Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

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Pluto
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto »

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: diese Behauptung ist nicht rational begründbar
Rational begründbar ist es schon.
Dann bitte ich um die Begründung.
closs hat geschrieben:Warum spräche die Existenz Gottes gegen die Vernunft?
Wo habe ich das bezweifelt?
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Nun bist du dran, deine zwei Ebenen nachzuweisen.
Das ist Methoden-Gedöns.
Darf ich erinnern dass es sich bei den zwei Ebenen um DEIN Gedöns handelt?
closs hat geschrieben:Geistige Dinge sind nicht Gegenstand der Naturwissenschaft (es sei denn, man definiert "geistig" naturalistisch um) und somit nicht mit der Methodik der Wissenschaft greifbar - ich kann' s auch nicht ändern.
Die alte Masche. Aber du musst es gar nicht mit der wissenschaftlichen Methode nachweisen. Es reicht wenn du die Methode deiner Wahl einfach erläuterst.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welche ist glaubwürdiger?
Glaubwürdig ist nur die geistige Fragestellung - denn die naturwissenschaftliche Fragestellung führt methodik-intern zu Wissen - da muss man nichts glauben.
Es gibt keine naturwissenschaftliche Fragestellung sondern nur eine menschliche. Darauf gibt es naturwissenschaftliche und eine spirituelle Antworten.
Ungeklärt ist immer noch, welche der beide Antworten glaubwürdiger ist.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es geht um die Antwort auf eine Frage, nicht um geistige Interpretationen.
Es geht darum, was der Fall ist.
Nein, darum geht es nicht.
Es geht lediglich um eine Antwort auf die alte menschliche Frage nach unserer Herkunft.
closs hat geschrieben:Naturwissenschaftliche Fragen führen zu Antworten - geistige Fragen führen zu Antworten.
Soll ich dir jetzt vertrauen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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closs
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von closs »

Pluto hat geschrieben:Dann bitte ich um die Begründung.
Eine Welterklärung, bei der die Schöpfung aus einer höheren Ebene kommt, ist zumindest einmal nicht unlogisch - es ist eine von mehreren Möglichkeiten. - Die Rationalität besteht darin, dass ein solches System widerspruchsfrei erklärbar ist.

Das ist das eine. - Das andere ist, dass es geistige Zusammenhänge gibt, die dies bei entsprechender Sicht logisch nahelegen. Aber das wäre jetzt ein dickes Brett und der Tag ist fortgeschritten - aber das hatten wir auch schon öfter mal zum Thema.
Pluto hat geschrieben:Wo habe ich das bezweifelt?
Du hast etwas mit "rational" gesagt - es klang so, als sei nur das naturalistische System rational.
Pluto hat geschrieben:Darf ich erinnern dass es sich bei den zwei Ebenen um DEIN Gedöns handelt?
Das sind zwei Gedönse. - Aber im Gegensatz zu Dir stelle ich die Kohärenz Deines Systems nicht in Frage.
Pluto hat geschrieben:Es reicht wenn du die Methode deiner Wahl einfach erläuterst.
Das wäre die Frage oben: Es ist unter geistigen Gesichtspunkten naheliegend - aber dafür bedarf es eines geeigneten Einstiegs, der im Materialismus nicht vorgesehen ist.
Pluto hat geschrieben:Ungeklärt ist immer noch, welche der beide Antworten glaubwürdiger ist.
Wie willst Du das entscheiden. - Der geistige Mensch würde sagen: Das naturalistische Weltbild ist in sich geschlossen und deshalb als solches glaubwürdig. - Und: Das geistige Weltbild ist unverzichtbar, wenn man geistig orientiert ist. - WELCHES der geistigen Weltbilder dann am glaubwürdigsten ist, ist in der Tat eine Diskussion.
Pluto hat geschrieben:Es geht lediglich um eine Antwort auf die alte menschliche Frage nach unserer Herkunft.
Geistig oder biologisch?
Pluto hat geschrieben:Soll ich dir jetzt vertrauen?
Anders geht's nicht: Dinge, die man nicht falsifizieren kann, für deren Existenz aber trotzdem einiges spricht, kann man nur über Vertrauen approachen.
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Pluto
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto »

