Zorn

Rund um Bibel und Glaube
Antworten
Benutzeravatar
Magdalena61
Administrator
Beiträge: 26220
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44
Kontaktdaten:

Zorn

Beitrag von Magdalena61 »

Auf der Seite woxikon.de werden als Synonyme u.a. genannt: Erregung, Wut, Empörung, Aggression, Unmut, Ärger, Rage, Groll, Hader, Entrüstung, Verstimmung, Verärgerung, Raserei, Furor, Verdruss, Erbitterung, Unwille

Heute würde man den biblischen "Zorn" vielleicht auch als Frust(ration) bezeichnen.

Nach Mt. 5,22 ist jeder Mensch persönlich verantwortlich für seinen Zorn. Da steht sogar, der Zorn des Menschen bringt ihn vor das Gericht Gottes.

Offenbar hält auch Jakobus nicht allzu viel vom Zorn: Jak. 1, 19-20.
Ps. 37,8
Kol. 3,8

Das sind deutliche Worte. Aber:
Gott den Menschen erschaffen, und Er hat ihn mit Gefühlen ausgestattet. Zorn ist eine Emotion. Gefühle sind nicht grundsätzlich "schlecht", sie haben eine Funktion.

Wie muß man als Gläubiger "Zorn" definieren? Gibt es einen Unterschied zwischen Ärger und Zorn? Welchen Nutzen hat Zorn?
Jeder von uns, auch der friedliebenste Mensch, wird irgendwann mit Situationen konfrontiert, die ihn an die Grenze seiner Belastbarkeit bringen.

Und da ist es wenig hilfreich und außerdem komplett unrealistisch, zu verlangen. "Du darfst keine zornigen Gefühle zulassen, das ist Sünde".
Wie geht ihr mit Zorn/ Frust um?
LG
God bless you all for what you all have done for me.
Nevis

Re: Zorn

Beitrag von Nevis »

Das habe ich mich als Kind schon gefragt, wie das denn ist:

In der Bibel steht doch oft, Gott sei "zornig" gewesen.
Im AT jedenfalls.

Den Kindern aber wird gesagt, Zorn sei eine Sünde, und sie sollten NICHT zornig sein.
Müsste Gott denn da nicht mit gutem Beispiel vorangehen?

Wie man sieht, war ich auch als Kind schon ein Bibel-Leser und ein kritischer Bibel-Leser.

Ja, auch katholische Kinder lesen in der Bibel.
Eine Tatsache, die vielen evangelischen Freikirchlern wohl nicht bekannt ist.
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 18819
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: Zorn

Beitrag von Oleander »

Nevis hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 09:58 Ja, auch katholische Kinder lesen in der Bibel.
Eine Tatsache, die vielen evangelischen Freikirchlern wohl nicht bekannt ist.
Du kannst deine Provokationen wohl nicht lassen? :besen:
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 18819
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: Zorn

Beitrag von Oleander »

Magdalena61 hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 02:51 Wie geht ihr mit Zorn/ Frust um?
Also ich verarbeite meinen Ärger über etwas innerlich, in dem ich mit "mir selber" gedanklich darüber rede oder spreche mit einer befreundeten Person darüber .
Oft ist das Gespräch befreiend oder der Schuß geht nach hinten los.
Ich ärgere mich oft über Dinge, die ich in den Medien lese (Umweltverschmutzung, über Gleichgültigkeit mancher Menschen, Morde usw.) und werde dann darüber oft so wütend, daß ich mich total miserabel fühle und dies oft zu einer depressiven Stimmung führen kann .
Um das es nicht in Hass ausartet, versuche ich mich dann wieder "runter zu holen"
Im Prinzip schadet es einem ja nur selber.
Magdalena61 hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 02:51 Wie geht ihr mit Zorn/ Frust um?
Wie gehst du damit um? :)
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
Bonnie
Beiträge: 944
Registriert: So 24. Feb 2019, 14:53

Re: Zorn

Beitrag von Bonnie »

