Evangelikale Bibelauslegung?

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lovetrail
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Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von lovetrail »

Liebe Leute!

Weil insbedondere AMS immer wieder von einer evangelikalen Bibelauslegung spricht, würde mich dann doch mal eine nähere Charakteristik einer solche interessieren, sofern das nicht nur eine Nebelgranate sein soll.

Wenn damit aber die Grundlehren des Glaubens gemeint sind, wie sie etwa im apostolischen Glaubensbekenntnis formuliert wurden, dann möge man bitte einen anderen Begriff nehmen.

Bliebe aber die Frage, wie es zu denken wäre, dass Gott es zuließe, dass dieses Bekenntnis grundfalsch wäre.

Klar kann man auf die vielen Grausamkeiten und Entgleisungen der historischen Kirche hinweisen, aber liegt das wirklich am apostolischen Glaubensbekenntnis/verständnis?

Will man wirklich soweit gehen und behaupten, es wurde alles von Anfang an falsch verstanden, ja das Neue Testament wäre schon in vielen Punkten verfälscht und die später enstandenen Schriften der sogenannten Gnosis hätten Jesus besser begriffen? Das zerlegt ja schon jeder weltliche Historiker. Oder irre ich mich?

Als leidenschaftlicher Schachspieler sehe ich darin ein unspielbares Gambit welches möglicherweise im Blitzschach bei unter 1500 Elo zum Erfolg führen mag. Aber darüber ist Sense ;-)

LG
Zuletzt geändert von lovetrail am Di 2. Jul 2019, 11:04, insgesamt 4-mal geändert.
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Hiob
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Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von Hiob »

lovetrail hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 10:34 Weil insbedondere AMS immer wieder von einer evangelikalen Bibelauslegung spricht, würde mich dann doch mal eine nähere Charakteristik einer solche interessieren
SChwierig. - "Evangelikal" ist ein in sich derart heterogener Begriff, dass man da sicherlich keine homogene Antwort bekommen kann.
lovetrail hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 10:34 Klar kann man auf die vielen Grausamkeiten und Entgleisungen der historischen Kirche hinweisen, aber liegt das wirklich am apostolischen Glaubensbekenntnis/verständnis?
Bestimmt NICHT, weil man kategorial zwischen Boten und Botschaft unterscheiden muss. - Wenn Du mir als Bote mein Todesurteil überreichst, muss das nicht heißen, dass DU deshalb ein schlimmer Mensch bist. ---- Wenn mir ein Drogenboss 10.000 Euro schenkt, muss das nicht heißen, dass er deshalb ein guter Mensch ist.
Ams

Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von Ams »

Jaaa @Lovetrail, jetzt bin ich natürlich Schuld :angel: Nur weil die evangelikale Bibelauslegung nunmal halt die fleischlichste von allen (zumindest mir bekannten) ist. :angel:

Vom lebendigen Wort Gottes (natürlich auch jenes enthaltene in der Bibel) kann der Empfänger doch immer nur soviel aufnehmen... wie es sein Bewustsein zulässt... bzw. "durchlässt"

Beispiel: Ein Schüler zB der 3. Klasse kann (!) nicht den Stoff aufnehmen der zB für die 12 Klasse gedacht ist.
Es geht nicht.

Er würde entweder gar nichts verstehen... oder, falls er meint es dennoch unbedingt verstehen zu müssen... er alles "stauchen" müsste... so daß es irgendwie (natürlich verzerrt und eigentlich immer noch unverstanden) in das Programm der 3. Klasse irgendwie reinpasst.

Die unterschiedlichen Klassen sind hier die unterschiedlichen (Entwicklungs)Stufen des Bewustseins.

Daher gibt es soviel Bibelauslegungen... wie es Stufen des Bewustseins gibt.

Diese treffen sich dann natürlich Gruppenweise zusammen und bilden dann die Strömungen... Konfessionen... etc...

Eine dieser Strömung ist dann zB die Evangelikale.

Eine andere ist die zB katholische

(grob gesagt nur... denn auch diese unterteilen sich wiederum in sich)

Eine andere Strömung ist zB die Mystische.

Diese legt komplett anders aus als zB die Evangelikale.

Beispiel:
"Blut"... in der Bibel genannt... legt zB der Mystiker niemals als biologisches Blut aus.

Während andere Strömungen... in aller Selbstverständlichkeit... es als biologisches Blut auslegen.

