Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 12. Nov 2020, 11:50
Wenn man als Vorannahme keinen freien Willen postuliert, darf jedoch Verantwortung keine Bedeutung erhalten und dann gibt es auch keine Schuld.
Das ist nach wie vor ein wichtiges und ungelöstes Thema. - Bei aller Zustimmung ins Nebelhafte hinein müssen im zweiten Schritt knallharte Fragen beantwortbar sein, die ich gestellt habe:
* Was tut man mit Geistes-Kranken, die unter Zwang handeln? - Dafür gibt es gute Beispiele aus der Psychiatrie, aber auch im Alltag. - Wie beurteilt man solche Fälle in Hinblick auf "Verantwortung" und "Schuld"?
* Wie urteilt man, wenn ein (säkularer) Mensch nach bestem Wissen und Gewissen etwas tut, was christlich gesehen Sünde ist? - Das kommt jeden Tag millionenfach vor.
Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 12. Nov 2020, 11:50
Mit der Vorannahme, dass Adam ein willensloses Kind ist, hast du recht.
Selbst wenn ich unrecht hätte, bliebe die Frage, warum Gott Menschen in eine Versuchungs-Situation hineinschickt, wenn er keinen höheren Grund dazu hat. - "Hineinschickt", weil es Gott ist, der diesen Baum hinstellt.
Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 12. Nov 2020, 11:50
Gott ist das absolute Du für den Menschen, schon im Paradies.
Ist für ein Embryo die Mutter ein "Du"? - Ich glaube eher, dass in dieser Phase nur ein "Wir" ist.
Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 12. Nov 2020, 11:50
Dualismus beginnt erst, wenn man ICH-DU gut und böse zuordnet.
Das sehe ich allgemeiner: Die Ich-Erkenntnis bedeutet immer auch, dass sich Wir-Bewusstsein (Embryo im Bauch/Adam im Paradies) aufspaltet in Du und Ich - so wie sich ein Neutron aufspaltet in Proton und Elektron (das ist der Grund, warum Gott Eva nicht separat schafft, sondern Eva aus der Rippe Adams kommt - so wie das Elektron aus dem Neutron kommt und somit das Neutron zum Proton macht).
Sind aber Ich und Du separiert, gibt es zwei Orientierungs-Größen - vorher gab es nur eine, nämlich der Mensch in Gott, also EINS. - Gibt es aber zwei Orientierungs-Größen, haben beide ein Eigenleben. - Gibt es aber dieses Eigenleben, sind diese beiden Eigenleben nicht identisch - wir haben also einen Dualismus.
Was ist "gut" und "böse"? - In Anlehnung an Augustinus wäre "gut" das Vollkommene in Gott und "böse" der Mangel an Vollkommenheit: "böse = gut - x". - Das ist die grundlegende, phänomenische Aussage. ---- Dieser Mangel drückt sich dann aus in das Negative, was wir erlebend beklagen.
Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 12. Nov 2020, 11:50
Und hier sind wir wieder bei der Verantwortung. Wenn man sich im ICH der Liebe verantwortlich weiß, kann man dem DU ohne diesen Dualismus begegnen.
Theoretisch ist das richtig - bei Ehen im Sinne des Sakraments der Ehe auch praktisch (Verschmelzung bei der körperlichen Verbindung) - oder bei Zölibatären, die ihr Leben ganz Gott widmen (Stichwort: Maystik). - Aber das ist ein Idealzustand, der im Irdischen ständig durchbrochen wird.
"Wenn man sich im ICH der Liebe verantwortlich weiß" schreibst Du - ja, aber wer tut das? -- So richtig Deine Aussagen idealiter wahr sein mögen: Das versteht heute (so gut wie) keine Sau. - Man "weiss" es eben NICHT - ist man dafür "verantwortlich"?
Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 12. Nov 2020, 11:50
Stelle dir einen dualistischen Gott vor, der im Dasein die Guten zu sich zieht und die Bösen verwirft.
Ich kann mir keinen dualistischen Gott vorstellen, weil dies nach meinem Glauben dem Wort "Gott" grundlegend widerspricht. - Im übrigen gibt es nicht DIE Guten und DIE Bösen, sondern nur DAS Gute und DAS Böse im Menschen.
Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 12. Nov 2020, 11:50
Dann hätte er nicht zur Rettung seinen Sohn gesandt.
Gott kommt in Jesus ins Irdische, weil er als Mensch einen Weg bahnt, den ein Mensch, der nicht gleichzeitig Gott ist, nicht bahnen KANN. - Denn nur Gott als Mensch kann den Dualismus zwischen göttlich Du und menschlichem Ich in EINS aufheben. - Ein Nur-Mensch kann das nicht.
Das ist ein GRUNDLEGENDES Ding und hat nichts mit Willen oder Nicht-Willen zu tun - auch nicht mit Verantwortung.