Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Wir bitten darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Solivagus
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Registriert: Fr 29. Mai 2015, 17:07

Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Solivagus »

Hallo allerseits,

gerade in der aktuellen epidemischen Lage, mit all den politischen Maßnahmen, fällt mir immer wieder auf, dass sich, unter Christen, oftmals, leider allzu leichtfertig, auf den Römerbrief, Kapitel 13 verwiesen wird.

Erst kürzlich wieder wurde die Auffassung vertreten, man müsse, in einer Form des blinden Gehorsams, jeglicher Anordnung der Obrigkeit – gewissenlos – folgen:
andren hat geschrieben: Sa 18. Dez 2021, 16:04[…] Nach wie vor erwartet die Schrift von uns
Röm. 13, hat geschrieben:1 Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt.
Röm. 13, hat geschrieben:2 Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu.
Ist es das, wonach Du strebst? Dir Verurteilung zuziehen? Oder Mitgeschwister zum Ungehorsam anstiften? Wie sieht man das denn in Deiner Gemeinde? Knüppelt man da auch allsonntäglich gegen die Obrigkeit?
Röm. 13, hat geschrieben:4 Denn sie ist Gottes Dienerin, zu deinem Besten...
Oder habt Ihr ein paar zu viele der Predigten des Herrn Jakob Tscharntke gehört?
Dass diese Sichtweise nicht unbedingt zutreffend sein muss und welche Gefahren diese Anschauung sogar bergen kann, will ich hier nun kurz zur Diskussion stellen.

Betrachten wir uns die Verse eins bis fünf dazu etwas genauer:
Römer 13,1 hat geschrieben:Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt.
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https://www.bibleserver.com/SLT/R%C3%B6mer13%2C1
In Verbindung mit Vers zwei, der Lieblingsvers einiger, hier im Forum, zurzeit. So weit, so gut.
Römer 13,2 hat geschrieben:Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu.
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https://www.bibleserver.com/SLT/R%C3%B6mer13%2C2
Paulus ist es durchaus ernst. Sich gegen den (Endzeit-)Plan Gottes zu stellen, hat ernsthafte Konsequenzen.
Römer 13,3 hat geschrieben:Denn die Herrscher sind nicht wegen guter Werke zu fürchten, sondern wegen böser. Wenn du dich also vor der Obrigkeit nicht fürchten willst, so tue das Gute, dann wirst du Lob von ihr empfangen!
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https://www.bibleserver.com/SLT/R%C3%B6mer13%2C3
Was also, wenn wir uns einer furchtbaren Herrschaft ausgeliefert sehen?

Die Antwort scheint, auf den ersten Blick, einfach: „tue das Gute“.

Aber was meint Paulus denn genau mit dem Guten? Das Gute, jeweils nach aktueller Politik und Gesetzeslage oder das universale Gute nach dem Wort Gottes?
Römer 13,4 hat geschrieben:Denn sie ist Gottes Dienerin, zu deinem Besten. Tust du aber Böses, so fürchte dich! Denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; Gottes Dienerin ist sie, eine Rächerin zum Zorngericht an dem, der das Böse tut.
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https://www.bibleserver.com/SLT/R%C3%B6mer13%2C4
Was meint Paulus denn genau mit dem Bösen? Das Böse, jeweils nach aktueller Politik und Gesetzeslage oder das universale Böse, die Sünden nach den Geboten Gottes?

Vers vier gibt uns guten Aufschluss darüber, dass sich Paulus auf die universalen Gebote Gottes und nicht auf die speziellen Gesetze der Politiker bezieht.

Da die Obrigkeit „als Gottes Dienerin […], eine Rächerin zum Zorngericht“ ist, werden wir – selbstverständlich – nach den Geboten Gottes und nicht nach den Normen und Gesetzen, der jeweils aktuellen Regierungen, be- und verurteilt.

Sich mit der Obrigkeit, auf Kosten der Gebote Gottes, möglichst immer gut stellen zu wollen, könnte somit weitreichende Auswirkungen haben. Das eigene Gewissen kann vielleicht, in dieser Hinsicht, neben Jesus, ein wertvoller Ratgeber sein:
Römer 13,5 hat geschrieben:Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um des Zorngerichts, sondern auch um des Gewissens willen.
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https://www.bibleserver.com/SLT/R%C3%B6mer13%2C5
Die Beurteilung einer politischen Maßnahme, wie aktuell die Impfpflicht, bleibt schlussendlich auch eine Gewissensentscheidung. Römer 13,1-5 stellt, meiner Ansicht nach, keinen Freibrief zum blinden Gehorsam, gegenüber der Obrigkeit, aus.

Anmerkung: Es gibt bereits ein ähnliches Thema, vom November 2020, im Unterforum Bibelkritik. Da hier aber nicht an der Aussage der Bibel direkt, sondern dem menschlichen Verständnis, unter Glaubensgeschwistern, Kritik geübt wird, ist dieser neue Thread meinersets erstellt worden. Kritik an Paulus und/oder der Bibel daher bitte in den Nachbar-Thread: Unterordnung unter die Obrigkeit, Römer 13
"Du kannst ganz unmöglich nicht sein, denn Du bist aus Dir selbst Notwendigsein."
(Duns Scotus, Tractatus de primo principio, 91, Übs. W. Kluxen)
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Travis
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Travis »

Solivagus hat geschrieben: So 19. Dez 2021, 11:19 Was also, wenn wir uns einer furchtbaren Herrschaft ausgeliefert sehen?
Da Paulus unter einer Obrigkeit lebte, die man ebenfalls nicht gerade als "ideal" bezeichnen kann, kann man seine Worte auf jede Obrigkeit anwenden. Wo die Grenze einer Unterordnung sind, haben die Apostel zum Beispiel innerhalb der Apostelgeschichte sehr anschaulich gezeigt.

