Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Themen des Neuen Testaments
Anthros
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Gnade als Ungeschuldetes

Beitrag von Anthros »

Magdalena61 hat geschrieben: So 29. Nov 2020, 21:07
Anthros hat geschrieben: Fr 27. Nov 2020, 21:13 1) Was bedeutet "Gnade"?
Laut Katechismus der RKK:
Wir haben unsere Rechtfertigung der Gnade Gottes zu verdanken. Die Gnade ist das Wohlwollen, die ungeschuldete Hilfe, die Gott uns schenkt, um seinem Ruf zu entsprechen. Denn unsere Berufung ist es, Kinder Gottes zu werden [Vgl. Joh 1,12-18], seine Adoptivsöhne [Vgl. Röm 8, 14-17], teilzuhaben an der göttlichen Natur [Vgl. 2 Petr 1,3-4.] und am ewigen Leben [Vgl. Joh 17,3.].
Quelle
Super formuliert, das versteht aber wahrscheinlich mal wieder kaum jemand (Kirchendeutsch).
Super formuliert mag es sein, wenn man doch nur wüsste, worauf es sich konkret bezieht.

Den ersten Satz im Zitat kann ich nicht so recht nachvollziehen. Von welcher unsriger Rechtfertigung wird denn da nur gesprochen?

Der zweite Satz spricht von einer ungeschuldeten Hilfe, die dazu wäre, um Gottes Ruf entsprechen zu können.
Das spricht also von einer Hilfe, die uns nicht geschuldet sei, denn da sei keiner, der in unserer Schuld stehe, der aber trotzdem Hilfe böte. Diese wird begründet mit Gottes Ruf, die die Berufung des Menschen zur Gotteskindschaft bedeute.
Es fallen einige Begriffe mit der Frage, ob diese auch richtig verstanden werden können, um das Ganze zu verstehen. Wird von "Gotteskindschaft" als Berufung gesprochen, spricht das im Zusammenhang mit der katholischen Erziehung eine infantil unterwürfige Haltung an, ruft sie hervor, verstärkt sie, die sich bestätigt fühlen mag mit Ausdrucksweisen mancher Wörter wie "Wohlwollen".
Das will also gar nichts gegen das Kirchendeutsch gesagt sein, es hat als solches seine Berechtigung, wie es beim Behördendeutsch ist, nur bedarf es seiner rechten Übersetzung in ein verständliches Deutsch, das die Seele fördert und wachsen lässt und nicht klein lassen lässt.
Elli

Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von Elli »

Gnade ist, wenn eine Strafe per Gesetzt ausgesprochen wurde und dennoch, ein oberster Richter den Straftäter aus bestimmten Gründen begnadigt, so dass er seine Schuld nicht mehr, so wie ausgemacht, bezahlen muss.
Das zuvor ergangene Urteil wird dabei nicht zurückgenommen. Wäre es so, dann wäre das keine Begnadigung.

Im christlichen Sinne, wird unsere Sündenschuld nicht einfach so weggewischt, als hätte sie nie existiert. Unser Schuldschein konnte nur Jesus als sündloser Mensch bezahlen und zerreißen. Nur, weil unsere Sündenschuld bereits bezahlt wurde, kann uns Gott begnadigen. Diese Gnade können wir uns nicht verdienen. Warum nicht, weil Gott sagt, wenn du sündigst musst du sterben. Können wir unsere Sünden selbst bezahlen? Nein, dass geht nicht. Wenn Gott sagt, jeder Sünder muss sterben, dann ist das ein unumstößliches Gesetz. Jesus ist für uns in den Tod gegangen.

Unser Herr Jesus musste sterben, um uns von unserer Schuld zu entsühnen. Weil wir diese Schuldeinlösung nicht verdient haben, heißt es, dass unser Vater uns begnadigt.
Ohne unsere Annahme des stellvertretenden Opfer Jesus, können wir die Gnade im Glauben nicht erkennen und danach unser Leben ausrichten..

