Wen wähle ich?

Politik und Weltgeschehen
Hiob
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Re: Wen wähle ich?

Beitrag von Hiob »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 23. Aug 2021, 00:04 Aber auch, wenn ein paar hunderte Pizzaboten aufsteigen zum Vorstand eines Lebensmittelkonzerns, so braucht es dennoch Pizzaboten und andere millionen von Menschen, die die Tätigkeiten ausüben, die heute zu Unrecht unterbezahlt sind.
So ist es. In dieser "Bildungs-" Story ist vieles schräg.
1) Was heute als "Bildung" bezeichnet wird, hat nichts mit Bildung im traditionellen Sinne zu tun, sondern nur mit dem, was man früher "berufliche Aus-Bildung" bezeichnet hat.
2) Was man heute als "Akademiker" bezeichnet, hat wenig mit Akademikertum im traditionellen Sinne zu tun, sondern ist ein Uni-Abschluss auf dem Level eines Gesellen im Handwerk. Das ist durchaus schon was, aber eben nicht mehr.
3) Wenn alle dem Aufruf nach "Aufstieg durch Bildung" (= "Aufstieg durch pseudo-akademische Aus-Bildung") folgen würden, hätten wir am Ende einerseits eine Gesellschaft der wohl-dotierten akademischen Handlanger, und andererseits derjenigen, die Häuser bauen, Rohre verlegen, Pizza ausfahren und LKWs fahren (alias "arbeiten"). - Der deutsche Selbstverwirklichungs-Heini ohne Kinder und der bulgarische, syrische, polnische, etc. Malocher mit Familie - abgerundet von einer bildungs-prekären Schicht darunter, die zwar gendern kann, aber mit Ordogravieh :D auf Kriegsfuß steht. :devil:

Es kommen unruhige Zeiten auf uns zu.
stereotyp
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Re: Wen wähle ich?

Beitrag von stereotyp »

Hi,
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 23. Aug 2021, 00:04 Aber auch, wenn ein paar hunderte Pizzaboten aufsteigen zum Vorstand eines Lebensmittelkonzerns, so braucht es dennoch Pizzaboten und andere millionen von Menschen, die die Tätigkeiten ausüben, die heute zu Unrecht unterbezahlt sind. Weder können die alle aufsteigen, noch wäre das systemisch sinnvoll. Wenn diese neoliberalen Politikvertreter aber gleichzeitig höhere Löhne versprechen, wie soll das gehen ohne Umverteilung ?
Das Problem sind Politiker die glauben sie würden den richtigen (oder gar gerechten) Preis von etwas kennen.

Warum versprechen sie nicht Steuersenkungen oder niedrigere Energiepreise? Das würde dem Pizzaboten sicher mehr helfen als ein Mindestlohn.

MfG
Kein Gefallen hat der Tor an Einsicht, sondern nur an der Entblößung seines Herzens.
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Paul
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Re: Wen wähle ich?

Beitrag von Paul »

PeB hat geschrieben: Mo 23. Aug 2021, 14:08
Paul hat geschrieben: Do 19. Aug 2021, 21:53 spaß...aber mal `ne frage, seit wann interessiert ihr euch so für politik?
Geht es denn hier wirklich um Politik oder ist das vielleicht nur ein billiges "Abwatschen"?
also, ich kenne mich da ziemlich gut aus, habe ich auf dem balkan gelernt...falls du mal einen spindoktor brauchst :mrgreen:
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

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es gibt nichts gutes, außer man tut es

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das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
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Magdalena61
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Re: Wen wähle ich?

Beitrag von Magdalena61 »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 22. Aug 2021, 18:05 Die Soziale Marktwirtschaft sieht eben ein Eingreifen des Staates vor, aber das ist dann noch keine Planwirtschaft per se.
Als "Planwirtschaft" würde ich die durch die MP- Konferenzen beschlossenen Eingriffe in die Wirtschaft auch nicht bezeichnen.
Tatsache ist jedoch: Die Politik hatte hier einschneidende Konsequenzen für Unternehmer verordnet und ihre finanziellen Hilfen sehr ungleich verteilt, sodass dadurch irreversible Fakten zum Nachteil des Mittelstandes geschaffen wurden. Und wenn jemand behaupten wolle, die Folgen seien nicht absehbar gewesen, glaube ich ihm nicht.

Ich fürchte nur, Anthros ist nicht damit einverstanden, wenn wir diese Überlegungen an dieser Stelle weiter vertiefen. :)

Wenn ich mir Gedanken darüber mache, wen ich wählen werde, versuche ich, nicht nur die letzten drei Wochen zu reflektieren. Deshalb kam ich mit "alten Kamellen" an... um langjährige Strukturen ein wenig zu erhellen.
LG
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Magdalena61
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Re: Argument versus Meinung

Beitrag von Magdalena61 »

Anthros hat geschrieben: So 22. Aug 2021, 18:27 Es müssten Argumente und Gegenargumente zu den Parteien und ihren Kandidaten fallen und sie mit denen der übrigen vergleichen.
Argumente pro "etablierte Parteien" würden mich auch interessieren. Ich versuche es einmal.

CDU: Die Werte- Union würde ich nicht schlecht finden. Es gibt sie aber nicht ohne Anhang. Und der Anhang dominiert die Politik dieser Partei und möchte unbequeme Konservative am liebsten loswerden.

