Die 7 Hauptlaster und ihre "Befreiung"
Verfasst: Sa 30. Jul 2022, 20:42
oder: die seelische Arbeit mit den Lastern (Thema: Nachfolge Christi)
Im modernen Kreisen des Christentums ist die Lehre populär, dass wir schon gerettet und Heil sind, wenn wir uns zu Christus bekennen. So haben weder Luther noch andere Christen der letzten Jahrhunderte gedacht. Auch im lutherischen Glaubensleben war die Gnade ein Geschenk, das etwas im Menschen bewirken soll - und nichts auf dass er sich ausruhen konnte.
Die Sieben Hauptlaster stehen so exiplit nicht in der Bibel. Ihre Wahrnehmung, ihre Benennung und die Auseinandersetzung mit ihnen, hat sich aber in der nachbiblischen Zeit als ein kräftiges Hilfsmittel für die „Nachfolge Christi“ entwickelt
Superbia: Hochmut (Übermut, Eitelkeit, Stolz, Ruhmsucht)
Avaritia: Geiz (Habgier, Habsucht)
Invidia: Neid (Missgunst, Eifersucht)
Ira: Zorn (Wut, Vergeltung, Rachsucht)
Luxuria: Wollust (Unkeuschheit)
Gula: Völlerei (Gefräßigkeit, Unmäßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht)
Acedia: Trägheit des Herzens / des Geistes (Faulheit, Überdruss)
Luthers Gnadenlehre ist ja im Grunde in der Nachfolge der Gnadenlehre von Augustinus entstanden (auf Grundlage der paulinischen Schriften). Aber diese Lehre des Augustinus (die auf der Bibel beruht, wie die Sichtweise von Cassian) war im Leib Christi (der Kirche) nie unumstritten. Cassian (4./ 5. Jahrhundert) war einer der Gegner. „Er verstand diese so, als werde der Mensch zu einem passiven Objekt der alleswirkenden Gnade Gottes. Er aber war eine Kämpfernatur und es ging ihm darum, den Menschen zum Kampf zu ermutigen, anzuspornen. Niemand muss bleiben wie er ist, er kann, er soll, er muss sich grundlegend wandeln. Gewiss: keiner besteht diesen Kampf aus eigener Kraft. Sieg gibt es nur, wenn Gott den Sieg schenkt – aber „geschenkt“ wird er nicht dem Feigen und Faulen, sondern dem Tapferen und Eifrigen“ (Johannes Cassian, G. u. Th. Satory)
Seine Wirkung geht über Benedikt, Therese von Avilla, Thomas von Kempten bis in die Neuzeit.
Auf ihn geht die seelische Arbeit mit den „Lastern“ zurück, die er wiederum selber von den Wüstenvätern übernommen hatte. Also ganz frühe christliche Entfaltung.
Das Ziel war die „Reinheit des Herzens“, die „innere Stille“, so wie wir sie auch aus dem orthodoxen Herzensgebet kennen.
„Als Stammwurzel, ist der Hochmut, dieses scheinbar hellste Laster (Ausdruck eines glänzenden, unabhängigen Geistes, der sich selbst genügt) der Ursprung all dessen, was die Seele trüb und schwer macht. „Luzifer“, Lichtbringer und Lichtträger als hell leuchtender Morgenstern, erlischt, und stürzend reißt er, was mit ihm fällt, in die Finsternis, in die lastende Schwere, so tief nach unten, bis die Schwerkraft schier unüberwindlich wird, wenn nicht, durch ein Wunder der Gnade, die Seele wieder Auf-Trieb bekommen könnte.
So wundert es nicht, wenn die Laster, die Cassian aufzählt, allesamt das Herz beengen, einengen; es ist, als hätte man einen Panzer um die Brust, könnte nicht mehr frei durchatmen: die Augen verlieren ihren Glanz, der Blick ist nicht mehr frank und frei, das ganze Wesen ist verspannt, verkrampft, hat nichts Gelöstes mehr. Es ist wie eine Macht, die niederzieht, lähmt, verdüstert:
diese unbeherrschte Gier nach Essen und Trinken, die mit dem Leib auch die Seele verfetten lässt
die sexuelle Hemmungslosigkeit, in der die Dynamik des geistig-seelischen Lebens sich erschöpft, so dass man sich wie ausgelaugt fühlt.
Habsucht, die den Menschen hindert, mit dem was er hat und besitzt glücklich zu leben
Zorn, in dem man sich selbst wildfremd wird (war ich das?)
Traurigkeit, von der Art des Trübsinns, der alles schwarz in schwarz sieht. Und letztlich jene
Lustlosigkeit, Herzenslahmheit, Trägheit und Schwunglosigkeit die das Leben zu einer tristen Angelegenheit macht.“ (Cassian, von Satory)
Die „Gegenmaßnahmen“, die sieben Tugenden:
Demut = Hochmut
Mildtätigkeit = Habgier
Keuschheit = Wollust
Geduld = Zorn
Mäßigung = Völlerei
Wohlwollen = Neid
Fleiß = Faulheit
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Hätte diese "seelische Arbeit" in eurer "Nachfolg Christi" Platz?
