Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

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Nevis

Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von Nevis »

Abschied vom Sonntagsgottesdienst?
Vielen fallen die Schilder kurz hinter dem Ortseingang nicht mehr auf, aber noch stehen sie da: Sie zeigen eine lilafarbene oder gelbe stilisierte Kirche – und die sonntägliche Gottesdienstzeit. Meistens steht dort 10 Uhr. Doch mit der stählernen Selbstverständlichkeit eines Verkehrsschildes könnte es in Zukunft vorbei sein. Vielleicht ist in Zukunft keine Uhrzeit mehr, sondern nur noch „Gottesdienst nach Vereinbarung“ dort zu lesen.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ihren Gemeinden jüngst in einer Studie empfohlen, über den Fortbestand des Sonntagsgottesdienstes offen zu diskutieren. Für viele sei der traditionelle Sonntagsgottesdienst – so das Ergebnis der Studie – nicht (mehr) attraktiv. „Angesichts schwindender personeller und finanzieller Ressourcen, vor allem aber mit Blick auf die geringe Reichweite sollte vielerorts engagierter und ergebnisoffener über seinen Fortbestand diskutiert werden“, heißt es in der Untersuchung „Faktoren des Kirchgangs“ der Liturgischen Konferenz der EKD.


Mehr dazu: https://www.ekd.de/abschied-vom-sonntag ... -48693.htm

Ich möchte dieses Thema mal zur Debatte stellen.
Was meint ihr dazu?
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Magdalena61
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Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von Magdalena61 »

Das Angebot bestimmt die Nachfrage, würde ich sagen.

Wer hat schon Lust, sich am Sonntagmorgen Streß zu machen, um sich dann ein Rahmenprogramm plus irgendwelche Vorträge zu sozialen oder politischen Fragen (Gelaber) anzuhören?

Wenn sie Jesus vor die Tür setzen und ihre eigene Konzeptlosigkeit sowie einen durch die Richtlinien abgesegneten Unglauben (HKM) zum Gott erheben, müssen sie sich nicht wundern, wenn kaum noch Leute kommen.

Da sind die Katholiken im Vorteil. Selbst, wenn die Predigt- die außerdem nicht so fürchterlich lang ist- sie nicht ansprechen sollte, haben sie doch Gelegenheit, Gott zu begegnen, denn es gibt noch die Liturgie mit den vielen Gebeten. Und diese gibt Gott die Ehre.

Ich habe aber in katholischen Messen schon oftmals echt gute Predigten gehört.
LG
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Travis
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Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von Travis »

Magdalena61 hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 02:20 Wenn sie Jesus vor die Tür setzen und ihre eigene Konzeptlosigkeit sowie einen durch die Richtlinien abgesegneten Unglauben (HKM) zum Gott erheben, müssen sie sich nicht wundern, wenn kaum noch Leute kommen.
Ja, das ist meist der Punkt. Zumindest in der EKD. Ist aber leider schon ein alter Hut. DIe Kirchengebäude in denen sonntags morgens nur ein paar Senioren sitzen, bilden hier im Norden schon lange die Mehrheit. Ebenso die Pastoren, die sich durch die HKM völlig unnötig den (Rest ihres) Glauben(s) haben vermiesen lassen. Es sind die Christen, die bereits vor Jahrzehnten eine Art von "Kirche in der Kirche" gebildet haben, die gerammelt volle Kirchen und sonntags teilweise mehrere Gottesdienste anbieten, um der Masse Herr zu werden. In diese Gottesdienste gehen die genannten Senioren dach auch gerne.

Allerdings kann man biblischen Glauben nicht selber produzieren und Studenten nicht zwingen Theologie zu studieren. Von den entsprechenden Studenten sind dann auch nur ein kleiner Teil wirklich wiedergeboren. Allerdings hat sich an der Situation gar nichts geändert. Was nun passiert ist bereits lange vorauszusehen gewesen. Irgendwann gehen auch Pastoren in Rente. Kommen dann kaum neue Pastoren nach, stehen Kirchen leer... zuätzlich zu dem Umstand, dass Senioren naturgemäß auch irgendwann mal sterben.
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הִגִּ֥יד‮‬ לְךָ֛ אָדָ֖ם מַה־טֹּ֑וב וּמָֽה־יְהוָ֞ה דֹּורֵ֣שׁ מִמְּךָ֗ כִּ֣י אִם־עֲשֹׂ֤ות מִשְׁפָּט֙ וְאַ֣הֲבַת חֶ֔סֶד וְהַצְנֵ֥עַ לֶ֖כֶת עִם־אֱלֹהֶֽיךָ׃
Rembremerding

Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von Rembremerding »

Travis hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 06:58 Es sind die Christen, die bereits vor Jahrzehnten eine Art von "Kirche in der Kirche" gebildet haben, die gerammelt volle Kirchen und sonntags teilweise mehrere Gottesdienste anbieten, um der Masse Herr zu werden.
Ich denke da an die ökumenischen Gebetshäuser, in denen Lobpreismusik, Gebet und Predigt eine lebendige Einheit bilden.
Die Gläubigen werden überall weniger, darum wird sich Gemeinschaft immer mehr zentrieren. Strukturbedingt mehr in großen Städten, was schade ist, denn tatsächlich entdeckt man eine unterschiedliche (aber sich ergänzende) ländliche und städtische Spiritualität (eigentlich ein eigenes Thema).
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Travis
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Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von Travis »

Rembremerding hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 07:17 Strukturbedingt mehr in großen Städten, was schade ist, denn tatsächlich entdeckt man eine unterschiedliche (aber sich ergänzende) ländliche und städtische Spiritualität (eigentlich ein eigenes Thema).
"Schade" ist untertrieben. Im ländlichen Raum hier im Norden verstärkt es den Abstieg der Kirche. Der Klärungsprozess beschleunigt sich und man sieht, wem Glaube und christliche Gemeinschaft überhaupt noch etwas wert sind. Fahrerei und Fahrgemeinschaften werden immer notwendiger. Diesen organisatorischen Aufwand betreibt man jedoch nur, wenn einem das auch notwendig erscheint.
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Nevis

Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von Nevis »

Magdalena61 hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 02:20 Da sind die Katholiken im Vorteil. Selbst, wenn die Predigt- die außerdem nicht so fürchterlich lang ist- sie nicht ansprechen sollte, haben sie doch Gelegenheit, Gott zu begegnen, denn es gibt noch die Liturgie mit den vielen Gebeten. Und diese gibt Gott die Ehre.

