Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑Do 27. Jun 2024, 18:43Wo kommt man auf diese Weise hin? Wieso wäre Beobachtung nach diesem Ansatz so ausschlaggebend?
Letztlich geht es um "citta vritti nirodha", also das Zur-Ruhe-Kommen von jeglichem inneren Antrieb/Aktivität.
Die Idee ist, in einen Fluss absichtslosen Beobachtens einzutauchen und letztlich noch nicht einmal mehr an diesem Beobachten, Interesse zu haben.
Es geht hier um Yoga und das, was du beschreibst, ist "Jnana Yoga", also quasi der "denkende Weg", bei dem du deine Aktivitäten verstehst und davon loslässt, weil du sie als nicht zielführend einordnest.
Das grundlegende Konzept ist relativ einfach:
jeder Mensch kann an sich selbst erkennen, dass er unterschiedliche Grade der Hartnäckigkeit im Verfolgen von Zielen durchläuft.
Auf der einen Seite der Erfahrung steht dabei "maximale Verbissenheit" und auf der anderen "totale Neutralität/Gleichgültigkeit".
Jetzt kann man das interpolieren und zu einem Weltbild formen - Idee:
der Mensch ist etwas, das zu Allem neutral/gleichgültig eingestellt sein kann.
Dieses Weltbild kann man mit der asiatischen Vorstellung eines Austretens aus dem "Rad der Wiedergeburt" verbinden und schlussfolgern:
"wenn ein Mensch allen Umständen neutral/gleichgültig gegenübersteht, dann klingt das Rad ab und er überwindet letztlich den ständigen Lebenskreislauf".
Das ist natürlich ein einfaches Weltbild, in dem nirgendwo enthalten ist, wie ein Mensch funktioniert - das ist das Problem.
Wie weit kann man damit kommen?
=> Im günstigen Fall zu einem Auflösen ungesunder Verbissenheit.
=> Im ungünstigen Fall zu einem total falschen Abbiegen (weil die eigene Funktionsgrundlage ja unbekannt ist) und dem Anhängen/Verfolgen von unerreichbaren Zielen -> Illusion.
Insgesamt muss man sagen, dass auch dieses Weltbild ein Ziel darstellt, das man absolut verfolgt, indem man alles andere loslässt. Die Legende lautet dann halt: am Ende gibt man auch dieses letzte Ziel auf.
Die grosse Gefahr ist, dass man sich in ein Maximum der Nutzlosigkeit hineinfallen lässt, denn selbst wenn man diese "totale Neutralität" erreichen kann, bedeutet das nicht, dass man in Bezug auf die Funktionsweise des Menschen irgendetwas Sinnvolles erreicht hat.