Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

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Magdalena61
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Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Magdalena61 »

Jetzt bräuchte ich mal euer Schwarmwissen.

Am Montag hatte ich ein längeres Gespräch mit einem älteren Herrn. Er kam auf Mt. 5,3 zu sprechen:
Mt. 5,3 (SLT): Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
... und präsentierte mir seine Auslegung: Er ist der Meinung, die "geistlich Armen" seien Menschen, die "um des Geistlichen willen", also um ihres Glaubens willen, in materieller Armut leben.

Das klingt zwar zunächst einmal ziemlich exotisch.
Aber-- er meinte, sinngemäß wiedergegeben, wer dem Geld nachjagt, der hat andere Interessen, als Gott, und er hat auch eine andere Sicht auf seine Mitmenschen.
Meine Ansicht: Wer dem Geld nachjagt, hat geteilte Interessen und zumindest nicht so viel Zeit für Gott, weil er ja etliche Zeit investieren muss, um Dukaten zu sammeln; und erst Recht, wenn es mehr sind, als er zum unmittelbaren Überleben braucht.

Und vielleicht ist er auch manchmal ungerecht gegen einen Nächsten, wenn dieser seinem Bestreben, Geld zu machen, im Weg steht.

Vom Bauchgefühl her denke ich zwar: Nein, ich glaube nicht, dass Jesus ein Leben in Armut "um des Himmelreichs willen" meinte. Denn dann hätte Er das wohl genauer formuliert.

Aber-- könnte dieser Aspekt eines nachdenklichen Menschen, der zwar gläubig ist, aber noch nicht erkannt hat, das die Bibel das Wort Gottes ist, nach einem langen Leben in materieller Bescheidenheit eventuell nicht ganz verkehrt sein?

Was meint ihr?

Eine Auslegung des zitierten Verses, die ich mir merken könnte, weil sie mir das Gefühl vermittelt, den Kern der Sache zu treffen und somit göttliche Wahrheit zu sein, ist mir nicht bekannt.
LG
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Johncom
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Johncom »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 12. Nov 2025, 00:26 Jetzt bräuchte ich mal euer Schwarmwissen.

Am Montag hatte ich ein längeres Gespräch mit einem älteren Herrn. Er kam auf Mt. 5,3 zu sprechen:
Mt. 5,3 (SLT): Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
... und präsentierte mir seine Auslegung: Er ist der Meinung, die "geistlich Armen" seien Menschen, die "um des Geistlichen willen", also um ihres Glaubens willen, in materieller Armut leben.
Geistlich arm klingt für mich wie "unschuldig". Ob man ein fettes Bankkonto hat oder nicht. Geistlich arm kann bedeuten: Kein materiellen Reichtum führt in die höheren Himmel.

"Arm im Geist" kann auch heißen: Loslösung vom Ego- Intellekt, von der persönlichen Sorge, in der Welt angesehen zu sein. Sich selber als arm bekennen. Der Körper, die Person, es wurde gegeben und wird genommen werden. Es gibt nichts, worauf ich "stolz" sein kann.
Meine Ansicht: Wer dem Geld nachjagt, hat geteilte Interessen und zumindest nicht so viel Zeit für Gott, weil er ja etliche Zeit investieren muss, um Dukaten zu sammeln; und erst Recht, wenn es mehr sind, als er zum unmittelbaren Überleben braucht.
Oder es ist die Anhänglichkeit. An der Börse spekulieren, das macht der eine wie ein Spiel, 10 min am Tag, der andere kämpft wie verückt und sorgt sich und hat einen schlechten Schlaf. Glückselig sind bestimmt die, die nicht besetzt sind von weltlichen Sorgen.
Vom Bauchgefühl her denke ich zwar: Nein, ich glaube nicht, dass Jesus ein Leben in Armut "um des Himmelreichs willen" meinte. Denn dann hätte Er das wohl genauer formuliert.
Das Himmelreich ist immer hier, meine ich. Für alle ist genug da, nur gibt es auch viele, die um mehr kämpfen, das sind dann die in Angst und Sorge Verstrickten.
Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.
https://www.bibleserver.com/de/verse/Matth%C3%A4us6,26
Aber-- könnte dieser Aspekt eines nachdenklichen Menschen, der zwar gläubig ist, aber noch nicht erkannt hat, das die Bibel das Wort Gottes ist, nach einem langen Leben in materieller Bescheidenheit eventuell nicht ganz verkehrt sein?

