Was ist und wie wirkt Inspiration?

[Helmuth]

Wie lässt sich der Begriff Inspiration anhand der Schrift erfassen? Und noch wesentlicher: Wie wirkt sich diese aus? Klassisch wird dazu eine Aussage des Apostels Paulus als Basis herangezogen, mit der ich daher ebenfalls starten möchte.

Alle Schrift (ist) von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.

Den Startpunkt hier anzusetzen ist m.E. völlig zurecht, aber an den gängigen theologischen Auslegungen stoße ich mich immer wieder.

Als ersten Aspekt möchte Ich einbringen, dass der hier gebrauchte Ausdruck „von Gott eingegeben“ eine Einmaligkeit im gesamten NT ist. Im griech. Urtext findet man das hier gebrauchte Wort nur an dieser einzigen Stelle.

Umso mehr wurde er m.E. dazu wieder theologisch über Gebühr strapaziert. Ich möchte daher weitere Stellen und Aussagen miteinbeziehen und dies gerne mit euch diskutieren. Mal sehen, wohin es (in diesem Forum) führt.

[Magdalena61]

"Inspiriert von Gott" verstehe ich so: Gläubigen mit einer besonders intensiven Beziehung zu Gott wurden vom Heiligen Geist Gedanken und Visionen vermittelt, die sie dann in mündlicher oder auch in schriftlicher Form weitergaben.

Wer kann wissen, was Gott tat, bevor Er die ersten Menschen erschuf? Nur Gott. Und seine Engel.
Und wie kam das Wissen in die Genesis? Ich vermute: Gott hat sich mit Adam und Eva unterhalten. Die gaben die Infos dann an ihre Kinder weiter, und diese taten es ebenso, von Generation zu Generation. Irgendwann wurden die Überlieferungen dann aufgeschrieben.
LG

[Helmuth]

"Inspiriert von Gott" verstehe ich so: Gläubigen mit einer besonders intensiven Beziehung zu Gott wurden vom Heiligen Geist Gedanken und Visionen vermittelt, die sie dann in mündlicher oder auch in schriftlicher Form weitergaben.

Dem kann ich zustimmen. Gut, dass du auch die mündliche Weitergabe erwähnst. Inspiration sehe ich als eine Geisteswirkung, die nicht allein auf Gott beschränkt ist.

Als Gottes Abbild, so zumindest mein Gedankengang, hat er diese Fähigkeit auch uns gegeben. D.h. Inspiration gibt es von Gott an den Menschen, aber auch von Mensch zu Mitmensch.

In der Art ist Inspiration eine Informationsweitergabe, wenn wir es zunachst sehr nüchtern betrachten und uns noch nicht auf die Wirkung stürzen. Stammt die Information von Gott, nennt man es Weissagung.

Die zweite Schriftstelle, die ich in diesem Zusammenhang primär wichtig erachte, wäre diese Aussage von Petrus:

Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet.

[Oleander]

Wie kann man unterscheiden, ob man oder jemand anders von Gott inspiriert ist(wurde) oder ob nicht doch sein eigenes Gedankengut involviert ist?

[Helmuth]

Wie kann man unterscheiden, ob man oder jemand anders von Gott inspiriert ist(wurde) oder ob nicht doch sein eigenes Gedankengut involviert ist?

Das ist zwar hier nicht das pirmäre Thema, ist aber ein gute Frage. Die Frage der Inspiration im AT ist für mich restlos geklärt. Ich sag's mal sallopp: "Wo Gott draufsteht, ist auch Gott drin". Auf diese Schriften verweisen Petrus und Paulus in erster Linie, wenn sie davon reden.

Im NT muss aber differenziert werden. Petrus verweist an einer Stelle auf Paulus Schriften, nannte sie aber nicht "Heilige Schrift", sondern schlicht "Briefe" und bezeichnete seine Aussagen auch nicht weissagend.

Ein inspiriertes Erlebnis mit Gott hatte Petrus auf dem "Heiligen Berg", wie er schreibt. Dort hörte er Gottes Stimme akustisch wahrnehmbar, das folgendes Zeugnis ablegte:

Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als von der erhabenen Herrlichkeit eine solche Stimme an ihn erging: "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe." Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren.

So verstand er, wie Propheten des AT von Gott angeredet (inspiriert) wurde. Er hatte es nun selbst erlebt. Ein ähnliches Ereignis, aber mit Jesus hatte Paulus vor Damakus, als eine Stimme zu ihm sprach:

Und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich?
Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.

[joris]

"Inspiriert von Gott" verstehe ich so:

Dafür gibt es bestimmt eine tolle Definition, allerdings kenne ich keine.

Gläubigen mit einer besonders intensiven Beziehung zu Gott wurden vom Heiligen Geist Gedanken und Visionen vermittelt, die sie dann in mündlicher oder auch in schriftlicher Form weitergaben.

Jeder Christ ist inspiriert sonst wäre er kein Christ, allerdings hat nicht jeder Christ einen Auftrag die großen Taten Gottes aufzuschreiben.

