Rosenius - tägliche Andachten

Wir bitten darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.

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rellasch
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Rosenius - tägliche Andachten

Beitrag von rellasch »

Da sich diese Abteilung mit Prediger und Kirche beschäftigt, stelle ich den Thread hier ein. Und würde gern täglich die Andacht einstellen.

Wer Rosenius nicht kennt:

...wurde am 3. Februar 1816 in Nysätra bei Umeå im nördlichen Schweden geboren. Sein Vater war Pastor. Die Eltern waren bestrebt, ihre Kinder so früh wie möglich mit den Wahrheiten des Wortes bekannt zu machen. Im Alter von 15 Jahren hatte Carl Olof die entscheidende Begegnung mit Gott. „Er wußte nicht, dass eine Neugeburt nötig sei. Nun sah er es. Er wurde eine Zeitlang sehr unglücklich wegen einiger Sünden. Schließlich wurde er aber durch Christi Liebe freigemacht und sehr glücklich, froh und selig". So hat Rosenius es selbst beschrieben.

Er wollte Pastor werden. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Härnösand studierte er Theologie an der Universität Uppsala. Mangel an Mitteln und Krankheit machten ihm zu schaffen. Er kam in schwere innere Anfechtungen, bis hin zum Zweifel an Gott, die ihn grausam plagten. Er musste das Studium unterbrechen. Hilfe wurde ihm bei dem englischen Pastor Scott zuteil, der damals in Stockholm eine große Wirksamkeit entfaltete. Scott gründete eine Monatszeitschrift („Pietisten"), hielt Andachten und Bibelstunden in den Häusern und arbeitete in erwecklichem Sinn. Er und Rosenius wurden Freunde. Als er nach viel Anfeindung das Land verlassen musste, übernahm Rosenius die Arbeit. Auf diesem Wege wurde er der Vater einer Erweckungsbewegung, die sich mehr oder weniger stark über ganz Schweden, ja, bis über die Grenzen des Landes hinaus erstreckte.

Unter Rosenius' Schriftleitung bekam „Der Pietist" ein neues Gepräge. Er brachte lange geistliche Abhandlungen, die eine große Wirkung ausübten. Die Auflagenhöhe stieg nach und nach über die der Tageszeitungen hinaus. „Der Pietist" war das Mittel zur Erweckung — mehr als die mündliche Predigt.

Dabei war er ganz zentral. Gesetz und Evangelium waren der Inhalt, dazu die Ermahnungen an die Christen. Das Gesetz soll uns nicht besser machen. Das kann es nicht. Es soll uns zur Verzweiflung an uns selbst treiben. Nur so werden wir willig und fähig, das von Gott gegebene Heil in Christus anzunehmen. — Das Evangelium ist die Botschaft von Gottes Versöhnung in Christus. So wie wir sind, trotz aller Mängel und Fehler, sind wir in Christus rein und gut und heilig. Herrlich groß leuchtet bei Rosenius die freie Gnade. Das ließ die Menschen aufhorchen. So wurden sie neu. — Rosenius' Schriften enthalten auch viel Ermahnungen — aber erst muss der Baum gepflanzt werden, bevor er Frucht bringen kann. Leben wir im Glauben an Christus, dann lässt uns das nicht so bleiben, wie wir sind. Dann wird alles neu. — Das sind einige Grundgedanken seiner Lehre.

Aus der Erweckungsbewegung entstand dann die für die Innere und Äußere Mission hochbedeutsame „Evangelische Vaterlandsstiftung" in Stockholm. Rosenius zählte zu ihren Gründern und Mitarbeitern. Sie tut noch heute ihr Werk in Schweden und in der Welt.

Nach viel Mühe, Anfeindungen und Verkennung — aber auch nach reicher Frucht, erfahrener Liebe und Anerkennung starb Rosenius am 24. Februar 1868 in Stockholm, erst 52 Jahre alt.

Seine Abhandlungen im „Pietisten" sind in den „Geheimnissen im Gesetz und Evangelium" gesammelt herausgegeben worden. In den letzten Jahren seines Lebens legte Rosenius in seiner Zeitschrift den Römerbrief aus. Vor allem aus diesen beiden Werken sind die Andachten im „Täglichen Seelenbrot" genommen.

Bo Giertz, der durch seine Bücher auch in Deutschland bekanntgewordene Bischof von Göteborg schreibt: „C. O. Rosenius gehört zu denjenigen, die ,Luther wirklich verstanden haben', wie ein schwedischer Lutherforscher gesagt hat. Von Seelsorgern mit großer Erfahrung wird er besonders geschätzt als der große Tröster, der die Gabe hat, dem geplagten Gewissen die Gerechtigkeit Gottes in Jesus herrlich zu verkünden. Seine Bücher sind in Schweden in hunderttausenden verbreitet und finden unter denjenigen, die mit Ernst Christen sein wollen, immer wieder dankbare Leser. Er gehört zu den ganz großen Gestalten der lutherischen Kirche."

Wilhelm Busch, der bekannte Pastor aus Essen, schrieb in der Monatsschrift „Licht und Leben" über die Bücher von Rosenius:

„Zu den wertvollsten Stücken meiner Bücherei rechne ich die Bücher des schwedischen Erweckungspredigers Rosenius. Ich muss dankbar bezeugen, dass sie mir für mein persönliches Glaubensleben über alles wichtig geworden sind. Und ich freue mich, dass in der modernen Industriestadt Essen eine Reihe von Leuten diese Schriften mit Gewinn lesen. Sie laufen alle in einem Brennpunkt zusammen: Der Ruhm der Gnade. Hier ist geistliche Kost für hungrige Seelen, die nicht nach Sensation, sondern nach dem Frieden Gottes und der Seligkeit begierig sind. Hier ist Speise, die in das Gewissen geht, aufrüttelt und die Herzen mit dem Evangelium tröstet."
http://www.rosenius.de/ueberRosenius.php
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rellasch
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

Beitrag von rellasch »

Zum 01. November


Vater, willst Du, so nimm diesen Kelch von Mir; doch nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe! - Luk. 22, 42

