Was ist Theologie?

Rund um Bibel und Glaube
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Helmuth
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Helmuth »

Zippo hat geschrieben: Fr 26. Jun 2020, 09:23 Siehst du überhaupt keinen Unterschied zwischen den Aposteln und denjenigen , die mit ihren Schriften gearbeitet haben ?
Doch, und meine den unentwegt herauszustreichen.
Zippo hat geschrieben: Fr 26. Jun 2020, 09:23 Es ist doch ein Unterschied zwischen dem Fundament und allem anderen ,was darauf gebaut wird.
Du sagst es. Also, wer muss auf ein Fundament nun ein weiteres legen? Wenn Jesus und die Apostel das nicht legen konnten, dann können es Theologen noch weniger.

Wenn du das Bauen ansprichst, so geht es dabei um etwas anderes als was Theologie ist. Theologie baut nicht, sie abstrahiert. Sie fügt nicht lebendige Bausteine aufeinander, welche wir sind, sondern sie konstruiert maximal Baupläne. Und die sind soviel wert wir ihr Architekt. Aber wie gesagt, die „Architektur“, Apostel und Propheten, steht schon.
Zuletzt geändert von Michael am Fr 26. Jun 2020, 18:13, insgesamt 1-mal geändert.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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AlTheKingBundy
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von AlTheKingBundy »

Michael hat geschrieben: Fr 26. Jun 2020, 17:59 Du sagst es. Also, wer muss auf ein Fundament nun ein weiteres legen? Wenn Jesus und die Apostel das nicht legen konnten, dann können es Theologen noch weniger.
Dann verstehst Du nicht den Unterschied zwischen (funamentalen) Texten, die wissenschaftlich zu interpretieren sind und den Personen, die in den Texten erwähnt werden. Nach Deiner Theorie braucht es dann keine Bibel mehr. Dann könnte Dir der HG alle Geschichten noch viel besser im Original ins Ohr flüstern, wozu noch lesen und verstehen?
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879–1955)
OttoZwo

Re: Was ist Theologie?

Beitrag von OttoZwo »

Die Begründung für 'Theologie' finden wir sogar in der Bibel mit der Aufforderung des Petrus:

Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert, 16 aber mit Sanftmut und Ehrerbietung 1.Petrus 3:15

Die Darstellung und Rechtfertigung des Glaubens vor anderen (und vor sich) als methodisch aufgearbeiteter Glaubensinhalt.

Theologie diente im Besonderen der Abgrenzung zur Philosopie und zur Gnosis, die jedoch immer mehr an Einfluss gewannen und so die Theologie im Laufe der Jahrhunderte im jeweiligen Licht der kulturell-historischen Erscheinungen entsprechend gefärbt wurde.
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Helmuth
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Helmuth »

OttoZwo hat geschrieben: Fr 26. Jun 2020, 18:08 Theologie diente im Besonderen der Abgrenzung zur Philosopie und zur Gnosis, die jedoch immer mehr an Einfluss gewannen und so Theologie im Laufe der Jahrhunderte im jeweiligen Licht der kulturell-historischen Erscheinungen entsprechend gefärbt wurde.
Du hast ein positives Bild von Theologie, indem du darin für dich das Verstehen abgebildet haben willst. Einverstanden, aber begrifflich gehört das für mich zu deinem persönlichen Glauben.

Ich stufe es anders ein, wie folgt abstufend in seiner Bedeutung:

1) Das Wort Gottes —> Oberste Maxime —> Das Fundament
2) Die Lehre der Apostel und Propheten —> Der Bau
3) Die Theologie —> nützlich bis schädlich —> 1. Thess. 5,21

Wie du siehst ordne ich Theologie anders ein. Wäre es anders, so denke ich, wäre der Begriff bereits im Wortschatz der Schrift enthalten. So aber ist sie menschlichen Ursprunges.