LG
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ProfDrVonUndZu
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Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Elli hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 12:35 Ohne unsere Annahme des stellvertretenden Opfer Jesus, können wir die Gnade im Glauben nicht erkennen und danach unser Leben ausrichten..
Die Annahme wird deutlich erschwert, wenn sie einfach nur infantile Gläubigkeit verlangt und jede logische bzw. kausale Herleitung vermissen lässt. Die Ursünde geht auf den ersten Adam zurück. Durch ihn sind Sünde und Tod zu allen Menschen vorgedrungen. Das scheint ungerecht, das ist es auch. Trotzdem ist die Bibel hier nur deskriptiv. Die Verantwortung des einzelnen Menschen und des menschlichen Kollektivs kann das weder gut machen noch die Verantwortung tragen. So gerecht oder ungerecht die Ursünde auch war und ist, so neutralisierend wirkt das Opfer Jesu, das uns von der Last der eigens auferlegten Schuld und Verantwortung befreit und sie zurück auf Gottes Wirken führt.
Offenbarung 1,3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!
Elli

Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von Elli »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 14:42 Die Annahme wird deutlich erschwert, wenn sie einfach nur infantile Gläubigkeit verlangt und jede logische bzw. kausale Herleitung vermissen lässt. Die Ursünde geht auf den ersten Adam zurück. Durch ihn sind Sünde und Tod zu allen Menschen vorgedrungen. Das scheint ungerecht, das ist es auch. Trotzdem ist die Bibel hier nur deskriptiv. Die Verantwortung des einzelnen Menschen und des menschlichen Kollektivs kann das weder gut machen noch die Verantwortung tragen. So gerecht oder ungerecht die Ursünde auch war und ist, so neutralisierend wirkt das Opfer Jesu, das uns von der Last der eigens auferlegten Schuld und Verantwortung befreit und sie zurück auf Gottes Wirken führt.
Nein, ist nicht ungerecht, unser Gott ist gerecht.

Infantile Gläubigkeit ist nicht unbedingt etwas Schlechtes. Kinder und Minderbegabte können durchaus in einem gesunden Glauben leben. Sie hinterfragen nicht zu viel, sie glauben einfach. Das hat durchaus Vorteile.

Nicht wenige Studierende haben viel Wissen und doch keinen Glauben.

Ich würde Wörter wie neutralisierend nicht verwenden. Es wirkt so als würde man zwei Substanzen zusammenmischen, wobei etwas Neurales herauskommt. Jesus Opfertod war so groß, dass wir die ganze göttliche Größe und Gnade mit unserem Verstand eh nie richtig und allumfassend verstehen können. Unsere Gnade wurde teuer erkauft, es gibt keine billige Gnade.

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Anthros
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Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von Anthros »

Elli hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 12:35 Nur, weil unsere Sündenschuld bereits bezahlt wurde, kann uns Gott begnadigen.
Dann könnte eifrig weitergesündigt werden, sind ja schon vergeben und bezahlt.
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PeB
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Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von PeB »

Anthros hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 15:07
Elli hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 12:35 Nur, weil unsere Sündenschuld bereits bezahlt wurde, kann uns Gott begnadigen.
Dann könnte eifrig weitergesündigt werden, sind ja schon vergeben und bezahlt.
Wer eifrig weitersündigt, erfüllt aber die Bewährungsauflage nicht.
Die Bewährungsauflage lautet: den Namen Jesu bekennen und im Glauben an seine Auferstehung für unsere Sünden bleiben. Wer das glaubt, kann aber nicht eifrig weitersündigen. Damit wäre er dann nicht mehr im Glauben.
We were talking about the love that's gone so cold
And the people who gain the world and lose their soul
(The Beatles, 1967)
Elli

Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von Elli »

Anthros hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 15:07 Dann könnte eifrig weitergesündigt werden, sind ja schon vergeben und bezahlt.
Solche Gedanken, können logischerweise kommen. Ist leider so, dass einige meinen, egal was wir auch machen, unser Herr Jesus hat den Preis bezahlt. Wir stehen unter der Gnade, wir sind gerettet.

Paulus greift diese Gedanken auf.

Römer 6, 1
1Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächtiger werde?

Roemer 6:15
Wie nun? Sollen wir sündigen, dieweil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!

Ohne vorherige Reue oder Buße tun, keine Gnade. Wenn wir sündigen und wir es nicht bereuen, haben wir keine Gnade.
Manche meinen sie hätten immer die Gnade, weil man nicht aus Gottes Gnade fallen könne. Das ist nicht biblisch. Immer, von Anfang an forderte Gott Reue ein.

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ProfDrVonUndZu
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Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Elli hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 15:01 Nein, ist nicht ungerecht, unser Gott ist gerecht.
Die vom Menschen begangene Ursünde war ein Unrecht. Die Menschen können sie und die darauf folgenden Fehler nicht wieder begradigen. Der Irrglaube, die "Fehler der Natur" aber korrigieren zu können, ist Mutter aller menschlichen Ideologien : Der Mensch könne sich selber am Schopf aus dem selbstgemachten Sumpf heraus ziehen. Der selbstgemachte Sumpf wird dabei allerdings als fehlerbehaftete Natur verstanden.
Elli hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 15:01Infantile Gläubigkeit ist nicht unbedingt etwas Schlechtes. Kinder und Minderbegabte können durchaus in einem gesunden Glauben leben. Sie hinterfragen nicht zu viel, sie glauben einfach. Das hat durchaus Vorteile.
Kinder haben auch eine natürliche Intuition bis zu einem gewissen Alter. Die ist aber im Begriff der Infantilität nicht unbedingt mitgedacht. Infantiler Glaube kann und sollte hier schon eher als Oktroy verstanden werden. Das ist eigentlich nicht mal Glaube im Sinen von Vertrauen, sondern Aberglaube und Konformitätszwang.