Paulus zum Beispiel war ebenso inspiriert wie es Timotheus oder Agabus war. Agabus schrieb nicht nur keine Briefe, auch von seinen Prophezeiungen ist kaum etwas überliefert worden. Es war schlicht nicht seine Aufgabe und Gott hielt es nicht für notwendig es uns zu überliefern.

Und wie kam das Wissen in die Genesis? Ich vermute: Gott hat sich mit Adam und Eva unterhalten. Die gaben die Infos dann an ihre Kinder weiter, und diese taten es ebenso, von Generation zu Generation. Irgendwann wurden die Überlieferungen dann aufgeschrieben.

Ja, genau so. Die Schriften des AT geben die großen Taten Gottes wieder. Sie zeigen was Gott sagt und wie er sich in welchen Situationen verhalten hat. Allein deshalb sind sie inspiriert und unbedingt überlieferungswürdig.

Wie kann man unterscheiden, ob man oder jemand anders von Gott inspiriert ist(wurde) oder ob nicht doch sein eigenes Gedankengut involviert ist?

"Man" kann das nicht unterscheiden. Jemand mit innewohnenden Heiligem Geist erkennt Menschen in denen dieser Geist ebenfalls Wohnung genommen hat.

[Helmuth]

Dafür gibt es bestimmt eine tolle Definition, allerdings kenne ich keine.

Magdalenas Ansatz war schon brauchbar. Wir brauchen keine wissenschaftliche Definition sondern mehr ein Verständnis. Immerhin schrieben die Apostel das in ihren Briefen nieder. Damit hat es auch seine Bedeutung.

Ich sehe darin einen Informationsfluss, wie Gott durch den wirksamen Heiligen Geist seine Botschaft bis zu uns ins Herz trägt. Ich skizziere dazu drei Schritte.

1) Gott redet zu einem auserwählten Menschen. Dieser erzählt es weiter. Danach schreibt er oder ein anderer diese Worte nieder. Damit einher gehen natürlich alle damit verbundenen Auswirkungen und Erlebnisse.

2) Nun wird dieser Bericht als Schrift erhalten und weiter überliefert, bis du sie eines Tages vorgelesen bekommst, selbst liest oder auf mündlichem Wege übermittelt bekommst.

3) Nimmst du die damit vermittelte Botschaft in dein Herz auf, bist auch du davon persönlich inspiriert worden. Wenn nicht wurdest du davon nicht inspiriert.

Jeder in diesem Informationsfluss ist von dieser Botschaft als von Gott inspiriert. Du kannst den Fluss nach dir nun stoppen, indem du die weitere Weitergabe unterbindest oder den Informationsgehalt durch dich aufrecht hältst indem du wieder andere damit inspirierst.

[Helmuth]

Zu diesem Thema ist mir ein neuer Aspekt gekommen. Der Begriff Inspiration, wie er im Wort Gottes verwendet wird, ist an sich unglücklich gewählt. Er stammt aus der Theologie und man hat sich hier durch 2 Tim. 3:16 m.E. verwirren lassen.

Dort wird üblicherweise übersetzt mit „Alle Schrift ... inspiriert ... “ etc., aber eigentlich steht hier nicht „inspiriert“. Denn dieses seltene Wort, das an dieser Stelle verwendet wird, ist keine Eingabe sondern eine Ausgabe. Gott hat durch seinen Geist Worte ausgehaucht, die uns in der Folge inspirieren.

Die Redewendung, dass das Wort Gottes inspiriert sei, ist daher ein sprachlicher Nonsens, denn nicht Gottes Wort ist inspiriert, sondern der Mensch wird dadurch inspiriert.

Wer Interesse hat das mit mir weiter zu diskutieren, bitte sagen, denn ich denke, dass man basierend auf diesem Missverständnis eine völlig flache Theologie aufgebaut hat.

[Hiob]

nicht Gottes Wort ist inspiriert, sondern der Mensch wird dadurch inspiriert.

Sprachlich absolut richtig - aber anders kenne ich es gar nicht (auch nicht in der Theologie). - Deinen Thread-Titel habe ich nie anders verstanden.

[Spice]

... 2 Tim. 3:16... wird üblicherweise übersetzt mit „Alle Schrift ... inspiriert ... “ etc., aber eigentlich steht hier nicht „inspiriert“. Denn dieses seltene Wort, das an dieser Stelle verwendet wird, ist keine Eingabe sondern eine Ausgabe. Gott hat durch seinen Geist Worte ausgehaucht, die uns in der Folge inspirieren.

Die Redewendung, dass das Wort Gottes inspiriert sei, ist daher ein sprachlicher Nonsens, denn nicht Gottes Wort ist inspiriert, sondern der Mensch wird dadurch inspiriert.

Das Wort, das da im Griechischen steht, heißt "theopneustos" und ist zusammengesetzt aus "theo" = Gott und "pneuma" = Geist, von dem "pneustos" abgeleitet ist. Also würde das heißen "alle Schrift ist "gottgeistig".