Wenn mir einmal meine Augen geöffnet werden, so dass ich die wichtigste Herzenssache Gottes und Seinen Eifer um die Errettung der Seele recht sehen und erkennen kann, dass Er für uns ein Mensch, ein Opferlamm wird, Blut schwitzt, sich geißeln, kreuzigen und töten lässt, welch ein unaussprechlicher, großer Trost liegt dann in dem Gebet: „Nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe!“ Es ist vor allen Dingen notwendig zu wissen und in Wahrheit zu glauben, ja, im tiefsten Herzensgrund davon überzeugt zu sein, dass Gott will — und in Ewigkeit nie etwas anderes will —, dass wir selig werden sollen. Heute und morgen und alle Tage wird Er nichts anderes wollen.
Wegen dieser Seiner wichtigsten Herzensabsicht kann Er dich viel bitteres Leiden treffen lassen. Nur zum ewigen Heil deiner Seele lässt Er deinen „äußeren Menschen“ umkommen, lässt Er dich viel zeitliche Trübsal treffen, ja, zuweilen die bittersten Erfahrungen machen, z. B. den Verlust deiner dir liebsten Dinge, mit denen dein Herz verwachsen war. Hier reißt der Tod einen lieben Herzensfreund, vielleicht die teure Gattin oder ein Kind hinweg; dort verliert ein anderer auf einmal sein ganzes Hab und Gut. Hier rauben böse Menschen dir noch etwas Kostbareres, deinen guten Namen; dort wird ein anderer von einer unheilbaren Krankheit befallen. Welch unendlich bittere Erfahrungen hat doch das Jammertal für seine Wandersleute! Da könnte ein Mensch ganz verzweifeln, wenn er nur auf das blickt, was vor Augen ist. Kannst du aber mit Asaph „in das Heiligtum Gottes gehen“ und die wahre Bedeutung dieses Lebens, den Ernst der Ewigkeit und die zärtliche Meinung des getreuen Gottes gewahr werden, dass Er nämlich an deine Seele dachte, als Er dir das zusandte, dann wirst du mit Anbetung dein Herz vor Gott beruhigen und auch deine bittersten Erfahrungen für die größte Gnade halten. Oder weißt du, wie viele Leiden zur Errettung deiner Seele vonnöten sind? Halte hier still!
Hat dein treuer Gott nun eine so zärtliche Absicht mit dir, dass Er dich ewig selig im Himmel zu machen gedenkt, solltest du dann darüber missvergnügt sein, wenn Er so bittere Mittel anwendet? Vielleicht hast du beim Gefühl deiner jämmerlichen Trägheit und Schwachheit in der Heiligung und bei der Kreuzigung des Fleisches aus der Tiefe gerufen: „Gott, ich kann weder wachen noch streiten und mein Fleisch nicht töten, wie ich soll; tue Du es, o Herr, töte Du mein Fleisch, fördere Du meine Heiligung!“ Hat der Herr dir jetzt die Gnade erwiesen und deine Bitte erhört, hat Er jetzt angefangen, dein Fleisch zu töten — und hat Er kein besseres Mittel dazu gefunden als gerade dieses Leiden — willst du dann missvergnügt sein? Bitte Gott um einen ergebenen und stillen Geist, so dass du in dem härtesten Todeskampf deines alten Menschen beten kannst: „Vater, nicht wie ich will, sondern wie Du willst.“ Es kommt nur darauf an, sich zu ergeben — sich in den Tod zu geben, Abschied zu nehmen von diesem Leben und von jeglichem Gedanken an irdische Seligkeit — und seine Seele der Ewigkeit zuzuwenden. Diese Bitte wird man in Gethsemane lernen. Als das Grauen vor den Martern und dem Tode dem frommen Herzen Jesu die Bitte abpresste: „Ist es möglich, so gehe dieser Kelch von Mir“, fügte Er hinzu: „doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst!“ Das war der Sieg! Darauf sagte Er mit erleichtertem Geist: „Soll Ich den Kelch nicht trinken, den Mir Mein Vater gegeben hat?“ Wenn man sich erst in den Tod gegeben hat, dann wird das Leiden erleichtert, so schwer es auch immer sein mag.
„Aber“, sprichst du, „wenn es nur mein Vater wäre, der mir mein Leiden zugesandt hat, ich sehe doch, dass der oder jener Mensch die Ursache daran ist.“ Antwort: Das ist die Folge davon, dass du nicht an einen alleinigen Gott glaubst. Es ist der Heide in deinem Herzen, der mehrere Götter hat: zuerst den Schöpfer, dann den Teufel, dann einen bösen Menschen usw. Glaubtest du stattdessen, was die Schrift lehrt, dass es nur einen Gott gibt, der über alle anderen Mächte im Himmel, auf Erden und in der Hölle herrscht, dass der Teufel den Hiob nicht antasten darf, ohne dazu Erlaubnis erhalten zu haben, dass die Welt „kein Haar auf unserem Haupte ohne den Willen des himmlischen Vaters krümmen“ kann, dann würdest du einsehen, dass auch das, was böse Menschen dir zufügen, der Art und dem Grade nach von dem weisen Vater bestimmt ist; dann würdest du nicht auf das Fleisch schauen, sondern allein Gott in allen Dingen erblicken. Die Schrift lehrt uns, dass der Herr es ist, der uns das Leiden sendet, selbst wenn es uns von bösen Menschen zugefügt wird. Das wusste auch David, als der böse Mensch Simei ihm fluchte. „Lasset ihn fluchen“, sagte er, „denn der Herr hat es ihn geheißen: Fluche David! Wer kann nun sagen: Warum tust du also?“ Auch Jesus Christus wurde von bösen Menschen gemartert, dennoch aber sagte Er, dass „der Vater Ihm den Kelch gegeben“ habe. Und wenn Er sagt: „Ein Haar von eurem Haupte soll nicht umkommen ohne euren Vater“, was kann dann ohne den Willen Gottes geschehen? Was kann unwichtiger als ein Haar sein? Erschrecklicher Unglaube, wenn wir solche Worte aus Christi eigenem Munde nicht bedenken! Er hat ja damit ausgesprochen, dass unser himmlischer Vater für unsere kleinsten Angelegenheiten Sorge trägt und dass uns ohne Seinen Willen nicht das Geringste widerfahren kann. Sollten wir Ihm dann nicht mit freudiger Ergebung alles anempfehlen und sagen: „Dein Wille geschehe!“?
I/495

Gottes Kinder säen zwar
Traurig und mit Tränen;
Aber endlich kommt das Jahr,
Wonach sie sich sehnen.
Denn es kommt die Erntezeit,
Da sie Garben machen;
Da wird all ihr Gram und Leid
Lauter Freud und Lachen.
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rellasch
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

Beitrag von rellasch »

Zum 02. November


Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet. - Jak. 1, 12

Dieses zu beachten, ist sehr wichtig! Darum wollen wir diesen Punkt etwas gründlicher betrachten. Viele fromme Gnadenkinder pflegen wegen der Anfechtung gänzlich den Mut zu verlieren, und das vor allem durch folgende Gedanken:
„Wäre ich in Sünde gefallen, würde ich nicht an der Gnade verzweifeln; aber ich fühle bei mir etwas noch viel Schlimmeres, nämlich Liebe zur Sünde, das ist ganz erschrecklich.“
Darauf antworten wir: Bist du zufrieden mit dieser Liebe zur Sünde? — „Zufrieden mit ihr? Wie kann ich das sein? Sie ist im Gegenteil das Verabscheuungswürdigste, dessen ich mir bewusst bin.“
Nun, dieses „Ich“, das die Liebe zur Sünde „verabscheut“, das sie hasst, das ist dein rechtes Ich, das ist der neue Mensch. Dann wird es in der Schrift nicht „die Sünde lieben“ genannt, sondern das, was du so nennst, heißt in der Schrift „das Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden“.
Du fühlst also Liebe des Fleisches zur Sünde.
Und wie sollten wir eine Versuchung empfinden, wenn wir nicht des Fleisches Begierden fühlten?
Fühlst du nun eine Versuchung, dann sieh nur zu, dass du ihr keinen Beifall gibst und sie zu billigen, ihr zu huldigen und zu folgen anfängst, sondern dass du mit dem Gebet des Glaubens dem Fleisch und dem Teufel widerstehst und einstweilen, wie es dir auch immer gehen mag, beim Gnadenstuhl und bei der unverdienten Gnade in Christus bleibst.
Dann hast du doch immer in Ihm das ewige Leben, mag es im Übrigen noch so schlimm und wunderlich aussehen, ja selbst wenn du dich zuweilen ganz vom Bösen überwältigt sehen würdest, so dass, wie Luther sagt, „der Teufel mit den Füßen über dich springt und dir auf den Hals tritt“ oder ganz frei über dich zu herrschen scheint und alle Kraft, alle Gnade des Heiligen Geistes ganz entschwunden scheint.
Hier noch ruhig zu bleiben und inmitten der schwarzen Finsternis auf den Herrn zu harren, das ist „Weisheit bei den Vollkommenen“, das ist eine große Weisheit, eine wunderbare Gnade.
Denn was der Herr in solchen dunklen Zeiten der Sichtung mit Seinen Kindern tut, ist ein gar zu tiefes Geheimnis. Wer dann dem Gefühl und dem Anschein folgen will, der muss verzweifeln.
Es ist gerade der Zweck dieser tiefgehenden, zugrunde richtenden Versuchungen, dass wir allen Nebentrost aus eigener Frömmigkeit und Stärke verlieren sollen.
Darum muss es so bis zum Äußersten gehen und so pechschwarz vor der Seele werden, dass auch nicht der geringste Trost gefunden wird, den man bei sich sehen oder fühlen könnte, sondern dass es nur das eigene göttliche Wesen des Herrn, Seine eigene göttliche Treue und Allmacht ist, worauf noch zu hoffen ist.
Auf solche Versuchungen bezieht sich auch das Wort des Jakobus: „Achtet es eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt (beachte: mancherlei), und wisset, dass euer Glaube, so er rechtschaffen ist, Geduld wirkt“, und ferner: „Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen.“
Dass der Apostel hier von den Anfechtungen und Versuchungen zur Sünde redet, wird besonders deutlich aus dem, was er gleich darauf hinzufügt: „Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde; denn Gott kann nicht zum Bösen versucht werden. Er selbst versucht auch niemand; sondern ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird.“
Beachte hier die Worte „Anfechtung erduldet“. Das will sagen, nicht zu ermüden, der Versuchung nicht zu folgen, auch nicht zu verzweifeln und den Gnadenstuhl zu verlassen, sondern immer noch mit starkem Glauben und mitten unter dem Leiden fortwährend diese Bitte zu üben:
„Führe uns nicht in Versuchung.“ — So lehrt auch Petrus uns bei der Versuchung des Teufels zu tun: „Widersteht dem Teufel fest im Glauben.“
Beachte „fest im Glauben“! Wenn man nicht mehr an die Gnade Gottes sowie an Seinen Willen und Seine Macht glaubt, helfen zu können, dann hört man auf zu bitten und auf den Herrn zu harren. Dann muss man lernen, lange und „geduldig“ zu warten, es kommt uns wenigstens als unendlich und unheilbar vor, so dass wir bereit sind zu sagen: „Es ist verloren, es ist nicht länger wert, Hilfe zu erwarten, ich fühle und sehe ja handgreiflich, dass ich dem Teufel überlassen bin.“ Wenn man dann bei diesem Beschluss stehenbleibt, dann hört, wie gesagt, das Gebet auf. Dazu trägt auch unser natürlicher Leichtsinn bei, so dass wir zu beten ermüden, wenn wir nicht gleich erhört werden, oder dass wir „uns an Christus ärgern“, wenn Er uns nicht in der Weise führt, wie wir es uns dachten.
Aber Gott würde zum Lügner werden, wenn Er uns mit unserem Gebet und in unserem Glauben an Seine Verheißung zuschanden werden ließe. Nachdem Er uns Sein ganzes Wort hindurch gesagt hat: „Rufe Mich an in der Not, so will Ich dich erretten, so sollst du Mich preisen“, müssten viel eher Seine Ehre und Wahrheit zuschanden werden, wenn Er nicht nach diesen Seinen Worten täte. Wache darum auf und präge tief in dein Herz: Es ist ganz unmöglich, dass ein Mensch, der seine eigenen Kräfte so versucht hat, dass er an ihnen verzweifeln musste, und der darum zum Herrn ruft, zuschanden wird, wie verzweifelt übel es auch aussehen möge. Denn das heilige, göttliche Wesen des Herrn, Seine göttliche Treue, Seine Wahrheit und Seine Allmacht bürgen hier für meine Errettung.


