Kann man Liebe lernen?

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Rembremerding

Kann man Liebe lernen?

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Do 15. Aug 2019, 09:11 - auch Liebe muss man kennen, um sie wollen zu können.
„Liebe muss man kennen“, ein seltsames Wort. Aber es kann auch richtig sein. Wo muss man es dann kennen, im Verstand, im Herzen? Was bedeutete es, Liebe im Herzen oder im Verstand zu kennen, erkennen?

Liebe ist immer individuell, deshalb kann es kein „Lehrsystem der Liebe“ geben. Dennoch zeigt Jesus uns beispielsweise in seinem Leben, Tod und seiner Bergpredigt auf, was Liebe ist, wie sie sich auswirkt. Hier wird klar informiert, was göttliche, selbstlose Liebe ist.

Man muss also erst einmal wissen, welche Liebe man kennen will. Andererseits: Man muss nicht erst in einem Buch nachlesen, was zu tun ist, wenn man z.B. nach einer längeren Abwesenheit seinen Ehepartner wieder sieht.

Es gibt also sehr wohl eine Liebe, die nicht erkannt werden muss, sie ist vom Schöpfer ins Herz gesenkt. Ihr zu folgen, bedeutet dann doch nicht sie erst zu erkennen, sondern sie einfach zu leben, also doch zu wollen. Wäre es nicht so, hätten all jene, welche durch die Sünde des Menschen niemals Liebe durch ihre Eltern, Freunde etc. kennen lernten, keine Möglichkeit dem Herrn zu folgen.

Wer will, kann gerne seine Gedanken dazu beitragen.

Servus :wave:
jesher

Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von jesher »

Kommt wohl darauf an, von welcher Liebe man spricht. Generell ist ein liebendes Umfeld in der Kindheit natürlich ein wichtiger Baustein für die eigenes Entwicklung. Die Liebe Gottes hingegen kann man nicht erlernen, sie wird aus biblischer Perspektive einem Menschen von Außen hinzugeführt.
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Magdalena61
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Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von Magdalena61 »

Als Erstes muß man sich von dem Gedanken, Liebe sei (ausschließlich) ein Gefühl der Zuneigung, verabschieden.

"Du sollst deinen Nächsten lieben" meint nicht Gefühle, sondern eine Haltung, die überwiegend vom Verstand/ Willen bestimmt wird.
LG
God bless you all for what you all have done for me.
Hiob
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Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Do 15. Aug 2019, 11:47 Was bedeutete es, Liebe im Herzen oder im Verstand zu kennen, erkennen?
Schon im Herzen.
Rembremerding hat geschrieben: Do 15. Aug 2019, 11:47 ll, deshalb kann es kein „Lehrsystem der Liebe“ geben.
Natürlich nicht. - Intellektuelle Reflektion ist IMMER sekundär - es muss erst mal was da sein, was reflektiert werden kann.
Rembremerding hat geschrieben: Do 15. Aug 2019, 11:47 Es gibt also sehr wohl eine Liebe, die nicht erkannt werden muss, sie ist vom Schöpfer ins Herz gesenkt.
Das scheint mir naiv gesehen zu sein. - Potentiell gebe ich Dir recht: Da ist etwas angelegt. - Aber oft ist es verschüttet - sei es aus familiären oder kulturellen Gründen. ----- Viktor Frankl hat mal gesagt, dass 95% plus x seiner Therapie-Fälle etwas mit Liebe zu tun hatten, also aus nicht frei gewordener Liebe entstanden. --- Ich gehe wirklich davon aus, dass ein Großteil, wahrscheinlich die Mehrheit unserer Bevölkerung nicht erkannt hat, was Liebe ist - vor allem deswegen, weil "Liebe" in unserer Kultur ganz anders definiert ist.
Rembremerding

Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von Rembremerding »

Magdalena61 hat geschrieben: Do 15. Aug 2019, 14:51 "Du sollst deinen Nächsten lieben" meint nicht Gefühle, sondern eine Haltung, die überwiegend vom Verstand/ Willen bestimmt wird.
LG
So ist es. Nur Liebe erkennt die Liebe. Agape-Liebe ist eine Haltung. Vom Gefühl her könnte beispielsweise niemand seine Feinde lieben, aber durch Jesus, der uns eine liebevolle Haltung lehrt und erst durch ihn ermöglicht, kann es gelingen.

Hat jemand niemals durch seine Eltern, Freunde, Umwelt, Liebe erfahren, dann hat er einen bemitleidenswerten Start für das Leben erhalten. Ihm ist nur wenig gegeben, umso mehr freut sich der Herr über nur ein wenig darüber hinaus.
Ein Mensch, der ohne Liebe aufgewachsen, hat dafür keine Schuld und ist ein Opfer der sündhaften Welt, wenn er nur wenig lieben kann. Er ist aber in jedem Augenblick dafür verantwortlich, dies ändern zu können.
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Kolibri
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Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von Kolibri »

Ich glaube daran dass man Liebe lernen kann, natürlich ist das Umfeld in dem man aufwächst von enormer Bedeutung, erfahre ich Liebe ob von den eigenen Eltern, späteren Ehepartner oder spüre ich die Liebe Jesus in mir, dann fällt es mir umso leichter Liebe selbst zu empfinden und sie auch anderen Menschen und Gott zu geben.

