Was ist Götzendienst?

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ProfDrVonUndZu
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Re: Was ist Götzendienst?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Helmuth hat geschrieben: Sa 15. Feb 2025, 18:05 Der Mammon ist mit Sicherheit schon vielen zum Götzen geworden, dem man allerdings nicht erst in unserer industrialisierten Gesellschaft dient, sondern schon immer. Ansonsten hätte nicht schon Jesus darüber geredet und er meinte damit nicht nur unsere Endzeit.
Es geht doch um allgemeine Prinzipien, die es schon immer gab. In späteren Zeiten wird nur eine Zunahme des Götzendienstes und der Lieblosigeit verheißen, vermutlich auch deswegen, weil kaum noch einer versteht, was damit wirklich gemeint ist und man das als überwunden und abgeschafft glaubt oder es schlimmstenfalls in irgendwelchen gesellschaftlichen Nischen für Sonderlinge verorten mag (Kartenlegen, Glaskugelschau, Pendeln, Horoskope). In der modernen Blue- & White Collar Gesellschaft gibt es sowas natürlich nicht. Danke Aufklärung! Dabei kam damit ein totaler Rückfall in den Götzendienst, der hinter scheinbar neutraler Sachlichkeit und Zahlenspielrei versteckt wurde. Dabei ist das doch ganz einfach. Was nützt dem Wohl des Menschen und dem Wohl der Menschheit ? Dabei muss immer ein Mittelweg gefunden werden. Im Nationalsozialismus galt das Extrem des Kollektivs, im gegenwärtigen Neoliberalismus gilt das Wohl des Individuums. Denn wenn die Kräfte des Individuums entfaltet werden, profitieren letztlich alle davon. Das ist die klassische Wirtschaftslehre von der Trickle-Down-Theorie, die spätestens seit Adam Smith in der Welt ist. Allerdings war Adam Smith nicht nur Deist, sondern auch Stoiker oder vom Stoizimus beeinflusst. Er glaubte an die eine harmonisierende kosmische Kraft, die letztlich in die Lehre vom Gleichgewicht des Marktes mündete, die heute noch von vielen frommen Christen und fleißigen Atheisten vertreten wird. Alles liebe Leute, die Götzendienst weit von sich weisen würden.
Helmuth hat geschrieben: Sa 15. Feb 2025, 18:05 Du fokussierst m.E. zu viele Probleme auf die rein sozialkritische Ebene. Da laufen gar viele Dinge falsch, keine Frage, aber biblisch gesehen ist nicht alles Götzendienst.
Wie dienst du denn deinem Gott ? In die Kirche gehen und gemeinsam Lieder für ihn singen ? Dich in die Einsamkeit zurückziehen und Pflanzenzucht betreiben ? Gottesdienst im Sinne unseres Vaters im Himmel ist Dienst am Menschen und praktizierte Nächstenliebe. Die Götzendiener machen ihre Ideen groß, sie bauen ihren Götzen große Paläste und Türme, beuten dabei Menschen aus und zerstören den Planeten während sie auf Papier oder Bildschirm die Zahlen ihrer Bilanzen weiter steigen sehen und sich damit für unsäglich wichtig und wohltätig halten. Auch jeder Kleinunternehmer muss sich den Vorwurf des Götzendienstes gefallen lassen, denn er kommt aus dem gesamten System ja nicht raus, dass ihn dazu zwingt, genau so wie die großen Player zu werden, wenn sein Unternehmen überleben soll. Ansonsten könnte er ja auch mal lohnabhängig bei jenen arbeiten gehen. Aber keine Bange, auch die Lohnabhängigen, die gerne für ihr Unternehmen arbeiten und gerne ihren Chef reich und reicher machen, entfliehen dem Vorwurf des Götzendienstes nicht. Es geht nicht darum, dass Lebensmittelerzeugung böse ist, auch nicht darum, dass Häuserbau böse ist oder dass die Erfindung des ein oder anderen technischen Hilfsgerätes böse ist. Dass nicht für den Bedarf von Menschen produziert wird, sondern der Bedarf einzig der Zahlungskräftigen als Mittel zum Zweck des Profits missbraucht wird, das ist ja nicht mal neu oder modern. Das hat es auch schon immer gegeben. Neu ist, dass dieses Prinzip als gesellschaftliches System installiert wurde und als Befreiung gefeiert wird. Naja, ganz neu auch nicht mehr. Immerhin schon fast 200 Jahre. Die meisten Menschen reflektieren das ja nicht mal bewusst, können sich aber nicht vorstellen, dass es jemals anders sein könnte oder früher mal anders war.

