Michael hat geschrieben: ↑Sa 21. Nov 2020, 14:17
Zunächst danke ich dir, Bruder Zippo, für das Interesse. Das ermutigt mich zu starten.
Zippo hat geschrieben: ↑Sa 21. Nov 2020, 11:41
Das Lukasevangelium ist nun eine Aufarbeitung aus dem Rückblick, man nennt es wohl auch auf französisch Recherche. Lukas erkundigt sich bei den Augenzeugen bzw. Dienern des Wortes, was sich abgespielt hat, um es einem werten Theophilus, also Gottesfreund aufzuzeichnen.
Genau das ist das Motiv, mit dem in der Einleitung dargelegt wird, warum sich jemand die Mühe gemacht hat, auch einen Bericht zu schreiben. Scheinbar waren die im Umlauf befindlichen nicht gut genug.
Es könnten ja auch mündliche Überlieferungen sein, die Lukas dann einmal schriftlich festhalten wollte.
Es war ja ein Lukas mit Paulus unterwegs. Das beweist der Gruß in Kol 4,14 und auch der Timotheusbrief. Da schreibt Paulus dem Timotheus, daß Lukas bei ihm ist. Lukas wird im Philemonbrief als Gehilfe des Paulus bezeichnet. 2 Tim 4,11, Phlm 24
Von Paulus wird der Lukas einiges erfahren haben. Ein gewisser Markus wird auch erwähnt. Unklar , ob es sich um den Evangelisten Markus handelt.
Aber Lukas spricht ja in seinen Eingangsworten, daß er mit Augenzeugen gesprochen hat , auch mit sogenannten Dienern des Wortes, also Dienern Jesu. Der Apostel Johannes bezeichnet den Herrn Jesus ja als Wort des Lebens 1 Joh 1,1 Also wird es sich um die Jünger gehandelt haben bzw. seine Nachfolger und Förderer.
Unter Anleitung des Heiligen Geistes, wird der Lukas immer mal wieder Berichte aufgeschrieben haben und später hat er die Berichte zusammengefügt , um ein chronologisches Werk daraus zu machen.
Michael
Aufgrund meiner persönlichen Recherchen spricht hier schon der Historker. Er wollte dem Theophilus berichten, was auch wirklich zuverlässig ist. Damit macht er indirekt die Andeutung, das es auch weniger zuverlässige Berichte gegeben hat.
Man könnte das daraus schließen. Gibt es nicht auch außerbiblische Evangelien , wie das Thomasevangelium ?
Michael
Ob er das insgesamt meint, darauf kann nicht geschlossen werden, aber man macht sich nicht die Extramühe einen solch ausführlichen Bericht zu schreiben, den es in ähnlicher Form entweder schon gibt, oder wenn über Jesus bereits alles klar dokumentiert worden wäre und dann nicht einmal erwähnt. Dazu werde ich im Verlauf des Themas noch mehr sagen.
Zwei Berichte sind besser , wie einer. Wenn der Heilige Geist dazu drängt, wird es schon richtig sein.
Michael
Zippo hat geschrieben: ↑Sa 21. Nov 2020, 11:41
Was für außerbiblische Quellen hast du nun im Auge , Michael ? Worüber wolltest du mit uns in Gespräch kommen ?
Was den Text anbelangt wissen wir nicht wann er wirklich entstanden ist und wann er als allgemein bekanntes Schrifttum in Umlauf gekommen ist. Wir wüssten nicht einmal wer ihn schrieb. Wir kennen zwar den Empfänger, aber nicht den Absender, da dieser, aus welchem Grund immer seinen Namen nicht nennt. Ein Motiv zur Unterlassung kennen wir nicht.
Lukas wird einige male in den Briefen des Paulus erwähnt. Er ist Arzt, gebildet und kann schreiben und lesen. Er war Gehilfe des Paulus. Deshalb kommt er gut in Frage.