Ja.. die Evangelikale ist eine der "fleischlichsten" Auslegungen... Sei es Einzelauslegung.
Sei es die Gesamtauslegung.

Und ja... die mystische ist die tiefste Auslegung und die, die daher auch am nähesten damit an die "Quelle" kommt.

Daher sind sich zB alle Evangelikalen recht Einig was ihre Gesamt-Auslegung betrifft.

Die Katholiken ebenso.

Und die Mystiker ebenso.

Da jede Auslegung (auch die Gesamt-Auslegung) in Wirklichkeit immer nur den eigenen Entwicklungsstand des Bewustseins wiederspiegelt. (auch in der Gruppe/Konfesion/Strömung natürlich)

Oder etwas mystisch ausgedrückt: Die den aktuellen Punkt... des Weges Christi... des Nachfolgers... entspricht.

Jesus wird in den Evangelien unzählige male mystisch zitiert.

Diese Zitate kann man zB nicht evangelikal.. also fleischlich... auslegen.
Sonst kommt Verzerrung dabei raus. Stauchung.

Der Evangelikale muss sein Bewustsein erweitern um sie "rechtens" zu verstehen.
Umso mehr er das tut... umso weiter des Weges der Nachfolge kommt er übrigens auch.

Solange... bis man am Ziel des Christlichen Weges angekommen ist.

Das... ich sage mal... letzte Drittel bis Viertel... des Weges... ist zB in solch einem Stadium... daß man das lebendige Wort Gottes überall erkennt. Nicht nur in der Bibel. Überall wo es auftaucht.


Diese verstehen auch ohne Probleme was zB damit gemeint ist:
Jesus sagte: Ich bin das Licht, dieses, das über allen ist.

Spaltet ein Holzstück, ich bin da.

Hebt den Stein auf und ihr werdet mich dort finden

(Thomas, Logion 77)
Andere wiederum... bleibt nichts anderes übrig... als es zu Verwerfen. Weil sie damit nichts anfangen können.

Weil sie nicht erkennen was damit gemeint ist.

Weil es sich nicht "fleischlich" auslegen läßt.

Daher muss es (angeblich) Falsch sein. Unecht. Etc..

Der Mystiker hingegen weis sofort was damit gemeint ist.
Zuletzt geändert von Ams am Di 2. Jul 2019, 11:14, insgesamt 1-mal geändert.
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lovetrail
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Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von lovetrail »

Hiob hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 10:54 SChwierig. - "Evangelikal" ist ein in sich derart heterogener Begriff, dass man da sicherlich keine homogene Antwort bekommen kann.
Ja zum einen heterogen, zum anderen teilen ja dann doch die meisten das apostolische Glaubensbekenntnis.
Bestimmt NICHT, weil man kategorial zwischen Boten und Botschaft unterscheiden muss.
Ja, wobei das vermutlich weitere Probleme aufwerfen würde. (Denn wodurch wäre dann der Bote korrumpiert worden?).

Aber ich warte mal ab, was andere dazu sagen. In einem Punkt habe ich ja auch gewisse Reserven gegenüber dem traditionellen Verständnis, insofern die frohe Botschaft durch einen doppelten Ausgang nicht recht glaubwürdig vermittelbar ist und zu Druck und Angst führt. Aber an der Vermittlung des ewigen Lebens durch Jesus als Retter und Herr wurde (zumindest offiziell) festgehalten. Und das wird ja hier von einigen in Zweifel gezogen, so wie ich das verstehe.

LG
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lovetrail
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Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von lovetrail »

Hi AMS, dass die evangelikale Auslegung nur fleischlich sei, kann ich nicht nachvollziehen. Denn Jesus gibt uns in der Bibel ja selbst oft Hinweise für ein tieferes Verständnis. Und es stimmt, manche Ausleger gehen da tiefer und manche bleiben an der Oberfläche.

Aber selbst die christlichen Mystiker wiesen in der Regel den unmittelbaren Schriftsinn nicht zurück. Sie haben das eher ergänzt durch eine tiefere Betrachtung. Da findet man bei den frühen Kirchenvätern einiges an Tiefe. Die würde ich nicht als „Drittklassler" einstufen.