Der gesamte Dialog den wir hier führen ist bereits ein theologisches Unterfangen. Das muss nichts Schlechtes sein, sonst wäre schon die Diskussion hier schlecht, aber so ist sie von gut bis schlecht. Was daran gut oder schlecht ist, ist nicht Gegenstand, man sollte nur soviel sachliches Denkvermögen aufbringen können, dass es Fakt ist.

Theologie hat für mich wie auch die HKM eine Werkzeugfunktion. Wer sie höher einstuft, macht m.E. einen Fehler, indem er den Hammer wichtiger sieht als den Arbeiter.
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OttoZwo

Re: Was ist Theologie?

Beitrag von OttoZwo »

Nein, ich habe kein positives Bild von der Theologe oder sagen wir besser so, was daraus geworden ist.

Apologetik, welches ja schon Theologie darstellt, war ja schon den ersten Jüngern anvertraut.
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Travis
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Travis »

OttoZwo hat geschrieben: Fr 26. Jun 2020, 20:05 Apologetik, welches ja schon Theologie darstellt, war ja schon den ersten Jüngern anvertraut.
Reichlich sogar. Einige Lehrbriefe tragen deutlich apologetische Züge.
- Foren Concierge -
"Steter Trottel höhlt den Interlekt"

הִגִּ֥יד‮‬ לְךָ֛ אָדָ֖ם מַה־טֹּ֑וב וּמָֽה־יְהוָ֞ה דֹּורֵ֣שׁ מִמְּךָ֗ כִּ֣י אִם־עֲשֹׂ֤ות מִשְׁפָּט֙ וְאַ֣הֲבַת חֶ֔סֶד וְהַצְנֵ֥עַ לֶ֖כֶת עִם־אֱלֹהֶֽיךָ׃
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Helmuth
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Helmuth »

OttoZwo hat geschrieben: Fr 26. Jun 2020, 20:05 Apologetik, welches ja schon Theologie darstellt, war ja schon den ersten Jüngern anvertraut.
Die Rechtfertigung meines Glaubens hat für mich nichts mit Theologie zu tun. Denn ich rechtfertige dabei nicht irgendwelche Dogmen, sondern warum ich mich zu Jesus Christus bekenne. Man steht für ihn ein mit Wort und Tat, quasi mit Haut und Haar.

1 Petr 3.15 ist für mich daher etwas völlig anderes als sich z.B. für oder wider die Trinitätsformel oder anderes pseudochristliches Sondergut zu rechtfertigen. An dieser Stelle hat sich die Theologie vom Sinn und Zweck des Evangeliums weit weg entwickelt.

Als ich vor mehreren Jahren in Foren einstieg, dachte ich, man könne gemeinsam dazulernen. Ich durfte bald festestellen mit welch bissiger Vehemenz viele ihr theologisches Sonderlehrgut verteidigem. Du weißt selbst, wie wir das Thema Israel diskutiert hatten, mit welchen Geistesblitzen man es da zu tun hat.

Zur Verteidigung des Glaubens wurden Dinge vorgebracht, anhand dessen man sah, dass sie nicht einmal ein theologisches "2 x 2" ausrechnen können. Was wllst du mit Menschen besprechen, die simple biblische Aussagen nicht erfassen, aber meinen jedenfalls klüger als du antworten zu können? Dazu nenne ich einen Grund, der das Denken zunagelt: Ihre Theologie, der sie anhangen!

Diesen Lernschritt musste ich erst nehmen, im Grunde genommen nicht generell sondern Thema für Thema. Ich denke ich bin heute erst bereit, gewisse Sachen einmal wertfrei zu betrachten.
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OttoZwo

Re: Was ist Theologie?

Beitrag von OttoZwo »

Michael,

müssen wir uns bei dem Thema Theologie nicht auch die Ursprünge ansehen? Und dieser Ursprung liegt eben in dem Bestreben und der Aufgabe Rede und Antwort über den Glauben und über die Glaubengründe zu stehen. Theologie, die Gotteskunde, ist das Gerüst, Apologetik, ist die Anwendung dieser Gotteskunde.