Drum hoffe nur auf den, der Vater heißt;
Er ist dir gut, auch mitten in dem Jammer.
Dein Heiland sieht, wenn dich der Kummer beißt,
Und schaut hinein in deines Herzens Kammer.
Da sieht Er’s wohl, wenn du bist Trostes bloß
Und hilfelos.
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rellasch
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

Beitrag von rellasch »

Zum 03. November


Seid fest, unbeweglich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn! - 1. Kor. 15, 58

Vielleicht bist du, der du dieses liest, so glücklich, zu einem Nachfolger Jesu „aus der Welt erwählt“ zu sein, so glücklich, jetzt in einer innigen Vereinigung mit deinem Heiland zu stehen. „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ Der Teufel hat uns den Tod geschworen und geht umher bald als ein brüllender Löwe, bald als ein Engel des Lichts. Viele, die „im Geiste anfingen, vollendeten im Fleisch“, bald durch die Welt und ihre Lüste, von welchen sie aufs Neue gefesselt wurden, als sie im Streit und in der Kreuzigung des Fleisches ermüdeten und sich aufs Neue in den Dienst der Sünde begaben, bald dadurch, dass sie durch eine mächtige und hartnäckige Versuchung in Verzweiflung gerieten; bald durch die bezaubernde Macht neuer Lehren, durch die sie von der Einfalt in Christus weggeführt wurden und durch die das Leben starb; bald durch Hochmutseinbildungen, die der Tod aller innewohnenden Gnade sind.
Es gibt Abgefallene, die geradezu zur Welt und zur Sünde zurückkehren und mit dem Worte Gottes nicht mehr umgehen. Andere dagegen behalten einen Schein der Gottesfurcht, aber es ist kein Geist in ihnen, kein Leben, kein Bedürfnis nach der Gnade und dem Evangelium, sondern nur „die Form zu wissen, was recht ist im Gesetz“. „Es wäre ihnen besser, dass sie den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt hätten, und es ist mit ihnen das Letzte ärger geworden denn das Erste.“
Bitte Gott, dich in Gnaden vor einem so unglückseligen Ende zu bewahren! Erkenne die Wichtigkeit der Ermahnung des Apostels: „Seid fest, unbeweglich!“ Sei fest im Glauben! Halte täglich Freundschaft mit deinem Heiland! Lass dir nichts so angelegen sein, als jeden Tag der Freundschaft deines Gottes vergewissert zu sein und stets in Christus erfunden zu werden! Sei fest in der Liebe und in „der Übung der Gottseligkeit“, auf dass du dich nicht ermüden lässt, weder durch die Bosheit und Undankbarkeit der Menschen noch durch dein eigenes Fleisch; und dass du nicht schlaff und nachlässig wirst, wenn der Kampf sehr hart und langwierig wird! Halte noch eine kleine Zeit mit der Kreuzigung des Fleisches aus! Jetzt gilt es, jetzt wird um die Krone gekämpft. „Sei getreu“, spricht der Herr, „sei getreu bis an den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben!“ Sei fest in der Hoffnung und in der Geduld auch unter einem bitteren Kreuz und Leiden! Halte aus, jetzt gilt es! Es ist nur um eine kleine böse Zeit zu tun. Abfallen kann man leicht; beharren aber und die Himmelsburg einnehmen, das erfordert Kampf.
„Fest, unbeweglich“, sagt der Apostel. Bleibe „unbeweglich“ bei dem alten Worte! Lass dich nicht wägen und wiegen von allerlei Wind der Lehre, etwa wie das biegsame Rohr, das vom Winde hin- und hergetrieben wird! Wir leben in einer Zeit, in der alle möglichen Neuerungen im Geistlichen feilgeboten werden. Der eine kommt mit diesem, der andere mit jenem hervor, und die Menschennatur ist so, dass das Alte bald geschmacklos und von keinem Wert mehr ist, während das Neue reizt. Hüte dich, der Art dieser Natur zu folgen! Bilde dir nicht ein, dass dich niemand irreleiten könnte oder dass du selber stets das, was recht oder unrecht ist, würdest merken können! Sei auch nicht so undankbar gegen den göttlichen Geist und die göttliche Wahrheit, die dich von neuem geboren haben, so dass du eine andere Lehre für noch besser ansehen würdest oder dass demjenigen, der schon „in Christus ist“, etwas „Neues“ vonnöten sei! Der Apostel sagt: „Ihr seid vollkommen in Ihm“. Willst du jetzt deinen Gnadenstand mit einem neuen, eigenen Werk vervollkommnen? Wie willst du dann deinem Heiland antworten, wenn Er fragt: „Warst du nicht schon in Mir selig?“ „Wir sollen nicht mehr Kinder sein und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre.“ „Wie ihr angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in Ihm — seid gewurzelt und erbaut in Ihm, und seid fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in demselben reichlich dankbar!“
„Und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn!“ Sei mehr und mehr fleißig im Dienst des Herrn in der kleinen Zeit, die du noch im Fleische leben wirst, auf dass du nicht in geistlicher Trägheit „dir selber lebst, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist“! In allem, womit du die Ehre des Herrn oder die Wohlfahrt Seiner Teuererkauften fördern kannst, musst du fleißig und redlich deine Dienste erweisen und weder ermüden noch im Guten abnehmen, sondern im Gegenteil nur um so fleißiger darin werden. Viele fangen so verheißungsvoll an, mit freudigem und willigem Gemüt dem Herrn und den Brüdern zu dienen; nach einigen Jahren aber sind sie schlaff und kalt, da ist keine treibende Lust und Kraft mehr vorhanden. Das ist ein trauriger Ausgang eines so schönen Anfangs. Lasst uns darum aufwachen und uns ernstlich hüten, dass die Natur uns nicht betrügt! „Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören.“ Aber „wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.“ Deine Arbeit im Herrn ist also nicht vergeblich. Wache auf, besinne dich! Es kommt noch alles, was kommen soll. Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt. Es kommt noch, nämlich „Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken nach dem ewigen Leben trachten“.