closs hat geschrieben:Die Rationalität besteht darin, dass ein solches System widerspruchsfrei erklärbar ist.
Genau daran zweifle ist. Zumindest ist sie nicht rational.
closs hat geschrieben:Das andere ist, dass es geistige Zusammenhänge gibt, die dies bei entsprechender Sicht logisch nahelegen.
Kannst du Beispiele nennen?
closs hat geschrieben:Aber das wäre jetzt ein dickes Brett und der Tag ist fortgeschritten - aber das hatten wir auch schon öfter mal zum Thema.
Eben, die Frage steht noch unbeantwortet im Raum.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wo habe ich das bezweifelt?
Du hast etwas mit "rational" gesagt - es klang so, als sei nur das naturalistische System rational.
Rational ist ein anderes Wort für vernünftig. Unter vernünftige Erklärungen verstehe ich Solche die intersubjektiv nachvollziehbar sind.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Darf ich erinnern dass es sich bei den zwei Ebenen um DEIN Gedöns handelt?
Das sind zwei Gedönse. - Aber im Gegensatz zu Dir stelle ich die Kohärenz Deines Systems nicht in Frage.
Halten wir also fest, dass das mit den zwei Ebenen nicht nachweisbar ist.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es reicht wenn du die Methode deiner Wahl einfach erläuterst.
Das wäre die Frage oben: Es ist unter geistigen Gesichtspunkten naheliegend - aber dafür bedarf es eines geeigneten Einstiegs, der im Materialismus nicht vorgesehen ist.
Die Frage ist, ob es eine spirituelle Alternative zum wissenschaftlichen Methodik gibt, die anwendbar ist. Ich meine es gibt sie nicht.
Spiritualität baiert auf persönlicher Erfahrung und ist daher von Illusion nicht unterscheidbar.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ungeklärt ist immer noch, welche der beide Antworten glaubwürdiger ist.
Wie willst Du das entscheiden.
Oh... das ist ganz einfach.
Die glaubwürdigere Antwort ist diejenige die die größte Übereinstimmung mit den Beobachtungen aufweist.
closs hat geschrieben:Der geistige Mensch würde sagen: Das naturalistische Weltbild ist in sich geschlossen und deshalb als solches glaubwürdig.
Das mag ja sein, aber die Frage ist nicht spirituell, sondern sehr materiell: Es geht um die Herkunft der Menschheit.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es geht lediglich um eine Antwort auf die alte menschliche Frage nach unserer Herkunft.
Geistig oder biologisch?
Weder noch. — Versuchs mal wissenschaftlich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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closs
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von closs »

Pluto hat geschrieben: Zumindest ist sie nicht rational.
Wie kommst Du darauf? - Was verstehst Du unter "rational"?

"Mit Rationalität (von lateinisch rationalitas ‚Denkvermögen‘, abgeleitet von ratio ‚Berechnung‘, ‚Vernunft‘) wird ein vernunftgeleitetes und an Zwecken ausgerichtetes Denken und Handeln bezeichnet" (wik).

