Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29"Kann" oder "ist"? Gibt es ganz konkret eine vernünftige Begründung für eine "falsche" Beobachtungsvorhersage aus dem Modell oder sind wir bei "hätte", "wäre"?
Wir sind beim Potentialis, weil die HP offenbar noch kein "festes" Modell hat, sondern sich als Erfahrungs-Diszplin versteht: "Wir sehen an den Patienten: It works - aber wir wissen noch nicht genau, warum".
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Stattdessen frage ich nach einer Referenz. Und schon ist "Ruhe im Karton".
Beim 40%-Beispiel wäre es anders:
1) Es ist genauso verleumderisch.
2) Es gibt eine Referenz, nämlich eine formal ordentliche Studie, allerdings mit unterirdischer Defintion des Wortes "extremistisch". - Pragmatisch würde man sagen "Vorsätzliche Täuschung unter Wahrung wissenschaftlicher Form".
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Du hast Dich damit zu beschäftigen, damit Dir die Grundlagen zumindest in der Form als rezipierte Aussagen erst einmal verfügbar sind.
Moment: Das tue ich doch - und höre zwei Versionen:
1) "Falslifiziert wird im Kontext eines Modells".
2) "Falsifiziert wird in Bezug auf die Wirklichkeit".
Wer hat recht?
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Es weiß nicht nur der Anton, in jeder Bibliothek steht es für jeden verzeichnet. "Dumm" bleibt, wer sich nicht kümmert.
Das betrifft in diesem Fall 95% + x. - Das Problem: "95% + x" meint ja, es sei KEIN Problem, da 'wissenschaftlich nachgewiesen' für ihn dasselbe ist wie 'wahr'. - Ergo: 40% der Muslime in Deutschland sind WIRKLICH extremistisch, so wie man "extremistisch" im Allgemeinen verwendet.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Warum vertrauen die Otto-Normalos diesem Wissen in so starkem Maße?
Bei den Artes mechanicae deshalb, weil sie pragmatisch funktionieren - mache ich genauso.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Popper hat persönlich ja in der Tat ein "was wirklich real hinter allem der Fall ist" vertreten. Aber das war seine persönliche Überzeugung, die er in seinen wissenschaftlichen Schriften weder als wissenschaftliches Wissen vertreten, noch als Begründung verwendet hat.
Und zwar bewusst, wie ich ihn verstanden habe. - Ich meine sogar damals gelesen zu haben, dass er sich verbeten hat, "Philosoph" genannt zu werden - er sei Methodiker. - Im Klartext: "Egal, welche persönlichen Übezeugungen ich habe: Hier ist eine Methodik, die einige Probleme löst, die vorher nicht gelöst waren - diese Methodik ist anzuwenden, wo sie funktioniert - der Rest hat damit nichts zu tun". - Daraus wurde "philosophisch" zum Teil etwas ganz anderes gemacht.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Hier hast Du den Popper mit seiner eingezwirbelten, aber strikt als persönlich gekennzeichenten Überzeugung (" ... Glaube an ... (den auch ich teile ... wohl undenkbar ist")", die nirgends Bestandteil seiner Theorie wird.
1) Damit wird doch hyper-deutlich, dass er sich nicht als Philosoph, sondern als Methodiker versteht. - Damit ist er aus jeglicher Sinn- und Wirklichkeits-Frage raus.
2) Aber auch: Die radikal-skeptizistischen Einwäde von Descartes bleiben - es sei denn, Popper sagt: "Es ist mir egal, ob ich die Welt oder meine Vorstellungen der Welt untersuche - es ist mir also egal, ob es Res extensae gibt oder nicht". Das traue ich ihm sogar zu - insofern halber Rückzieher.
Allerdings ist hier noch ein Punkt, den man aus meiner Sicht beachten muss: Wenn man etwas methodisch nach Popper untersucht und es kommt ein Ergebnis raus ("HP wirkt NICHT"), heißt dies nur, dass methodisch das erreicht wurde, aus dem dieses Ergebnis zwingend ist. - Will heißen: Wenn Arzt und Patienten jahrein, jahraus feststellen, "dass da was ist", kann dies zwei Gründe haben:
1) Selbst-Täuschung.
2) Da ist etwas, was methodisch nicht erreicht wurde. - Mit anderen Worten: "Falsifizieren" gilt nur im Rahmen des methodischen Zugriffs-Bereichs.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Das heißt, wir argumentieren nicht mehr mit Otto-Normalo aka Hans Muff? Versprochen?
Das wäre ja erstmal ok - in meinem privaten Umfeld unterhalte ich mich ja auch nicht über die Rolle der Ironie bei Euripides und Schiller (übrigens ein interessantes Thema). - Aber dann muss man konsequent sein und darf nicht nur nicht diskutieren, sondern auch nicht behelligen.