Wenn der Abend bricht herein,
Dann stellt man das Wirken ein;
Weil der Herr wirkt, wirkt man auch;
Das ist so der Jünger Brauch.
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rellasch
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

Beitrag von rellasch »

Zum 04. November

Wer Sünde tut, der ist vom Teufel. - 1. Joh. 3, 8

Beachte hier den Unterschied zwischen „Sünde haben“ und „Sünde tun“. In 1. Joh. 1, 8 lesen wir: „So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst.“ Im 3. Kapitel desselben Briefes heißt es dann: „Wer Sünde tut, der ist vom Teufel.“ „Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde.“ Sünde haben bedeutet, dass die Sünde im Fleisch eines Christen wohnt und sich regt, ja, dass er auch im Streit von ihr übereilt werden und fallen kann, dies aber zu seinem Schmerz, dass er also die Sünde als ein Leiden, ja als das schwerste Leiden empfindet, das er gern los wäre. Sünde tun dagegen bedeutet, sie als seine Tat zu seiner Gewohnheit zu haben und nicht daran zu denken, sie abzulegen, sondern sie eher zu verteidigen und ihr zu huldigen — obwohl der Heuchler sie zwar mit Worten missbilligen kann, ihr aber doch in der Tat unausgesetzt huldigt. Viele Menschen können meisterhaft von der Sünde reden und über sie klagen, nehmen sich aber nie vor, sie wirklich abzulegen, sondern hegen eine geheime Lust, sie zu behalten. Oder sie beschließen, sie abzulegen, aber nicht gleich; oder sie legen viele Sünden ab, um die eine oder andere, die ihnen am liebsten ist, zu behalten, und sie suchen sie darum oft mit guten Erklärungen zu verteidigen oder zu verbergen. Die redliche Seele sucht im Worte nach Rat und Hilfe, um ihre Sünde loszuwerden. Die falsche Seele dagegen sucht nach etwas, was ihre Sünde entschuldigen könnte. Sieh da den Unterschied zwischen Sünde haben und Sünde tun, zwischen einem redlichen und einem falschen Geist!
Hier müssen wir auch einen Unterschied der Sünden selbst beachten. Sie sind nämlich von zweierlei Art. Die eine besteht aus solchen, die ganz ausgetrieben oder abgelegt werden können, wie z. B. Fluchen, Missbrauch des Namens Gottes, Entheiligung des Sonntags, weltliche und den Christen unwürdige Vergnügen, ferner die herrschenden Ausbruchssünden, wie z. B. Hurerei, Dieberei, Lüge, Unversöhnlichkeit usw., die sich mit einem wahren Glauben und einem guten Gewissen nie vereinigen lassen. Wenn ein Christ in eine solche Sünde fällt, und Beispiele der Heiligen zeigen ja, dass es wohl möglich ist, dann verliert er sofort seinen Glauben und seinen Frieden, die nur durch Buße und Vergebung der Sünden wieder aufgerichtet werden können. Der Heuchler dagegen kann in der einen oder anderen dieser Sünden fortfahren, sie verbergen oder entschuldigen und sie seine Gewohnheit sein lassen. Das heißt „Sünde tun“ — und „wer Sünde tut, der ist vom Teufel“. Das heißt „nach dem Fleische leben“ — und „wo ihr nach dem Fleische lebt, so werdet ihr sterben müssen“. Von diesen Sünden sagt der Apostel: „Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht ererben.“
Die Sünden der anderen Art sind solche, die wir „haben“, die als Samenkörner und Wurzeln alles Bösen im Fleische liegen und die nie ganz ausgerottet werden können, solange wir in dieser Prüfungszeit wandern; denn würden sie ganz getilgt sein, dann brauchten wir nicht mehr zu wachen und zu streiten. Sünden dieser Art sind z. B. Mangel an Liebe zu Gott, Feigheit im Bekennen, Trägheit zum Gebete und zum Worte, Missvergnügen und Unlust an seinem Beruf, Ungeduld, Zorn, unreine Gedanken und Begierden, Geiz, Unglaube, Sorge usw.
Bezüglich dieser Sünden besteht ein Unterschied zwischen Sünde haben und Sünde tun – oder zwischen einem redlichen Menschen und einem Heuchler. Der Letztere, da er gelernt hat, dass niemand rein ist, dass wir alle schwach und Sünder sind, gibt sich damit zufrieden und will sich darum nicht mit Wachsamkeit und Streit gegen diese Sünden, von denen er doch nie ganz frei wird, mühen, sondern lässt darum den Sünden freien Lauf. Ja, es geschieht auch, dass er sie nicht einmal Sünden nennen will, sondern dass er bei ihnen ganz durch die Finger sieht, so als ob sie ein Nichts wären, so als ob z. B. Kälte gegen Gott, Unlust zum Wort und zum Gebet nicht schwere Sünden wären! Der redliche Mensch dagegen ist in einem beständigen Streit; er leidet wegen dieser Sünden, seufzt über sie, ist unzufrieden mit sich und betet und wacht gegen das Böse. „Welche Christus angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden.“ Dann kann das gekreuzigte Fleisch zwar noch leben und sich am Kreuze winden, unzufrieden und rasend sein, um wieder loszukommen, einstweilen aber hängt es da und erhält seine gewünschte Freiheit nicht. Welche dagegen ihr Fleisch nicht kreuzigen wollen, gehören nach diesem Wort Christus auch nicht an.
Wie der Geist willig und redlich ist, vom Bösen befreit zu werden, so ist er es auch, dem Guten nachzustreben, und darin unterscheidet er sich von dem falschen Geist. Es gibt eine Art frommer Menschen, die ihrer Gottesfurcht, ihrem Gebet, ihrem Glauben, ihrer Liebe und ihren guten Werken gleichsam ein gewisses Maß gesteckt haben; wenn sie dies erfüllen, dann streben sie nicht weiter, kümmern sich nicht um ein Wachsen in der Gnade, sondern halten es für vollkommen genug, wenn sie sich nur auf dem Punkt behaupten können, den sie erreicht haben. Das ist ein inwendiger Tod und ein unbußfertiger Geist. Der redliche Geist dagegen strebt immer danach, im Guten zuzunehmen, strebt nach mehr Demut, mehr Glauben und Liebe, mehr Eifer und mehr Kraft, um nach dem Wohlgefallen Gottes zu wandeln. Es gibt bestimmte gute Werke und Glaubensfrüchte, die einem falschen Christen gar zu schwer sind. Dann verrät die Falschheit seines Geistes sich darin, dass er sie zuweilen wohl billigen und rühmen und prächtig von ihnen reden kann, selber aber nie damit anfängt, sie ins Werk zu setzen.
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

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Zum 05. November


Wo Seine Kinder Mein Gesetz verlassen …, so will Ich ihre Sünde mit der Rute heimsuchen …, aber Meine Gnade will ich nicht von Ihm wenden. - Psalm 89, 31–34