Helmuth hat geschrieben: Sa 15. Feb 2025, 18:05 Es gibt auch den rechtschaffenen Erwerb, den du damit über den Kamm scherst. Dass dieser zum Spielball der Machenschaften anderer werden kann, ist in dem Thema nicht mein Fokus.
Das weiß ich und halte es für nicht zielführend bzw. sogar für irreführend. Du möchtest dich auf die Nischen, wie Kartenleger und Glaskugelwahrsager fokussieren und sowas zum Drama machen und zur Bedrohung hochstilisieren. Auch der rechtschaffene Erwerb, der zum Spielball anderer wird, was er zwangsläufig wird, gehört bei der Betrachtung des Götzendienstes auf den Tisch. Du willst aber alles unter den Teppich kehren. In wie weit hast du denn selber damit zu tun ? Du kommst da nicht raus. Du kannst dich nicht reinwaschen, indem du bestimmte Tätigkeiten rechtfertigst. Nein, so können wir vor Gott nicht bestehen. Auch ich selber bin in dem gleichen Dilemma. So gläubig wir auch sein mögen, wir können die Welt nicht räumen und sind nun mal in der Welt. Aber wir sind nicht von der Welt. Kritik an der Sache wird ja nicht delegitimiert, nur weil man Teil der Sache ist. Wasser predigen, Wein saufen ? Quatsch, das ist kein angemessener Vorwurf in diesem Fall. Ich finde den Tod doof, aber wenn ich vom Hochhaus geworfen werde, sterben ich wohl. Wäre deswegen meine Kritik am Tod unangebracht und ich inkonsequent und unglaubwürdig ? Wir sind nicht von der Welt, weil wir auf etwas Besseres hoffen. Die Gesellschaft kann sich ändern und tut es auch. Der Kapitalismus ist ja der beste Beweis dafür, und nicht der Beweis für Unveränderlichkeit. Die beste aller Welten ist der Kapitalismus nur für die, die oben an der Spitze stehen oder meinen, es dort noch hinschaffen zu können.

Du wirst beim Lesen nun sicher vielfach die Augen verdreht haben, aber dann erklär doch mal bitte, welche Art von Götzendienst in der Offenbarung geschildert ist. Wenn du die Offenbarung ernsthaft interpretieren willst, musst du dir nur die realen gesellschaftlichen Verhältnisse vornehmen und ermitteln, was zu dieser oder jener Zeit die größten Einflüsse sind bzw. waren. Das waren jedenfalls nie Kartenleger oder andere Jahrmarktgaukler. Das sind alles nur arme Leute, die irgendwie zu überleben versuchen. Damit wird Betrug ja nicht besser, aber Überleben wollen ist das eine, sich maßlos auf Kosten anderer zu bereichern ist das andere.
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Helmuth
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Re: Was ist Götzendienst?

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 15. Feb 2025, 19:24 Du möchtest dich auf die Nischen, wie Kartenleger und Glaskugelwahrsager fokussieren und sowas zum Drama machen und zur Bedrohung hochstilisieren.
Ich will eine biblische Aufarbeitung, damit man umfassend Bescheid weiß. Das fängt damit an, dass man auch etwas aus der Schrift zitert und nicht nur seinen Gedanken freien Lauf lässt. Tust du jetzt so, ob bewusst weiß ich nicht, als habe ich den Mammom negiert? Wo stünde das? Oder bekommst du Schlagseite, wenn man dir nicht in allem zustimmt?

Ja, der Mammon kann ein Götze werden, ich wiederhole und bestätige es. Nur ist es ncht der Mammon selbst, welcher der Götze ist, sondern die damit verbundene Habsucht bzw. die Geldgier. Diese ist der Götzendienst und Paulus bestätigt das:
Kol 3,5 hat geschrieben: Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist,
Doch ist nun mal Fakt, dass es noch viel mehr gibt, Dinge, die Gott nicht weniger verhasst sind, und er sie sogar mit der Todesstrafe durch das Gesetz belegt. So gehört z.B. Wahrsagerei aller Art auch dazu, weil dies so geschrieben steht.

Befassen wir uns noch ein wenig weiter mit Mose, was er alles anspricht. Es beginnt damit, dass Gott am Horeb das 1. Gebot der falschen Götter und danach das 2. Gebot gegeben hatte nicht dem Nichtigen zu dienen, das wir nun schon zu Genüge besprochen haben.

