(altlutherischer) Wegweiser für jeden Tage

Rund um Bibel und Glaube
frank

(altlutherischer) Wegweiser für jeden Tage

Beitrag von frank »

Wenn ich es schaffe - würde ich gern jeden Tag den "Wegweiser für Jeden Tag" aus den Schrift-Kommentaren von Martin Luther einstellen.
Die Sprache ist etwas altertümlich - aber manchmal ist es ganz sinnvoll sich erst in etwas hineinzudenken.

1. September
Seid fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid.
Kolosser 2,7

Man muss vom Fühlen Abstand nehmen und einfach auf das Wort hören und danach in sein Herz schreiben und ihm folgen, wenn es auch keinen Anschein hat, dass meine Sünden von mir genommen sind, wenn ich sie immer noch in mir fühle. Das Fühlen muss man nicht ansehen, sondern fest davon ausgehen, dass der Tod, Sünde und Hölle überwunden sind, wenn ich gleichwohl fühle, dass ich noch im Tode, in der Sünde und in der Hölle stecke. Denn obgleich das Fühlen der Sünde noch in uns bleibt, so geschieht es doch allein darum, dass es uns zum Glauben treiben soll und den Glauben stark macht, dass wir gegen jedes Gefühl das Wort aufnehmen und danach Herz und Gewissen immer mit Christus verknüpfen. Denn Glaube ist nicht der menschliche Wahn oder Traum, den etliche für Glauben halten. Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiss, dass der Glaubende gerne tausendmal dafür stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade machen fröhlich, trotzig und lustig gegenüber Gott und alle Kreaturen, etwas, das der Heilige Geist mithilfe des Glaubens tut.

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frank

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2. September
Tue das Werk eines evangelischen Predigers; richte dein Amt redlich aus.
2. Timotheus 4,5

In der geistlichen Schäferei, das ist in Christi Reich, soll man den Schäflein Christi nicht Gottes Gesetze, noch viel weniger des Menschen Gesetze predigen, sondern das Evangelium, das ein Troststecken und Stab ist, wodurch sie Stärke im Glauben, Erquickung im Herzen und Trost in allerlei Ängsten und Todesnöten empfangen. Die so predigen, betreiben das geistliche Hirtenamt richtig, weiden die Schafe Christi auf einer grünen Aue, – und wo man solche hört, da kann man sicher sein, dass man Christus selbst hört. Man soll in ihnen auch rechte Hirten, das ist für Christi Diener und Gottes Haushalter, erkennen und sich nicht daran kehren, dass sie die Welt als Ketzer und Verführer verschreit und verdammt. Andererseits sind sie, die etwas anderes als das Evangelium predigen, gräuliche Wölfe und Mörder.

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3. September
Herr, hilf uns, wir verderben.
Matthäus 8,25

In dieser äußersten Not glimmt noch ein Fünklein des Glaubens auf, der sich selbst nicht fühlt, weil er spricht: Wir verderben. Denn wenn er sich selbst fühlen würde, so spräche er nicht: Wir verderben. Aber so fühlt er allein das Verderben und weiß nicht, dass er selber noch lebt und brennt. Denn wenn er nicht leben und brennen würde, so hätte er auch keine Empfindung. Aber siehe, Christus verwirft diesen Funken nicht, sondern macht ihn so groß, dass eine Feuersbrunst daraus wird, wodurch Wind und Meer gestillt werden. So macht er es mit uns allen, wenn wir in Angst und Schrecken sind. Wenn wir nur seufzen, ächzen und wenigstens mit einer einzigen Bewegung des Herzens sagen: Herr Jesus Christus, hilf oder es ist um meine Seligkeit geschehen!, wird man bald eine Linderung empfinden. Denn durch solche Seufzer wird Christus bewogen, die Winde und das Meer zu bedrohen und so wird alles still, das heißt, es erfolgen Freude und Friede und danach Lob und Danksagung.
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4. September
Ich schätze mich noch nicht, dass ich es ergriffen habe; ich jage ihm aber nach, ob ich es ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin.
Philipper 3, 12–13

