Naqual hat geschrieben: ↑So 19. Dez 2021, 09:45
Das hat m.E. nichts mit Etikettenschwindel zu tun, sondern damit, dass man verspannt, dass die Bibel später in der Dogmengeschichte falsch interpretiert wurde (und teils auch bewusst manipuliert wurde). Wenn man das feststellt, ist man ja (noch) Christ, denn man bemüht sich, Christus ins Zentrum des eigenen Glaubens zu stellen. Gleichzeitig ist man aber von den Christen soweit weg, dass die einen nicht mehr als Christ empfinden. Obwohl man seine ganze Enkulturation und Sozialisation im christlichen Umfeld hatte.
Ich persönlich bin dann irgendwann den Weg gegangen zu sagen, ich bin kein "Christ". Was immer das sein soll. Denn da sind Schattierungen auch zahlreicher als man überblicken kann in einem Menschenleben. Dann weckt man keine falschen Vorstellungen beim anderen.
Persönlich denke ich auch, dass Gott es ziemlich egal ist was wir "glauben". Es geht nicht um für-wahr-halten von irgendwelchen Dogmen (das tut es für die Kirchen), sondern um das eigene "so-sein" vor Gott. Wenn man das denkt, entspannt man sich und ist auch gar nicht so schnell genervt, wenn jemand was anderes glaubt (besser: "religiös meint").
Ok, das ist jetzt aber auch ein wenig deine eigene Geschichte. Bei spice ist es ja so, dass Christus kaum erwähnt wird, sondern dass er so eine Art hinduistische Auffassung vertritt innerhalb derer Jesus als einer derjenigen, welche die Illusion durchschaut haben, vorkommt.
Ich sehe oft, dass Leute diese Zerstrittenheit innerhalb der Christenheit und die verschiedenen zT widersprechenden Lehren als Vorwand benutzen um sich gar nicht mehr mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen. Es gibt Kernaussagen des NT die man nicht so ohne weiteres in eine andere Religion aufgehen lassen kann, ohne Jesus als Retter zu verlieren. Aber gut, ich will hier jetzt keine Grundsatzdiskussion führen. Jeder hat ja seine Vorgeschichte. Du bist ja ehrlich indem du dich nicht mehr als Christ bezeichnest. Und um diese Ehrlichkeit ging es mir ja.
Wenn man es als selbstverständlich empfinden würde, würde man es gar nicht erwähnen. Eigentlch müsste es selbstverständlich sein.
Nicht unbedingt, weil Moslems ja auch einen Ausschließlichkeitsanspruch stellen. Da kann was heftig aufeinanderprallen.
Und das Problem ist noch viel schwieriger (in diesem Thread): selbst bei Vorliegen von Erfahrungen (z.b. Inkarnationserlebnisse) gibt es meist noch verschiedene Möglichkeiten Erfahrungen zu interpretieren. Beispiel: selbst wenn ich innerliche Erlebnisse von einer Person habe, die in einer anderen Zeit stattfinden und diese so plastisch sind, wie eigene Erlebnisse: wer sagt mir, dass es meine Erinnerungen sind? Es gäbe ja noch andere Möglichkeiten (beispielsweise die geistige Verbundenheit von Menschen oder gegebene Visionen zur Belehrung).
Ja, diese anderen Möglichkeiten habe ich schon öfter angesprochen. Man könnte auch eine andere Geschichte eingefangen haben, so wie man am Radio verschiedene Sender finden kann, wenn man am Frequenzregler dreht. Es können auch geistige Wesenheiten sein, welche diese Geschichten eingeben und welche als eigene Erlebnisse gedeutet werden. Es kommt ja durchaus vor, dass Fremdgedanken als eigene Impulse wahrgenommen werden.
Die meisten Christen wollen nur raus hier. Deswegen ziehen ja diese Endzeit-Stories so gut. Also statt sich dem Leben zu stellen (egal wie oft man leben muss und kann), bittet man darum in den Himmel zu kommen. Statt darum zu beten, wieder geboren zu werden um anderen im Leben helfen zu können. Die wollen nur in eine ewige Wellness-Oase, egal wie es den anderen geht. Und dann mancht man ab und zu ein paar Spenden um das Gewissen zu beruhigen.
Najo, das kann man aber an die Geimpften zurückgeben. Die wollen sich nicht der diktatorischen Realität stellen und sich die Teilnahme an gesellschaftlichen Annehmlichkeiten nicht verderben. Also das ist ein Punkt where the rubber hits the road. Da wird es konkret, ob man sich nun Christ nennt oder nicht.
Die Reinkarnationsvorstellungen sind mir da sympathischer: die gehen davon aus, dass man sich dem Leben stellen muss. Und das ist grundsätzlich richtig so.
Kann man so sehen, aber es ist auch eine Einladung dazu, alles nicht so eng zu sehen und sich dem dringlichen Heilsangbot Christi zu verschließen. (Da man Probleme ja auch "morgen" angehen könne.)
LG