Was meint ihr?
Das Wort Gottes ist erst Wort Gottes wenn es klingelt. Manche sprechen alles nach ohne zu verstehen, andere denken nach, dann verstehen sie. Bescheidenheit ist eine wohl wichtige Lebenserfahrung, gerade wenn man materiell nicht gerade arm ist. Ich finde, jeder wächst ein wenig, der auch mal Hunger erfährt, also aus eigenem Entschluss fastet. Erfahrung machen ist noch was anderes als sich nach bestimmten Geboten auszurichten.
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Helmuth
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Helmuth »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 12. Nov 2025, 00:26 Das klingt zwar zunächst einmal ziemlich exotisch.
Die Formulierung aus dem Lk-Ev finde ich klarer:
Lk 6,20 hat geschrieben: ... Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes.
Bei ihm fehlt das "geistlich" und aus dem Grund wird die Aussage m.E. auch klarer. Hier kann man auch nicht um des "Geistlichen" willen den Sinn auslegen, denn das steht bei Lukas gar nicht geschrieben.
Magdalena61 hat geschrieben: Mi 12. Nov 2025, 00:26 Was meint ihr?
Ich halte die Beifügung „geistlich“ zu den Armen für eine Fehlinterpretation, die im Lk-Ev nicht steht und dieses damit korrekter wiedergibt. In geistlicher Hinsicht ist man schwerreich, wenn einem das Reich Gottes zugesprochen wird.

Eine geistliche Armut drückt eine Beziehungsarmut zwischen Gott und Mensch aus. Der Wortlaut im Mt-Ev führt immer wieder zu neuen theologischen Interpretationen und Auslegungen, wie du selbst gerade bezeugst, um etwas erklären zu wollen, was womöglich einfach nur schlecht formuliert ist.

Dass Jesus seine Jünger „arm“ nennt, besonders die direkten Nachfolger, die drei Jahre mit ihm durch Israel gewandert sind, ist auf den einfachen Tatbestand zurückzuführen, dass viele dadurch Hab und Gut und auch Familie aufgegeben hatten, und damit rein sozial benachteiligt waren.

Das kann sich wohl kaum auf das Reich Gottes auswirken, welches diese Art Armut nicht kennt, sondern mehr als ausgleicht, wofür die Apostel auch Zeugnis ablegen. Überdies hat es ihnen Jesus selbst versprochen:
Markus 10:29-30 hat geschrieben: Jesus sprach: „Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinet- und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.“
Dass Verfolgungen auch dazugehören ist eine andere Sache, doch wird dies als Gnade bezeichnet, wenn man um des Evangeliums willen verfolgt wird. Das sollte sich gerade an Jesus noch sehr drastisch offenbaren. Keiner würde ihn aber deshalb als "geistlich arm" bezeichnen. Und rein finanziell war auch er gut versorgt.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Zippo
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Zippo »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 12. Nov 2025, 00:26 Jetzt bräuchte ich mal euer Schwarmwissen.

Am Montag hatte ich ein längeres Gespräch mit einem älteren Herrn. Er kam auf Mt. 5,3 zu sprechen:
Mt. 5,3 (SLT): Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
... und präsentierte mir seine Auslegung: Er ist der Meinung, die "geistlich Armen" seien Menschen, die "um des Geistlichen willen", also um ihres Glaubens willen, in materieller Armut leben.
Ich denke schon, daß Gott bescheidene Menschen liebt. Aber ich glaube nicht, daß der Vers das sagen will. Denn dann würde er sagen: "Selig sind die Armen, er meint aber die geistlich Armen und das sind Menschen, die entweder von Geburt an, weniger Geist haben oder diejenigen, die sich über ihre Armut vor Gott im klaren sind.
Magdalena

