Zum Talmud hatte ich mal in einem anderem Forum einen User befragt. Was hälst Du von seiner Antwort? Ich bin für diese meiner Meinung nach kundige Erläuterung sehr dankbar. Darin heißt es u.a.:2Lena hat geschrieben:@ Hemul
Wenn du im "üblichen" Klischee denkst, dann sagen dir die Bücher des Talmuds "nichts"!
Interessanterweise wird die pharisäische "Überlieferung" in Mat 15:1-2 erwähnt, welcha zur Jesu Zeit m. W. nur mündlicher Natur war. Diese mündlichen Überlieferungen der pharisäischen Rabbiner bildeten die Grundlage der rabbinischen Mischna (hebr. מִשְׁנָה, „Wiederholung“) welche im 2. Jhd. von Rabbi Jehuda ha-Nasi (hebr. יהודה הנשיא) zusammengestellt wurde.Im 1-2. Jahrhundert nach der Zeitenwende wurde die mündliche Tora, d.h. genauer gesagt der pharisäische Konsens der Auslegung der Tora in der Mischna (= Wiederholung) schriftlich niederlegt.
Liege ich mit folgender Darstellung richtig, oder ist mir ein Fehler unterlaufen:Fussnute der ELB zu zum Begriff "Überlieferung":
Vorschriften, die über das Gesetz hinaus das Leben bis ins Einzelne regelten und einengten und mit denen sich besonders die Schriftgelehrten beschäftigten; die Pharisäer bemühten sich, die Überlieferungen genau zu halten.
- Torah (Weisung)
- Tanach (mit Torah als "Fundament", hinzu kommen Nevi’im {Propheten} u. Ketuvim {Schriften})
- Talmud (mit Tanach {inkl. Torah} als Fundament, hinzu kommen die Mischna und die vielen Bände der rabbinischen Gemara).
Beim Christentum entfallen die Mischna und die Gemara, dafür kommt das Neue Testament hinzu.
@C.Baer erklärte mir weiter:
Beim Talmud handelt es sich also um Schriften, welche in der Diaspora nach der Vollendung der Bibel niedergeschrieben und so dem Judenntum hinzugefügt wurden (wobei die Mischna ihren Ursprung schon in der mündlichen Überlieferung der Pharisäer hatte).Auf Basis von Tora + Mischna entstanden bis zum 5. bzw. 7. Jahrhundert der (später wenig einflussreiche) Jerusalemer Talmud und der (heute als der Talmud bekannte) Babylonische Talmud.
Diese Werke fügen der Mischna die Gemara hinzu: dokumentierte Diskussionen der Rabbinen zu den einzelnen Fragen des Gesetzes - Diskussionen die ein weites Feld abdecken bis hin zu kleinen religiösen Legenden und Gleichnissen, verschiedene Meinungen anbieten und am Ende manchmal mehr als eine Position gleichberechtigt gelten lassen.
Was, wird denn In den Evengelien von Matthäus und Lukas etwa nicht eindeutig die jungräuliche Empfängnis durch Heiligen Geist verkündet?2Lena hat geschrieben:Hemul, du kannst den Legenden des Judentums nicht mit deinen Bibelsprüchen begegnen. Heraus kommt das übliche "Geplänkel": Es sind Meilen Unterschiede zwischen den *inneren Inhalten der Bibel. Für dich stürzt eine Welt ein, wenn deine Bibel nicht stimmt. Du wirst nicht damit fertig, dass eine Jungfrau Jesus geboren hat.
Das hebräische 'ʽalmáh (עלמה) bezieht sich auf ein Mädchen oder eine junge Frau im heiratfähigem Alter und kann sich meines Wissens durchaus auf eine Jungfrau beziehen (s. bitte Jesaja: Junge Frau oder Jungfrau?).
(In Gen 24:16 wird Rebekka als bethuláh (Jungfrau) bezeichnet. In Gen 24:43 wird sie als haʽalmáh (das „herangereifte Mädchen“) bezeichnet, womit an dieser Stelle weiterhin die selbe Jungfrau gemeint ist.)
Diesen "Widerspruch" kann man meiner Meinung nach plausibel durch das hellenistisch-soziokulturelle Umfeld der Antike aufklären, indem es laut Frédéric Godet verpönt war in Genealogien Frauen aufzuführen.2Lena hat geschrieben:... und du Martinus merkst es immer noch nicht, dass Jesu Stammbaum "falsch" ist. Jakob zeugt Josef, den Mann von Maria ... aber wozu ist das Geschlechtsregister von "Josef"?
In Lukas 3 ist Josefs Vater ein Sohn Eli's.
Ihr seht das als Fehler an. Weil ich den Sinn des Geschlechtsregisters kenne, ist es für mich kein Fehler.
Für mich ist diese Erklärung einleuchend.„Durch die genauere Erwägung des Texts wird also das Ergebniß bestätigt, auf welches uns von Anfang an das Fehlen des Artikels vor ’Ιωσήφ [Iōsḗph] geführt hat: das Geschlechtsregister des Lucas ist das des Eli, des Großvaters Jesu; und die Abstammung Jesu durch Eli, wie sie hier ausdrücklich der durch Joseph entgegengesetzt wird, sich darstellt, kann nach Lucas’ Sinn nur seiner Abstammung durch Maria entsprechen. Warum aber nennt er nicht Maria und geht unmittelbar von Jesu auf seinen Großvater über? Nach dem Gefühl des Alterthums ziemte es sich nicht, die Mutter als Glied der genealogischen Kette zu nennen. Bei den Griechen war man Sohn seines Vaters, nicht seiner Mutter; und so ist auch das jüdische Sprichwort: Genus matris non vocatur genus [„Der Nachkomme der Mutter wird nicht (ihr) Nachkomme genannt“] (Baba bathra, 110, a)“