Michael
Wie kommt man nun auf Lukas? Dazu ist das älteste uns erhaltene Zeugnis eine Schrift von Irenäus aus dem späten 2. Jh (man datiert es nach Übereinkunft auf ca. 175 nach Chr, wobei man hier auch vorsichtig sein muss):
Hier einsehbar:
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel649.htm
Daraus zitiere ich das Kernstück:
Irenäus hat geschrieben:
Matthäus verfasste seine Evangelienschrift bei den Hebräern in hebräischer Sprache, als Petrus und Paulus zu Rom das Evangelium verkündeten und die Kirche gründeten. Nach deren Tode zeichnete Markus, der Schüler und Dolmetscher Petri, dessen Predigt für uns auf. Ähnlich hat Lukas, der Begleiter Pauli, das von diesem verkündete Evangelium in einem Buch niedergelegt. Zuletzt gab Johannes, der Schüler des Herrn, der an seiner Brust ruhte, während seines Aufenthaltes zu Ephesus in Asien das Evangelium heraus.
Irenäus war im 2 Jhdt Bischof zu Lyon, den würde ich nicht zu allererst fragen. Deine angegebene Quelle ist von der katholischen Uni in Freiburg (Schweiz).
Das Mt sein Evangelium in hebräischer Sprache verfaßt hat , das kann schon gut sein. Das Paulus in Rom war , wissen wir auch aus dem NT. Aber war Petrus auch dort ?
Markus wird als Schüler und Dolmetscher des Petrus bezeichnet. Das kann gut sein, die beiden haben sich ergänzt.Vielleicht hat dieser Markus dann das Markusevangelium verfaßt ?
Es hatte sich jesenfalls eine Art Bibelschule gebildet, aus der schließlich die schriflichen Überlieferungen hervorgegangen sind und eine davon ist eben das Lukasevangelium.
Michael
Insgesamt ist diese Zeugnis aber aus historischer Perspektive äußerst schwach. Wir haben bloß kein besseres. Aufgrund dieses mehr als 100 Jahre später niedergelegten Dokuments wird seitdem die Autorenschaft Lukas, einem Reisbegeiter des Paulus, zugeschrieben.
Also mir reicht eigentlich, was im NT über Lukas gesagt wird, nehmen wir einfach an, daß er es war, der das Evangelium schrieb.
Michael
Ob er es wirklich war, lässt sich nicht weiter sagen. Ich kann aber damit leben, denn für mich zählt ohnehin der Text mehr als die Auskunft anderer darüber. Es führt aber diese Annahme zu keinen weiteren Widersprüchen, d.h. insoferne uns die historische Forschung nicht neue sensationelle Funde offenlegt, die zwingend zu einer anderen Erkenntnis führen, treffe ich bis dahin keine andere Wahl und werde im Folgenden auch immer vom Lk.-Ev sprechen.
Das ist vernünftig, Michael. Es gibt ja nur wenige Widersprüche zwischen den Evangelien. Der Stammbaum ist ein scheinbarer und du sprachst vor einiger Zeit mal über die Nennung eines anderen Herodes ? Aber im Großen und Ganzen dürfen wir dem Text trauen und wir können uns nun auf den Inhalt konzentrieren.
Michael
Paulus bestätigt die Bekanntschaft an drei Stellen in seinen Briefen. Nur ist die Aussage Irenäus über "das von Paulus verkündigte Evangelium" unpräzise, es sei denn die beiden Bücher, das Lk-Ev und die Apg waren damals nur ein Buch. Im Ev geht es nirgendwo um Paulus, sondern hier ist seine Biographie auf Jesus ausgerichtet.
Das Lukas Evangelium und die Apostelgeschichte haben den gleichen Verfasser, daß geht aus Apg 1,1 hervor. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Gehen wir ruhig davon aus, daß es der Arzt Lukas war, der die geschichtlichen Fakten gesammelt und als Bericht aufgeschrieben.
Gruß Thomas