ich höflich und ohne Schmähungen mehr vergleiche als streite, dann dürfte jeder bei ihnen den Geist des Evangeliums vermissen, von dem sie ständig reden. Paulus verkündet: Des Glaubensschwachen nehmt euch an! Christus löscht den glimmenden Docht nicht aus. Und der Apostel Petrus sagt: Seid stets bereit, euch zu verantworten gegen jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch lebt, jedoch mit Sanftmut und mit Ehrfurcht!
Auf befriedigende Antwort warten wir genauso, wie die Bayerische Regierung auf die himmlische Botschaft, die ein gewisser Alois Hingerl ihr überbringen sollte. Vielleicht stehen in diesem Schreiben ja die diesbezüglichen Antworten drin. Dies Schreiben befindet sich vermutlich gerade auf dem Oktoberfest, dass der Alois bestimmt so geliebt hat wie das Münchner Hofbräuhaus.
Geduld ist auch eine christliche Tugend. Möge die Übung gelingen.