Das klingt zwar zunächst einmal ziemlich exotisch.
Aber-- er meinte, sinngemäß wiedergegeben, wer dem Geld nachjagt, der hat andere Interessen, als Gott, und er hat auch eine andere Sicht auf seine Mitmenschen.
Meine Ansicht: Wer dem Geld nachjagt, hat geteilte Interessen und zumindest nicht so viel Zeit für Gott, weil er ja etliche Zeit investieren muss, um Dukaten zu sammeln; und erst Recht, wenn es mehr sind, als er zum unmittelbaren Überleben braucht.
Das ist, glaube ich eine klare Aussage aus der Bergpredigt, die sich in folgendem Vers zum Ausdruck kommt.
[Mt. 6,24-25] Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet.
....
Das ist eine harte Ansage, ich weiß nicht, ob sie in die heutige Zeit paßt ? Das nötige Geld zum Leben soll doch immer da sein und dafür muß man arbeiten. Wer sich vollzeitlich einer frommen Sache widmet kann wohl erwarten, daß von irgendeiner Seite Geld oder Nahrung bzw. Kleidung kommt.
Magdalena

Und vielleicht ist er auch manchmal ungerecht gegen einen Nächsten, wenn dieser seinem Bestreben, Geld zu machen, im Weg steht.
Das kann gut passieren, im NT wird davor gewarnt.
[Lk. 12,45-46] So aber der Knecht in seinem Herzen sagen wird: Mein Herr verzieht zu kommen, und fängt an, zu schlagen die Knechte und Mägde, auch zu essen und zu trinken und sich vollzusaufen: so wird des Knechtes Herr kommen an dem Tage, da er sich’s nicht versieht, und zu der Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn zerscheitern und wird ihm seinen Lohn geben mit den Ungläubigen.
Magdalena

Vom Bauchgefühl her denke ich zwar: Nein, ich glaube nicht, dass Jesus ein Leben in Armut "um des Himmelreichs willen" meinte. Denn dann hätte Er das wohl genauer formuliert.

Aber-- könnte dieser Aspekt eines nachdenklichen Menschen, der zwar gläubig ist, aber noch nicht erkannt hat, das die Bibel das Wort Gottes ist, nach einem langen Leben in materieller Bescheidenheit eventuell nicht ganz verkehrt sein?

Was meint ihr?

Eine Auslegung des zitierten Verses, die ich mir merken könnte, weil sie mir das Gefühl vermittelt, den Kern der Sache zu treffen und somit göttliche Wahrheit zu sein, ist mir nicht bekannt.
LG
Ich glaube, daß der Herr Jesus diese Menschen selig spricht, die sich ihrer Armut vor Gott bewußt sind. Wie der reiche Kornbauer, der schon weitere Scheunen bauen will, aber dabei übersieht, daü sein Leben ganz plötzlich ein Ende haben kann. Und was hat er dann schon vor Gott vorzuweisen ? Lk 12,16-20
[Lk. 12,20-21]
...
Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wes wird’s sein, das du bereitet hast? Also geht es, wer sich Schätze sammelt und ist nicht reich in Gott.
Armut allein macht nicht reich vor Gott und arme Menschen können auch geistig arm sein. Aber reichen Leuten passiert das wohl eher, deswegen die Mahnung Jesu an die Gemeinde von Laodizäa. Off 3,14-20 Hier steht auch, was reich vor Gott macht. Der Glaube an den Herrn muß auch durch Werke zum Ausdruck kommen.
[Jak. 2,21-24] Ist nicht Abraham, unser Vater, durch die Werke gerecht geworden, da er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehest du, dass der Glaube mitgewirkt hat an seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden; und ist die Schrift erfüllt, die da spricht: „Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet,“ und er ward ein Freund Gottes geheißen. So sehet ihr nun, dass der Mensch durch die Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.
Gruß Thomas
2 Kor 13,13 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Spice
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Spice »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 12. Nov 2025, 00:26 Jetzt bräuchte ich mal euer Schwarmwissen.

Am Montag hatte ich ein längeres Gespräch mit einem älteren Herrn. Er kam auf Mt. 5,3 zu sprechen:
Mt. 5,3 (SLT): Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
Erst einmal könnte man meinen, man müsse sich nicht geistlich reich halten, sondern sein Unwissen erkennen, um wissens zu werden. Es kann andererseits auch bedeuten, wer keine Probleme lösen muss, kann sich glücklich schätzen. Er wäre auch der, der losgelassen hat.
Dass sich Nachfolge Christi und Streben nach Wohlstand nicht vertragen, sagt ja bereits Mt. 6,24 "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon."
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Lena
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Lena »

Geistlich arm kann auch heissen: Es nicht besser wissen zu wollen, als Gott.
Sich ganz seinem Geist und seiner Führung zu überlassen.

