Hallo ThomasM
Warst du gläubig oder hast du nur ein kulturelles Erbe aufgesogen?
Beides - erst kulturell angenommen, dann in Glauben überführt, dann in festen Glauben, aber ohne fundamentalistische Züge.
Ich ging keiner religiösen Diskussion aus dem Weg. Ich beschäftigte mich mit dem Glauben.
Bis mir Gott begegnete und er mich umpolte.
Also: Wenn du ungläubig bleiben willst, dann hüte dich vor zu viel Nachdenken.
Ich hatte auch viel diskutiert - und mich ausführlich mit meinem Glauben beschäftigt. Aber ich begann früh, nachzudenken. Bei mir ist es umgekehrt - je mehr ich nachgedacht habe, umso mehr wurde mir klar, dass der Glaube an Gottheiten (oder einen davon) nicht zur Natur passt, nicht passen kann. Das lief unabhängig von Kritik an irgendwelchen Bibelpassagen.
Also: wenn du deinen Glauben nicht verlieren willst, dann hüte dich vor zu viel Nachdenken.
Es waren so etwa 1.500 Jahre. Das Christentum wurde so um 400 Staatsreligion und verlor endgültig die meiste weltliche Macht um 1800. Du solltest auf den Gedanken kommen, dass es da einen Zusammenhang gibt.
Klar, das ist selbstredend. Ich schrieb ja "knapp" 2000 - 2000 klingt pathetischer.
Hier widersprichst du dir.
Glaubst du jetzt dass es Gott gibt, willst aber deinen Unglauben beweisen, indem du ihn zu einem bösen Gott machst?
Oder glaubst du, dass es ihn nicht gibt, woraus eigentlich messerscharf folgt, dass die Morde NICHT von Gott begangen wurden, sondern von Menschen. Und dass Menschen zu Massenmördern werden, ist nun wahrlich nichts ungewöhnliches.
Nein, ich glaube nicht, dass es Gott gibt. Und ich will meinen Unglauben nicht dadurch beweisen, dass ich ihn zu einem bösen Gott mache. Ich beobachte die Natur (was Gläubige "Schöpfung" nennen) und ich sehe diese "Schöpfung" wie sie ist. Mit all ihren Fehlern, mit ihrer Grausamkeit, mit allen Konsequenzen. Wäre die Natur göttlichen Ursprungs, müsste dieser Gott entweder Teildillettant sein, weil er doch so einige grobe Fehler gemacht hat oder er hätte einen schrägen Humor und wäre doch sehr sadistisch veranlagt. Das passt alles nicht zusammen.
Ohne Schüpfer ergibt die Natur mehr Sinn, ist plausibler. Und nur für das Schließen von Erkenntnislücken (die ersten 10 hoch minus sonstwas Sekunden nach dem Urknall oder Entstehung von Leben) einen Gott zu verwenden - naja.
Und dann sehe ich zudem, dass die ganzen Gottesbilder klar vom Menschen geschaffen wurden. Dass die "Heiligen Schriften" auch nicht göttlichen Ursprungs sein können. Und das bestätigt mir dann, dass das Konstrukt Gott bene genau das ist - ein Konstrukt.
Und dann sehe ich die "Gläubigen", ie ich so in den Glauben hineinsteigern, dass sie wegen ihres Glaubens Leid verursachen. Oder anderen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben, was sie zu denken haben, was erforscht werden darf und ob man überhaupt die Natur beobachten darf (da die Natur, wie sie ist, der jeweiligen Heiligen Schrift widerspricht). Und das zeigt erneut, dass das alles menschengemacht ist.
Für mich ist da kein Widerspruch.
Die richtige Frage ist vielmehr, warum ein Glaube an Gott den Menschen nicht die Kraft gibt, den Gewalttaten in sich zu widerstehen.
Auch diese Frage ist berechtigt. Und die Antwort ist simpel - weil Glaube bis auf Selbsttherapie in Krisenzeiten wenig bringt und oft im Gegenteil einen so aus der Realität herauszieht, Denkblockaden verursacht und sich ins Radikale steigern kann und dann ein Brandbeschleuniger ist. In kleinen Dosen kann Glaube Menschen dazu bringen, Gewalttaten zu widerstehen. Da steht die Angst vor dem Gott, der ja ach so verständnisvoll sein soll, im Vordergrund. Diese Gottesfurcht ist evolutiv sinnvoll, da so Verhaltensregeln zementiert werden können. Sind diese für die Gesellschaft vorteilhafrt wie die 10 Gebote, setzt sich das durch. Die Gesellschaft ist erfolgreicher als andere Gesellschaften (soziologische Evolution).
Glaube kann hilfreich sein, wird aber gefährlich, wenn er zu extrem ausgeprägt ist. Wir sind da offensichtlich anfällig (auch Glaube an Systeme / ideologien).
Wäre es nicht eine bessere Idee, gegen die Realität des Bösen zu kämpfen, indem man dafür sorgt, dass man selbst nicht so ist? Und zwar egal, in welcher Form das Böse auftaucht, sei es als extremistischer Christ oder als Satanist.
Was würde dir die Kraft dazu geben?
Die Frage ist, was das Böse ist. Das ist der springende Punkt. Für mich sind die Menschenrechte im Vordergrund. Für fanatische Gläubige sind die (leider) oft irrelelvant, da diese ja den Menschen in den Mittelpunkt stellen, was für ganz Extreme bereits satanistisch ist.
Für mich ist weder Homosexualität böse, noch ist für mich Fetischismus böse, noch BDSM, noch Polygamie, aber auch nicht Monogamie oder Enthaltsamkeit. Böse ist für mich, wenn jemand geschädigt wird. Wird jemand z. B. zu Polygamie gesellschaftlich gezwungen, der das nicht mag, so ist das "böse". Wird jemand zur Monogamie gezwungen, weil das gesellschaftlich vorgeschrieben ist, finde ich das "böse".
Wird Menschen psychisch oder physisch Leid angetan, finde ich das böse. Legt jemand Tarotkarten, finde ich das nicht böse. Nur dann, wenn er bei anderen Leidensdruck erzeugt, weil er das, was er aus den Karten liest, als ultimative Wahrheit verkauft. Ähnliches betrifft den Glauben, wenn der zu Missionarseifer führt.
Ich habe Kraft dazu. Ich setze mich für Menschenrechte ein. Ich setze mich für Toleranz ein, für das Antidiskriminierungsgesetz. Und ich setze mich dafür ein, dass wir säkular bleiben und Glaubensgemeinschaften nicht noch mehr Einfluss auf den Staat haben. Ich setze mich auch für Religionsfreiheit ein, weil auch das ein Grundrecht ist.
Die Kraft dazu kommt aus mir selbst. Ich habe mich schon immer engagiert, wenn es um das Beheben von Missständen geht und wenn es um Fairnis geht.