Im Grunde müßte man zwischen wahrer Theologie und falscher Theologie unterscheiden, denn mit einem falschen Gerüst, kann ich nur falsche Apologetik betreiben.
Natürlich wurde die reine Gotteslehre, wie sie von den ersten Apostel und Jüngern betrieben wurde, schnell korrumpiert und stieg irgendwann zur 'vera philosophia' auf, zur wahren Philosophie, deren Erkenntnisquellen dann nicht mehr bei den biblischen Briefen lagen, sondern aus menschlichen Quellen schöpften, die Sinn und Verstand kitzelten und damit die ursprüngliche Absicht als auch den Wahrheitsgehalt beschädigten.
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Helmuth
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Helmuth »

OttoZwo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 06:08 Im Grunde müßte man zwischen wahrer Theologie und falscher Theologie unterscheiden, denn mit einem falschen Gerüst, kann ich nur falsche Apologetik betreiben.
Richtig, ich habe nur die Attribute anders gesetzt, und zwar als gute und schlechte Theologie, ansonsten dürften wird das ähnlich sehen. Es geht mir nicht um ein Begriffedreschen, sondern um ein Verständnis. Aus diesem Gund wende ich gerne Worte an, wie sie der Schrift zugrundeliegen und weniger wie sie Theologie schnitzt.

Paulus bezeichnete sich z.B. nirgendwo als Theologe, das tun wir heute. Es wäre nicht falsch, man muss nur wissen, was wir damit beschreiben. Er selbst nannte sich Lehrer der Heiden, Erzieher, Vater und als Apostel Verkündiger des Evangeliums. Einiges davn bin ich heute ebenso, nur halt im Kleinformat. ;)

Was ich damit sagen will. Der Glaube spielt keine Rolle, es geht darum, Prüfungen zu bestehen und damit einen Job zu bekommen. Natrülich schließt das nicht den Glauben aus, aber das ist nicht vordergründig die Aufgabe der Theologie. Sie lehrt Gotteszeugs als Abstraktum, so als ginge es den Otto-Motor weiterzuentwickeln.
OttoZwo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 06:08 Natürlich wurde die reine Gotteslehre, wie sie von den ersten Apostel und Jüngern betrieben wurde, schnell korrumpiert und stieg irgendwann zur 'vera philosophia' auf, zur wahren Philosophie, deren Erkenntnisquellen dann nicht mehr bei den biblischen Briefen lagen, sondern aus menschlichen Quellen schöpften, die Sinn und Verstand kitzelten und damit die ursprüngliche Absicht als auch den Wahrheitsgehalt beschädigten.
Genau das versteht man heute heute unter "Theologie", als abstraktes nicht weiter für das praktisch Leben nutzvolle Wissenanhäufung und man erhält, wenn man alles positiv absolviert hat, den BA, den MA oder auch den Dr. Grad. Und mit dem ist man dann Theologe und "lehrt" andere

Wenn wir das mit Petrus und Paulus vergleichen, dann tun sich Welten auf. Das möchte ich aufzeigen. So bilden die Umstände, die dazu geführt haben, wie z.B. ein Römerbrief entstanden ist, einen rigorosen Unterschied zu dem, wie wie heute eine Dissertation im Fach Theologie entsteht.
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Zippo
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Zippo »

Michael hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 07:40 Paulus bezeichnete sich z.B. nirgendwo als Theologe, das tun wir heute. Es wäre nicht falsch, man muss nur wissen, was wir damit beschreiben. Er selbst nannte sich Lehrer der Heiden, Erzieher, Vater und als Apostel Verkündiger des Evangeliums. Einiges davn bin ich heute ebenso, nur halt im Kleinformat. ;)
Da hast du etwas gutes gesagt. Paulus wird in der Bibel nicht als Theologe bezeichnet, Er gehört eben zu den Aposteln. Das sind diejenigen Menschen, die etwas von Gott empfangen haben, um es der ganzen Christenheit zur Verfügung zu stellen.

