Der Zins...

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Abischai
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Der Zins...

Beitrag von Abischai »

Seit einiger Zeit bewegt mich ein Teil des Gesetzes, wo Gott den Zins in bestimmten Fällen verbietet.
5.Mose 23;20f
20. Du sollst deinem Bruder keinen Zins auferlegen, Zins für Geld, Zins für Speise, Zins für irgendeine Sache, die man gegen Zins ausleiht.
21. Dem Fremden magst du Zins auferlegen, aber deinem Bruder darfst du nicht Zins auferlegen, damit der HERR, dein Gott, dich segnet in allem Geschäft deiner Hand in dem Land, in das du kommst, um es in Besitz zu nehmen.
Folgender authentischer Fall.: Ein Bruder im Herrn (Insiderbezeichnung für Christen untereinander) vermietet an einen anderen Bruder im Herrn eine Wohnung in seinem Hause. Gewöhnlich ist die "Miete" genaugenommen der sog. "Mietzins", und wenn man es bei Licht betrachtet ist es der Zins für die Ausleihe einer Wohnung.
Nun kommt der Vermieter auf die Idee, daß jenes Gebot hier zutreffend sei, und er macht sich Gedanken, ob es nicht richtig vor Gott wäre, für die Wohnung keinen "Mietzins" zu nehmen, sondern allenfalls freiwillige Gegenleistungen oder einfach nur die Betriebskosten und gar keinen Zins, also nach unserer Gewohnheit damit auch keinen Gewinn.
Mir geht es nicht um die generelle Frage der (negativ konotierten) "Gesetzlichkeit", sondern einfach nur, ob der "Mietzins" damit auch gemeint sein dürfte, oder ob es sich hier eher um ein falschverstandenes Wortspiel handelt.

Was ratet Ihr? Was kann man jenem Bruder antworten, und habt Ihr über soetwas schon überhaupt mal nachgedacht?

Ich persönlich nehme niemals Zins auf verliehenes Geld, das habe ich irgendwie noch nie gemacht, auch vereinbaren Brüder mit mir niemals Zins, wenn ich mir was leihe. Aber das ist nicht ganz das Gleiche, denn bei "angelegtem Geld" nennt man das "Rendite" oder eben "Zins", und das ist ja auf Gewinn ausgerichtet, das ist der Sinn der Sache.

Diejenigen unter uns, die nicht an den Herrn Jesus Christus gläubig, dennoch der Schrift kundig sind (z.B. Juden) sind natürlich ebenfalls gern gehört, wie Ihr das seht und selbst handhabt.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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rellasch
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Re: Der Zins...

Beitrag von rellasch »

Was ich gefunden habe ist:
Spr 28,8 Wer seinen Besitz durch Zins und durch Aufschlag vermehrt, sammelt ihn für den, der sich über die Geringen erbarmt.
Die Doppelung "Zins und Aufschlag" findet man mehrfach

Die Vermietung einer Wohnung im eigenen Haus ist für mich Besitz der Ertrag abwirft
1Mo 25,5 Abraham aber übergab seinen gesamten Besitz dem Isaak;
1. Mose 23 17 So ging das Feld Efrons in Machpela, das gegenüber Mamre liegt, das Feld samt der Höhle darauf und allen Bäumen, die auf dem Feld standen, in seinem ganzen Umfang,
18 in den Besitz Abrahams über, vor den Augen der Hetiter, aller, die in das Tor seiner Stadt gekommen waren.
Besitz ist etwas - im AT - das Frucht bringt, auf dem die Tiere weiden - es wirft Ertrag ab

Und das macht auch ein Haus. Es wirft Ertrag ab, wenn Wohnungen darin vermietet werden

Das ist für mich kein Zins
"Durch IHN, SEINE Gnade, Kraft und Zuwendung existieren wir" (Apg 17,28)
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Corona
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Re: Der Zins...

Beitrag von Corona »

Miete ist die Bezahlung einer Gegenleistung, nämlich das Benutzen einer Wohnung etc.

Hier trifft das Kapitalzinsverbot nicht zu.
Jer 23
Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Sproß erwecken; In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen;
Klee
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Re: Der Zins...

Beitrag von Klee »

Abischai hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 16:00 Seit einiger Zeit bewegt mich ein Teil des Gesetzes
Endlich ist da einmal jemand, der sich tiefsinnige Gedanken macht!
Wäre nicht das Bankenwesen, sondern die Gemeinschaft eines Ortes sorgt für nötige und vernünftige Wohnmöglichkeiten, dann wären wohl die meisten Sorgen der Familien vorbei. Das Erwerbsleben wäre einfacher und das Meiste an dummen Stolz vorbei. Man braucht nicht mehr 80 % seiner Lebensarbeitszeit für ein paar Wände, sondern kann sich mit Sinnvollerem abgeben, was dauerhafte Erträge abwirft, z.B. Gärten. Es wäre dann kein Bauernsterben, Zeit für Gemeinschaften, soziale Projekte, Kinder, weniger Leistungsdruck, mehr Freiheit und Liebe, etc.
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Abischai
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Re: Der Zins...