In welchen Bereichen haben sie sich widersetzt? Außer in Bezug auf die Evangeliumsverkündigung. Bei der Gleichstellung? Gegen die Sklaverei? Gegen die Todesstrafe? Gegen das Gerichtswesen? Gegen Korruption? Haben sie überhaupt öffentlich protestiert und entsprechende Züge durch die Straßen irgendwelcher Städte veranstaltet? Nur gegen die römische Obrigkeit oder auch gegen den Sanhedrin? Haben sie sich überhaupt gegen die römische Obrigkeit widersetzt?
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Oleander
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Oleander »

Travis hat geschrieben: So 19. Dez 2021, 11:30 unter einer Obrigkeit
Es gibt einige Bibelstellen dazu, dass sehr wohl die staatliche Obrigkeit gemeint ist, als auch die geistliche...
Vergangene Nacht suchte ich nach der Bibelstelle, wo sogar Jesus zu Pilatus oder wars Herodes, ich fand es nicht, sagte, der könne nicht "Macht" über Jesus haben(, wenn nicht sein Vater es zuliese(oder gegeben hat)
Jesus hätte sich gegen die Festnahme, als auch gegen die Kreuzigung wehren können, er tat es nicht, er ertrug..
Ebenso Stephanus...
Es gibt Ausnahmen und ich erwähnte die im Forum schon 2 Mal.
Ich würde mich widersetzen, wenn man mich dazu aufrufen würde, andre zu töten(ermorden) oder Hass schüren usw.
Wäre ich zu Zeiten Mose ein Levit gewesen, ich hätte mich dem Aufruf Mose widersetzt....
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Travis
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Travis »

Oleander hat geschrieben: So 19. Dez 2021, 12:30 Vergangene Nacht suchte ich nach der Bibelstelle, wo sogar Jesus zu Pilatus oder wars Herodes, ich fand es nicht, sagte, der könne nicht "Macht" über Jesus haben(, wenn nicht sein Vater es zuliese(oder gegeben hat)
Die kann ich Dir nennen, allerdings zeigt sie keinen Widerstand Jesu der Obrigkeit gegenüber. Was den Bereich Unterordnung generell angeht, ist Jesu Verhalten nicht zu überbieten. Es gibt keinen krasseren Gegensatz.
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Oleander
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Oleander »

Travis hat geschrieben: So 19. Dez 2021, 12:32 allerdings zeigt sie keinen Widerstand Jesu der Obrigkeit gegenüber.
Das schrieb ich ja :)
Weiß ned, wie du jetzt darauf kommst :shock:
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Travis
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Travis »

Oleander hat geschrieben: So 19. Dez 2021, 12:34
Travis hat geschrieben: So 19. Dez 2021, 12:32 allerdings zeigt sie keinen Widerstand Jesu der Obrigkeit gegenüber.
Das schrieb ich ja :)
Weiß ned, wie du jetzt darauf kommst :shock:
Ist ja kein Widerspruch zu Deinem Beitrag. Mir fiel der Unterschied nur gerade wieder so krass auf. Jesus ordnet sich irgendwem unter. Wer's fassen kann...
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Oleander
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Oleander »

Travis hat geschrieben: So 19. Dez 2021, 12:35 Wer's fassen kann...
Laut Bibel sind Gläubige dazu aufgerufen, für die Obrigkeiten zu beten, und nicht anzuklagen, was die alles falsch machen...
Jesus: Mein Reich ist nicht von dieser Welt
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Travis
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Travis »

Amen.
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lovetrail
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von lovetrail »

Jesus hat einige Sachen gesagt und getan, welche die damalige hohepriesterliche Obrigkeit zum Hyperventilieren gebracht hat. zB die Austreibung der Wechsler aus dem Tempel oder die Gleichnisse welche manchmal genau auf die Schriftgelehrten gemünzt waren.

Er ist auch bevor seine Zeit gekommen ist den Häschern immer wieder entkommen. Bei Paulus und Petrus war das ähnlich.

LG
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Abischai
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Re: Die Unterordnung unter die Obrigkeit zu Zeiten Coronas

Beitrag von Abischai »

Jesus ordnete sich niemandem unter, es war der Finsternis kurzzeitig die Macht übergeben worden, das ist nicht das gleiche.

Obrigkeit ist auch nicht gleich Obrigkeit, der Unterschied wird am Ende bei Jeremia deutlich. Die Obrigkeit, die sich nicht ans Gesetz hält, ist keine Obrigkeit, sondern Mafia.

Auf Sizilien ist der Pate die Obrigkeit, und wenn dessen Regierung nicht der in Rom widerspricht, kann man den Paten auch akzeptieren, aber im Zweifelsfall ist die Regierung in Rom die Obrigkeit und eben nicht der Pate.

Vor 2.000a waren die Römer eine relativ gute Obrigkeit, der ist auch nie widersprochen worden. Der zwischengeschalteten widerspenstigen Obrigkeit ("den Juden", i.S.v. relig. Führerschaft) ist sehr viel widersprochen worden, denen hat selbst der Herr sich nie untergeordnet, den Römern hingegen schon mit denen hat der Herr auch niemals Schwierigkeiten gehabt.

Rom war die von Gott aufgedrückte Obrigkeit, nicht die israelitischen Eliten. Einzig der Hohepriester hatte eine gewisse Bedeutung inne, weil Gott das so wollte.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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