Magdalena61 hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 02:51 werden als Synonyme u.a. genannt: Erregung, Wut, Empörung, Aggression, Unmut, Ärger, Rage, Groll, Hader, Entrüstung, Verstimmung, Verärgerung, Raserei, Furor, Verdruss, Erbitterung, Unwille
Ein Teil der Synonyme stehen für mich nicht wirklich für Zorn, weil sie in meinen Augen viel weniger Intensität beinhalten. Rage, Groll, Raserei, Furor scheinen mir adequat zu sein. Aber Verstimmung? Wenn ich verstimmt mit jemandem rede, um mich zu beschweren, dann hört sich das deutlich anderes an, als wenn ich das im Zorn tun würde.
Zorn bringt für mich immer den Unterton, die Kontrolle zu verlieren. Und damit ist meiner Ansicht nach auch DER Unterschied zwischen göttlichem und meinem Zorn schon offen gelegt. Gott verliert nie die Fassung und ist auch noch im Zorn gerecht. Welcher Mensch kann das von sich behaupten?
Wie muß man als Gläubiger "Zorn" definieren? Gibt es einen Unterschied zwischen Ärger und Zorn? Welchen Nutzen hat Zorn?
Jeder von uns, auch der friedliebenste Mensch, wird irgendwann mit Situationen konfrontiert, die ihn an die Grenze seiner Belastbarkeit bringen.
Für mich ja, Ärger lässt mich noch zumindest halbwegs vernünftig denken, im Zorn werde ich unsachlich und kann mich grundlos noch weiter hineinsteigern.
Wie geht ihr mit Zorn/ Frust um?
Den allerersten, intensiven Zorn kann ich in der Regel soweit hinauszögern, bis ich mit mir alleine bin. Den Hörer aus der Hand gelegt, die Situation verlassen. Mit Zorn muss ich, wenn es irgendwie geht, erst mal alleine sein und mich austoben. Am liebsten lege ich mich dann mit mir selbst an und rede, schreie, jammere, klage an - im Selbstgespräch ;) - oder ich haue meinen Zorn in die Tasten, so dass ich nach dem Anfall alles schwarz auf weiß habe. Ist aus dem Zorn Ärger geworden kann ich darüber reden - mit dem Betroffenen und/oder Außenstehenden.

DAS ist jetzt der Idealfall und wann immer es irgendwie umzusetzen ist, handle ich danach, weil ich im Zorn sehr ungerecht und laut werde.
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.
Hebräer 11,1
Faust

Re: Zorn

Beitrag von Faust »