"Der Begriff Vernunft bezeichnet in seiner modernen Verwendung die Fähigkeit des menschlichen Denkens, aus den im Verstand durch Beobachtung und Erfahrung erfassten Sachverhalten universelle Zusammenhänge der Wirklichkeit durch Schlussfolgerung herzustellen" - das wäre DEINE Baustelle - aber es heisst weiter: "Neben dieser menschlichen, subjektiven Vernunft (theoretische oder epistemologische Vernunft) nahmen einige Philosophen die Existenz einer objektiven Vernunft an; ein die Welt durchwaltendes und ordnendes Prinzip (metaphysische oder kosmologische Vernunft – Weltvernunft, Weltgeist, Logos, Gott)" (wik) - das wäre MEINE Baustelle.
Pluto hat geschrieben:Kannst du Beispiele nennen?
Ich könnte mit viel Aufwand das erklärend versuchen, was die großen Denker seit 2.500 Jahren gemacht haben - aber das ist mir jetzt zu viel (und vielleicht auch für mich überfordernd). - Es geht um die Grundfragen des Seins und dessen objektiver Vernunft.
Pluto hat geschrieben:Unter vernünftige Erklärungen verstehe ich Solche die intersubjektiv nachvollziehbar sind.
Das ist EINE Variante, die in sich aber nicht hinreichend (nicht einmal notwendig) ist. - Ich würde es sogar für un-vernünftig erachten, dass man Wahrnehmung ("intersubjektiv nachvollziehbar") zum Maßstab für Vernunft macht - denn das hieße, dass alles, was sich einem nicht erschließt, nicht vernünftig sei - so billig darf man nicht wegkommen.
Pluto hat geschrieben:Halten wir also fest, dass das mit den zwei Ebenen nicht nachweisbar ist.
Mit Mitteln des Kritischen Rationalismus nicht - sondern wie immer nur auf Basis von Setzungen.
Pluto hat geschrieben:Spiritualität baiert auf persönlicher Erfahrung und ist daher von Illusion nicht unterscheidbar.
Mit Mitteln des Kritischen Rationalismus nicht. - Jenseits unserer Wahrnehmungs-Möglichkeiten besteht der Unterschied darin, dass Spiritualität mit einem objektiven Faktum verbunden ist, während Illusion mit einem subjektiven Faktum verbunden ist. - Was nicht ausschließt, dass sich Spiritualität irrigerweise mit Subjektivem verbindet.
Pluto hat geschrieben:Die glaubwürdigere Antwort ist diejenige die die größte Übereinstimmung mit den Beobachtungen aufweist.
Damit meinst Du objektivierbare Beobachtungen - nein, Du sprichst von ZWEI Systemen und wendest schon wieder die Methodik des EINEN System auf BEIDE Systeme an. - So kann man nicht entscheiden.

Zumal die Entscheidung eh witzlos ist - denn: "Glaub-würdig" kann nur sein, was sich dem Wissen entzieht. Der Satz 2+2=4 ist NICHT glaub-würdig, weil er gewusst ist. - Glaub-würdig kann das sein, was sich dem objektiven Wissen des Menschen entzieht - man könnte also fragen: "Was ist glaubwürdiger? Christentum oder Islam?". - Aber man kann nicht fragen: " "Was ist glaubwürdiger? Multiplikation oder Division?"
Pluto hat geschrieben:Das mag ja sein, aber die Frage ist nicht spirituell, sondern sehr materiell: Es geht um die Herkunft der Menschheit.
Woher willst Du wissen, dass die Herkunft des Menschen nicht geistiger Natur ist?
Pluto hat geschrieben:Versuchs mal wissenschaftlich.
Bestimmt sehr interessant. - Aber das sagt doch nichts über geistige Fragen aus.
Babs
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Babs »

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass C.G. Jung ein esoterischer Mystiker war, ist klar
Belege?
zum Beispiel seine autobiografischen Notizen "Erinnerungen, Gedanken, Träume" (oder die drei Worte in anderer Reihenfolge). Ein sehr schönes Buch!

gruss, barbara
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Savonlinna »

ThomasM hat geschrieben:Hallo Savonlinna

Nach einigen sidetracks und einer jetzt auch noch enstehenden Diskussion über die Person Jungs, hast du wieder etwas sehr wichtiges über die Methodik geschrieben
Savonlinna hat geschrieben:
Angenommen, das Forschungsprojekt "Alle Sprachen dieser Welt auf ihre Tiefenstruktur bringen und dann die Tiefenstruktur aller Tiefenstrukturen bilden" wäre gelungen, dann hätte man gemeinsame Komponenten herausgefiltert, die allen Sprachen zugrunde liegen.

Und dann erst kommt der Deutungsakt: Was haben wir da über dieses faktische Ergebnis hinaus herausgefunden?
Die einen sagen vielleicht: Nun wissen wir, wie ein Teil des menschlichen Gehirns funktioniert.
Andere: Nun wissen wir, wie Gott funktioniert.
Noch andere: Nun wissen wir, wie die Gene funktionieren.

