Nicht Esra ist griechisch, sondern er (wie auch Nehemia) hat nach meinem Verständnis dem hebräischen Denken seine besondere Identität gewahrt, indem er Vermischungen mit anderen Kulturen verhindert hat. - Wobei ich da zeitlich etwas daneben gegriffen habe, weil das Griechische damals noch nicht so stark war. - Mir geht es um das phänomenische Denken, das ich bisher in keiner anderen Kultur gespürt habe - bei den Juden merkt man es heute noch, wenn man sich mit ihnen unterhält.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Sa 25. Jul 2020, 15:56
War die Gefangenschaft der Israeliten und der spektakuläre Befreiungsakt heilsgeschichtlich notwendig ?
Es hätte auch anders gefügt sein können, aber irgendwie musste es gefügt werden, um in der Heilsgeschichte fassbar zu werden.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Sa 25. Jul 2020, 15:56
Ich vermute eher, dass die Bedrückung Israels die Stämme überhaupt erst zusammenhielt, sonst hätten sie sich vollständig inkludiert und wären als Gesamtidentität verloren gegangen.
Wichtig - wobei wir wieder bei Esra/Nehemia wären. - UND: Wir sind hier auch beim Urmotiv der europäischen Judenverfolgung: Juden waren immer Minderheit und nie assimilierbar - eine gefährliche Mischung.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Sa 25. Jul 2020, 15:56
Jetzt ist die weitere Frage, ob Gott einfach für seine Zwecke einen niederträchtig gesinnten Pharao missbraucht oder heran gezüchtet hatte, oder hat er das Volk nach Ägypten geschickt, weil er wusste, dass es dort sich so entwickeln würde.
Natürlich wusste es Gott. - Gott weiß bereits am Alpha, was das Omega ist, weil es aus seiner Sicht derselbe Punkt ist. - Nebenbei: Der Pharao war übehaupt nicht niederträchtig, sondern er war halt kein Jude. - Man muss Leute nicht charakterlich runtermachen, nur weil sie eine heilsgeschichtliche Rolle zu spielen haben.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Sa 25. Jul 2020, 15:56
Mich überzeugt die Buber eben nur wenig. Ich halte sie nicht für präzise, sondern für künstlich anders sein wollend.
Ich bin kein Hebräist und kann es nicht beurteilen. - Aber ich bin Philologe und habe gemerkt, dass Buber etwas macht, was Shakespeare macht: Beide werten nicht, sondern bilden es ab.
Beispiel:
Buber schreibt immer wieder, der Figur x "schlicht" war - in "normalen" Übersetzungen steht dort "fromm". - Ich vermute nun, dass im hebräischen Urtext NICHT ein Wort steht wie "gottesfürchtig"/"betselig"/etc., sondern "einfach"/"unauffällig" - halt "schlicht". - Wenn nun jemand - jetzt kommt die Interpretation - "schlicht"/"arm im Geiste" ist, ist er nah an Gott - also übersetzt man mit "fromm". - Aber es steht (vermutlich) nicht da.
Interessant ist dies, weil manche Übersetzungs-Interpretationen gerne weltanschaulich kontaminiert sind. - Oder anders: Als ich Bubers AT gelesen hatte, waren allein durch seine Sprachwahl (wir reden auf philologischer und nicht auf theologischer Ebene) 9 von 10 meiner Fragen zum AT beantwortet - wie bsp. "es reute Gott"/"jetzt weiß ich, Gott, dass ..."/"Gericht"/ etc. --- Plötzlich war so gut wie alles rund/geistlich widerspruchsfrei. - Das kann doch kein Zufall sein.