SPD: Von mir in der Vergangenheit immer wieder unterstützt, finde ich nichts mehr zu loben.

Mein Verhältnis zu den "Linken" ist gespalten. Wenn Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht etwas zu sagen hätten bei denen, würde ich sie in Betracht ziehen. Die beiden beeindrucken immer wieder durch Vernunft, Kompetenz, Rückgrat und Mut.

Susanne Hennig-Wellsow? Nein.

Grüne: Boris Palmer ist ein Lichtblick. Ein Unikum. Er steht auf der Abschußliste seiner Partei. Wann kapiert er endlich... und zieht die Konsequenzen?

Neben Christian Lindner (FDP) lese und höre ich auch gerne Wolfgang Kubicki. Der alte Haudegen findet so oft die richtigen Worte.
Aber was bewirken sie?

Letztlich ist es fast egal, wen oder was man wählt. So mancher Bürger machte sich tatsächlich noch die Mühe, seinen politischen Willen zu bilden und am Wahltag kund zu tun. Und dann bekam er ein Menü serviert, das er absolut nicht bestellt hatte.
LG
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Re: Wen wähle ich?

Beitrag von PeB »

Paul hat geschrieben: Mo 23. Aug 2021, 16:06 ...falls du mal einen spindoktor brauchst
Das ist normalerweise mein Tätigkeitsbereich. :lol:
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Dialektik statt Meinungsbrei

Beitrag von Anthros »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 23. Aug 2021, 17:48
Anthros hat geschrieben: So 22. Aug 2021, 18:27 Es müssten Argumente und Gegenargumente zu den Parteien und ihren Kandidaten fallen und sie mit denen der übrigen vergleichen.
Argumente pro "etablierte Parteien" würden mich auch interessieren. Ich versuche es einmal.

CDU: Die Werte- Union würde ich nicht schlecht finden. Es gibt sie aber nicht ohne Anhang. Und der Anhang dominiert die Politik dieser Partei und möchte unbequeme Konservative am liebsten loswerden.

SPD: Von mir in der Vergangenheit immer wieder unterstützt, finde ich nichts mehr zu loben.
...
Die Dialektik ist missend. Wenn ein Beispiel über die CDU angegeben wird, muss anlehnend daran dasselbe Thema oder dieselben Umstände mit der SPD verglichen werden. Sonst hat man nur einen Meinungsbrei.
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Re: Dialektik statt Meinungsbrei

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Anthros hat geschrieben: Mi 25. Aug 2021, 13:22 Wenn ein Beispiel über die CDU angegeben wird, muss anlehnend daran dasselbe Thema oder dieselben Umstände mit der SPD verglichen werden.
So einfach geht das aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn sich beide Parteien in einer Koalition befinden und die CDU den Ton angibt. Aus gutem Grund hat sich damals Lindner gegen eine Koalitionsbeteiligung entschieden. Nicht, dass ich die FDP gebraucht hätte, aber sie hätte sich mit ihren Interessen total verbiegen müssen, so wie man das ja auch bei den Grünen sieht, wo sie in der Landesregierung sitzen. In diesem Fall ist das nicht viel anders, als bei einer Koalitionsbildung, wie ich vorher schon andeutete.
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Dialektik statt Detailbrei

Beitrag von Anthros »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mi 25. Aug 2021, 14:04
Anthros hat geschrieben: Mi 25. Aug 2021, 13:22 Wenn ein Beispiel über die CDU angegeben wird, muss anlehnend daran dasselbe Thema oder dieselben Umstände mit der SPD verglichen werden.
So einfach geht das aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn sich beide Parteien in einer Koalition befinden und die CDU den Ton angibt. Aus gutem Grund hat sich damals Lindner gegen eine Koalitionsbeteiligung entschieden. Nicht, dass ich die FDP gebraucht hätte, aber sie hätte sich mit ihren Interessen total verbiegen müssen, so wie man das ja auch bei den Grünen sieht, wo sie in der Landesregierung sitzen. In diesem Fall ist das nicht viel anders, als bei einer Koalitionsbildung, wie ich vorher schon andeutete.
Es geht noch lange nicht um solche Details, sondern ums Prinzip der Dialektik, gegeben anhand eines einfachen Beispiels, ob das jetzt gemäß deines Einwands geht oder nicht, ist dafür nicht bloß unwichtig, sondern eben für Details viel zu früh - sonst verrennt man sich und das Thema verliert in den Details.

Der Weg zum Zerreden ist nicht weit.
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Detlef
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Re: Argument versus Meinung

Beitrag von Detlef »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 23. Aug 2021, 17:48 Mein Verhältnis zu den "Linken" ist gespalten. Wenn Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht etwas zu sagen hätten bei denen, würde ich sie in Betracht ziehen. Die beiden beeindrucken immer wieder durch Vernunft, Kompetenz, Rückgrat und Mut.
Das würde ich genauso unterschreiben (wobei, Oskar ist vlt. für die aktive Politik inzwischen ein bissel zu alt)
Aber leider haben wir hier lokale Protagonisten dieser Partei... neee... (da drängen sich bei mir dann doch wieder die unguten Vorwende-Erfahrungen hervor). Ich werde wohl mein Kreuzchen bei einer Kleinpartei machen ("Die Partei").
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)
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