Magdalena61 hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 02:51Das sind deutliche Worte. Aber: Gott den Menschen erschaffen, und Er hat ihn mit Gefühlen ausgestattet. Zorn ist eine Emotion. Gefühle sind nicht grundsätzlich "schlecht", sie haben eine Funktion.
Es ist interessant, dass du dieses Thema ansprichst, denn ich habe mir einen Vortrag von Dr. Umar Faruq angehört, in dem er unter anderem darüber gesprochen hat :) er betonte, dass der Mensch gut geschaffen ist und somit nichts von Grund auf schlecht ist. Zorn ist, wenn er bewusst kanalisiert wird, eine sehr machtvolle emotionale Energie, die dem Guten dienen kann. Wenn der Mensch mit Ungerechtigkeit konfrontiert wird, dann ist es durchaus angemessen von einem „gerechten Zorn“ zu sprechen. Homers Ilias beginnt mit den Zeilen: „Menin aeide, thea“ Das bedeutet: „Besinge, Göttin, den Zorn“ - so beginnt die Ilias, das älteste Stück europäischer Literatur, das noch erhalten ist.
Wie muß man als Gläubiger "Zorn" definieren? Gibt es einen Unterschied zwischen Ärger und Zorn? Welchen Nutzen hat Zorn?
Zorn gehört zu den thymotischen Energien (altgriechisch θυμός thymos, deutsch ‚Lebenskraft‘) ein mögliches Szenario für einen produktiven Zorn: wenn die Bürger den Kampf gegen die Herrschaft eines Tyrannen aufnehmen. Auch Jesus wurde zornig, aber es war der Zorn Gottes gegenüber der Sünde.
„Und Jesus sah sie ringsum an mit Zorn und war betrübt über ihre Gleichgültigkeit (Verhärtung ihres Herzens) gegenüber menschlicher Not“ (Mk 3,5)
Jeder von uns, auch der friedliebenste Mensch, wird irgendwann mit Situationen konfrontiert, die ihn an die Grenze seiner Belastbarkeit bringen. Und da ist es wenig hilfreich und außerdem komplett unrealistisch, zu verlangen. "Du darfst keine zornigen Gefühle zulassen, das ist Sünde". Wie geht ihr mit Zorn/ Frust um?
Starke Emotionen wie Zorn können durch spirituelle Arbeit umgewandelt und zu einer Quelle enormer positiver Energie werden. Wenn der Zorn kultiviert, gereinigt und veredelt wird, dann kann er beispielsweise Mut und große Tatkraft werden. Dann wird er zu der Kraft, etwas zu tun und zu bewegen. Der spirituelle Weg ist der Weg vom Groben zum Feinen, die Umwandlung des niederen in das höhere Selbst. Das Opus Magnum, die Erschaffung des Steins der Weisen, die alchemistische Umwandlung der unedlen Metalle durch Transmutation zu Gold, das ist alles ein Sinnbild für eine innere Verwandlung des Menschen.
Benutzeravatar
Magdalena61
Administrator
Beiträge: 26220
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44
Kontaktdaten:

Re: Zorn

Beitrag von Magdalena61 »

Gute Gedanken habt ihr geschrieben.
Oleander hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 12:30 Wie gehst du damit um?
Meistens reflektiere ich in Richtung Gott und kommentiere. Das hilft schon einmal. Manchmal mache ich mir eine Tasse Kaffee und rauche eine, um die Kontrolle über meine Gefühle zu gewinnen.
Wenn ein vernünftiger Mensch da ist, rede ich mit ihm über das, was mich gerade ärgert. Vier Augen sehen mehr als zwei.

Zorn im Inneren ist Energie, und die will irgendwie raus, die verschwindet nicht von alleine. Man kann sie durch Arbeit abbauen. Das ist besser, als die geballte Energie gegen andere oder gegen sich selbst zu richten. Der Arbeit tut's nicht weh, wenn ich sie entschlossener anpacke.

Dabei kann man nachdenken und sich eine Strategie überlegen. Irgendwo ist ja Ungerechtigkeit mit im Spiel, und dieser die Stirn zu bieten und Gerechtigkeit anzustreben, ist absolut legitim.

Zorn kann auch positiv eingesetzt werden. Wenn z.B. jemand ein übergriffiges Verhalten an den Tag legt und mich damit schädigt, fällt es mir normalerweise schwer, meine Interessen mit der erforderlichen Energie zu verteidigen. Wenn ich innerlich wütend bin, geht das besser. Dann habe ich auch die Kraft dazu, und mein Gegenüber spürt das und wird in die Schranken gewiesen.

Es handelt sich ausschließlich um Grenzverletzungen. Denn ich greife andere nicht in dieser Weise an, sondern respektiere ihren Lebensraum. Was man umgekehrt nicht von jedem sagen kann.
LG
God bless you all for what you all have done for me.
Benutzeravatar
Kolibri
Beiträge: 598
Registriert: Fr 21. Jun 2019, 16:14
Wohnort: Ostschweiz

Re: Zorn

Beitrag von Kolibri »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 14. Okt 2019, 04:04 Gute Gedanken habt ihr geschrieben.
Oleander hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 12:30 Wie gehst du damit um?
Meistens reflektiere ich in Richtung Gott und kommentiere. Das hilft schon einmal. Manchmal mache ich mir eine Tasse Kaffee und rauche eine, um die Kontrolle über meine Gefühle zu gewinnen.
Wenn ein vernünftiger Mensch da ist, rede ich mit ihm über das, was mich gerade ärgert. Vier Augen sehen mehr als zwei.