Was bedeutet das? Wenn Seine Kinder sündigen und darum mit der Rute und mit Plagen heimgesucht werden, soll die Gnade doch nicht von Ihm gewendet werden. Man muss dies aus dem Zusammenhang sehen. Die unserem Text unmittelbar vorangehenden Worte lauten: „Ich will Ihm (dem „ersten Sohne“) ewiglich behalten Meine Gnade, und Mein Bund soll Ihm fest bleiben. Ich will Ihm ewiglich Samen geben und Seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt.“ Darauf folgt dann: „Wo aber Seine Kinder Mein Gesetz verlassen“ usw. Wir fragen nun, wie die dem Sohne versprochene Gnade in Frage gestellt werden kann, wenn Seine Kinder sündigen? Antwort: Es war eine Gnade für die Kinder, aber sie war vom Sohne ausbedungen. Es war eine Gnade für die Kinder, aber der Bund oder der Vertrag über diese Gnade war mit „dem ersten Sohne“ geschlossen. Er ist unser Herr und Bürge, unser Mittler und Fürsprecher bei dem Vater. Er hat sich für uns ins Mittel gelegt. Er hat die Schuld bezahlt und die Gerechtigkeit befriedigt. Darum soll die Gnade um Seinetwillen unerschütterlich und ewig sein, auch wenn die Kinder sündigen.
Aber beachte! Es heißt „Seine Kinder“, d. h. diejenigen, die Ihm ergeben sind, die an Ihn glauben und durch den Glauben „um Ihn sind“, durch den Glauben Ihm wie ein Kind seiner Mutter anhangen, um in Seiner Gerechtigkeit ihren Schutz, ihren Trost und ihre Gerechtigkeit zu haben. Sie haben auch ein kindliches Vertrauen zu Ihm, wollen nicht von Ihm weggehen, bereuen ihre Sünden vor Ihm und wollten gern, dass sie nicht geschehen wären. Sie sind Seine Kinder, aber auch sie können zuweilen so grässlich fallen und sich versündigen, wie hier steht, dass sie „Sein Gesetz (für den Augenblick) verlassen und Seine Gebote nicht halten“. Was tut Er mit ihnen? Er sagt: „Dann will ich ihre Sünde mit der Rute heimsuchen und ihre Missetat mit Plagen, die Gnade aber nicht von ihnen nehmen; denn das wäre, Meine Gnade von Ihm zu wenden, der sie erkauft und ausbedungen hat!“ Luther sagt: „Wenn Gott mir zu zürnen scheint, als wollte Er mich verwerfen, dann will ich antworten: Heiliger Vater, ehe Du mich verwirfst, musst Du erst Deinen geliebten Sohn, Jesus Christus, verwerfen; denn Er ist mein Bürge, mein Fürsprecher, ja mein Lösegeld. Gilt Er vor Dir, dann muss auch ich frei und behalten sein.“
Anwendung: Du, der du zwar zu Jesus gekommen bist und angefangen hast, an Ihn zu glauben, der du gern Sein rechtschaffenes Kind sein möchtest, nun aber zuweilen so sündig bist oder so schwer fällst und dich vergehst, dass dir scheint, Gott müsse dich unbedingt in einen verkehrten Sinn dahingeben, entsinne dich dessen, was Er dir wegen deiner Sünde tun will, nämlich sie mit der Rute und mit Plagen heimsuchen, zuerst inwendig im Gewissen, solange dies zu deiner Züchtigung genügt, sodann aber auch äußerlich durch Trübsale in mancherlei Anfechtungen, wo es sein soll. Er will deine Sünden mit der Rute und mit Plagen heimsuchen, Seine Gnade aber will Er nicht umstoßen, denn wegen der Gnade hat Er mit dem Sohne zu handeln. Über die Gnade redet Er nicht mit dir, sondern mit dem, der sie erworben hat und der dein Mittler, Fürsprecher und Bürge ist. Die Gnade ruht auf einem anderen Grund als auf deiner Frömmigkeit und kann darum nicht durch deine Sünden umgestoßen werden, denn dann wäre es keine Gnade.
Und wenn du die Wahrheit Seiner Drohungen erfährst, musst du ebenso gewiss die Wahrheit Seiner Verheißung einer ewigen Gnade glauben. Du sollst, wenn du gesündigt hast und Er dich darauf mit der Rute und mit Plagen heimsucht, Ihn nicht missverstehen und meinen, dass Er dir zürne. Er hat es dir ja zuvor gesagt, dass Er deine Sünden mit der Rute und deine Missetat mit Plagen heimsuchen werde, ohne dir zu zürnen. Du musst es als eine zwischen dir und Ihm ausgemachte Sache wissen, dass sich sowohl Sünden als auch Plagen einfinden werden, dass die Gnade aber dennoch ewig fest bleiben wird. Wenn du darum sündig und geplagt bist, durchdringe das schwarze Gewölk und sprich immer noch zuversichtlich: „Frommer Gott, auch wenn Du Dich noch zorniger stellst und mich noch ärger und anhaltender stäupst, will ich Dich niemals missverstehen. Du hast zuvor gesagt, dass Du die Sünde mit der Rute und mit Plagen heimsuchen willst, den Gnadenbund aber nicht umstoßen werdest. Darum will ich gern leiden.“ — Das wäre ein schöner, christlicher Glaube, das wäre eine schöne, christliche Erfahrung.
Wer die väterliche Züchtigung wegen der Sünde, die innere Rute, die Plagen, die Furcht und Beängstigung nicht erfährt, sondern während ganzer Tage und Wochen ohne Beschwerden und Leiden von der Sünde oder auch sicher und frei in der einen oder anderen bewussten Fleischlichkeit dahinlebt, der ist gewisslich ein Bastard und kein Kind, der ist eine törichte Jungfrau mit einer leeren Lampe. Hier ist also von den Kindern die Rede, denen es oft schwer wird zu glauben, von Kindern, die schwache, gebrechliche und furchtsame Herzen haben, die aber in Christus ihren Schutz, ihre Gerechtigkeit suchen. Sie sollen wissen, dass sie trotz all ihrer Gebrechlichkeit in der Gnade stehen, solange ihr Mittler in Gnaden steht, solange also ihr Lösegeld — eine beständige, eine immerwährende, ja ewige Gnade — gültig ist.
II/126

Herr Jesu Christ! Du kennest wohl
Der Schultern schwach’ Vermögen;
Du weißt schon, was ich tragen soll,
Und was Du auferlegen sollst.
Ich halte mich zu Dir,
Dein Will’ gescheh an mir,
Dein Will’, an dem mein Wollen hängt,
Und der mir Fried und Freude schenkt.
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rellasch
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

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Zum 06. November


Was ist ein Mensch, dass er sollte rein sein und dass der sollte gerecht sein, der vom Weibe geboren ist? - Hiob 15, 14