Im modernen Kreisen des Christentums ist die Lehre populär, dass wir schon gerettet und Heil sind, wenn wir uns zu Christus bekennen. So haben weder Luther noch andere Christen der letzten Jahrhunderte gedacht. Auch im lutherischen Glaubensleben war die Gnade ein Geschenk, das etwas im Menschen bewirken soll - und nichts auf dass er sich ausruhen konnte.
Die Sieben Hauptlaster stehen so exiplit nicht in der Bibel. Ihre Wahrnehmung, ihre Benennung und die Auseinandersetzung mit ihnen, hat sich aber in der nachbiblischen Zeit als ein kräftiges Hilfsmittel für die „Nachfolge Christi“ entwickelt
Superbia: Hochmut (Übermut, Eitelkeit, Stolz, Ruhmsucht)
Avaritia: Geiz (Habgier, Habsucht)
Invidia: Neid (Missgunst, Eifersucht)
Ira: Zorn (Wut, Vergeltung, Rachsucht)
Luxuria: Wollust (Unkeuschheit)
Gula: Völlerei (Gefräßigkeit, Unmäßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht)
Acedia: Trägheit des Herzens / des Geistes (Faulheit, Überdruss)
Luthers Gnadenlehre ist ja im Grunde in der Nachfolge der Gnadenlehre von Augustinus entstanden (auf Grundlage der paulinischen Schriften). Aber diese Lehre des Augustinus (die auf der Bibel beruht, wie die Sichtweise von Cassian) war im Leib Christi (der Kirche) nie unumstritten. Cassian (4./ 5. Jahrhundert) war einer der Gegner. „Er verstand diese so, als werde der Mensch zu einem passiven Objekt der alleswirkenden Gnade Gottes. Er aber war eine Kämpfernatur und es ging ihm darum, den Menschen zum Kampf zu ermutigen, anzuspornen. Niemand muss bleiben wie er ist, er kann, er soll, er muss sich grundlegend wandeln. Gewiss: keiner besteht diesen Kampf aus eigener Kraft. Sieg gibt es nur, wenn Gott den Sieg schenkt – aber „geschenkt“ wird er nicht dem Feigen und Faulen, sondern dem Tapferen und Eifrigen“ (Johannes Cassian, G. u. Th. Satory)
Seine Wirkung geht über Benedikt, Therese von Avilla, Thomas von Kempten bis in die Neuzeit.
Auf ihn geht die seelische Arbeit mit den „Lastern“ zurück, die er wiederum selber von den Wüstenvätern übernommen hatte. Also ganz frühe christliche Entfaltung.
Das Ziel war die „Reinheit des Herzens“, die „innere Stille“, so wie wir sie auch aus dem orthodoxen Herzensgebet kennen.
„Als Stammwurzel, ist der Hochmut, dieses scheinbar hellste Laster (Ausdruck eines glänzenden, unabhängigen Geistes, der sich selbst genügt) der Ursprung all dessen, was die Seele trüb und schwer macht. „Luzifer“, Lichtbringer und Lichtträger als hell leuchtender Morgenstern, erlischt, und stürzend reißt er, was mit ihm fällt, in die Finsternis, in die lastende Schwere, so tief nach unten, bis die Schwerkraft schier unüberwindlich wird, wenn nicht, durch ein Wunder der Gnade, die Seele wieder Auf-Trieb bekommen könnte.
So wundert es nicht, wenn die Laster, die Cassian aufzählt, allesamt das Herz beengen, einengen; es ist, als hätte man einen Panzer um die Brust, könnte nicht mehr frei durchatmen: die Augen verlieren ihren Glanz, der Blick ist nicht mehr frank und frei, das ganze Wesen ist verspannt, verkrampft, hat nichts Gelöstes mehr. Es ist wie eine Macht, die niederzieht, lähmt, verdüstert:
diese unbeherrschte Gier nach Essen und Trinken, die mit dem Leib auch die Seele verfetten lässt
die sexuelle Hemmungslosigkeit, in der die Dynamik des geistig-seelischen Lebens sich erschöpft, so dass man sich wie ausgelaugt fühlt.
Habsucht, die den Menschen hindert, mit dem was er hat und besitzt glücklich zu leben
Zorn, in dem man sich selbst wildfremd wird (war ich das?)
Traurigkeit, von der Art des Trübsinns, der alles schwarz in schwarz sieht. Und letztlich jene
Lustlosigkeit, Herzenslahmheit, Trägheit und Schwunglosigkeit die das Leben zu einer tristen Angelegenheit macht.“ (Cassian, von Satory)
Die „Gegenmaßnahmen“, die sieben Tugenden:
Demut = Hochmut
Mildtätigkeit = Habgier
Keuschheit = Wollust
Geduld = Zorn
Mäßigung = Völlerei
Wohlwollen = Neid
Fleiß = Faulheit
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Hätte diese "seelische Arbeit" in eurer "Nachfolg Christi" Platz?