Zur Klarstellung: Wie weit geht da deine Kritik? Ist für dich die Bibel schon eine fleischlich gebrochene Instanz? Denn so hört sich das bei dir eigentlich an. Aber dann wiederum ist die Denunziation der „Evangelikalen“ nicht angebracht. Da müsstest du die Kritik noch tiefer ansetzen, wenn du dich traust bzw auch ehrlich bist.
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Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von Hiob »

lovetrail hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 11:12 Ja, wobei das vermutlich weitere Probleme aufwerfen würde. (Denn wodurch wäre dann der Bote korrumpiert worden?).
Durch "den Fürsten der Welt". - Das Schwierige ist doch: Wie vertrete ich Reinheit im Schmutz?
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Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von Ams »

lovetrail hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 11:22 Wie weit geht da deine Kritik? Ist für dich die Bibel schon eine fleischlich gebrochene Instanz?
Das kommt (bei mir zumindest) wirklich völlig auf die Auslegung an.
Seis die Einzelauslegung. Ja und noch mehr die Gesamtauslegung.

Die Evangelikale Gesamt-Auslegung lehn ich aber wie gesagt ab. Das ist in ihrer Gesamtheit Pharisäisches- Opfertum.

Jesus wird in dieser Auslegung als reines Bluts-Opfer betrachtet... eines Straf- und Zornesgotts
(welchen es eh nicht gibt)

Welcher nur vergibt wenn das Bluts-Opfer angenommen wude.

Ansonsten: (ewige? halb-ewige?)Hölle oder Feuersee 2. Tod (je nach Auslegung)... nach dem körperlichen Leben.

Jesus hatte seine Nachfolger vor derart destruktive Lehren gewarnt. (Sauerteig der Pharisäer)
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lovetrail
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Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von lovetrail »

Ams hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 11:48
Das kommt (bei mir zumindest) wirklich völlig auf die Auslegung an.
Seis die Einzelauslegung. Ja und noch mehr die Gesamtauslegung.

Die Evangelikale Gesamt-Auslegung lehn ich aber wie gesagt ab. Das ist in ihrer Gesamtheit Pharisäisches- Opfertum.
Das sagst du so einfach, aber es wäre harte Arbeit das an Schlüsselversen zu zeigen. Also eine alternative Lesart zu zeigen. Und da du das nicht vorweist (zumindest kaum), bleibt diese deine Kritik ein wenig stümperhaft und pauschalisierend. Also damit kannst du vielleicht ein paar Unwissende beeindrucken, aber einen Christen der seine Bibel liest, eher nicht.
Jesus wird in dieser Auslegung als reines Bluts-Opfer betrachtet... eines Straf- und Zornesgotts
(welchen es eh nicht gibt)

Welcher nur vergibt wenn das Bluts-Opfer angenommen wude.
Muss man nicht unbedingt so sehen. Da gibt es auch im evangelikalen Bereich genug theologischen Spielraum.
Ich sehe es mehr im Sinne der Einlösung von Liebe und Treue, die nicht zurückweicht wenn es brenzlig wird.
Ansonsten: (ewige? halb-ewige?)Hölle oder Feuersee 2. Tod (je nach Auslegung)... nach dem körperlichen Leben.

Jesus hatte seine Nachfolger vor derart destruktive Lehren gewarnt. (Sauerteig der Pharisäer)
Um eine (zumindest temporäre) Hölle kommt man wohl nicht herum. Davon zeugen auch die NDEs
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Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von lovetrail »

Hiob hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 11:42
lovetrail hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 11:12 Ja, wobei das vermutlich weitere Probleme aufwerfen würde. (Denn wodurch wäre dann der Bote korrumpiert worden?).
Durch "den Fürsten der Welt". - Das Schwierige ist doch: Wie vertrete ich Reinheit im Schmutz?
Die Botschaft wurde dabei auch verdunkelt und zurückgehalten. Ein entscheidendes Moment des Protestantismus war ja die Zugänglichmachung des „Textes“ für die Vielen. Somit konnte dann jeder sehen, dass die herrschende Priesterklasse korrupt ist.
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Re: Evangelikale Bibelauslegung?

Beitrag von Ams »

lovetrail hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 12:15 Das sagst du so einfach, aber es wäre harte Arbeit das an Schlüsselversen zu zeigen. Also eine alternative Lesart zu zeigen.
Alles schon längst zigmale passiert. Da muss keiner mehr das Rad neu erfinden.

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Nur eins von sehr vielen Beispielen.
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