Hiob hat geschrieben: ↑Di 21. Jul 2020, 18:39
1) "Ich scheiße auf Fakten und mache mir meine altzernativen Fakten". - Trump ist dafür ein Profi, der bei einem halb menschenleeren Platz sagen kann, dass noch nie so viele Menschen auf diesem Platz waren. - Und ich behaupte, dass Rem Atheist ist und Sunbeam ein Evangelikaler ist - einfach so. - Und ich werde bei entsprechendem Tamtam Anhänger für meine Meinung finden. - Das wäre also die üble Variante von "postfaktisch".
2) "Wenn wissenschaftlich als Fakt nachgewiesen ist, dass Mann und Frau vom Wesen her gleich sind, ist das Scheiße - ich weiß es aus Lebenserfahrung und als Mann/Frau besser". - Das heißt: Modell-Fakten der Wissenschaft werden zunehmend weniger als wirklichkeits-kompatibel angesehen. - Das könnte der Ansatz einer neuen Aufklärung sein.
Deshalb die Frage: WELCHE Art der Aufklärung meinst Du mit Deiner Thread-Frage?
Aufklärung hat mit der Suche von Antworten vor allen in der Natur zu tun: in der Umwelt und in der Natur des Menschen. Die Wurzeln der Aufklärung liegen im Glauben (von Kues, Dun Scotus etc.), der den Sinn und das Ziel definiert, durch Logik, Empirie (Bacon) versuchte man dem Wesen der Dinge nachzuforschen. Aufklärung hatte also immer mit der Suche nach Wahrheit durch Beobachtung der Natur zu tun, mit dem menschlichen Verstand, seiner Vernunft und seiner Neugier.
Deshalb zu Punkt 1: das war noch nie Aufklärung, das ist Scharlatanerei, Lüge, die sich weder um das zu untersuchende oder zu bewertende Objekt/Subjekt kümmert noch die Absicht hat, es zu ergründen.
zu 2 wird klar, dass sich eine solche Aufklärung nicht mehr an der Natur orientiert, sondern menschliche, individuelle Weltbilder als Grundlage von Beobachtung dienen. Es wird also nicht mehr das Wesen an sich betrachtet, wie es sich innerhalb der Natur darstellt, sondern mit moralischen, ideologischen oder sonstigen Maßstäben als Setzung bewertet.
Das Übel kann also sein, dass man durch die Unterdrückung der menschlichen Spiritualität (was nicht bedeutet, dass man keine Götzen mehr anbetet, auch Atheisten tun das), den Sinn und das Ziel der Dinge der Natur nicht mehr erkennt und dadurch unter falschen Voraussetzungen seine Betrachtungen sowie Bewertungen durchführt.
Sowohl Spiritualität (Glaube) als auch Vernunft benötigen Kanäle, um in ausgewogenen Bahnen zueinander bestehen zu können. Wird eines von beiden vernächlässigt, entsteht Fanatismus, Verschwörungsglaube, Aberglaube, Unvernunft. Und das geschieht in der (Post-)Postmoderne: Der Mensch weiß nicht mehr, wer er ist, woher er kommt und wohin er geht, und kann deshalb zwischen Hybris und Verlorenheit in einer unaufgeklärten Unsicherheit nicht mehr die Natur der Dinge erkennen, nur mehr, wie sie zu ihm stehen.