Das sind samt und sonders weltanschauliche - mitunter auch ideologische - Deutungen, die den Boden der Wissenschaft damit verlassen haben.
Du hast dieses Beispiel über die Erforschung der Tiefenstruktur gebracht als Beispiel eines geisteswissenschaftlichen Forschungsprojektes, das sich einer bestimmten Idee, einem bestimmten Ziel verschrieben hat.
In dieser Struktur ist es analog zu jedem naturwissenschaftlichen Forschungsprojekt. Man wird von einer Idee gefangen genommen und setzt sich das Ziel, diese Idee zu beweisen oder zu zeigen.
Wieso zeigt mein Beispiel, dass man da eine Idee beweisen oder zeigen will?
Es soll erst herausgefunden werden, wie diese Tiefenstruktur beschaffen ist. Oder übersehe ich etwas?
ThomasM hat geschrieben: Hier kommt closs ins Spiel. Sein Einwand "da wurde Gott von Beginn an rausdefiniert", hast du abgewehrt, ich würde ihm in einem bestimmten Sinn zustimmen.
Ich würde sagen "da MUSSTEN wir Gott von Beginn an rausdefinieren", weil sich ein Begriff wie Gott und eine wissenschaftliche Methodik nicht vertragen.
Zumindest ist das bei der naturwissenschaftlichen Methodik so. Will ich naturwissenschaftlich korrekt vorgehen, muss ich Gott links liegen lassen, sonst wird meine Methodik von Beginn an torpediert und ich erreiche gar nichts.
Ich kann mich jetzt zwar nicht konkret erinnern, dass ich das bei closs abgewehrt habe, aber ich bin in diesem Zusammenhang tatsächlich anderer Meinung. Die ist aber schwer zu vermitteln.

Ich versuche es:
Ich muss "Gott" da nicht rausdefinieren, weil ich auch nicht extra "Seelenschmerz" oder "Liebe" rausdefinieren muss. Die gehören von Haus aus da nicht rein. Der "methodische Atheismus" - der als Gedanke da vielleicht hintersteckt -, ist für mich ein faules Ei. Es gibt keinen methodischen Atheismus, weil eine Methode eben nie eine Weltanschauung ist. Eine wissenschaftliche Methode ist eben niemals atheistisch oder christlich oder buddhistisch. Wir müssen bei der Wissenschaft also auch nicht extra den Buddhismus rausdefinieren.
Das wäre nur dann nötig, wenn die Wissenschaft normalerweise buddhistisch wäre. Ist sie aber nicht, und sie ist auch normalerweise nicht religiös.
Puh, ich hoffe mein Unbehagen dabei formuliert zu haben.
Dieses "Rausdefinieren" verunreinigt die Wissenschaft nach meinem Gespür, weil sie dieses Rausdefinieren offenbar dann braucht.
ThomasM hat geschrieben:Nun habe ich versucht, über dein Beispiel mit der Tiefenstruktur etwas zu lesen - und bin kläglich gescheitert.
Allein die Sätze, die in Wikipedia und Co formuliert sind gehen über mein Verständnis hinaus. Ich lese diese Sätze zehn Mal und vermag immer noch keinen Sinn zu erkennen. Das ist einfach nicht meine Sprache.
Die Frage, die mich bewegt ist folgende:
Diese Sache mit der Tiefenstruktur ist angelegt als geisteswissenschaftliches Projekt.
Zum blau Unterlegten:
Das kann man so nicht sagen. Ich habe es hier in diesen Thread eingefügt, weil hier Natur- und Geisteswissenschaften thematisiert werden und der Strukturalismus mir innerhalb der Germanistik begegnet ist. Der Strukturalismus stammt ursprünglich aus der Linguistik und wurde dann von der Soziologie, der Anthropologie und auch den Literaturwissenschaften aufgegriffen und weiterentwickelt; ebenfalls von der Psychologie.

