Rembremerding hat geschrieben: ↑Mi 4. Dez 2019, 07:15
Eigentlich ist das hier von meiner Seite kein politischer Thread, er steht im Forum Wissenschaft
Man muss unterscheiden zwischen "Wissenschaft" und "mediale Wissenschafts-Darstellung". - "Wissenschaft" ist an sich überhaupt kein Problem. - Wissenschaft wählt ein Modell, nach dem sie forscht und vergleicht Beobachtungen mit ihrem Modell. - Ergebnisse sind dann Übereinstimmungen zwischen Modell und Beobachtungen.
Das heißt aber nicht, dass das Modell richtig ist. - Ein tatsächliches Beispiel vor ca. 2 Jahren:
Man wollte untersuchen, wieviele inländische Moslems "extremistisch" seien - das Ergebnis war irgendwas zwischen 35 und 40%. - Das Bundeskriminalamt hat dann (ebenfalls wissenschaftlich) widersprochen: Es seien nur unter 1%. ---- Was ist da passiert? Es ist passiert, dass die Studie/40% "extremistisch" komplett anders definiert hat. - Jeder, der Gottes Gesetze über menschliche Gesetze stelle, sei "extremistisch" (weil er ja damit weltliche Gesetze programmatisch missachte) - und schon kommt man auf 40%.
Also: Diese 40% sind wissenschaftlich komplett richtig und sicherlich sauber ermittelt - aber sie sind falsch, wenn man von eine seriösen Definition von "extremistisch" ausgeht. --- So: Jetzt aber kommen Medien mit ihrem Framing und veröffentlichen solche Zahlen ("40%) - schließlich seien sie ja "wahr", weil sie wissenschaftlich sind. - Und so wird das Volk systematisch verdummt oder gar aufgehetzt.
Zu Framing (ex wik):
„Framing bedeutet, einige Aspekte einer wahrgenommenen Realität auszuwählen und sie in einem Text so hervorzuheben, dass eine bestimmte Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und / oder Handlungsempfehlung für den beschriebenen Gegenstand gefördert wird.“ Robert Entman: Framing: Towards a Clarification of a Fractured Paradigm, 1993.
Auf Einfach-Deutsch: Framing ist die Rahmen-SChaffung für Manipulation.
Das "Problem":
Immer mehr Leute merken das. - Und dann kommen wir zu Deinem Thread-Titel: Die "Eliten" werden nämlich als Drahtzieher solcher Framings beschuldigt ("die da oben"). - Und dann geht es tatsächlich ins Politische: Denn genau das ist das Feld, aus dem viele AfD-Wähler stammen. - Die Leute haben einfach die Nase voll.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Mi 4. Dez 2019, 05:50
Die Definition von Evi Hartmann: "Leistungselite und Pseudoelite" finde ich absolut zutreffend. In ihrem Buch "Ihr kriegt den Arsch nicht hoch" schreibt sie, die Vertreter der Pseudoelite zeichnen sich "durch ihren Anspruch aus, nicht durch ihre Leistung".
Kann ich nur unterschreiben. - Ich kenne es aus sog. "Führungs-Seminaren" ("Corporate Governance") - da wird 20Jährigen wortwörtlich und wiederholt und einhämmernd gesagt: "Ihr seid die Elite". - Und diese jungen Leute gehen dann mit stolz geschwellter Brust raus - würde ich ebenfalls in diesem Alter. - Aber sie gehen halt fehl-geleitet raus.
Warum macht man das? - Weil man sich frühzeitig seinen Nachwuchs ziehen will. - Da gibt es auch viel Geld (ich habe 22Jährige gekannt, die mit einem Bachelor 5000 Euro pro Monat bekommen haben). - Die Geldgeber wissen, dass sie das nicht wert sind, aber man investiert, um sie auf Sicht in der Hand zu haben. - Das ist Alltag.
Diese Jungspunde wiederum werden dann gesellschaftlich als "Leistungs-Träger" bezeichnet: "Guck mal - der ist 22 und leistet schon so viel". - Und damit schließt sich der Kreis: Immer mehr Leute merken das. - Man vertraut also immer weniger dem, was als "Elite" oder "Wissenschaft" bezeichnet wird - was in vielen Fällen natürlich ungerechtfertigt ist. - Aber wenn einmal ein Hang ins Rutschen kommt, reißt es auch die Guten mit weg.