Einem Gläubigen schadet nichts mehr, als dass er meint, er habe es schon ergriffen und es sei nicht nötig, es erst zu suchen, denn daher kommt es, dass viele zurückfallen und vor Sicherheit und Faulheit verwelken und lasch werden. Deswegen, wer angefangen hat, ein Christ zu sein, der muss auch noch dieses tun, nämlich denken, er sei noch kein Christ, sondern er versuche, es noch dahin zu bringen, dass er ein Christ wird. Dieses Leben ist keine Frömmigkeit, sondern ein Frommwerden, nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden, nicht ein Wesen, sondern ein Werden, nicht eine Ruhe, sondern eine Übung. Wir sind es noch nicht; wir werden es aber. Es ist noch nicht getan und geschehen; es ist aber im Gange und Schwange. Es ist nicht das Ende; aber es ist der Weg. Wir sind noch nicht am Ziel angekommen, wir sind aber auf dem Weg. Wir strecken uns nach dem Himmel, sind aber noch nicht dort. Derjenige, der meint, er habe sich schon den Himmel verdient, der kommt hinein. Aber der, der sich täglich nach dem Himmel streckt und sehnt, der ist bereits im Himmel. So wunderbar geht es im Reich Gottes zu.

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5. September
Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Johannes 6,68

Wer bei Christus bleiben soll in der Welt trotz so vieler Teufel und böser Leute, unter so vielen Hindernissen und Ärgernissen, der braucht dazu einen anderen Rückhalt, als es die menschliche Kraft sein kann; es muss ein Herz da sein, das Gott vertrauen und der Sache gewiss sein kann, dazu eine herzliche, inbrünstige Liebe zum Herrn Christus, dass er um seinetwillen alle Grundsuppen der Hölle auf sich lädt, obwohl er keinen anderen Schatz und Rückhalt weiß außer den einen, dass er einen gnädigen Gott hat und Christus ihm lieber ist als alle Welt und was sie hat. Wer die Liebe zu Christus nicht hat, der kann die Bosheit des Teufels und der Welt nicht aushalten. Der Teufel mag Christus wohl aus einer Stadt in die andere jagen können, nicht aber aus der ganzen Welt. Du wirst Christus und Belial nicht zusammenbringen, die Feindschaft sitzt zu tief. Einer muss zuletzt untergehen und der andere wird bleiben, es wird nicht anders werden.

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6. September
Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.
1. Korinther 1,31

Es muss unsere Überzeugung sein, dass ich, o Herr, wenn ich dir Rechenschaft ablegen sollte, wie ich lebe und tue, so nicht bestehen würde und wenn ich auch Johannes der Täufer wäre. Denn es wäre alles noch nicht die Gabe, nicht das Geschenk und nicht die Barmherzigkeit, sondern das Leben. Aber dadurch bezeichne ich mich selbst als fromm und als Diener, dass du mir gibst ohne Unterlass, und wie du Abraham verheißen hast, dass du mir durch deinen Christus barmherzig sein willst. Bin ich nicht für mich fromm, so ist er fromm. Bin ich nicht heilig, so ist er heilig. Bin ich nicht Gottes Diener, so ist er doch Gottes Diener. Bin ich nicht ohne Sorge und Furcht, so ist er alle Sorge los und frei von Furcht, dass ich mich also von mir selbst löse und ihn selbst und mich rühme, dass ich in Christus und durch Christus fromm bin. So will er, dass wir uns fromm und heilig nennen sollen, aber nicht durch uns selbst. Denn durch uns selbst werden wir wie verzweifelte Buben angeben müssen.
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9. September
Ich bin ein Wurm und kein Mensch.
Psalm 22,7

Die Heilige Schrift ist Gottes Wort, geschrieben und in Buchstaben gebildet, genau wie Christus, das ewige Gotteswort, mit der Menschheit verbunden ist. Wie nun Christus in der Welt gehalten und behandelt worden ist, so geht es dem schriftlichen Gotteswort auch. Im Vergleich zu anderen Büchern ist es ein Wurm und kein Buch. Denn die Ehre, studiert, gelesen, betrachtet, behalten und gebraucht zu werden, widerfährt ihm nicht durch die Schriften anderer Menschen; wenn es gut geht, so liegt es unter der Bank und die anderen zerreißen, kreuzigen, geißeln es und tun ihm unrecht, indem sie es sogar für ihre Ketzerei, ihren Eigensinn und Mutwillen falsch deuten und dehnen, zuletzt gar verderben, töten und begraben, damit es aus der Welt verstoßen und von ihr vergessen wird. Aber dennoch wird es wiederkommen; es hilft kein Hüten und Wehren. Darum ist das ein gutes Zeichen, wenn einem die kostbare Gabe geschenkt ist, dass er die Liebe und Lust zum geschriebenen Wort hat, es gerne liest, hochhält und wertschätzt. Einen solchen wird Gott gewiss wieder ehren.
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10. September
Christus hat ausgetilgt die Handschrift, so wider uns war, und hat sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet.
Kolosser 2,14

