PastorPeitl hat geschrieben: ↑Di 28. Jun 2022, 07:19
Wenn heute die Zeitreise in die Vergangenheit und die Zukunft laut Wikipedia und Wissenschaft möglich ist, wie können dann die Atheisten, behaupten, dass das was in der Bibel steht, physisch unmöglich ist? Wer weiss, was in der Zukunft noch alles möglich werden wird?
Puh, wo fängt man an?
1. Auf welche Inhalte der Bibel konkret beziehen sich die Argumente der physischen Unmöglichkeit und wer genau sind "die Atheisten", die diese vorbringen? Mag sein, dass es Atheisten gibt, die so argumentieren, aber die Formulierung "die Atheisten" lässt es so klingen, als würde die Mehrheit so vorgehen. Das würde ich nicht nur bezweifeln, wenn ich gedanklich so durch die Argumente durchgehe, mit denen ich aus diversen Richtungen über die letzten Jahrzehnte konfrontiert wurde, bin ich sogar geneigt zu sagen, dass Theisten deutlich häufiger mit angeblicher Unmöglichkeit argumentieren, als es Atheisten tun.
Die Bibel enthält eine Reihe von Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt teils schon damals zum Zeitpunkt der Niederschrift nicht und heute erst recht nicht mehr überprüfbar ist, daher wird ja ständig an Glaube appelliert. Um ein Einnahmen der Position "Inhalt X der Bibel ist wahr" abzulehnen, ist es gar nicht notwendig sich auf eine Unmöglichkeit des entsprechenden Inhalts zu berufen (könnte Unmöglichkeit plausibel verargumentiert werden, wäre das lediglich Bonus), da bereits das Fehlen von entsprechenden Belegen als Grund ausreicht.
2. Du sagst, dass "Zeitreise in die Vergangenheit [...] laut Wikipedia und Wissenschaft möglich ist" und verlinkst einen Artikel in dem das Gegenteil gesagt wird. Interessanter Ansatz.
3. Aus "X ist möglich" zu folgern, dass man für Y nicht Unmöglichkeit annehmen sollte, geht nicht auf, wenn X und Y nichts miteinander zu tun haben.
4. Wenn du mit der prinzipiellen Möglichkeit von Konzepten argumentierst, die wir gemeinhin eher im Bereich der science fiction verorten würden (z.B. Zeitreise), schwächst du damit letztendlich nur deine eigene Position. Wenn es um die Frage geht, ob ich Inhalten der Bibel Glauben schenke, dann ist das ja immer eine mehrstufige Angelegenheit, denn ich soll ja nicht nur glauben
dass die beschriebenen Ereignisse stattgefunden haben, sondern ich soll auch glauben, dass sie
aus den angegebenen Gründen so stattgefunden haben.
Nicht nur soll ich glauben, dass es z.B. eine globale Flutkatastrophe gab, die fast das gesamte landgebundene Leben auf diesem Planeten ausgelöscht hat, ich soll auch glauben, dass dies passiert ist, weil Gott unzufrieden mit dem Weg war, den seine Schöpfung eingeschlagen hat.
Nicht nur soll ich glauben, dass es einen Prediger gab, der u.a. Kranke geheilt und sogar Tote erweckt hat und der nach seiner Hinrichtung selbst von den Toten auferstanden ist, ich soll auch noch glauben, dass er all das konnte, weil er der Sohn Gottes war. Natürlich ist der Reflex da, einfach zu sagen "Wie sollte er ansonsten dazu fähig gewesen sein". Wenn man jedoch deiner obigen Argumentation folgt, nach der man Dinge nicht als unmöglich ausschließen sollte, weil ja auch ganz andere zunächst abwegig erscheinende Dinge möglich sind, frage ich mich wirklich, wie man ausschließen kann, dass z.B. die Evangelien womöglich sogar korrekt wiedergeben, was Jesus getan und gesagt hat, aber die Erklärung dahinter rein gar nichts mit irgendeiner Form von Göttlichkeit zu tun hat, sondern etwas ist, was für uns ähnlich wie Zeitreise erstmal scifi-ig klingt und die Leute damals einem Betrüger auf den Leim gegangen sind.
Oder um es kurz zu fassen: "Kann doch sein" ist kein überzeugendes Argument.