Aber auch Menschen die in schlimmen Bedingungen aufwachsen, wo Not Terror Armut herrscht, können Liebe lernen, wenn man ihnen vermittelt was Liebe bedeutet und wie stark dieses Gefühl sein kann. Es ist nach meinen Erfahrungen das stärkste Gefühl was ein Mensch haben kann.
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Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Zu lieben bedeutet jemand anderen zu erkennen und anzuerkennen, als jemand der ist wie auch ich bin. Als jemand der Bedürfnisse hat und als begrenztes Wesen abhängig von vielen Dingen und Faktoren ist. Nun hab ich gerade in einem Buch in einer Fußnote gelesen, dass "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" nach dem Hebräischen eigentlich heißen müsste, "Liebe deinen Nächsten, der ist wie du". Dass es hier um Solidarität geht aus der Sicht von Menschen, die gerade aus der Sklaverei befreit wurden, es also um eine gesellschaftliche Position (am Boden, in der Not) geht und nicht um die Eigenliebe als Voraussetzung zur Nächstenliebe, so richtig und wichtig die Eigenliebe auch psychologisch gesehen sein mag. Ich finde diese Möglichkeit der Deutung eröffnet eine ganz andere faszinierende Sicht.
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Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von Laodizea »

Kolibri hat geschrieben: Do 15. Aug 2019, 18:32 Ich glaube daran dass man Liebe lernen kann, natürlich ist das Umfeld in dem man aufwächst von enormer Bedeutung, erfahre ich Liebe ob von den eigenen Eltern, späteren Ehepartner oder spüre ich die Liebe Jesus in mir, dann fällt es mir umso leichter Liebe selbst zu empfinden und sie auch anderen Menschen und Gott zu geben.

Aber auch Menschen die in schlimmen Bedingungen aufwachsen, wo Not Terror Armut herrscht, können Liebe lernen, wenn man ihnen vermittelt was Liebe bedeutet und wie stark dieses Gefühl sein kann. Es ist nach meinen Erfahrungen das stärkste Gefühl was ein Mensch haben kann.
Jesus sagt dazu zB. wer viel gesündigt hat und dem deshalb viel vergeben wird, das solche Menschen umso grössere Liebe, ich denke zu Gott und seiner ganzen Schgöpfung haben, empfinden und somit auch geben.

Gruss,Laodicea :engel:
Höre Israel: Jahwe, unser Gott, ist ein einziger Jahwe!
5. Mose 6,4
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Kolibri
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Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von Kolibri »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Do 15. Aug 2019, 19:08 Zu lieben bedeutet jemand anderen zu erkennen und anzuerkennen, als jemand der ist wie auch ich bin. Als jemand der Bedürfnisse hat und als begrenztes Wesen abhängig von vielen Dingen und Faktoren ist. Nun hab ich gerade in einem Buch in einer Fußnote gelesen, dass "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" nach dem Hebräischen eigentlich heißen müsste, "Liebe deinen Nächsten, der ist wie du". Dass es hier um Solidarität geht aus der Sicht von Menschen, die gerade aus der Sklaverei befreit wurden, es also um eine gesellschaftliche Position (am Boden, in der Not) geht und nicht um die Eigenliebe als Voraussetzung zur Nächstenliebe, so richtig und wichtig die Eigenliebe auch psychologisch gesehen sein mag. Ich finde diese Möglichkeit der Deutung eröffnet eine ganz andere faszinierende Sicht.
Das würde aber keinen Sinn machen, wenn das die tatsächliche Übersetzung bedeutet. Natürlich fühlt man sich wohl, wenn man von Menschen umgeben ist, die gleich Ansichten interessen haben und man mit ihnen viele Gemeinsamkeiten teilt. Aber gerade Jesus sammelte Menschen um sich aus allen Ecken aus allen Bereichen, Menschen die Gesündigt haben, Menschen wie hart arbeitende Fischer, allen diesen Menschen brachte er seine Liebe , egal wie verschieden sie auch waren.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Kann man Liebe lernen?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Warum würd das keinen Sinn machen ? Es geht doch nicht um Gefühl. Es geht um Solidarität. Die Sklaverei war die Wirklichkeit der Israeliten, aber es geht auch nicht, oder nicht nur, um diese äussere Versklavung. In Hebräer 2 wird deutlich von der Versklavung durch die Sünde gesprochen. Es geht um Menschen, die verzweifelt sind. Aus welchen Gründen auch immer. Gesellschaftlicher Wohlstand ist da nicht die letzte Antwort. Und gerade am Beispiel der Israeliten wird doch auch deutlich, dass nicht die Herrschaft des Pharaos ihr eigentliches Problem war. Wollten sie nicht nach sehr kurzer Zeit wieder zurück zu den dortigen "Annehmlichkeiten" ? Die Motivation der Unterdrückung der Israeliten war die Angst vor einem Aufstand. Der hätte durchaus gelingen können. Einzelne aus ihnen werden solche Zerstörungsphantasien gehabt haben. Das Volk Israel, das waren keine gerechten und guten Menschen, das betont Gott deutlich. Aber er wollte, dass sie sich im Bewusstsein seiner Gnade die Liebe und Verbundenheit kultivieren und lernen. Ob das gescheitert ist ? Wenn es nur bei einigen gelungen ist, dann ist es nicht gescheitert. Und Gott hat ja garantiert, dass immer wenigstens ein kleiner Überrest treuer Gläubiger bleiben wird.
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