Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Rembremerding

Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von Rembremerding »

Hallo liebe Forengemeinde, :)
ich denke das Thema passt eher zu christlicher Spiritualität.

In einem anderen Thread schrieb ein User, dass man unseren Herrn Jesus Christus nicht hören, riechen, fühlen kann und deshalb ebenso keinen Dialog führen.
Persönliche Erfahrungen mit dem Herrn werden dann zur Einbildung, die nicht im Glauben gründen.
Mir ist dieses Christusbild fremd.
Man kann doch mit dem Herrn sprechen und erhält Antwort, man fühlt seine Anwesenheit, man kann seinen mystischen Leib erkennen. Und die Gewissheit, dass der Herr ein Du ist (bei aller Gottesfurcht), lässt auch die Sehnsucht erwachsen, ihm nachzueifern und zu ihm zu gelangen.
Meine Fragen lauten nun:

Ist für Euch unser Herr Jesus Christus eine Abstraktion, ein Bild, Vermittler einer Lebensphilosophie oder ähnliches? oder
Ist für Euch unser Herr eine tatsächliche Person, mit der man einen geistigen Dialog führen kann, der anwesend ist und dessen Liebe man fühlt?
Wie schafft ihr es nicht zu einer Person, sondern zu einem Bild eine persönliche Beziehung aufzubauen?

Dabei will ich das eine nicht dem anderen unterordnen, mich interessiert nur Euer Christusbild.
Jeder Mensch hat seinen eigenen, besonderen Zugang zu Gott (oder als Atheist auch nicht) von Gott als Gnade geschenkt bekommen, die er annehmen darf. Deshalb dürfen wir niemanden den Glauben absprechen, dessen Gotteserfahrung eine andere als die eigene ist.
Demian
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Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von Demian »

Für mich ist CHRISTUS ein Archetyp der Psyche, der auf die Potentiale der eigenen Selbstwerdung verweist. Geburt, Passion, Auferstehung und Erhöhung, kann man als Momente der schöpferischen Realisierung des wahren Selbst eines jeden Menschen begreifen. „In Christus leben wir, bewegen wir uns und sind wir (…). Wir sind von seiner Art“ (Apg 17, 28).
Dabei will ich das eine nicht dem anderen unterordnen, mich interessiert nur Euer Christusbild.
Wenn es diese geistige Wirklichkeit gibt, dann hat jeder dazu einen Bezug, auch wenn man sie verneint oder sich ihrer noch nicht bewusst geworden ist, denn dann bestünde sie unabhängig vom menschlichen Glauben oder Unglauben, bzw. Einverständnis. Dann wäre letztlich jeder Mensch vom selben Lebensgeist durchtönt.
Jeder Mensch hat seinen eigenen, besonderen Zugang zu Gott (oder als Atheist auch nicht) von Gott als Gnade geschenkt bekommen
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closs
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Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von closs »

Demian hat geschrieben:Für mich ist CHRISTUS ein Archetyp der Psyche, der auf die Potentiale der eigenen Selbstwerdung verweist.
Wenn Du ein "auch" hinzufügen würdest, klingt das plausibel. Allerdings darf nicht der ego-zentrische Eindruck entstehen, dass Jesus eine reine Wahrnehmungsgröße zur Erklärung des Ich ist - die Realität Jesu (also Gottes) UNABHÄNGIG von unserer Wahrnehmung sollte im Mittelpunkt stehen, der man dann eine psychologische Funktion für die eigene Selbstwerdung hinzufügen kann.
Demian hat geschrieben: Dann wäre letztlich jeder Mensch vom selben Lebensgeist durchtönt.
Genau das. - Jeder Mensch - ob Papst oder nordkoreanischer Soldat - kommt aus dem selben "Kessel". - Der Unterschied besteht darin, ob er gesegnet ist, das zu erkennen, oder verflucht ist, es nicht zu erkennen.
Rembremerding

Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von Rembremerding »

Guten Tag alle zusammen :)
Demian hat geschrieben:Für mich ist CHRISTUS ein Archetyp der Psyche, der auf die Potentiale der eigenen Selbstwerdung verweist. Geburt, Passion, Auferstehung und Erhöhung, kann man als Momente der schöpferischen Realisierung des wahren Selbst eines jeden Menschen begreifen. „In Christus leben wir, bewegen wir uns und sind wir (…). Wir sind von seiner Art“ (Apg 17, 28).

Wenn es diese geistige Wirklichkeit gibt, dann hat jeder dazu einen Bezug, auch wenn man sie verneint oder sich ihrer noch nicht bewusst geworden ist, denn dann bestünde sie unabhängig vom menschlichen Glauben oder Unglauben, bzw. Einverständnis. Dann wäre letztlich jeder Mensch vom selben Lebensgeist durchtönt.
Danke @Demian für deine Antwort :)
Man könnte aus deinen anfänglichen Worten eine Selbstwerdung und letztendlich Selbsterlösung aus eigener Kraft herauslesen. Ziehst du diese Möglichkeit in Betracht? Ich habe da ähnliche Einwände wie @closs.

Der Gedanke, Christus als Vorbild für den Menschen auch seine Geburt, Passion, Auferstehung und Erhöhung nachzuvollziehen, ist logisch. Als Christ werden wir quasi in Jesus Christus hineingeboren, können aber als Geschöpf auch nur in ihm einmal zum Gottvater erhöht werden. Diese Schwelle zur Ewigkeit ist uns als Geschöpf verwehrt allein zu überschreiten. Wir benötigen dazu eine geistige Reinheit, die uns allein der Herr durch sein Erlösungswerk aus Gnade verleihen kann.

