Hiob hat geschrieben: ↑So 27. Dez 2020, 23:15
Auch ich trenne begrifflich diese Drei, weil mit dem leiblichen Tod der Leib stirbt. - Jesus kann also als Geistleib irdisch sichtbar (offenbart) werden, wobei dieser Leib "im Himmel" rein geistig sein könnte. - Einverstanden?
Ja. Die begriffliche Trennung ist auch korrekt. Geist-Seele-Leib sind verschieden. In Christus und durch Gott sind alle drei jedoch eine Einheit und bilden erst das ganze menschliche Wesen. Das christliche Menschenbild ist durch Jesus völlig anders und neu in die Weltgeschichte eingetreten.
Gnostiker trennen dies je nach Lehrart (nicht vergessen: es gibt nicht die Gnosis): Etwa, dass nur der Geist göttlich ist (und z.B. auch wieder zu Gott werden kann) und der Leib nur lästiges Hindernis. Oder dass nur die Seele die Ursubstanz des Menschen (mal vergänglich, mal unsterblich) und sich über mehrere Durchgänge selbst veredelt u.s.w..
Allversöhnung muss man aus meiner Sicht ganz anders begründen. - Aber interessant, dass dieser Begriff hier auftaucht.
Richtig. Aber geistesgeschichtlich liegt in der Gnosis (aufbauend auf antike Mysterienkulte) das Fundament. Du vertrittst eine AV, die bereits ihre philosophische Logik (das ist keine negative Konnotation) auf Christus aufbaut.
"Als Jesus am Kreuz war, hat Gott exakt dasselbe Leid erfahren - er war halt körperlich-irdisch nicht da".
So ist es. Besonders wenn beim Menschen Leid durch Sünde entsteht, ist immer Gott als erster betroffen: Gerade der Vater, der seine geliebten Geschöpfe nicht leiden sehen will und der Sohn, der das Leid seiner geliebten Geschöpfe in Liebe verwandelt hat und die Sünde der göttlichen Gerechtigkeit zugeführt.
Wenn aber der Logos von Gottes Wesen ist, kann es nicht neben Jesus sein, sondern muss aus Jesus sein, wenn Jesus Gott ist. -- Ich wittere den Einbruch, wenn man diese Frage verneint, weil dann gleich wieder der Logos als Demiurgisches verstanden werden kann (richtig?)
Es gibt eine im Platonismus entstandene gnostische Lehre (Marcion), in der sich der Logos wieder von Christus nach der Auferstehung getrennt hat. Der Logos als die wesenhafte Möglichkeit Gottes, durch seine Weisheit und Allmacht im gesprochenen Wort das zu schaffen, was es aussagt, gehört dabei allein dem "guten" Gott dem Demiurgen, richtig.
Eben - das heißt aber AUCH: In der Ewigkeit gibt es keine DREI Personen, sondern nur EINE - "wieso auch, es ist ja keine differenzierende zeitliche Notwendigkeit gegeben". - Oder anders: In der Visio Beatifica gibt es nur den EINEN Gott.
Hier eben nein: Was bleibt ist nämlich, dass allein der Sohn menschliches Fleisch an- und mitnahm und die Relationen Vater-Sohn-Hl. Geist ewig bestehen. In der Bibel der Vater als gebender, der Sohn als empfangender und hingebender, der Hl. Geist als vom Sohn und Vater "gehaucht", also die personifizierte Liebe zwischen beiden. Hier (im "Filioque") findet sich übrigens der einzige bedeutende Lehrunterschied zwischen orthodoxer und lateinischer (und evangelischer) Kirche: die Orthodoxie sagt, der Hl. Geist wird vom Vater gehaucht.
Jesus wäre als der Wegbegleiter von Alpha bis Omega, aber im Omega selbst als Jesus nicht mehr eigens identifizierbar.
Hier bleibt die Frage: Kann ein Geschöpf und Materie im alleinigen absoluten Geist, der Gott ist, bestehen? Dann müsste man auch bewerten: Ist der Mensch dann doch jemand, der selbst ein Gott ist? Oder anders ausgedrückt: Was ist, wenn der Mensch allein durch die Augen des Sohnes Gott schauen kann? Auch der Mensch wird in Gott dessen Qualitäten hinsichtlich dessen Relationen unterworfen sein. Und um deine Sicht der VB indirekt zu bestätigen: Der Mensch sieht durch Gott in Gott Gott. Was er schaut, kann nur der eine Gott sein durch den einen Gott, der es ihm im Sohn ermöglicht hat. Ist das irgendwie verständlich?
da sind immer noch zu viele Sprachregelungen im Weg, die ich noch nicht entschlüsselt habe.
Wie gut, dass uns Gott durch die Sprache des Herzens geschaffen und erlöst hat und uns diese Sprache auch mitgegeben: die Liebe. Der Verstand darf ihr dann folgen, damit er auch zu seinem Recht kommt.
Begriffe wie "Vater/Sohn/Geist = Offenbarungsgröße Gottes" und "Allversöhnung" und andere scheinen Argumente zu eröffnen, die ins Falsche führen - bspw:
1) "Dann hat ein Demiurg die Welt erschaffen"
2) "Dann macht ja jeder, was er will"
3) "Dann wäre Gott nicht gerecht"
4) etc.
Man muss sich vor Augen führen, dass sich die christliche Lehre über 2 Jahrtausende durch die Zeitgeistströmungen manövriert hat, um dabei auf dem richtigen Kurs zu bleiben. Aus der heutigen Zeit kennen wir es doch auch: da wurden Begriffe verdreht, absichtlich missverstanden, mit neuem Inhalt versehen, alles nur, um gegen diese machtvolle und zum guten führende christliche Geisteshaltung (weil sie von Gott kommt) anzukämpfen. Denn im Menschen will auch die Sünde siegen.
Deshalb ist es wichtig, einerseits "Kante zu zeigen", andererseits den Auftrag und den Willen Gottes zu folgen, möglichst allen Menschen die frohe Botschaft zu verkünden, sie dort abzuholen, wo sie stehen, eben weil Gott will, dass alle gerettet werden. Schnell wird die Kirche dann bei den einen "fundamental", meist aus einem falschen Verständnis von Freiheit und Humanismus, bei den anderen zu weltlich, mit Irrlehrern abgebend, nicht christlich gläubig genug.
Ich wünschte mir seitens der Kirche das Interesse, christliche geistliche Botschaften von Formeln in Substanz zu übersetzen. - Aber das wäre ein anderes Thema.
Vielleicht übersiehst du da etwas substantielles: die christliche geistliche Botschaft hat bereits ihre Substanz in der caritativen Nächstenliebe verwirklicht. Sie ist nicht allein dazu da, sie sprachlich in die Zeit hinein in Formeln konform zu gestalten, sondern als Frohbotschaft verkündet zu werden.
Diese Substanz ist einerseits so selbstverständlich, dass man sie nicht mehr erkennen mag, andererseits, weil manche Christen so defensiv und griesgrämig herumlaufen, dass sich die Welt fragen darf, was denn nun dieser Jesus am Menschen so freudig und siegreich zu verändern mag.