Elli hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 15:01 Ich würde Wörter wie neutralisierend nicht verwenden. Es wirkt so als würde man zwei Substanzen zusammenmischen, wobei etwas Neurales herauskommt. Jesus Opfertod war so groß, dass wir die ganze göttliche Größe und Gnade mit unserem Verstand eh nie richtig und allumfassend verstehen können. Unsere Gnade wurde teuer erkauft, es gibt keine billige Gnade.
Ich beziehe mich im Zusammenhang mit Römer 5,17 auf
Kolosser 2,13 Und euch, als ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat;
14 als er ausgetilgt die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die wider uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte;
Der Status des Menschen wurde auf 0 gesetzt. Er hat weder Guthaben noch Schuld. Diese beiden Begriffe bilden ja erst die Vorstellung von Leistung und Fehlleistung, welche die Menschen in den Teufelskreis führen und heute bei kapitalistischer Überakkumulierung und totaler Ausbeutung angekommen sind.
Offenbarung 1,3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!
Elli

Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von Elli »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 30. Nov 2020, 15:33 Infantiler Glaube kann und sollte hier schon eher als Oktroy verstanden werden. Das ist eigentlich nicht mal Glaube im Sinen von Vertrauen, sondern Aberglaube und Konformitätszwang.
Dann wäre es besser, nicht infantil zu schreiben, sondern Aberglaube und Konformitätszwang. Ich mache das gar nicht so kompliziert Entweder glauben wir so wie unser Gott das möchte, oder nicht. Wie wir was mit irgendwelchen Ausdrücken noch zusätzlich benennen, bringt uns nicht weiter. Entweder wir sind in Jesus oder nicht.

Und das völlig ohne Stand, Bildung und Herkunft. Wie ich schon schrieb, Kinder, Minderbegabte können es einfacher haben im Glauben zu bleiben. Bei Gebildeten ist die Versuchung sich über Ungebildete zu erheben sehr hoch. Was hilft es wenn man die Schrift zitieren kann und doch keinen Glauben hat.
Haste keinen Glauben, wird die erforderte Reue auch nicht vorhanden sein. Ohne Reue, keine Gnade. So ist das, da kann man sich noch so erhaben fühlen.
Ich beziehe mich im Zusammenhang mit Römer 5,17 auf
Kolosser 2,13 Und euch, als ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat;
14 als er ausgetilgt die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die wider uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte;
Der Status des Menschen wurde auf 0 gesetzt. Er hat weder Guthaben noch Schuld. Diese beiden Begriffe bilden ja erst die Vorstellung von Leistung und Fehlleistung, welche die Menschen in den Teufelskreis führen und heute bei kapitalistischer Überakkumulierung und totaler Ausbeutung angekommen sind.
Nein, so sehe ich das nicht. Mein Status ist nicht auf Null gesetzt. Meine Identität bleibt, ich bin auch nicht ohne Sünde, ich muss ständig um die Gnade Gottes bitten. Ich darf in der Gnade Gottes mich heiligen lassen. Ich lebe ständig in der unverdienten Gnade Gottes. Ich darf mich von der Gerechtigkeit Jesus ummanteln lassen.

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Spice
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Re: Gnade vgl. Ansehen der Person Röm. 2.11

Beitrag von Spice »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 29. Nov 2020, 14:47 Das ist aber nicht das, was ich sagen wollte nur in einfach. Erfolg durch richtiges Tun ? Nein das wäre Belohnung. Gnade erwartet einen verantwortungsvollen Umgang, sie geht gewissermaßen in Vorleistung.
Wenn man von der allgemeinen Gnade spricht, die grundsätzlich jedem Menschen dadurch gewährt ist, dass er eine unsterbliche Seele ist, und damit zu seiner Göttlichkeit - s. "verlorener Sohn" - zurückkehren kann.
Sonst hängt es mit richtigem Tun zusammen: Wenn man die Teile einer Maschine richtig zusammenbaut, funktioniert sie. Erfolgreiches Tun. Wenn man aus dem Ewigen lebt, wird man heil und glücklich. Erfolgreiches Tun!
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