PeB hat geschrieben: ↑Mo 22. Mär 2021, 19:12
Timmi hat geschrieben: ↑Mo 22. Mär 2021, 17:42
Gerade Matthäus 28 ist eine nachträglich eingefügte Formulierung
Euer Problem ist, dass ihr Bibelpassagen streichen müsst, um euer Bild konsistent zu erhalten.
Gut, kommen wir also zu Matthäus 28 und dem Taufbefehl.
Auffällig ist, dass diese triadische Reihung in anderen neutestamentlichen Verweisen auf die Taufe nicht vorkommt und nur von einer Taufe 'auf den Namen Jesu Christi' die Rede ist. (Apostelgeschichte 2:38, 10:48) oder 'auf den Namen Jesu, dem Herrn' (Apg.8:17, 19:5).
Liest man nach, ist die triadische Taufformel niemals angewandt worden.
Es scheint so zu sein, dass sich die Taufformel im Laufe der Zeit triadisch änderte und diese Modifizierung den ersten Christen gar nicht bekannt war oder sie ignorierten diese Anweisung. Kann das sein?
Wie kam es dazu und ist diese Passage im Matthäusevangelium in den originalen Schriften überhaupt enthalten?
Dazu schreibt W. Schneider auf seiner Seite 'Bibelcenter' folgenden erhellenden Kommentar zu Matthäus 28:
Die Schriften von Eusebius von Cäsarea, einem der Kirchenväter jener Zeit, sind dabei von besonderer Bedeutung, denn sie weisen wichtige Besonderheiten hinsichtlich Matthäus 28,19 auf.
Eusebius war zu seiner Zeit ein sehr bedeutender und einflußreicher Mann, der unter anderem das erste größere Werk über die Geschichte der Gemeinde verfaßt hat. In einigen der von Eusebius erhalten gebliebenen Schriften zitiert er Matthäus 28,19 mit einem gänzlich anderen Wortlaut, denn dort heißt es: "machet zu Jüngern alle Völker … in meinem Namen."
Darauf verweist der kritische Apparat der 25. Ausgabe des Griechischen Neuen Testaments von Nestle/Aland.6 Von Eusebius gibt es noch andere Schriften, in denen er den Vers dann mit dem Wortlaut zitiert, den wir jetzt haben. Dabei stammen alle seine Schriften, die "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes" enthalten, aus der Zeit nach dem Konzil von Nicäa, die 18 Schriften mit dem Wortlaut "... in meinem Namen" allesamt aus der Zeit davor. Weitere und auch ausführlichere Informationen hierzu sind enthalten in der Studie Matthäus 28,19 - "Taufe im Namen der Trinität?"
Diese Tatsachen geben Aufschluß darüber, was sich zugetragen haben muß. Eusebius benutzte handschriftliche Abschriften des Matthäusevangeliums aus früherer Zeit, die alle den Wortlaut "und taufet sie in meinem Namen" hatten. Der trinitarische Wortlaut wurde nach dem Konzil von Nicäa verbindlich. Der originale Wortlaut war also vermutlich: "machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen", ohne jeglichen Taufbefehl! Dieser Wortlaut ergibt Sinn, denn das ist genau, was die Apostel und Jünger taten. Es gibt lediglich zwei erhalten gebliebene Handschriften des biblischen Textes aus dem 4. Jahrhundert, in denen Matthäus 28,19 enthalten ist, keine der vorhandenen Handschriften aus früherer Zeit enthält diesen Vers. Zu Anfang des 4. Jahrhunderts wurde Eusebius von Kaiser Konstantin beauftragt, 50 Abschriften des Neuen Testaments auf feinem Schreibpergament anzufertigen. Bis heute ist keine dieser Abschriften aufgetaucht, und ihr Verbleib ist völlig im Dunkeln.
Neben Eusebius gibt es noch einige Kirchenväter, die diesen Vers zitierten. Justin, der in der Mitte des 2. Jahrhunderts schrieb, zitierte ebenfalls an keiner Stelle in seinen Schriften "im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes"; bei den Schriften des Aphraates aus dem frühen 4. Jahrhundert verhält es sich genauso. Justin und Aphraates zitierten offenbar aus älteren Handschriften als jenen, die bis heute aufgefunden wurden.
Das ergibt für die Trinitarier ein großes Problem, denn die einzige Stelle, auf die sie sich stützen könnten, kann zur Argumentation nicht mehr herangezogen werden! Das ganze ausladende Gebilde der Trinitätslehre bricht auseinander und fällt in sich zusammen. Alle noch so schwierigen Gedankenmodelle und Erklärungsversuche können sie nicht aufrecht erhalten, wenn sie nicht von der Schrift gestützt wird.
Das ist doch sehr aufschlußreich. Alle Schriften die Eusbius anführt, die vor dem Konzil von Nicäa geschrieben wurden, enthalten den einfachen Taufbefehl auf den Namen Jesu. Danach, als die Trinität verbindlich und als Dogma bei Todesstrafe festgeschrieben wurde, enthalten die Abschriften den trinitarischen Zusatz. Gestützt wird die gewollte trinitarische Veränderung durch das gegenteilige Verhalten der Apostel, die diesen Taufbehl in trinitarischer Form gar nicht kannten und somit nicht durchführten.