Zorn im Inneren ist Energie, und die will irgendwie raus, die verschwindet nicht von alleine. Man kann sie durch Arbeit abbauen. Das ist besser, als die geballte Energie gegen andere oder gegen sich selbst zu richten. Der Arbeit tut's nicht weh, wenn ich sie entschlossener anpacke.

Dabei kann man nachdenken und sich eine Strategie überlegen. Irgendwo ist ja Ungerechtigkeit mit im Spiel, und dieser die Stirn zu bieten und Gerechtigkeit anzustreben, ist absolut legitim.

Zorn kann auch positiv eingesetzt werden. Wenn z.B. jemand ein übergriffiges Verhalten an den Tag legt und mich damit schädigt, fällt es mir normalerweise schwer, meine Interessen mit der erforderlichen Energie zu verteidigen. Wenn ich innerlich wütend bin, geht das besser. Dann habe ich auch die Kraft dazu, und mein Gegenüber spürt das und wird in die Schranken gewiesen.

Es handelt sich ausschließlich um Grenzverletzungen. Denn ich greife andere nicht in dieser Weise an, sondern respektiere ihren Lebensraum. Was man umgekehrt nicht von jedem sagen kann.
LG
Ich kann das nicht so gut, ich bin da sehr emotional und heissblütig. Das liegt wohl auch an meine Kultur, wie auch immer , wenn ich zornig werde, habe ich in der Vergangenheit oft schon Geschirr zerschlagen , dass mein Mann genötigt wurde , viel Plastikgeschirr zu kaufen. Naja immerhin profitieren wir von dem Plastikgeschirr , weil wir jetzt viel Reisen und Segeln. Dass heisst aber nicht, dass ich nur rumschreie und immer wütend war, schreien tue ich so gut wie gar nicht , kann ich auch gar nicht mit meiner leisen Stimme und vielleicht war ich 2 bis 3 mal im Jahr richtig zornig, wenn dann aber richtig.
Aber es ist besser geworden, vor allem nach der Geburt meiner Tochter bin ich selbst viel ruhiger und habe mich besser unter Kontrolle . Und Geschirr habe ich seit vielen Jahren nicht mehr zerschlagen.
Benutzeravatar
Travis
Moderator
Beiträge: 9071
Registriert: Di 10. Okt 2017, 06:59

Re: Zorn

Beitrag von Travis »

Magdalena61 hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 02:51 Auf der Seite woxikon.de werden als Synonyme u.a. genannt: Erregung, Wut, Empörung, Aggression, Unmut, Ärger, Rage, Groll, Hader, Entrüstung, Verstimmung, Verärgerung, Raserei, Furor, Verdruss, Erbitterung, Unwille
Seltsame Zusammenstellung. Erregung ist nur kurzzeitig, wohingegen Aggression und Erbitterung eher auf eine langfristige Haltung hindeutet.

Bei mir verraucht Ärger meist sehr schnell und entsteht nur sehr langsam.

Wird mir nachhaltig zwischenmenschlich Unrecht getan, so wende mich an Gott. Denn ihm soll ich eine evtl. angebrachte Vergeltung überlassen (Rö 12,19). Er kann das eh viel besser. Außerdem hat er generell Unterstützung zugesagt, so dass die Priorität seiner Kinder auf Fürbitte liegt.
- Foren Concierge -
"Steter Trottel höhlt den Interlekt"

הִגִּ֥יד‮‬ לְךָ֛ אָדָ֖ם מַה־טֹּ֑וב וּמָֽה־יְהוָ֞ה דֹּורֵ֣שׁ מִמְּךָ֗ כִּ֣י אִם־עֲשֹׂ֤ות מִשְׁפָּט֙ וְאַ֣הֲבַת חֶ֔סֶד וְהַצְנֵ֥עַ לֶ֖כֶת עִם־אֱלֹהֶֽיךָ׃
Antworten