Der Christusgeist, der alle Schöpfung als Lebensgeist durchwirkt, verursacht in dem von Gott dem Menschen gegebenen menschlichen Geist eine Resonanz, ein Gegenüber. Dieser menschliche Geist wird geprägt vom göttlichen Geist, es entsteht eine Matrix, ein Gewissen. Ob diese Prägung das Denken, Sprechen und Handeln des Menschen beeinflusst, hängt davon ab, wie die Kraft des menschlichen Willens sich von den Wünschen, Begierden, Ablehnungen und Zustimmungen der Seele und des Leibs lösen kann.
Der Ruf Gottes geht an jeden Menschen, der dann die Freiheit zur Antwort besitzt.
Demian
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Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von Demian »

Aus phänomenologischer Sicht, ist für mich die Psyche zunächst die einzig erkennbare Realität. Wenn ich christliche Spiritualität wahrnehme - oder besser gesagt, wenn ich davon ergriffen werde - dann ist eben die Psyche der Ort des Geschehens. Christus ist für mich ein Archetypus des Menschseins schlechthin, also ein Seelenbild des kollektiven Unbewussten. Anders gesagt: der Christusimpuls verkörperte sich nicht nur in Jesus, sondern als Potential der Selbstwerdung in jedem Menschen. Das ist für mich der „mystische Leib“.
closs hat geschrieben:Wenn Du ein "auch" hinzufügen würdest, klingt das plausibel. Allerdings darf nicht der ego-zentrische Eindruck entstehen, dass Jesus eine reine Wahrnehmungsgröße zur Erklärung des Ich ist - die Realität Jesu (also Gottes) UNABHÄNGIG von unserer Wahrnehmung sollte im Mittelpunkt stehen, der man dann eine psychologische Funktion für die eigene Selbstwerdung hinzufügen kann.
Demian
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Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von Demian »

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closs
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Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von closs »

Demian hat geschrieben:Anders gesagt: der Christusimpuls verkörperte sich nicht nur in Jesus, sondern als Potential der Selbstwerdung in jedem Menschen.
Ja - das klingt gut, weil Du die Realität Jesus und die Wahrnehmung von Jesus auseinander hältst. Man muss nur immer vorsichtig sein, dass man die eigene Wahrnehmung zum Selbstläufer macht, zu dem es keine (von der eigenen Wahrnehmung unabhängigen) Realität gibt. - Unter den Gesichtspunkten naturalistischer Wahrnehmung ist das allerdings systembedingt nicht unterscheidbar.
Demian
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Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von Demian »

Für mich ist wichtig, dass der Mensch mit seinem ganzen LEIB angesprochen wird, wie es in der christlichen Mystik, im Sufismus, Zen, Vedanta-Yoga oder Vipassana der Fall ist. Letztlich geht es in all diesen Traditionen, um die Verwirklichung des Wesens. Gnade ist für mich darum kein bloßes Geschenk, sondern auch etwas, was die eigene seelische Arbeit erfordert. Ich meine also eine richtige Nachfolge, die meine ganze Existenz umfasst. Natürlich ist meine Wahrnehmung nicht die „einzige“ Realität – insofern ich nur eine beschränkte Person bin – aber ich bin mit der vollen WIRKLICHKEIT verbunden, die sich in mir eben als Mensch realisiert. Christus ist für mich dieses „Verwobensein“.
closs hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Anders gesagt: der Christusimpuls verkörperte sich nicht nur in Jesus, sondern als Potential der Selbstwerdung in jedem Menschen.
Ja - das klingt gut, weil Du die Realität Jesus und die Wahrnehmung von Jesus auseinander hältst. Man muss nur immer vorsichtig sein, dass man die eigene Wahrnehmung zum Selbstläufer macht, zu dem es keine (von der eigenen Wahrnehmung unabhängigen) Realität gibt. - Unter den Gesichtspunkten naturalistischer Wahrnehmung ist das allerdings systembedingt nicht unterscheidbar.
Demian
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Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von Demian »

Im Yoga gibt es drei Grundgedanken:

1. Brahman ist wirklich.
2. Die Welt ist Schein.
3. Mein Selbst ist Brahman.

Wenn wir nun Brahman durch Christus ersetzen, haben wir die richtige Definition der christlichen Spiritualität. „Christus“ verstehe ich in diesem Sinne also nicht als bloßes „Vorbild“, sondern als Wesensnatur des Menschen. Darum konnte Jesus sagen: Ich bin bei euch - alle Tage (Mt 28,16-20)
Der Gedanke, Christus als Vorbild für den Menschen auch seine Geburt, Passion, Auferstehung und Erhöhung nachzuvollziehen, ist logisch.
Pflanzenfreak
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Re: Jesus Christus - Abstraktion, Bild, Person ...?

Beitrag von Pflanzenfreak »

Puh, Demian, kannst Du das jetzt auch noch ganz praktisch erklären, für so Leute wie mich?

Hallo Rembremerding,
für mich ist Christus eine Person, die geistig aber nicht körperlich anwesend ist. Manchmal rede ich laut, manchmal in Gedanken zu ihm. Jesus redet zu mir in meinen Gedanken, die sich in eine gewisse Richtung ordnen, in Träumen, oder durch Menschen die etwas sagen, was mich dann weiterbeschäftigt. Ich fühle mich von ihm geliebt, nicht nur weil er für mich am Kreuz hing, sondern auch in vielen Augenblicken des Alltags, wo ich merke ich bin nicht allein, ich bin geborgen, er ist treu....
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