Die Spaltung unserer Gesellschaft vertieft sich zusehends. Ich weiß natürlich ganz genau, was Du meinst. Aber scheinbar ist das nicht selbstverständlich. Die Regierung, die Medien, die Institutionen haben vielen Menschen eingeredet, dass jeder Mensch ein potentieller Gefährder, Pandemietreiber ist und daher eine "Gesundheitsbeweispflicht" und eine "Gesundheitssicherstellungspflicht" von allen Menschen angebracht ist. Wer sich diesen Pflichten nicht beugen mag, wird als unsolidarisch oder auch egoistisch angesehen. In Extremfällen sogar zum Mörder erklärt.
Da prallen dann die Welten aufeinander. Denn ein Mensch, der gesund ist und es ablehnt, getestet oder geimpft zu werden, betrachtet sich in keiner Weise als Gefährder, Pandemietreiber etc... Er denkt und fühlt: Ich bin gesund, habe keine Symptome, ich bin nicht ansteckend, verhalte mich rücksichtsvoll und sehe daher keinen Grund, mich testen oder impfen zu lassen.
Aber andere sprechen ihm das ab. Es ist eine Meinung. Die Meinung, dass ein Mensch ohne Symptome andere Menschen unwissentlich anstecken kann. Die einen sagen, dass das sehr wohl der Fall ist. Die anderen sagen, dass das so unwahrscheinlich ist und so selten vorkommt, dass es keine Rolle spielt. Die einen sind getrieben von einer großen Ernsthaftigkeit: Alles sollte kontrolliert werden, jeder Mensch ist eine Gefahr, alles ist möglich. Die anderen denken: Das ist nicht wahr. Wahr ist, dass wir gesund sind, dass wir niemanden gefährden. Dass wir selbst auch nicht gefärdet sind. Dass wir ein Recht darauf haben, selbst darüber zu entscheiden, ob wir uns ein Medikament verabreichen lassen.
Die einen sagen: Der Regierung kann man vertrauen. Diese Menschen handeln in unserem Interesse. Sie werden von führenden Wissenschaftlern beraten. Die Maßnahmen sind sinnvoll und verhältnismäßig. Die Impfungen nutzen viel mehr als sie schaden. Sie sind die Lösung aller COVID Probleme. Was in den etablierten Massenmedien veröffentlich wird, was die anerkannten Institutionen sagen, das ist fundiert, das ist nachgewiesen und verlässlich.
Die anderen sagen: Wir vertrauen weder der Regierung noch den etablierten Medien. Die Regierenden handeln nicht unbedingt im Interesse der Bevölkerung. Die Maßnahmen haben mehr Schaden angerichtet als dass sie einen Nutzen hatten. Die Impfungen sind nicht sicher, die Wirksamkeit ist unklar.
So stehen sich die Parteien also gegenüber. Unversöhnlich. Die Mauern türmen sich immer weiter in die Höhe. Ist das nicht schrecklich? Es scheint so, als ließe sich diese Entwicklung nicht aufhalten. Mir scheint, es zieht die Menschen immer mehr in die eine oder andere Richtung. Und je weiter man voneinander entfernt ist, desto schwieriger wird es. Und Herzlosigkeit greift immer mehr um sich. Dahinter steht die Einstellung, dass Herzlosigkeit, Intoleranz, vielleicht sogar Aggressivität, Gewalt und Zwang gerechtfertig sind, wenn es um Menschenleben geht. Und da man die Gesunden als potentielle Mörder ansieht, fehlt immer mehr eine Hemmschwelle, solche Menschen unmenschlich zu beurteilen und behandeln. Das ist etwas, was man berechtigterweise beunruhigend finden könnte.
Wie soll eine Gesellschaft, die sich so uneins ist, auf Dauer fortbestehen? Früher oder später werden diese Verwerfungen sichtbar werden. Und das wird niemandem gefallen, glaube ich. Ich begreife einfach nicht, wie das überhaupt so weit kommen konnte. Und ich wundere mich, dass ich so wenige Menschen wahrnehme, die darin ein ernstes Problem sehen, wogegen man arbeiten sollte. Im Gegenteil sehe ich vor allem Menschen, die mit Fleiß und Motivation diesen Graben vertiefen. Als ob Verständnis, Respekt, Freundlichkeit, Sympathie, Toleranz zwischen den Menschen überhaupt keine Bedeutung, keinen Wert mehr haben.
Faszinierend finde ich unter anderem, dass diese Spaltung bei den Regierungstreuen kaum wahrgenommen wird. Für sie sind die Abweichler eine Minderheit, über die im Endeffekt weggegangen werden kann. Bei den Abweichlern bin ich mir nicht sicher, wie viele die Spaltung sehen und ernst nehmen. Aber ich nehme an, es sind deutlich mehr. Ich schätze den Anteil an Abweichlern auf 20-30%. Je problematischer und leidvoller sich die Sache entwickelt, desto mehr Menschen werden noch ein Teil der Abweichler. Nicht selten unfreiwillig, weil sie es wagen, zu widersprechen und dann ins Abseits gedrängt werden. Was nicht konform geht, wird abgestoßen. So kommt es mir manchmal vor.
Wer denkt noch so oder so ähnlich?