Glaubst du, dass es gewiss wahr ist, dass Christus für dich gelitten und dich erlöst hat, so kannst du sprechen: Hat Christus meine Sünde, so habe ich sie ja nicht, weil er sie hat. Er hat sie aber aus meinem Herzen und Gewissen gerissen; da hatte ich ein Register, darauf geschrieben war: Du bist ein Ehebrecher, ein Mörder, ein Dieb und noch mehr gewesen. Weil ich aber das Wort habe, dass Christus meine Sünde auf sich genommen hat, wird man meine Sünde in keinem Register oder Buch finden, weder im Himmel noch auf Erden. Sie sind beim Sohn Gottes aufgeschrieben; da soll ich sie sehen und sonst nirgendwo. Wer sich die Sünde nicht aus dem Sinn schlagen kann, sondern sie ständig im Gedächtnis behält, sich damit martert und plagt und darüber nachdenkt, wie er mit seinen eigenen Kräften und Werken sich selbst raten und helfen könnte, oder so lange warten will, bis sein Gewissen mit sich selbst zufrieden ist und Ruhe gibt, der verstrickt sich erst recht im Teufelswerk, martert sich selbst jämmerlich und fällt mit der Zeit, wenn die Zweifel größer werden, in Verzweiflung.
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12. September
Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere.
Matthäus 10,23

Es ist unmöglich, dass jemandem das Evangelium verwehrt werden sollte; denn es ist eine Lehre, die unter dem Himmel frei einhergeht, an keinen Ort gebunden. Das ist wohl wahr: Städte, Ort und Raum, wo das Evangelium oder Predigt sind, mögen dir die Herren daselbst wohl verwehren. Aber du kannst diejenige Stadt oder denjenigen Ort hinter dir lassen und dem Evangelium an einem anderen Ort nachlaufen, und es ist nicht nötig, dass du um des Evangeliums willen auch die Stadt oder den Ort einnimmst oder behältst; sondern lass dem Herren seine Stadt und folge du dem Evangelium; so leidest du, dass man dir Unrecht tut und dich verjagt, und leidest doch zugleich nicht, dass man dir das Evangelium nimmt. Siehe, so kommen die zwei überein: leiden und nicht leiden. Andernfalls, wenn du eine Stadt und das Evangelium behalten willst, so lässt du dem Herrn das Seine und gibst vor, du tust es um des Evangeliums willen. Besser das Evangelium lehrt dich nicht rauben und nehmen, auch wenn der Herr des Guts wider Gott und mit Unrecht und dir zu Schaden desselben missbraucht. Das Evangelium bedarf keines Raums noch eines bestimmten Ortes, wo es bleibt; es will und muss im Herzen bleiben.
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13. September
Rächt euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebt Raum dem Zorn.
Römer 12,19

Wenn uns ein Leid geschieht, so sind bald Fleisch und Blut da und reagieren wie Fleisch und Blut, fangen mit Zorn und Ungeduld an zu wallen und zu wüten. Denn es tut natürlich weh, wenn uns Unrecht und Gewalt angetan wird. Darum muss man hier wehrhaft sein und widerstehen; denn dass es dir weh tut, das ist normal; aber dass du dich rächen willst, dem anderen auch wieder schaden, das ist verboten. Darum achte darauf, dass du es genau abwägst und das Recht des anderen weder brichst noch zerstörst, sondern versuche die Angelegenheit so zu regeln, dass beides bleibt. Wenn du dein Recht nicht ohne größeres Unrecht durchsetzen kannst, so verzichte darauf; denn es gilt nicht, Unrecht mit Unrecht oder Bestrafung zu vergelten. Und Gott will nicht, dass andere wegen deines armseligen Rechtes auf das ihre verzichten müssen.
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