Ich habe aber in katholischen Messen schon oftmals echt gute Predigten gehört.
Dem möchte ich gerne zustimmen. :idea:
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AlfvonMelmac
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Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von AlfvonMelmac »

Magdalena61 hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 02:20
Da sind die Katholiken im Vorteil. Selbst, wenn die Predigt- die außerdem nicht so fürchterlich lang ist- sie nicht ansprechen sollte, haben sie doch Gelegenheit, Gott zu begegnen, denn es gibt noch die Liturgie mit den vielen Gebeten. Und diese gibt Gott die Ehre.

Ich habe aber in katholischen Messen schon oftmals echt gute Predigten gehört.
LG
Ich musste notgedrungen weil meine holde Maid der Meinung war ich muss da einfach mit, es war vor einigen Jahren zu einer philippinischen katholischen Messe mit, wo ihr ganzes Heimatdorf hin unterwegs war. Da darf ich natürlich keine Dummheiten anstellen und musste brav bleiben.
Letztendlich hatte es sich aber gelohnt, die Gesänge dort, erinnerten mehr an Südseeromantik als an einem Gottesdienst und die Predigten bezogen sich mit einmal auf mich, da sie mich als besonderen Gast behandelten, dumm nur das ich kein Wort verstand und meine Frau mich mehrmals kniff da ich öfters die Fledermäuse an der Kirchendecke anstarrte die über und hingen.

Nach der Messe wurde vor der Kirche in kleines Volksfest abgehalten, die Filipinos wissen wie man ein Gottesdienst abhalten kann.
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Bonnie
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Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von Bonnie »

Wenn ich bei meiner Familie bin und keine Alternative habe, besuche ich sonntags den evangelischen Gottesdienst im Ort. Dort ist es in der Tat auch so, dass die Altersstruktur der üblichen entspricht. Menschen im Alter meiner Mutter, ein paar in meiner Generation, die Generation meiner Kinder fehlt komplett. Stopp, ich habe noch die armen Konfirmanden vergessen, die ein Jahr vor der Konfirmation den Gottesdienst besuchen müssen. Wie es inzwischen hinterher aussieht weiß ich nicht. Bei mir waren es 2 Jahre. Na ja, das hat zu meiner Zeit schon nicht wirklich funktioniert. Außerdem bezweifle ich sehr stark, dass ein "Muss" in diesem Alter dazu beiträgt, dass die Jugendlichen freudig in den Godi gehen.

Früher gab es insgesamt 3 Gottesdienste am Sonntagmorgen. Früh-, Haupt-, Kindergottesdienst. Übrig geblieben ist der Hauptgottesdienst.

Auch wenn alles andere nicht so prickelnd ist, es gibt dort seit 3 Jahren einen neuen, jungen Pfarrer, der richtig Schwung hinein gebracht hat. Ich mag seine Predigten sehr, wenngleich sie nicht einmal halb solang sind, wie ich es gewohnt bin. Ich falle da immer ein wenig ins Leere, wenn das "Amen" kommt, und ich noch richtig dabei bin und mehr hören möchte. Allerdings sagte mir meine Mutter, mehr als 10 - 15 Minuten Predigt würden die wenigen Schäflein, die noch kommen, nicht mitmachen. Mein Neffe kam kurz nachdem dieser Pfarrer seine Stelle angetreten hatte ums Leben. Die Beerdigung und die anschließende Seelsorge hat er sehr, sehr gut gemacht und damit vor allem meiner Schwester und meinem Schwager sehr geholfen.

Ich meine der Pfarrer hat dort schon so einiges geändert, ABER er wird noch immer oft genug ausgebremst. Die alt eingesessenen Kirchengemeinderäte sind nicht sehr veränderungsfreudig. Das haben wir doch schon immer so gemacht.


Auch wenn ich die Predigten gut finde und mich freue alte evangelische Kirchenlieder zu singen, bin ich jedes Mal wieder froh in meiner Gemeinde zu landen. Sie lebt und vegetiert nicht vor sich hin.
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.
Hebräer 11,1
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AlfvonMelmac
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Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von AlfvonMelmac »

Bonnie hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 13:19
Auch wenn ich die Predigten gut finde und mich freue alte evangelische Kirchenlieder zu singen, bin ich jedes Mal wieder froh in meiner Gemeinde zu landen. Sie lebt und vegetiert nicht vor sich hin.
Zuhause ist sowieso immer am schönsten.
Nevis

Re: Abschied vom Sonntagsgottesdienst?

Beitrag von Nevis »

AlfvonMelmac hat geschrieben: Fr 8. Nov 2019, 11:59
da ich öfters die Fledermäuse an der Kirchendecke
@ Fledermäuse an der Kirchendecke

Dazu fällt mir wieder jene Geschichte ein von den 3 Pfarrern, die sich erzählen, wie sie jene Fledermäuse loswurden - oder auch nicht loswurden.

Kennt ihr die Geschichte? 8-)
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