Aber es geht weiter. Ich zitere ohne es zunächst zu kommentieren:
2. Mo 22,17 hat geschrieben: Eine Magierin sollst du nicht leben lassen.
5. Mo 4,19 hat geschrieben: Und dass du deine Augen nicht zum Himmel erhebst und die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, siehst und verleitet wirst und dich vor ihnen niederwirfst und ihnen dienst, die JHWH, dein Gott, allen Völkern unter dem ganzen Himmel zugeteilt hat.
5. Mo 18,10-11 hat geschrieben: Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, niemand, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier oder Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder Wahrsager oder jemand, der die Toten befragt.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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ProfDrVonUndZu
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Re: Was ist Götzendienst?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Helmuth hat geschrieben: So 16. Feb 2025, 08:08 Ich will eine biblische Aufarbeitung, damit man umfassend Bescheid weiß. Das fängt damit an, dass man auch etwas aus der Schrift zitert und nicht nur seinen Gedanken freien Lauf lässt. Tust du jetzt so, ob bewusst weiß ich nicht, als habe ich den Mammom negiert? Wo stünde das? Oder bekommst du Schlagseite, wenn man dir nicht in allem zustimmt?
Im Grunde hast du den Mammon negiert und tust es ja weiterhin, indem du von ihm ablenkst.
Helmuth hat geschrieben: So 16. Feb 2025, 08:08 Ja, der Mammon kann ein Götze werden, ich wiederhole und bestätige es. Nur ist es ncht der Mammon selbst, welcher der Götze ist, sondern die damit verbundene Habsucht bzw. die Geldgier. Diese ist der Götzendienst und Paulus bestätigt das:
Kol 3,5 hat geschrieben: Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist,
Der Mammon kann nicht zum Götzen werden, er ist es, Punkt! Habsucht und Götzendienst sind zwingend damit verbunden. Nun ist Mammon aber noch kein Synonym für Geld oder Zahlungsmittel (wie du selber mal erkannt hast) sondern meint konkret die Anhäufung von Besitz. Man muss unterscheiden zwischen Geld, das in einer bestimmten Menge in Besitz ist einerseits und andererseits dem Geldsystem ansich. Geldsysteme können verschieden sein und auch ein Zins leitet sich nicht zwingend davon ab. Anhäufung von Besitz hat es schon immer gegeben, im Kapitalismus ist aber genau das strukturell vorsätzlich und gezielt etabliert worden. Die Ungleichheit, das immer weitere Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich hat sich nicht zufällig ergeben, sondern ist gewollt, weil das Wettbewerb und Konkurrenz unter den Marktteilnehmern fördern soll, da man meint, dadurch ergebe sich Fortschritt. Man wollte einfach mehr Markt in der Gesellschaft und will weiterhin alles der Marktlogik unterwerfen durch Privatisierungen.

Warum ist der Mammon nun deiner Ansicht nach nur potenziell ein Götze, aber nicht das eigentliche Problem ? Den Knachpunkt habe ich schon gestern abend ausgemacht, war aber zu erschöpft, das auch noch in den Text unterzubringen und habe es dann auch vergessen. Heute wollte ich das nachholen.

Du zitierst
Helmuth hat geschrieben: Sa 15. Feb 2025, 18:05
Lk 16,9 hat geschrieben: Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnehme in die ewigen Hütten.
Die Übersetzung "Macht euch Freunde mit dem ungerechnten Mammon" ist eigentlich schon fraglich und leider folgen dieser Lesart die meisten deutschen Übersetzungen, bis auf die von Abraham Meister, soweit ich überprüft habe, welcher übersetzt : "Macht euch selbst Freunde von dem Mammon der Ungerechtigkeit". Im Englischen sieht das noch mal anders aus. Aber da kommen wir der Sache näher. Die üblichen Übersetzungen sind eigentlich ok, aber sie scheinen doch ein übles Missverständnis zu fördern, so dass die Aussage verstanden wird als : "Befreundet euch mit dem ungerechten Mammon." Jesus erteilt einen solchen Ratschlag in keiner Weise. Er empfiehlt, sich Freunde unter den Benutzern des ungerechten Mammons zu suchen. Der Verwalter macht die Kunden ja nicht reich, sondern erlässt ihnen die schulden. Das scheint im Rahmen seiner Kompetenz zu liegen, denn der Herr (damit ist nicht Jesus, sondern der reiche Mann aus Vers 1 gemeint) lobt folglich den Verwalter, der hier aber in der Erzählung als ungerecht benannt wird.

Nun ja, eigentlich ist es aber auch fraglich, eine weitreichende Anschauung auf so eine mehrdeutige Textpassage zu gründen. Diese ist aber zum Glück nicht die einzige anhand derer wir den Charakter Jesu ermitteln können. Natürlich wird er niemals empfehlen, sich mit dem Mammon zu befreunden, sondern höchstens ihn mit den eigenen Waffen unwirksam zu machen.

Im gleichen Kapitel Vers 13 sagt Jesus doch explizit, dass man nicht zwei Herren dienen kann. Folglich kann man nur Gott dienen, aber nicht nicht Gott und dem Mammon. Wer hier der Götze ist, bedarf dann wohl keiner weiteren Erklärung.

Auf die Problematik des ganzen Kontextes, zu dem ja auch die Verse Lukas 16,10-12 gehören, wies ich schon in meinem Thema hin : Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Helmuth hat geschrieben: So 16. Feb 2025, 08:08 So gehört z.B. Wahrsagerei aller Art auch dazu, weil dies so geschrieben steht.
Hab ich ja auch nicht in Abrede gestellt. Die Frage ist aber, welches Bild wir dabei im Kopfhaben. Ob wir eine Jahrmarktwahrsagerin zum Teufel jagen, aber anschließend den Wetterbericht schauen, uns vor Klimaprognosen fürchten oder erwartungsvoll die Börsenkurse verfolgen und entsprechend der Mahnungen (Prophezeiungen) der sogenannten Wirtschaftsweisen oder ähnlicher vermeintlicher Experten wählen.
Offenbarung 1,3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!
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