Beitrag von Abischai »

Corona hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 17:36 Miete ist die Bezahlung einer Gegenleistung, nämlich das Benutzen einer Wohnung etc.
OK, aber "Leistung" ist hier doch nicht ganz so treffend? Bei Geldverleih ist das doch eine ebensolche "Leistung", die aber anders gewertet wird? Bei Vermietung ist das sozusagen vertraglich vereinbarte "Teilhabe". So würde ich das zumindest einstufen.
Hier trifft das Kapitalzinsverbot nicht zu.
Das klingt wie eine festgelegte Regel, ist das rabbinische Vorschrift oder erliest Du das direkt aus der Schrift?
Es geht in dem Wort in 5. Mose ja um unterschiedliche Behandlung, zum Einen des Bruders, zum Anderen des Fremden. Um ein generelles Verbot geht es da ja nicht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
stereotyp
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Re: Der Zins...

Beitrag von stereotyp »

Hallo Bruder,

interessanter Fall.
Abischai hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 16:00 Was ratet Ihr? Was kann man jenem Bruder antworten, und habt Ihr über soetwas schon überhaupt mal nachgedacht?
Da ich keine Immobilie mein Eigentum nennen kann, hat sich mir diese Frage noch nie gestellt. Aber als jemand, der zu Betriebskosten eine Behausung besitzt, interessiert Dich vielleicht meine Meinung.

Ich bin dem Herrn und vor allem, meinem HERRN, unendlich Dankbar. Allerdings waren die Bedingungen im Vornherein klar. Würde ich bei der selben Person oder einem Bruder im Herrn zur Miete wohnen wollen, und damit auf unbestimmte Zeit tatsächlicher (und im juristischen Sinne) Besitzer sein, dann würde ich mir ziemlich schäbig vorkommen, von diesem Bruder nun die Kürzung meiner Miete auf die Betriebskosten zu verlangen.
Selbst wenn die Miete viel zu hoch angesetzt wäre, würde ich eher freiwillig umziehen, als mir durch das Wort des HERRN einen (monetären!) Vorteil zu verschaffen.

Umgekehrt wäre es mir auch eine Freude, einen Bruder oder Vertrauten zu diesen Konditionen in meinem Eigentum wohnen zu lassen. Wobei das Zustandekommen einer solchen Vereinbarung schon besonders sein müsste. Einem Bruder in Not? Jederzeit. Vorübergehend sowieso. Unter Umständen auch dann, wenn es mich effektiv etwas kostet.
Aber einfach so? Wahrscheinlich nur, wenn ich darauf nicht angewiesen wäre. Schließlich würde man auch nur Geld verleihen, dass man tatsächlich hat und nicht braucht.

MfG

EDIT: Präzisierung
Kein Gefallen hat der Tor an Einsicht, sondern nur an der Entblößung seines Herzens.
Sprüche 18,2 (Elb)
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Corona
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Re: Der Zins...

Beitrag von Corona »

Abischai hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 19:55 OK, aber "Leistung" ist hier doch nicht ganz so treffend?
Wieso soll es keine Gegenleistung sein, eine Wohnung zur Verfügung zu stellen?
Abischai hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 19:55 Bei Geldverleih ist das doch eine ebensolche "Leistung", die aber anders gewertet wird?
Worin liegt die Leistung beim Geldverleih? Entgangene Gewinne?
Abischai hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 19:55 Das klingt wie eine festgelegte Regel, ist das rabbinische Vorschrift oder erliest Du das direkt aus der Schrift?
Es geht in dem Wort in 5. Mose ja um unterschiedliche Behandlung, zum Einen des Bruders, zum Anderen des Fremden. Um ein generelles Verbot geht es da ja nicht.
Es heisst doch deinem Bruder zu sollst kein Geld leihen gegen Zins. Der braucht das Geld ja weil er in Not ist. Dann soll man ihm auch keinen unfairen Preis (Wucher) verlangen.
Jer 23
Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Sproß erwecken; In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen;
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Abischai
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Re: Der Zins...

Beitrag von Abischai »

Corona hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 21:46 Es heisst doch deinem Bruder zu sollst kein Geld leihen gegen Zins. Der braucht das Geld ja weil er in Not ist.
Das ist plausibel, man leiht nur, wenn man es nötig hat. Und kann man das auch auf Wohnung übertragen, die hat man ja auch nötig. Anderenorts bekommt der Bruder sie unbezahlbar oder gar nicht. Darin glichen sich finanzielle Not und Wohnungsnot auch.
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Corona
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Re: Der Zins...

Beitrag von Corona »

Abischai hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 22:26
Corona hat geschrieben: Do 9. Nov 2023, 21:46 Es heisst doch deinem Bruder zu sollst kein Geld leihen gegen Zins. Der braucht das Geld ja weil er in Not ist.
Das ist plausibel, man leiht nur, wenn man es nötig hat. Und kann man das auch auf Wohnung übertragen, die hat man ja auch nötig. Anderenorts bekommt der Bruder sie unbezahlbar oder gar nicht. Darin glichen sich finanzielle Not und Wohnungsnot auch.
Wobei beim Wohnraum der Vermieter Hypotheken bezahlen muss, Steuern entrichten muss, Renovierungen finanzieren muss. etc.
Das ist ja ein Hauptteil des Mietzinses.
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jsc
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Re: Der Zins...

Beitrag von jsc »

Ich kenne diese Argumentation aber steht im Vers nicht auch:
Du sollst deinem Bruder keinen Zins auferlegen, Zins für Geld, Zins für Speise, Zins für irgendeine Sache, die man gegen Zins ausleiht.
Das ist doch eigentlich sehr umfassend zumal etymologisch Zinsen mit (fast?) jede Gebühr gemeint ist... oder nicht?
Achtung! Der Post über dieser Signatur wirft Magdalena keine Lüge vor und bezichtigt sie auch nicht der Dummheit!
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