Seine Methodik grenzt aber - und das sage ich im Moment nur aus einer vagen Erinnerung - zumindest bei einigen Autoren an die Kybernetik und später vermutlich auch an die Informatik.
Gestern hat man mir in meiner neuen Wohnung die letzten Regale angeschraubt, ich kann nun meine Bücher sortieren und sie dadurch endlich auch wiederfinden, kann also endlich wieder nachlesen. :D
ThomasM hat geschrieben:Welche methodischen Elemente werden verwendet, um zu einem Ergebnis zu kommen? Gibt es Analogien zu den Themen "Theoriebildung", "Vorhersagen" "Experiment" usw. oder sind das ganz eigene Elemente, die da verwendet werden?
Tatsächlich stehen mir ohnehin solche methodischen Elemente sehr fern, ich kann damit nicht viel anfangen. Wenn sie also eine Rolle dabei spielen, ist mir das zumindest nicht aufgefallen. Ich werde es aber nachlesen. Und da ich einen Informatiker im nahen Bekanntenkreis habe, werde ich auch ihn damit löchern beim nächsten Treffen.
Ich bitte also um etwas Geduld, ich werde es bestimmt nicht vergessen, dazu hier etwas Informativeres zu schreiben.
Werde auch bei Wikipedia nachgucken, warum das so unverständlich geschrieben wurde da.
ThomasM hat geschrieben:Und: Wie allgemeingültig ist diese Beispiel für die Literaturwissenschaft oder gar die Geisteswissenschaft?
Allgemeingültige Theorien gibt es weder in der Sprachwissenschaft noch in der Literaturwissenschaft noch in der Psychologie noch in der Soziologie.
Der Strukturalismus wurde aber meines Wissens in sämtlichen Disziplinen aufgegriffen, verändert, weiterentwickelt. Die Systemtheorie, die heute in allen Disziplinen eine Rolle spielt, ist zum Beispiel so ein Ableger.

Insgesamt gehört das in den "linguistic turn", der - sage ich mal etwas tollkühn - mit der Kopernikanischen Wende zu vergleichen ist.
In allen Disziplinen - auch in den naturwissenschaftlichen - wurde begriffen, dass alles mit "Sprache" zu tun hat, Sprache in weitem Sinn.
Hier ein Wikipedia-Artikel zu dem "linguistic turn":
http://de.wikipedia.org/wiki/Linguistische_Wende

Ich werde über all das noch genauer nachdenken und nachlesen und melde mich dann wieder. :)
ThomasM
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Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von ThomasM »

