Je länger ich über die Alternativen nachdachte - mir bei einem ansässigen Arzt mal wieder einen Satz Messstäbchen verordnen zu lassen und für den Rest des Urlaubs mit der nervigen Stichelei in die Fingerkuppe anzufangen - desto verwegener wurden meine Gedankenspiele. Schließlich sah ich mich das Telefon in die Hand nehmen und dem freundlichen Mitarbeiter der Helpline des Sensorherstellers erzählen, dass ob der hitzigen Tage mein Schweißfluss so über die Maßen zugenommen habe, dass mein Sensor - einfach abgefallen sei und er möge mir bitte einen Ersatzsensor schicken - an meine Urlaubsadresse, bitte. (Früher waren die Dinger tatsächlich alle paar Tage lang abgefallen, bis der Hersteller die Zusammensetzung des Hautklebers änderte. Danach hörte das auf und kam fast nicht mehr vor.)
Doch der freundliche Mitarbeitet stutzte und sagte mir dann, das könne er nicht machen, denn unsere restliche Verweildauer am Urlaubsort sei zu kurz und es bestünde die Gefahr, der teure Sensor käme erst an, wenn wir auf dem Heimweg seien. Ich solle mich ausnahmsweise "konventionell" bedienen,
Grrrr.
Meine Frau hatte mir mit großen Augen zugehört: "Dein Sensor ist doch gar nicht abgefallen!" Ich wand mich ein wenig. Naja, könnte er aber bald, bei der Affenhitze. Und dann das Salzwasser..." "Als ob Du jemals ins Wasser gehen würdest!" "Naja, könnte ich aber, bei der Affenhitze..." Was meine Frau sonst noch dachte, blieb ungesagt.
Also verfügten wir uns ins Urlaubsörtchen. Nachdem ein scheinbar lebensüberdrüssiger Küstenbewohner sich mit Kunst und seinem Zweirad vor unseren Wagen geworfen hatte, ein wirkliches Unglück war gerade so vermieden worden, fanden wir eine Apotheke.
Dort schilderten wir unseren "Fall", die freundliche Pharmazeutin verwies auf die benachbarte Arztpraxis, 50 Meter entfernt. Dort bekämen wir die Verordnung für die Messstreifen, die Stechhilfe und danach könnten wir es bei ihr abholen,
Auf dem Weg zum Arzt tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass der Sensor ja noch nicht wirklich abgefallen war und ich letztlich nur noch drei Tage würde stechen müssen. Gedankenbeschwingt holte ich also das Rezept und wir marschierten zur Apotheke zurück. Die nötigen Utensilien in der Hand schritt ich zum Wagen und schloss die Tür auf. Irgend etwas klackerte leis und als ich niedersah - sah ich neben meinem linken Fuß diesen dämlichen Sensor liegen. Ich hob ihn auf, stieg ein und zeigte ihn meiner Frau. Die schmunzelte nur und meinte trocken: "Nun lügste ja nicht mehr, wenn Du davon erzählst."
Hat mich das geniert...
Und dass Papa wirklich auf solche kleinen "Kinkerlitzchen" achtet. "Kein Sperling fällt vom Dach, ohne dass euer Vater es weiß." Wie konnte ich auf die Idee kommen, mich so an seinem Allwissen vorbei mogeln zu wollen? Das geht nicht!
Nicht immer zeigt er uns so prompt, was er von dem hält, was wir tun. Aber es sieht es, Und offen gestanden: Eigentlich finde ich das gut. Wo könnte ich geborgener sein?