Mag sein ,daß dies mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes "Theologie" noch etwas zu tun hat. Bei den Griechen soll dieses Wort ein Reden über Gott bzw. die Götter beseutet haben. Quelle Wikipedia
Aber dann hat sich der Begriff entwickelt. Theologie wurde ein Denken über Gottes Wort und der damit verbundenen Gotteslehre. Da gab es dann auf christlichem Sektor die sogenannten Kirchenväter, die sich um die richtige Auslegung von Gottes Wort bemüht haben.
Und schließlich ist eine Wissenschaft daraus geworden und man hat versucht, das Denken über Gott in Kategorien aufzuteilen und systematisch vorzugehen.
Da gab es dann Exegese, Eisegese , Hermeneutik ,Apologetik , Hominetik usw. Alles so Begriffe, die ich ganz interessant finde ,aber die bei mir so ein Unbehagen auslösen.
Frage: War es Gottes Wille, daß sich die Dinge so entwickelt haben ? Oder sollten wir einfach nur Bibelleser bleiben, um daraus zu lernen, wie Gott uns Menschen begegnet ist und wie wir unser Leben danach gestalten sollen ?
Michael
Was ich damit sagen will. Der Glaube spielt keine Rolle, es geht darum, Prüfungen zu bestehen und damit einen Job zu bekommen. Natrülich schließt das nicht den Glauben aus, aber das ist nicht vordergründig die Aufgabe der Theologie. Sie lehrt Gotteszeugs als Abstraktum, so als ginge es den Otto-Motor weiterzuentwickeln.
Naja, da werden manche Theologiestudenten schon noch beten und Gott fragen,wo er sie hinhaben will. Aber, das könnte ein Problem sein, wenn der Glaube so beiseitegeschoben wird. Und Gottes Wille nicht mehr zum Ausdruck kommt.
Da wird nur ein gewaltiges , theologisch wissenschaftliches Instrument geschaffen und der Glaube wird auf das reine Denken verlagert. Ich will das Denken nicht verteufeln, es ist schon wichtig, über alles nachzudenken. Aber Gott will auch Einfluß haben und Mitspracherecht.
Michael
OttoZwo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 06:08 Natürlich wurde die reine Gotteslehre, wie sie von den ersten Apostel und Jüngern betrieben wurde, schnell korrumpiert und stieg irgendwann zur 'vera philosophia' auf, zur wahren Philosophie, deren Erkenntnisquellen dann nicht mehr bei den biblischen Briefen lagen, sondern aus menschlichen Quellen schöpften, die Sinn und Verstand kitzelten und damit die ursprüngliche Absicht als auch den Wahrheitsgehalt beschädigten.
Genau das versteht man heute heute unter "Theologie", als abstraktes nicht weiter für das praktisch Leben nutzvolle Wissenanhäufung und man erhält, wenn man alles positiv absolviert hat, den BA, den MA oder auch den Dr. Grad. Und mit dem ist man dann Theologe und "lehrt" andere

Wenn wir das mit Petrus und Paulus vergleichen, dann tun sich Welten auf. Das möchte ich aufzeigen. So bilden die Umstände, die dazu geführt haben, wie z.B. ein Römerbrief entstanden ist, einen rigorosen Unterschied zu dem, wie wie heute eine Dissertation im Fach Theologie entsteht.
Ja , das ist es. Dahin hat sich der Begriff " Theologie" entwickelt. Und aus dieser Sicht wollen wir uns dann eigentlich doch lieber nicht als Theologen bezeichnen. Wir sind es auch nicht , in der modernen Wortbedeutung.

Du hast es allerdings auch wieder sehr negativ formuliert.

Liebe Grüsse Thomas
2 Kor 13,14 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
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