Die Erkenntnis der Sünde beruht darauf, wie viel Gott dem Menschen bedeutet. Hat er einen wirklichen, wahrhaftigen und heiligen Gott vor sich, dann kann er verzehrt werden, wie es die Beispiele aller Heiligen zeigen. Oder gibt es einen einzigen so heiligen und ernsten Christen, der auch nur eine einzige Stunde das erfüllt, was das erste und vornehmste Gebot fordert? Was aber ist alle Frömmigkeit, wenn du dies Gebot nicht hältst? Es fordert, dass du Gott, deinen Herrn, lieben sollst von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften, außerdem, dass du so ganz und gar Ihm vertrauen und Ihn fürchten sollst, wie es Seine göttliche Treue und Allmacht verdient. Wenn du Gott von ganzem Herzen so liebst und nur Ihm vertraust, so dass Er allein Gegenstand deiner Liebe, deines Vertrauens und deiner Furcht ist, wird deine Seele dann nicht in einer ewigen Ruhe sein, in einem unerschütterlichen Genießen des einzigen Gutes, dessen du begehrst, des unvergänglichen Gottes? Dann musst du glauben, dass ohne den Willen deines himmlischen Vaters nicht ein Haar von deinem Haupte fällt, dass also ohne Seinen Willen dir nicht das Geringste geschehen, nicht ein Wort oder ein Blick dich verwunden kann. — Wenn du nur Ihn und Sein Wohlgefallen liebst, dann muss das ja zur Folge haben, dass du in jedem Augenblick ruhig und glücklich bist, was dir auch immer widerfahren mag, weil du ja weißt, dass alles von deinem Gott kommt und weil du nichts anderes als Sein Wohlgefallen liebst. Wo ist aber der Mensch, der dieses Gebot willig und recht hält?
Wir wollen jetzt mit einem solchen reden. Bist du ebenso ruhig und glücklich, wenn dir jemand das Liebste raubt, was du auf Erden hast? Bist du ebenso ruhig und glücklich, wenn dir jemand dein ganzes Eigentum nimmt und du in Armut und Not gerätst? Bist du ebenso ruhig und glücklich, wenn dir jemand deinen guten Namen und deinen guten Ruf raubt, wenn du für dein ganzes Leben deiner Ehre verlustig gehst und von allen Menschen verachtet und gemieden wirst? Bist du ebenso ruhig und glücklich, wenn eine schwere Krankheit, ja gar ein Mörder dein Leben verkürzen sollte? Wenn es wahr ist, dass du Gott von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften liebst, an Ihn allein glaubst und gewiss bist, dass dir ohne Seinen Willen nichts widerfährt, dann musst du unbedingt ebenso ruhig und glücklich in allen diesen Fällen sein. Vielleicht aber bist du so weit davon entfernt, dass du im Gegenteil schon von einem ganz geringen Verlust beunruhigt wirst, so dass, wenn du nur erfährst, wie man übel von dir geredet oder eine deiner Schwächen bloßgelegt hat, dies dann deine Ruhe für lange Zeit stört? Ja, vielleicht beunruhigt dich schon ein verächtlicher Blick? Wie aber liebst du dann einzig und allein Gott und Sein Wohlgefallen? Vielleicht liebst du im Gegenteil viel ernstlicher einen Menschen und denkst an ihn? — Aber weiter: Ist es nicht wahr, dass wir, die wir mit dem Blut des Sohnes Gottes von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels erlöst sind, kein höheres Lebensziel haben sollten, als Ihn zu verherrlichen, der für uns gestorben und auferstanden ist? Ist das nun wirklich jeden Augenblick dein Bestreben? Ist es nicht wahr, dass, wenn du Gott von ganzem Herzen liebtest, du dich dann auch bei nichts anderem als im Gebet und im vertraulichen Gespräch bei Gott wohlbefinden würdest? Ist es wirklich so, dass du mit Ihm beständig im Gebet umgehen willst? Oder bist du so weit davon entfernt, dass du lieber häusliche Geschäfte verrichtest, als im Gebet mit Gott umzugehen? In welchem Verhältnis stehst du zu dem ersten und vornehmsten Gebot?
Sodann solltest du auch deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Denke immer ernstlich an die ersten Gebote des Herrn, deines Gottes. Was ist alle Frömmigkeit, wenn wir nicht vor allen Dingen die wichtigsten Gebote halten? Ist es wirklich Wahrheit, dass du ebenso sehr um das Wohl deines Nächsten wie um das deinige besorgt bist? Bedenke, dass mit deinem „Nächsten“ nicht nur der eine oder andere Freund, sondern alle Menschen — Freunde und Feinde — gemeint sind. Bist du um den Vorteil eines jeden Menschen ebenso besorgt wie um deinen eigenen? Bist du wegen eines tadelnden Wortes über deinen Nächsten ebenso empfindlich, als wenn du hörst, dass man schlecht von dir redet? Liebst du deinen Nächsten wie dich selbst, dann musst du mit demselben Fleiß und Ernst um seine Bekehrung genauso eifern, als ob es deine eigene Seligkeit oder Verdammnis gelten würde. Vielleicht bemühst du dich um einige wenige, siehst aber viele Unbekehrte, um deren Erweckung du dir nicht die geringste Mühe machst. Wie steht es also mit deiner Liebe zum Nächsten? Und wie sieht es mit der Befolgung aller anderen Gebote aus? Ist es nicht so, dass sich bei ganz geringem Anlass viele unheilige Dinge in deinem Herzen regen, die Gott hasst und verdammt, wie z. B. Zorn, Neid, Hass oder Hochmut und Eigenliebe oder unreine Lüste oder Begehren nach dem Eigentum anderer usw.?
Und doch reden wir von den gläubigen Christen, die wach sind und ihre Sünden fühlen. Müssen die Heiligen nicht flehen: „Gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knechte; denn vor Dir ist kein Lebendiger gerecht“? Die Schrift bezeugt: „Siehe, unter Seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel.“ „Was ist ein Mensch, dass er sollte rein sein und dass der sollte gerecht sein, der vom Weibe geboren ist? Die Himmel sind nicht rein vor Ihm. Wie viel weniger ein Mensch, der ein Gräuel und schnöde ist, der Unrecht säuft wie Wasser.“
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rellasch
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

Beitrag von rellasch »

