Hiob hat geschrieben: ↑Fr 12. Mär 2021, 13:09
Otto2 hat geschrieben: ↑Fr 12. Mär 2021, 11:26
Man muß allerdings sagen, die Unschuldvermutung gilt nicht absolut, streng genommen sogar nur für den Richter.
Moment: Darf ich einfach öffentlich sagen oder schreiben: "Ich vermute, dass Otto2 pädophil ist"?
Nein, Hiob, das wäre etwas anderes und zwar wäre dies eine Verleumdung oder üble Nachrede, bei dem Begriff der Unschuldvermutung hingegen, die sich aus dem Grundsatz in dubio pro reo ableitet, sind die Strafverfolgungsbehörden in der Pflicht dieses Prinzip anzuwenden. Und zwar genauer, der Richter und die Polizei, die in alle Richtungen, also auch Entlastungsmomente recherchieren muß.
Sollte die Presse Behauptungen aufstellen, die die Persönlichkeitsrechte verletzten, machen sie sich strafbar und können verklagt werden. Allerdings haben rhetorisch geschulte Journalisten einen Spielraum, indem sie subtil durch fragend konstruierte Zusammenhänge, solche Formulierungen finden, die einen bestimmten Eindruck erwecken, dennoch nicht strafbar und von der Pressefreiheit gedeckt sind. Man kann also durchaus unterschwellig mit Dreck beworfen werden und dagegen wehrlos sein.
Das wird jeder, der die Medien und um ihre Vorgehensweisen weiß, kennen und fürchten.
Otto2 hat geschrieben: ↑Fr 12. Mär 2021, 11:26
Die Presse ist ja gehalten von einem ''mutmaßlichem Täter" oder Tatverdächtigem zu schreiben.
Ja, schon - aber doch nur, wenn ein Staatsanwalt (und nicht Hiob) von einem "hinreichenden Tatverdacht" spricht, oder nicht? - Übertragen auf das Thread-Thema: Wo gibt es in Sachen "Missbrauch" einen staatsanwaltlich (!) geäußerten "hinreichenden Tatverdacht"?
Nein, die Presse kann eigene Verdachtsmomente so formulieren, dass sie weder Persönlichkeitsrechte verletzt noch die Pressefreiheit überschreitet. Nur der Staatsanwalt ist an eine Beweiskette gebunden, die bei hinreichender Beweislage aus einem mutmaßlichten Täter ein überführten Täter macht. In Sachen Missbrauch muß der Staatsanwalt den Einzelfall betrachten und dann die Beweislage bewerten, ob es zu einer Anklage reicht oder nicht. Einen Generalverdacht gibt es nicht.
Man muß immer unterscheiden, wo man sich befindet. Die Strafprozessordnung ist das Handlungsgerüst innerhalb dessen sich die Strafverfolgung bewegt. Die Presse hat da ganz andere Handlungsoptionen und weiß ihre Grenzen auszuschöpfen.
Otto2 hat geschrieben: ↑Fr 12. Mär 2021, 11:26
Du wirst es vielleicht nicht glauben, es gibt Personen, die halten sich für außerhalb unseres Rechtsgefüges und sogar berechtigt sich darüber zu stellen.
Warum greift da die Judikative nicht ein? Weil man sich daran gewöhnt hat? Gewohnheitsrecht ÜBER dem Recht? Frag da mal Deine Frau.
Nein, bei der Rechtsbeugung gibt es natürlich keine Gewohnheit. Die Frage ist aber, warum sich einige sicher sein können, nicht strafrechtlich verfolgt zu werden.
Wo kein Kläger, da kein Richter heißt es sinnigerweise. Ich kann da auch nicht soviel schreiben, eines ist mir aber klar geworden, Gesetzesanwendungen sind variabel und von kreativen Wahrheiten begleitet. Symbolisch gesehen ist Justitia keineswegs blind, um es mal so auszudrücken.
Otto2 hat geschrieben: ↑Fr 12. Mär 2021, 11:26
Die Medien leben ja von ihren 'Darstellung-und Schreibkünsten', den Sensationen, dem Unglück, der gesteuerten Meinungs-und Gefühlswelt. Ihr ureigenstes Metier, auf das sie noch stolz sind.
Naja - eigentlich verwahren sich die sogenannten seriösen Medien dagegen und verweisen auf ihre Überparteilichkeit und Aufgeklärtheit.
Wer's glaubt wird selig kann man da nur antworten
Otto2 hat geschrieben: ↑Fr 12. Mär 2021, 11:26
Ist nicht das eine aus dem anderen hervorgegangen?
Ja - aber nicht in inhaltlicher Logik, sondern eher im Sinne von "Wir machen es ganz anders". - Das würde heißen, dass meine Enkel wieder etwas mehr werden wie ihre Großeltern.
Ich sehe da eher eine devolutive Abwärtsbewegung, die sich gegenseitig bedingt, dennoch eine Richtung nach unten vorgibt. Die Enkel könnten also noch schlimmer werden als ihre Großeltern. Die Firnis der Zivilisaton ist dünn und am Abschmelzen wie die Gletscher in den Alpen. Leider habe ich da eine pessimistische Sicht.