Hallo Savonlinna
Savonlinna hat geschrieben:
Wieso zeigt mein Beispiel, dass man da eine Idee beweisen oder zeigen will?
Es soll erst herausgefunden werden, wie diese Tiefenstruktur beschaffen ist. Oder übersehe ich etwas?
Die Idee ist, dass es so etwas wie eine Tiefenstruktur überhaupt gibt. Ziel wäre es, dies zu zeigen, indem man deren Beschaffenheit studiert.
Savonlinna hat geschrieben: Ich versuche es:
Ich muss "Gott" da nicht rausdefinieren, weil ich auch nicht extra "Seelenschmerz" oder "Liebe" rausdefinieren muss. Die gehören von Haus aus da nicht rein. Der "methodische Atheismus" - der als Gedanke da vielleicht hintersteckt -, ist für mich ein faules Ei. Es gibt keinen methodischen Atheismus, weil eine Methode eben nie eine Weltanschauung ist. Eine wissenschaftliche Methode ist eben niemals atheistisch oder christlich oder buddhistisch. Wir müssen bei der Wissenschaft also auch nicht extra den Buddhismus rausdefinieren.
Mein Verständnis ist, dass jemand auf die Idee kommen kann, Gott (oder eine andere weltanschauliche Komponente) als Teil der Methodik zu sehen. Da könnte man dann sagen "die von Gott geschriebene Bibel gibt uns die Ergebnisse vor und Ziel muss es sein, diese Ergebnisse nachzuvollziehen".
Wenn man das als methodisches Vorgehen so definiert, bekommt man durchaus auch Ergebnisse. Sogar mit Peer Review und allem formalen Klimbim. Was die Ergebnisse wert sind, mag jeder selbst entscheiden. Mein Punkt wäre, dass solche methodischen Ansätze nicht erlaubt sind, zumindest dann nicht, wenn man sich ernsthaft Naturwissenschaft nennen will.
Savonlinna hat geschrieben: Tatsächlich stehen mir ohnehin solche methodischen Elemente sehr fern, ich kann damit nicht viel anfangen. Wenn sie also eine Rolle dabei spielen, ist mir das zumindest nicht aufgefallen. Ich werde es aber nachlesen. Und da ich einen Informatiker im nahen Bekanntenkreis habe, werde ich auch ihn damit löchern beim nächsten Treffen.
Ich bitte also um etwas Geduld, ich werde es bestimmt nicht vergessen, dazu hier etwas Informativeres zu schreiben.
Danke.
Es wäre interessant, wenn hier auch eine abstraktere Charakterisierung der wesentlichen Elemente möglich wäre. Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass sich diese zentralen Elemente der Naturwissenschaft in der Geisteswissenschaft wiederfinden.
Savonlinna hat geschrieben: Insgesamt gehört das in den "linguistic turn", der - sage ich mal etwas tollkühn - mit der Kopernikanischen Wende zu vergleichen ist.
In allen Disziplinen - auch in den naturwissenschaftlichen - wurde begriffen, dass alles mit "Sprache" zu tun hat, Sprache in weitem Sinn.
Hier ein Wikipedia-Artikel zu dem "linguistic turn":
http://de.wikipedia.org/wiki/Linguistische_Wende
Ich habe den Begriff noch nicht gekannt. Aber eine der größten Beweise des letzten Jahrhunderts (Gödels Beweis der Unvollständigkeit der Mathematik) ist interessanterweise dadurch gelungen, dass Gödel einen mathematischen Beweis als Aneinanderreihung von Zeichen (Buchstaben) betrachtete. Mathematik als Sprache eben.
Allerdings ist es nicht möglich, mit Mathematik ein Gedicht zu schreiben. Also offensichtlich ist Mathematik keine "vollständige" Sprache, was gleichzeitig ihre stärkste Einschränkung und ihr stärkster Vorteil ist.

Gruß
Thomas

P.S.
In der Zeit beschwert sich eine Geisteswissenschaftlerin, dass sich die Geisteswissenschaften ständig an den Naturwissenschaften messen lassen müssen
http://www.zeit.de/2015/16/geisteswisse ... en-bologna
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.
Savonlinna
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Savonlinna »

barbara hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass C.G. Jung ein esoterischer Mystiker war, ist klar
Belege?
zum Beispiel seine autobiografischen Notizen "Erinnerungen, Gedanken, Träume" (oder die drei Worte in anderer Reihenfolge). Ein sehr schönes Buch!

gruss, barbara
Danke.
Ausgerechnet das kenne ich nicht von ihm.
Wohl deswegen, weil ich mir immer zunächst die Werke selber vornehme, auch Interpretationen durch andere meist aus dem Weg gehe. Und Autobiographischem stehe ich auch recht skeptisch gegenüber. Wenn überhaupt, dann lese ich das ganz, ganz zum Schluss.
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto »

closs hat geschrieben:"Der Begriff Vernunft bezeichnet in seiner modernen Verwendung die Fähigkeit des menschlichen Denkens, aus den im Verstand durch Beobachtung und Erfahrung erfassten Sachverhalten universelle Zusammenhänge der Wirklichkeit durch Schlussfolgerung herzustellen" - das wäre DEINE Baustelle - aber es heisst weiter: "Neben dieser menschlichen, subjektiven Vernunft (theoretische oder epistemologische Vernunft) nahmen einige Philosophen die Existenz einer objektiven Vernunft an; ein die Welt durchwaltendes und ordnendes Prinzip (metaphysische oder kosmologische Vernunft – Weltvernunft, Weltgeist, Logos, Gott)" (wik) - das wäre MEINE Baustelle.
Der Artikel beschreibt im Weiteren diese Vernunft nicht als metaphysisch, sondern als menschlich.