Um Bedürftigen helfen zu können, braucht es mehr als nur das nötigste.
Genügsam und Bescheiden zu sein und zu bleiben mit oder ohne Geld
finde ich eine gute Einstellung.
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Abischai
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Abischai »

Ich habe jenen Vers bei Matthäus auch nie verstanden. Aber just in diesem Augenblicke, da ich das bisherige hier gelesen habe, wurde ich an ein Psalmwort erinnert (das steht in mehreren Psalmen unisono!) sinngemäß so: Gott haßt jeglichen Stolz, aber Gott hat größtes Wohlgefallen an einem "zerbrochenen Geist". Und damit kann nun unmöglich der Normalzustand gemeint sein, wohl aber eine Phase der Demütigung, und zwar wenn man des Hochmuts entkleidet, ganz unten aufknallt.
Viele kennen dieses beschi***** "Lebensgefühl". David benennt es einmal so: "ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich, jetzt aber liebe ich dein Wort" (sinngemäß aus dem Hut zitiert).

Natürlich will Gott, daß wir einen festen Geist haben, daß wir stark und festen Schrittes sind. Aber allzuoft, ja vielleicht gesetzmäßig immer, ist es im Leben eines Menschen so, da Gott uns nicht mehr uns selbst überlassen kann sondern eingreifen, richtend eingreifen muß. Und diese Episode ist gut, niemand von uns findet die gut, wenn sie über einen hereinbricht, aber im Grunde wissen wir alle, daß es nicht anders geht, es bedanke ein jeder sich bei seinem sündigen Fleisch, faulen Überresten aus früherem Tod (wir nannten es "Leben").

Und wenn wir in solcher Elendslage sind, des Lebens müde, den Tod ersehnend, dann sind wir alles andere als reich, dann sind wir wirklich erbärmlich arm und wissen das auch.

Ich könnte mir vorstellen, daß diese Phase im Leben gemeint ist, und dann wird alles gut!
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Lena
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Lena »

Joh. 15,5 hat geschrieben:...denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Bei den geistlich armen wurde das Wort vom Herrn Jesus Christus
eine tiefe innere Haltung und Gewissheit. Es wurde lebendig.
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Zippo
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Zippo »

Johncom hat geschrieben: Mi 12. Nov 2025, 01:48 Geistlich arm klingt für mich wie "unschuldig". Ob man ein fettes Bankkonto hat oder nicht. Geistlich arm kann bedeuten: Kein materiellen Reichtum führt in die höheren Himmel.
Unschuldig ? Der Herr Jesus kam doch nicht, um Unschuldige anzusprechen und in das Himmelreich einzuladen. Kein materieller Reichtum führt in den Himmel, das stimmt schon eher. Das ist es auch, was der Herr Jesus der Gemeinde in Laodizäa mitteilt. Off 3,14-22

Es ist auch zu lesen, daß der Herr Jesus die Reichen anmahnt und sagt, daß eher ein Kamel durch das Nadelöhr geht, als das ein Reicher in das Himmelreich kommt.
[Mk. 10,25-26] Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann denn selig werden?
Wie Helmuth sagt, wird im LukasEv. das geistig weggelassen, aber das muß noch lange nicht heißen, daß sich die Seligpreisungen nur an arme Leute richtet.
Die Reichen könnten ja ihren Reichtum weggeben und damit könnten sie doch in das Himmelreich hineinkommen. So ist es ja auch am Anfang auch geschehen. Apg 4,32

In Lk 4, 17.. steht, wie der Herr Jesus seinen Dienst begonnen hat.
[Lk. 4,17-19] Da ward ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und da er das Buch auftat, fand er den Ort, da geschrieben steht: „Der Geist des Herrn ist bei mir, darum, dass er mich gesalbt hat; er hat mich gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, dass sie los sein sollen, und den Blinden das Gesicht und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, und zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.“
Wird er hier nur arme Leute angesprochen haben ? Was meint er mit den zerstoßenen Herzen ? Wollte er eine Amnestie ausrufen und Inhaftierte befreien ? Blinden nur das Augenlicht wiedergeben ?
Das hat er zum Teil alles gemacht, aber es war sicherlich nicht das Hauptanliegen. Denn der Herr Jesus kam ja, um aus der Macht Satans und von Sünde zu befreien, von der Herrschaft des Todes usw., das sind alles Anliegen, welche Geist und Seele betreffen.