Denn wir haben doch folgende Situation:
1) Die Menschen (95% + x) verstehen im Grunde nicht, was Wissenschaft ist.
2) Den Menschen wird ständig wissenschaftlich "Nachgewiesenes" vorgesetzt, das sie als "wirklich wahr" konsumieren sollen. - Ob das in bewusster Täuschungsabsicht ist (das machen die echten Kommunikations-Profis) oder weil die Multiplikatoren (Medien) selber zu den 95% + x gehören, spielt von der Wirkung her keine Rolle.
Mit anderen Worten: Nicht mit Hans Muff über Wissenschaft reden UND sie weiterhin damit bombardieren ist eine komische Mischung.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Och. Ich kenne da einige.
Klar - im Insider-Bereich. - Aber selbst hier auf dem Forum wird es mau. ---- Ich versuche - auf andere Weise als Du - seit 2013 zu vermitteln, dass Wahrnehmung (dazu gehört auch Wissenschaft) und "Sein" (alias Wirklichkeit) kategorial unterschiedliche Größen sind - erfolglos. - Genau das muss man aber wissen, um DEINEN Wissenschaftsbegriff zu schlucken.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Weil Du das eine wohl siehst, aber das andere, die unfundierte Vorstellung einer Wirklichkeit in Deinem Sinne, aber eben nicht.
Wirklichkeit muss man nicht fundieren, um klar zu machen, dass sie eine von uns unabhängige Größe ist - wobei ich hier jetzt QM-Fälle auslasse, bei denen Wirklichkeit per Wahrnehmung geschaffen wird - eigenes Thema.
Wenn man meint, dass eine Frau vom Wesen her etwas anderes ist als der Mann, muss man nicht Gynäkologe sein - das sind geistige Feststellungen. - Wenn man meint, dass Wirklichkeit eine von unserer Wahrnehmung unabhängige Entität ist, muss man nicht Naturwissenschaftler sein - das sind geistige Feststellungen. - Hier passt das hinein, was Heidegger gemeint (!!!!) hat mit "Wissenschaft denkt nicht".
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29"Was ist Wissen?" "Was können wir wissen?" sind doch Fragen, die in der Wissenschaftsphilosophie behandelt werden.
Ich verstehe diese Antwort nicht in diesem Kontext. --- Wie auch immer: Soweit meine bescheidenen erkenntnis-theoretischen Kenntnisse reichen, wird das "Was ist Wissen" nicht theologisch oder philosophisch, sondern methodisch verstanden. - Fast wie: "Wie weit reichen methodische Systeme in Bezug auf das, was Wissen genannt werden kann" - also bottom-up.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Und mal etwas böse: "Aber hier in 4religion.org, zeige ich jetzt mal ordentlich Rückgrat. Da erzählt mir keiner der wissenschaftlichen Besserwisser so leicht etwas hinsichtlich HP, was meiner Praxiswahrnehmung widerspricht."
Wenn Du mich diesbezüglich erwischt, dann insofern, dass ich geradezu neurotisch mitläufer-allergisch bin.
Und was Wissenschaft angeht: Mir reicht es WIRKLICH, wenn Wissenschaft weiß, was sie kann und was sie nicht kann. - Insofern bin ich mit Dir auch klar, weil Du ein sehr klares Wissenschaftsverständnis hast, welches nicht ontisch rumpfuscht - und so habe ich in der Tat vor 40 Jahren Popper verstanden.
Anton B. hat geschrieben: ↑So 9. Dez 2018, 16:29Nur, so funktioniert Wissenschaft -- ganz offensichtlich wird das in den Naturwissenschaften -- eben nicht.
Jetzt kommt mir die Praxis in die Quere - deshalb nochmals zur HP (aber bitte ohne weltanschaulichen Diskussionen - darum ging es mir nie):
Die Wissenschaft stellt fest, dass HP keine Wirkung hat. - Begründet wird dies damit, dass die Tests keine Wirkung erbracht hätten (stimmt). - Außerdem wird noch die Avogadro-Zahl angeführt - unter D 24 wäre ja "nichts drin" (was die HP-ler selbstverständlich wissen) - und dan kommen noch ein paar theoretische Bemerkungen, warum eine Wirkung nicht sein könne. - Folgende Fragen:
1) Ist ein Studien-Aufbau KEINE "Vorannahme"? ("Wir verabreichen die Mittel oral und nicht als Zäpfchen")?
2) Ist die Definition von "Heilung" als das, was nach spätestens 2 Wochen ein Ergebnis zeigen muss, KEINE Vorannahme?
3) Ist die Festlegung, dass "nichts" (Avogado-Zahl) nicht wirken könne, KEINE Vorannahme?
Wie nennst Du sowas?
Soweit, so gut. - Gehe ich recht in der Annahme, dass Du solche Aussagen als wissenschaftlich gerechtfertigt, aber ontisch nicht unbedingt zutreffend bezeichnen würdest?