Zitat aus dem Artikel:
Mit Kant kam endgültig der Vernunft ihre Bedeutung als dem gegenüber dem Verstand höheren Erkenntnisprinzip zu. Er definierte den Verstand als das an Sinneseindrücke gebundene, aposteriorisch arbeitende Erkenntnisvermögen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Unter vernünftige Erklärungen verstehe ich Solche die intersubjektiv nachvollziehbar sind.
Das ist EINE Variante, die in sich aber nicht hinreichend (nicht einmal notwendig) ist.
Als die einzig empirisch Nachvollziehbare, muss sie uns genügen. Oder hast du etwas Besseres anzubieten?
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Halten wir also fest, dass das mit den zwei Ebenen nicht nachweisbar ist.
Mit Mitteln des Kritischen Rationalismus nicht - sondern wie immer nur auf Basis von Setzungen.
Der KR braucht keine Axiome (Setzungen), mit Ausnahme der Existenz der Welt, und diese wird man nicht leugnen können ohne sich als Solipsist zu outen.
closs hat geschrieben:Jenseits unserer Wahrnehmungs-Möglichkeiten besteht der Unterschied darin, dass Spiritualität mit einem objektiven Faktum verbunden ist, während Illusion mit einem subjektiven Faktum verbunden ist. - Was nicht ausschließt, dass sich Spiritualität irrigerweise mit Subjektivem verbindet.
Das beantwortet nicht die Frage, wie man subjektive Wahrnehmung von Illusion unterscheidet.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die glaubwürdigere Antwort ist diejenige die die größte Übereinstimmung mit den Beobachtungen aufweist.
Damit meinst Du objektivierbare Beobachtungen - nein, Du sprichst von ZWEI Systemen und wendest schon wieder die Methodik des EINEN System auf BEIDE Systeme an. - So kann man nicht entscheiden.
Ich spreche von einem einzigen System. Dass es mehrere Systemebenen gibt, ist eine Behauptung von dir, die du erst einmal nachweisen müsstest.
closs hat geschrieben:Zumal die Entscheidung eh witzlos ist - denn: "Glaub-würdig" kann nur sein, was sich dem Wissen entzieht.
Das sind Wortspiele die nicht hierher gehören.
closs hat geschrieben:Der Satz 2+2=4 ist NICHT glaub-würdig, weil er gewusst ist. - Glaub-würdig kann das sein, was sich dem objektiven Wissen des Menschen entzieht - man könnte also fragen: "Was ist glaubwürdiger? Christentum oder Islam?". - Aber man kann nicht fragen: " "Was ist glaubwürdiger? Multiplikation oder Division?"
Darum geht es nicht.
Es geht darum, dass wir zwei Antworten auf ein und dieselbe Frage (nach der Herkunft des Menschen) erhalten.
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das mag ja sein, aber die Frage ist nicht spirituell, sondern sehr materiell: Es geht um die Herkunft der Menschheit.
Woher willst Du wissen, dass die Herkunft des Menschen nicht geistiger Natur ist?
Weil du und ich Eltern und Großeltern haben, usw. tausende Generationen in die Vergangenheit, existieren wir materiell (in der Natur).
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Versuchs mal wissenschaftlich.
Bestimmt sehr interessant. - Aber das sagt doch nichts über geistige Fragen aus.
Ich bin versucht zu fragen, "Gibt es geistige Fragen, und falls ja, sind die Antworten darauf nicht beliebig?"
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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sven23
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Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben:Eine Welterklärung, bei der die Schöpfung aus einer höheren Ebene kommt, ist zumindest einmal nicht unlogisch - es ist eine von mehreren Möglichkeiten. - Die Rationalität besteht darin, dass ein solches System widerspruchsfrei erklärbar ist.
Eben, und das ist sie ja gerade nicht.
closs hat geschrieben: Anders geht's nicht: Dinge, die man nicht falsifizieren kann, für deren Existenz aber trotzdem einiges spricht, kann man nur über Vertrauen approachen.
Ich habe mich dem Spaghettimonster "approacht" und ich muß sagen: Ich vertraue dem Spaghettimonster nicht. :lol:
closs hat geschrieben: Woher willst Du wissen, dass die Herkunft des Menschen nicht geistiger Natur ist?
Weil bisher noch keine geistige Fortpflanzung beobachtet wurde. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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