Zum 07. November


Christus ist des Gesetzes Ende; wer an Ihn glaubt, der ist gerecht. - Röm. 10, 4

Welch ein unaussprechlicher Trost liegt hierin für alle armen Sünder! Willst du dich zum Herrn bekehren und dein Herz und deinen Wandel so verbessern, dass du dem Gesetz nach gerecht werden und die Gnade Gottes gewinnen wirst, dann ist das ein Irrtum. Erstens wirst du in dir selber vor dem Gesetz nie gerecht werden, zum anderen erfüllte Jesus für uns gerade das, „was dem Gesetz unmöglich war“. Weißt du nicht, dass es jetzt mit dem Seligkeitsweg des Gesetzes vorbei ist? Höre und bedenke, dass Christus des Gesetzes Ende ist; wer an den glaubt, der ist gerecht. Christus, Gottes ewiger Sohn, unser Heiland, ist für uns unter dem Gesetz gewesen und hat für uns alle Gebote erfüllt. Er hat Gott über alle Dinge und Seinen Nächsten wie sich selbst geliebt, ja, schließlich den Fluch des Gesetzes für uns erduldet. Dies alles tat Er wahrlich nicht für sich, denn Er bedurfte dessen nicht, sondern Er tat es für uns! — „Wer an Ihn glaubt, der ist gerecht.“ Dies dürfen wir nie vergessen.
Vielleicht hast du einmal angefangen, an Ihn zu glauben, dich dann aber wieder so schuldig und so verdammt vor dem Gesetz gefunden, dass du nun verzweifeltest, weil das Gesetz auch Gottes Wort ist und vieles fordert, was du nicht erfüllen kannst. Du solltest z. B. wenigstens Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen lieben. Du solltest recht gottesfürchtig sein und allaugenblicklich den Herrn vor Augen haben. Du solltest warm und anhaltend im Gebet, recht dankbar für alle Gnade Gottes, recht ernst in der Kreuzigung deines Fleisches sein. Aber du findest viele dem entgegengesetzte Dinge bei dir, wie z. B. Kälte, Gottlosigkeit, Leichtsinn usw. Darum kannst du nicht meinen, dass Gott dir gnädig sein und mit Wohlgefallen auf dich blicken würde. Das heißt, wiederum deine eigene Gerechtigkeit suchen und in eigener Person vor dem Gesetz bestehen zu wollen. Wie gesagt, das ist ein Irrtum. Du wirst in dir selber vor dem Gesetz nie gerecht werden können.
„Christus aber ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.“ In Ihm hast du vor den Augen Gottes die Gerechtigkeit und Sein Wohlgefallen, als ob du ganz vollkommen nach dem Gesetz wärest. Bedenke dies und vergiss es nie! Das Gesetz ist den Gläubigen nur noch eine liebe Richtschnur für den Lebenswandel und eine notwendige Zucht für das Fleisch. In der Seligkeitsfrage aber, wenn es unsere Gerechtigkeit und unser Wohlgefallen vor Gott gilt, ist es mit dem Gesetz ganz vorbei. Denn es ist schon ausgemacht, dass wir in uns selber vor dem Gesetz immer verdammt sind, dass wir aber unsere vollkommene Gerechtigkeit in Christus haben.
Ist dieses Wahrheit, dann sollten wir darüber erwachen, mit großer Freude unser Haupt erheben und eine solche Gnade und Freiheit ewiglich preisen. Dabei ist es keineswegs genug, dies nur zu verstehen, sondern wir müssen es auch immer im Gewissen anwenden. Luther schreibt hierüber: „Mit diesen Worten könnte sich ein Mensch wehren und bestehen wider des Teufels Eingeben und Anfechtung, es sei von vergangenen oder gegenwärtigen Sünden, also dass man diese beide, Mose und Christus, Werk und Glauben, Gewissen und äußerlich Leben, weit voneinander scheide. Also, wo das Gesetz an mich will und mein Herz erschrecken, da ist es Zeit, dass ich dem lieben Gesetz Urlaub gebe und, wo es nicht will, getrost hinwegschlage und spreche: Ich will gern gute Werke tun und fördern, wo ich kann, zu seiner Zeit, wenn ich unter die Leute komme; aber hier, da mein Gewissen vor Gott stehen soll, will ich nichts davon wissen, da lass mich nur unverworren und sage mir nichts von meinem Tun und Lassen; da höre ich weder Mose noch die Propheten, sondern Christus soll hier allein regieren und mein Alles sein. Wie aber, so ich noch immerdar Sünde in mir habe, das ist ja nicht recht? Antwort: Ja, das ist wahr, ich bin ein Sünder und tue Unrecht; aber darum nicht verzweifelt noch in die Hölle gelaufen noch vor dem Gesetz geflohen. Denn ich habe noch ein Recht und Werk über den Mose, dadurch ich ergreife den, der mich ergriffen hat, und halte mich an den, der mich umfangen hat in der Taufe und in Seinen Schoß gelegt und durchs Evangelium gefördert zur Gemeinschaft aller Seiner Güter und heißet mich an Ihn glauben. Solches ist (nur) der Christen Lehre und Kunst und gehört allein dahin, da Christus allein regieren soll und das Gewissen mit Gott handelt. Es wird nicht gepredigt den groben, frechen und leichtfertigen Leuten.“
Beachte schließlich, dass hier steht: „Wer an den glaubt“. Christus dient nur dem zur Gerechtigkeit, der da glaubt. Solltest du fragen, ob dies alles auch dir angehört, so kann die Antwort nur lauten: Hier steht ausdrücklich: „Wer an den glaubt“. Wenn du entweder in sorgloser Eitelkeit oder unter gesetzlicher Knechtschaft dahinlebst und wenn du dir noch ohne Christus helfen kannst, dann gehört diese Gnade dir gewiss nicht an. Wenn es aber mit dir dahin gekommen ist, dass du in allem, was du selber tust, keine Ruhe finden kannst, sondern dich mit deinem ganzen Elend an Christus hängst, nach Ihm hungerst und dürstest, deinen einzigen Trost in Ihm und Seinem Wort hast, dann bist du gewiss ein Glaubender. Und dann gilt auch von dir, dass es jetzt mit dem Urteilsrecht des Gesetzes über dich vorbei ist, weil Gott dich nimmermehr nach dem Gesetz richten wird, so wahr „Christus des Gesetzes Ende ist; wer an den glaubt, der ist gerecht“. Sein Name sei ewiglich gepriesen!

Mein Jesu, ich bin herzlich froh,
Dass ich durch Dich bin frei!
Du bleibe stets mein A und O,
In allem alles sei!
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

Beitrag von rellasch »

Zum 08. November


Wer an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden. - Röm. 10, 11

Höre! Du wirst in deiner Hoffnung auf die Seligkeit, die du bei Christus gesucht hast, nicht betrogen werden. Wie dunkel und wie zweifelhaft es während der Wanderung oft auch aussehen mag, so wird das Ende doch stets deine Hoffnung krönen, wenn du nur im Glauben an Jesus Christus gelebt hast. Dies gilt es recht zu bedenken! Darum ist die Frage nach dem „nicht zuschanden werden“ eine ewigkeitswichtige Frage. Sie wird dem einen zur Erweckung gereichen, dem anderen zum großen Trost dienen.
Die Hoffnung auf die ewige Seligkeit kann entweder wahr oder aber falsch sein. Die Gründe für diese letzte Hoffnung der Menschen sind sehr verschieden. Außer dem allgemeinen Grund, nämlich einer Vermischung der Barmherzigkeit Gottes und des eigenen Verdienstes, hat auch jeder Ungläubige gewöhnlich etwas Besonderes, wovon er hofft, dass es seine Schuld mindern oder gar ein Verdienst sein werde. Mag dies nun sein, was je erdacht oder genannt werden kann, so wird ihre Hoffnung am Jüngsten Tage zuschanden werden. Nur diejenigen, die im Sinne der Bibel „an den Sohn glauben“, werden bei Seiner Ankunft mit Seligkeit gekrönt.
Nun sind es aber gerade diese, die während der Prüfungszeit so oft von der Furcht angefochten werden: „Ach dass ich doch nur nicht nach meinem ganzen Glauben an den Herrn Jesus schließlich zuschanden werde!“ So zahlreich und so schwer sind die Prüfungen der Gläubigen, so mächtig ist ihr innewohnendes Verderben, so beunruhigend sind ihre Mängel und Schwachheiten, so verwunderlich und so verborgen ist die Gnade ihres Herrn, so verschieden und so unbegreiflich ist Seine Regierung und so grausam sind schließlich die feurigen Pfeile des Satans, dass mancher Gläubige mit Unruhe gedacht hat: „Wer weiß, ob ich nicht doch in der Verdammnis ende, obwohl ich so lange geglaubt habe und noch glaube?“
Der eine hat seine ärgste Anfechtungsquelle in einer sehr hartnäckigen Versuchung, von der er trotz aller Gebete und aller anderen Gnadenmittel nie recht befreit wird, sondern mit der er noch immer kämpfen muss. Ein anderer sieht sein ganzes Leben so voller Sünde, voller Versäumnis und Untreue, dass er es nicht für möglich halten kann, dass der Geist Gottes in ihm wohne. Ein dritter leidet an einer so beunruhigenden Dürre und Kälte, einem so großen Mangel an Ernst, an Eifer, an Sündenreue und an Gebet, dass er befürchtet, ein eingeschlafener, geistlich toter Heuchler zu sein. Dann wird die Frage diese sein: „Sollte nur das eine, dass ich doch noch an Jesus glaube, Ihm anhange und Ihn nicht entbehren kann, mich vor aller Gefahr sichern?“
Antwort: Wenn du durch den Glauben ein neuer Mensch geworden bist, der noch immer an Christus hängt, dann kann zwar noch vieles an dir zu strafen, zu beklagen und zu bessern sein, mit dem einen aber, dass du dennoch im Glauben an Christus lebst, bist du doch ein Gnadenkind und nimmst den Himmel ein. Wenn du auch einen noch so mächtigen Streit zwischen dem Fleisch und dem Geist erfahren musst, wie ihn der Apostel Röm. 7, 15–25 beschreibt, dass du mit dem Apostel ausrufen wirst: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von diesem Leibe des Todes?“, kann dieses ganze Elend dennoch weder beweisen, dass der Glaube falsch sei, noch den ewigen Gnadenbund zunichtemachen, in welchem du nur durch den Glauben an Christus stehst, durch den alles Elend vergeben sein soll. Es ist doch „nichts Verdammliches an denen, die in Christus Jesus sind“. Mit diesem einen, dass jemand „den Sohn Gottes hat“, hat er das Leben.
Der Apostel sagt: Wenn jemand mit dem Glauben im Herzen auf dem alleinigen Grund, Christus, baut, ob er auch so schlecht baut, dass sein Werk verbrannt wird und er „Schaden leidet“, dass er nämlich seinen Lohn für sein Bauen verliert, so wird er dennoch selber selig werden — „doch so, wie durchs Feuer“. Beachte! Wegen des einen Umstandes, dass er mit dem Glauben des Herzens auf dem rechten Grund baute, musste er doch selig werden, obwohl er sogar in der Lehre so schlecht baute. Vielmehr werden alle diese Mängel, die wir (nicht nur der wahren Lehre, sondern auch einem heiligen Sinn gemäß) selber missbilligen, verdammen, beweinen und an uns selber strafen, uns beständig vergeben sein — um des Verdienstes und der Fürsprache des Herrn Christus willen, an den wir glauben. Das wird überall in der Schrift bezeugt. Das sagt auch unser Spruch: „Jeder, der an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“ Nur durch Ihn haben wir eine ewige Gnade, ja ein Gnadenreich, das über alle jene Mängel und Gebrechen walten wird, die uns noch ankleben und bekümmern. Dazu ist Er uns gegeben, dass Er ein wirklicher Heiland und Fürsprecher sein soll, und zwar nicht für einige nur gedachte und eingebildete, sondern für wirkliche Sünden. Gepriesen sei Sein Name! „Wer an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“