Der Prophet Jesaja zitiert lautet:
[Jes. 61,1-2] Der Geist des Herrn HERRN ist über mir, darum dass mich der HERR gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass ihnen geöffnet werde, zu verkündigen ein gnädiges Jahr.....
Es ist vielleicht interessant, daß der Vers in Jesaja 61 auch noch weiter geht. Aber zunächst ist von Elenden die Rede, nicht von Armen, was könnte der Grund sein ? Ist das nicht ein ganz anderes Wort ?
Elende hat es zu Jesu Zeiten genug gegeben, viele spektakuläre Heilungen hat es gegeben. Man könnte auf die Idee kommen, daß der Herr Jesus netzt nur ankündigt, daß er einigen dieser Elenden helfen wird.
Wenn es nicht um den Zusammenhang der Seligpreisungen darum ging, daß die Armen bzw. Elenden in das Himmelreich kommen sollten.

Gruß Thomas
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Zippo
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Re: Selig sind die geistlich Armen Mt. 5,3

Beitrag von Zippo »

Helmuth hat geschrieben: Mi 12. Nov 2025, 06:37 Ich halte die Beifügung „geistlich“ zu den Armen für eine Fehlinterpretation, die im Lk-Ev nicht steht und dieses damit korrekter wiedergibt. In geistlicher Hinsicht ist man schwerreich, wenn einem das Reich Gottes zugesprochen wird.
Daß du immer direkt meinst, es wäre eine Fehlinterpretation, es kann ja auch beides richtig sein. Gott bevorzugt die Armen und zugleich spricht er ihnen ins Gewissen, daß sie ihre geistige Armut erkennen sollen, das ist ihre Sündhaftigkeit. Das ist ja sicherlich auch eine Motivation für die Bergpredigt, die dann folgt.

Im Buch Jesaja steht, daß der Herr Jesus für die Elenden gekommen ist. Die ElbÜ übersetzt die Sanftmütigen.
Das Wort der hebräischen Sprache heißt anav und kann z. Bsp. auch mit "demütig" übersetzt werden.
Da haben wir es wieder mit einem Wort zu tun dessen Bedeutung schwer zu erfassen ist. Ich habe in KI mal geforscht und mich belehren lassen, daß es hier um eine Haltung des Menschen geht, die Gottes Wohlgefallen hat.
google: anav hebräische Bedeutung
"Anav" (עָנָו) ist ein hebräisches Wort, das hauptsächlich „demütig“ oder „sanftmütig“ bedeutet. In der jüdischen Kultur ist Demut eine hoch geschätzte Tugend, und das Wort wird auch mit Eigenschaften wie „gnädig“ und „bescheiden“ in Verbindung gebracht. Das Konzept der Demut steht im Gegensatz zu Stolz und Arroganz.
Demut und Sanftmut: Es beschreibt eine Haltung der Bescheidenheit und Sanftmut.
„Sanftmütiger“ und „Geringer“: Das hebräische Wort kann auch als „sanftmütige“ oder „geringere“ Person übersetzt werden, oft im Sinne von jemandem, der Leid erträgt.
„Angenehm“ oder „freundlich“: Das Wort kann auch „freundlich“ oder „anmutig“ bedeuten.
Der Arme steht sicherlich in seiner Gunst, der Sanftmütige, der Demütige, der zerschlagenen Geistes ist usw.
Da lassen sich bestimmt viele Aussagen im alten und neuen Testament finden.
Jes 66,2
.... Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der vor meinem Wort zittert.
Das Wort anav drückt also eine innere Haltung aus, an der Gott gefallen findet.
Aber das arm sein reicht doch nicht aus, auch nicht die Sanftmut oder Demut, da muß doch auch eine geistige Haltung sein, die auf Gott gerichtet ist.
Und, um in das Himmelreich zu kommen, muß man sich doch auch seiner geistigen Armut im klaren sein. Ich denke, es ist keine Fehlinterpretation im Mt Ev.
Es wird doch vor allen Dingen, dem sündigen Menschen Hoffnung gemacht, daß sein beschwerter Geist bzw. sein Gewissen erleichtert werden kann.

Gruß Thomas
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