In Jesu hab ich meine Freud’
In dieses Lebens Sorg und Streit,
Trotz aller meiner Sünden.
Ich suchte wohl erst andre Freud’,
Doch fand ich Sorg und Qual allzeit,
Wohin ich mich auch wandte.
Ich seh im Blute Jesu Christ,
Wie doch die Gnade größer ist
Als alle meine Sünden,
Wie Gott der Herr erbarmet sich,
Wie inniglich Er liebet mich,
Der ich doch Fluch verdiente.

http://www.rosenius.de/taeglicheAndachten.php
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Re: Rosenius - tägliche Andachten

Beitrag von rellasch »

Zum 09. November


Siehe, Ich mache alles neu! - Offb. 21, 5

Weil alles Neue, das der Herr durch das Evangelium in uns bewirkt, der augenscheinliche Beweis einer wirklich geschehenen Geburt aus dem Geiste, einer „neuen Kreatur“, einer neuen Schöpfung ist, so ist es sehr wichtig, diese neuen Dinge, die sich bei jedem wiedergeborenen Menschen zeigen, etwas genauer zu betrachten. Sie bestehen nicht nur in einem neuen geistlichen Blick und Gehör, sondern auch in einem neuen Herzen, in neuen Gedanken und neuer Rede, in neuem Wandel und neuem Verhältnis zu der ganzen Welt.
Zuvor sahen und hörten wir z. B. Gottes Urteile und Verheißungen ganz so, als hätten wir sie nicht gesehen und gehört; und dies auch dann, wenn wir das Wort für Gottes eigenes Wort hielten. Wir sahen mit den Augen, was er uns sagte, wir hörten es mit den Ohren, aber wir konnten es nicht vernehmen. Wir konnten sehen und hören, was unser Urteil zum ewigen Tode enthielt, und konnten es dennoch sogleich vergessen, konnten dennoch essen, trinken und schlafen. Gleichwohl hielten wir es doch für das Wort Gottes! Jetzt dagegen sehen und hören wir so, dass es uns „packt“, dass wir sowohl erschreckt als auch getröstet, sowohl betrübt als auch fröhlich werden, ja, dass es die Richtung unseres ganzen Lebens bestimmt. Zuvor konnten wir auch in geistlichen Dingen frei und nach eigenem Gutdünken denken; jetzt dagegen haben wir eine entscheidende Richtschnur für unsere Ansicht darüber, nämlich das Wort Gottes. Zuvor konnten wir ganz gute Gedanken von uns selber hegen und hatten Trost und Mut, auch ohne uns mit dem Wort des Evangeliums zu nähren; jetzt dagegen werden wir stets niedergeschlagen, wenn wir an uns denken, werden aber durch das Evangelium von Jesus Christus getröstet.
Aber nicht nur der Blick, das Gehör und die Gedanken sind verändert, sondern auch das Herz, so dass wir jetzt unsere Lust und Freude an dem haben, was uns zuvor unangenehm und zuwider war, wogegen wir jetzt von dem leiden und beschwert werden, was zuvor unsere höchste Lust und unsere liebste Unterhaltung war. Aber „wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“. Zuvor konnten wir Millionen Worte über eitle Dinge reden — und zwar mit Lust und Leichtigkeit —, konnten aber das ganze Jahr hindurch nicht eine halbe Stunde vom Heiland und Seinen himmlischen Gütern reden — wir waren geistlich Stumme. Jetzt dagegen ist uns kein Gesprächsthema lieber als das von Gott, von Seinem Wort und Seiner Gnade. Auch unser Lebenswandel ist ein anderer geworden. Zuvor lebten wir frei nach unserem eigenen Gutdünken und unseren eigenen Lüsten, soweit unser eigener Vorteil und unsere Ehre es gestatteten. Jetzt haben wir einen heiligen Sinn und eine heilige Zucht für unseren Lebenswandel erhalten.
Kurz: Wir sind wie in einer neuen Welt, mit neuen Sorgen und neuen Freuden, mit neuen Bestrebungen und neuen Besorgnissen. Wir sind in ein neues Verhältnis zu Gott, zu uns selber und zu allen Menschen gekommen. Während Gott uns früher ein unbekannter Gott oder ein gefürchteter Richter war, ist Er jetzt unser bekannter und lieber Vater. Während wir früher mit unserem eigenen fleischlich gesinnten Herzen einig waren, haben wir jetzt einen beständigen Streit mit demselben. Während wir früher in vertraulichem Verhältnis zur Welt standen, fürchten wir sie jetzt als einen Feind, der, wie auch das Wort lehrt, einer unserer drei Hauptfeinde ist, die da sind „der Teufel, die Welt und unser eigenes Fleisch“. So ist „das Alte vergangen und alles ist neu geworden“. Dies ist doch außerordentlich bedenkenswert und tröstlich. Bedenke, wenn wir mit den Augen solche neuen Kreaturen, ja die Umwandlung des eigentlichen Herzens, die keine Menschenmacht in der Welt bewerkstelligen kann, sehen können! Sollten wir dann nicht aufwachen und den großen, gnadenvollen Gott preisen, der solche Wunder unter uns tut? Und du, der du diese geistliche Umwandlung noch nicht erfahren hast, sie aber an anderen siehst, solltest du nicht zu ahnen anfangen, dass eine solche geistliche Umwandlung zur Seligkeit für jeden Menschen nötig ist?
All dieses Neue wird nur durch Gottes Gnade, durch die Verheißung des Evangeliums in uns geboren, das Gesetz konnte es nicht bewirken, wie der Apostel sagt: „Der euch nun den Geist reicht und tut solche Taten unter euch, tut Er es denn durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?“ Nur durch die Verheißung wird dieses Neue in uns geboren, und zwar gerade dann, wenn wir an uns und allem eigenen Tun verzweifeln. Darum werden wir hier mit Recht „Kinder der Verheißung“ genannt. Sie allein sind Gottes Kinder, sagt der Apostel. Das ist es, was er überall zum Beweis dafür anführt, dass Gott in Seinen Worten treu ist, wenn auch die Ungläubigen verworfen werden. Denn die Verheißungen Gottes gelten nur den wahren Israeliten und nicht denen, die nur „nach dem Fleisch“ Abrahams Samen sind. Und „ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur“. Johannes sagt im ersten Kapitel seines Evangeliums von den Kindern Gottes: „Welche nicht vom Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.“


Wiedergeboren zum neuen Leben
Ward ich durch Deine Gotteskraft.
Gnade zum Glauben ist mir gegeben,
Die mich zum neuen Menschen schafft.
Du bist der Töpfer, ich der Ton.
Heil mir! Die Sünde fällt vom Thron.
Halleluja!

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